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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr.

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Zur Umgestaltung der Generalkommissionen

s an in der vorigen Tagung des Abgeordnetenhauses der Abgeordnete
Herold einen Antrag ans Umgestaltung der Generalkommissionen
eingebracht hat, haben sich immer weitere Kreise mit der Frage,
ob 'und wie die General- und Spezialkommissionen umzugestalten
eien, beschäftigt, und sind immer mehr Stimmen laut geworden,
die die jetzigen Zustände kritisch würdigen und Vorschläge zu ihrer Änderung
machen. Es kann das nur als eine erfreuliche Erscheinung bezeichnet werden;
denn es handelt sich hierbei doch um eine Behörde, die. wenn sie richtig ein¬
gerichtet wird, von dem größten Einfluß auf die ländlichen Verhältnisse sein
wird. Diese Stimmen können aber nur dadurch Bedeutung gewinnen, daß ihnen
auch entgegengesetzte Auffassungen gegenübertreten und sowohl etwaige Unrichtig¬
keiten berichtigen,' als auch Bedenken gegen die gemachten Vorschläge geltend
"lachen. Das ist im vorliegenden Falle von besondrer Wichtigkeit, weil dabei
eine Gesetzgebung in Betracht kommt, die in besonders hohem Maße verwickelt
und darum weiten Kreisen unbekannt ist, sodaß nur wenig Leser imstande sem
werden, sich selbst ein zutreffendes Urteil zu bilden und die Unrichtigkeiten und
Schwächen des ihnen Vvrgetmgnen zu erkennen. Nachdem ni der Sitzung des
Abgeordnetenhauses vom 30. Januar dieses Jahres der Laudwirtschaftsmmister
selbst erklärt hat. daß von seinein Standpunkt und vom Standpunkte der land¬
wirtschaftlichen Verwaltung aus ein Bedürfnis anerkannt werde, die Genewl-
kvmmissionen in andrer Weise zu organisieren, steht zu erwarten, daß mit der
Lösung dieser Aufgabe jetzt Ernst gemacht werden wird; ein Eingehn auf sie
dürfte somit jetzt besonders zeitgemäß sein.

Die meisten bekannt gewordnen .Kritiken und Vorschläge knüpfen an den
Antrag Herolds an. Vorweg möge darum bemerkt werden, daß dieser Antrag
bei seiner ersten Beratung im Plenum in eine besondre Kommission verwiesen
worden ist. Diese hat ihn in mehreren Sitzungen durchbcraten, hierüber schrift¬
lich Bericht erstattet und beschlossen, dem Plenum folgende Resolution zur
Annahme zu empfehlen: ..Die Königliche Staatsregierung zu ersuchen, die
Organisation und das Verfahren der Generalkommissioneu auf folgenden Grund¬
lagen anderweit zu gestalten: 1. Zur Herbeiführung eines festern Zusammen--


Grenzbvwi I 1902


Zur Umgestaltung der Generalkommissionen

s an in der vorigen Tagung des Abgeordnetenhauses der Abgeordnete
Herold einen Antrag ans Umgestaltung der Generalkommissionen
eingebracht hat, haben sich immer weitere Kreise mit der Frage,
ob 'und wie die General- und Spezialkommissionen umzugestalten
eien, beschäftigt, und sind immer mehr Stimmen laut geworden,
die die jetzigen Zustände kritisch würdigen und Vorschläge zu ihrer Änderung
machen. Es kann das nur als eine erfreuliche Erscheinung bezeichnet werden;
denn es handelt sich hierbei doch um eine Behörde, die. wenn sie richtig ein¬
gerichtet wird, von dem größten Einfluß auf die ländlichen Verhältnisse sein
wird. Diese Stimmen können aber nur dadurch Bedeutung gewinnen, daß ihnen
auch entgegengesetzte Auffassungen gegenübertreten und sowohl etwaige Unrichtig¬
keiten berichtigen,' als auch Bedenken gegen die gemachten Vorschläge geltend
"lachen. Das ist im vorliegenden Falle von besondrer Wichtigkeit, weil dabei
eine Gesetzgebung in Betracht kommt, die in besonders hohem Maße verwickelt
und darum weiten Kreisen unbekannt ist, sodaß nur wenig Leser imstande sem
werden, sich selbst ein zutreffendes Urteil zu bilden und die Unrichtigkeiten und
Schwächen des ihnen Vvrgetmgnen zu erkennen. Nachdem ni der Sitzung des
Abgeordnetenhauses vom 30. Januar dieses Jahres der Laudwirtschaftsmmister
selbst erklärt hat. daß von seinein Standpunkt und vom Standpunkte der land¬
wirtschaftlichen Verwaltung aus ein Bedürfnis anerkannt werde, die Genewl-
kvmmissionen in andrer Weise zu organisieren, steht zu erwarten, daß mit der
Lösung dieser Aufgabe jetzt Ernst gemacht werden wird; ein Eingehn auf sie
dürfte somit jetzt besonders zeitgemäß sein.

