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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr.

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Die Erbitterung zwischen dem deutschen und dem
englischen Oolke
von L. Lirger

or einigen Wochen erregte ein in diesen Heften (Ur. 47 vom
vergangne,: Jahre) eingehend besprochner, von äußerster Feind¬
seligkeit gegen Deutschland getragner Artikel in der Londoner
National Rsvisv starkes Aufsehen im politischen HiAlr-illo ganz
Europas. Ein Leitartikel in den Times, die schon lange gleich¬
falls von Abneigung und Mißtrauen gegen Deutschland beherrscht werden,
hatte ihm die Beachtung verschafft, die ihm sonst wahrscheinlich versagt ge¬
blieben wäre. Sein Zweck war die Herbeiführung einer Verständigung zwischen
England und Nußland über Asien, damit beide sich gemeinsam gegen Deutsch¬
land wenden könnten. Die genannte Monatsschrift nimmt für sich allein keine
solche Stellung ein, daß ein Zurückkommen auf ihre Ausführungen nötig wäre.
Sie wird hinreichend dadurch gekennzeichnet, daß sie von L. I. Maxse, dem
Sohne des frühern englischen Gouverneurs von Helgoland, redigiert wird, der
unter unsre fanatischen Gegner gegangen ist. Mit ihm zusammen wirkt ein
bekannter Gesinnungsgenosse. Sir Rowland Blenncrhasset, dessen Gattin, eme
geborne Deutsche, als deutsche Schriftstellerin bekannt ist; ferner ein bekannter
russischer Litterat, Wesselitzky, der in seinem Vaterlande unmöglich geworden
ist und sich seitdem ans Denunziationen und Hetzereien gegen Deutschland in
romanhaften, abenteuerlichem Stil geworfen hat; endlich Herr Tatischtscheff,
früher Gehilfe und auswärtiger Agent des russische" Finanzministers, der es
jetzt auch vorzieht, fern von Petersburg zu weilen. Diese Leute sind hinter
dem Zeichen ^ L 0 usw. und ähnlichen Monogrammen der MW-ni Rkv^v
zu suchen. Rechnen wir noch hinzu, daß E. Drnmont. der Herausgeber der
I'ivre- luvte. dessen Monomanie sich auf Deutschenhaß und Antisemitismus
ehrlich verteilt, zu den Mitarbeitern der Monatsschrift gehört, so tritt diese
damit in einen Rang, der es uns nahe legt, mit einem Lächeln über sie und
ihren Hochpolitischeu Humbug hinwegzugehn.


Grenzbote" I 1902


Die Erbitterung zwischen dem deutschen und dem
englischen Oolke
von L. Lirger

or einigen Wochen erregte ein in diesen Heften (Ur. 47 vom
vergangne,: Jahre) eingehend besprochner, von äußerster Feind¬
seligkeit gegen Deutschland getragner Artikel in der Londoner
National Rsvisv starkes Aufsehen im politischen HiAlr-illo ganz
Europas. Ein Leitartikel in den Times, die schon lange gleich¬
falls von Abneigung und Mißtrauen gegen Deutschland beherrscht werden,
hatte ihm die Beachtung verschafft, die ihm sonst wahrscheinlich versagt ge¬
blieben wäre. Sein Zweck war die Herbeiführung einer Verständigung zwischen
England und Nußland über Asien, damit beide sich gemeinsam gegen Deutsch¬
land wenden könnten. Die genannte Monatsschrift nimmt für sich allein keine
solche Stellung ein, daß ein Zurückkommen auf ihre Ausführungen nötig wäre.
Sie wird hinreichend dadurch gekennzeichnet, daß sie von L. I. Maxse, dem
Sohne des frühern englischen Gouverneurs von Helgoland, redigiert wird, der
unter unsre fanatischen Gegner gegangen ist. Mit ihm zusammen wirkt ein
bekannter Gesinnungsgenosse. Sir Rowland Blenncrhasset, dessen Gattin, eme
geborne Deutsche, als deutsche Schriftstellerin bekannt ist; ferner ein bekannter
russischer Litterat, Wesselitzky, der in seinem Vaterlande unmöglich geworden
ist und sich seitdem ans Denunziationen und Hetzereien gegen Deutschland in
romanhaften, abenteuerlichem Stil geworfen hat; endlich Herr Tatischtscheff,
früher Gehilfe und auswärtiger Agent des russische» Finanzministers, der es
jetzt auch vorzieht, fern von Petersburg zu weilen. Diese Leute sind hinter
dem Zeichen ^ L 0 usw. und ähnlichen Monogrammen der MW-ni Rkv^v
zu suchen. Rechnen wir noch hinzu, daß E. Drnmont. der Herausgeber der
I'ivre- luvte. dessen Monomanie sich auf Deutschenhaß und Antisemitismus
ehrlich verteilt, zu den Mitarbeitern der Monatsschrift gehört, so tritt diese
damit in einen Rang, der es uns nahe legt, mit einem Lächeln über sie und
ihren Hochpolitischeu Humbug hinwegzugehn.


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[0177] [Abbildung] Die Erbitterung zwischen dem deutschen und dem englischen Oolke von L. Lirger or einigen Wochen erregte ein in diesen Heften (Ur. 47 vom vergangne,: Jahre) eingehend besprochner, von äußerster Feind¬ seligkeit gegen Deutschland getragner Artikel in der Londoner National Rsvisv starkes Aufsehen im politischen HiAlr-illo ganz Europas. Ein Leitartikel in den Times, die schon lange gleich¬ falls von Abneigung und Mißtrauen gegen Deutschland beherrscht werden, hatte ihm die Beachtung verschafft, die ihm sonst wahrscheinlich versagt ge¬ blieben wäre. Sein Zweck war die Herbeiführung einer Verständigung zwischen England und Nußland über Asien, damit beide sich gemeinsam gegen Deutsch¬ land wenden könnten. Die genannte Monatsschrift nimmt für sich allein keine solche Stellung ein, daß ein Zurückkommen auf ihre Ausführungen nötig wäre. Sie wird hinreichend dadurch gekennzeichnet, daß sie von L. I. Maxse, dem Sohne des frühern englischen Gouverneurs von Helgoland, redigiert wird, der unter unsre fanatischen Gegner gegangen ist. Mit ihm zusammen wirkt ein bekannter Gesinnungsgenosse. Sir Rowland Blenncrhasset, dessen Gattin, eme geborne Deutsche, als deutsche Schriftstellerin bekannt ist; ferner ein bekannter russischer Litterat, Wesselitzky, der in seinem Vaterlande unmöglich geworden ist und sich seitdem ans Denunziationen und Hetzereien gegen Deutschland in romanhaften, abenteuerlichem Stil geworfen hat; endlich Herr Tatischtscheff, früher Gehilfe und auswärtiger Agent des russische» Finanzministers, der es jetzt auch vorzieht, fern von Petersburg zu weilen. Diese Leute sind hinter dem Zeichen ^ L 0 usw. und ähnlichen Monogrammen der MW-ni Rkv^v zu suchen. Rechnen wir noch hinzu, daß E. Drnmont. der Herausgeber der I'ivre- luvte. dessen Monomanie sich auf Deutschenhaß und Antisemitismus ehrlich verteilt, zu den Mitarbeitern der Monatsschrift gehört, so tritt diese damit in einen Rang, der es uns nahe legt, mit einem Lächeln über sie und ihren Hochpolitischeu Humbug hinwegzugehn. Grenzbote» I 1902

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_236523/177>, abgerufen am 29.04.2024.