Die meisten bekannt gewordnen .Kritiken und Vorschläge knüpfen an den
Antrag Herolds an. Vorweg möge darum bemerkt werden, daß dieser Antrag
bei seiner ersten Beratung im Plenum in eine besondre Kommission verwiesen
worden ist. Diese hat ihn in mehreren Sitzungen durchbcraten, hierüber schrift¬
lich Bericht erstattet und beschlossen, dem Plenum folgende Resolution zur
Annahme zu empfehlen: ..Die Königliche Staatsregierung zu ersuchen, die
Organisation und das Verfahren der Generalkommissioneu auf folgenden Grund¬
lagen anderweit zu gestalten: 1. Zur Herbeiführung eines festern Zusammen--


Grenzbvwi I 1902
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[0401] [Abbildung] Zur Umgestaltung der Generalkommissionen s an in der vorigen Tagung des Abgeordnetenhauses der Abgeordnete Herold einen Antrag ans Umgestaltung der Generalkommissionen eingebracht hat, haben sich immer weitere Kreise mit der Frage, ob 'und wie die General- und Spezialkommissionen umzugestalten eien, beschäftigt, und sind immer mehr Stimmen laut geworden, die die jetzigen Zustände kritisch würdigen und Vorschläge zu ihrer Änderung machen. Es kann das nur als eine erfreuliche Erscheinung bezeichnet werden; denn es handelt sich hierbei doch um eine Behörde, die. wenn sie richtig ein¬ gerichtet wird, von dem größten Einfluß auf die ländlichen Verhältnisse sein wird. Diese Stimmen können aber nur dadurch Bedeutung gewinnen, daß ihnen auch entgegengesetzte Auffassungen gegenübertreten und sowohl etwaige Unrichtig¬ keiten berichtigen,' als auch Bedenken gegen die gemachten Vorschläge geltend "lachen. Das ist im vorliegenden Falle von besondrer Wichtigkeit, weil dabei eine Gesetzgebung in Betracht kommt, die in besonders hohem Maße verwickelt und darum weiten Kreisen unbekannt ist, sodaß nur wenig Leser imstande sem werden, sich selbst ein zutreffendes Urteil zu bilden und die Unrichtigkeiten und Schwächen des ihnen Vvrgetmgnen zu erkennen. Nachdem ni der Sitzung des Abgeordnetenhauses vom 30. Januar dieses Jahres der Laudwirtschaftsmmister selbst erklärt hat. daß von seinein Standpunkt und vom Standpunkte der land¬ wirtschaftlichen Verwaltung aus ein Bedürfnis anerkannt werde, die Genewl- kvmmissionen in andrer Weise zu organisieren, steht zu erwarten, daß mit der Lösung dieser Aufgabe jetzt Ernst gemacht werden wird; ein Eingehn auf sie dürfte somit jetzt besonders zeitgemäß sein. Die meisten bekannt gewordnen .Kritiken und Vorschläge knüpfen an den Antrag Herolds an. Vorweg möge darum bemerkt werden, daß dieser Antrag bei seiner ersten Beratung im Plenum in eine besondre Kommission verwiesen worden ist. Diese hat ihn in mehreren Sitzungen durchbcraten, hierüber schrift¬ lich Bericht erstattet und beschlossen, dem Plenum folgende Resolution zur Annahme zu empfehlen: ..Die Königliche Staatsregierung zu ersuchen, die Organisation und das Verfahren der Generalkommissioneu auf folgenden Grund¬ lagen anderweit zu gestalten: 1. Zur Herbeiführung eines festern Zusammen-- Grenzbvwi I 1902

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_236523/401>, abgerufen am 29.04.2024.