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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr.

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Lösung harrten. Es ist selbstverständlich, daß das nicht ohne eine entsprechende
materielle Gesetzgebung möglich ist; die Kommission hat die Ausführung der
in der Resolution verlangten Änderung der Organisation und des Verfahrens
der Generalkommission nicht als das Ziel der angeregten Gesetzgebung, sondern
nur als eine Vorbedingung augesehen, von deren befriedigender Erfüllung eine
weitere planmäßige Landeskulturgesetzgebung abhängen soll. Jetzt freilich wird
sich die neue Kommission wohl zunächst darüber schlüssig machen müssen, welche
Änderungen dieser Gesetzgebung sie für nötig hält.

(Schluß folgt)




(Latholica
Von Joseph Mayer

h
i
I rhard, Professor der Kirchengeschichte an der Universität Wien
und Mitglied der dortigen Kaiserlichen Akademie der Wissen¬
schaften, wirft in seinem neusten Buche Seite 343 ff. die Frage
auf, ob es dem Einzelnen objektiv zustehe, die Aufforderung an
die Katholiken der Gegenwart zu richten, an der Versöhnung der
modernen Welt mit der katholischen Kirche treu mitzuarbeiten. Nachdem er
vorher, Seite 340 ff., die Trüger der modernen Kultur energisch zur Selbst¬
prüfung aufgefordert, sie vor einer Überschätzung ihrer eignen Ideale gewarnt
und zur Behebung ihrer nicht selten geradezu krassen Unkenntnis des Wesens
des Katholizismus ermahnt hat, schreitet er zur Beantwortung der obigen
Frage. In längern, interessanten Ausführungen gelangt er zu dem Ergebnisse,
daß der Einzelne mit vollem Recht in der angegebnen Richtung thätig sein
könne. Die historische Erfahrung, daß ein Anstoß zu einem Fortschritt irgend¬
welcher Art auf irgendeinem Gebiet immer auf die Anregung eines Einzelnen
oder mehrerer miteinander verbundnen Personen zurückgeführt werden muß,
verpflichtet sogar den, den seine Stellung und seiue Kenntnisse dazu befähigen,
die Anregung zu geben.

Wenn das genannte Buch vom universalhistorischen Standpunkt aus die
mit dem Katholizismus der Gegenwart zusammenhängenden Fragen in all¬
gemeiner Weise behandelt, so mögen die folgenden Aufsätze in einzelne Dinge
tiefer eindringen, ihre gegenwärtige Wirksamkeit und ihre innere Berechtigung
dazu darlegen, gewisse rückständige Verhältnisse berühren und ihre Moderni¬
sierung vorschlagen, manche wissenschaftlichen Richtungen skizzieren und ihren
Anspruch auf alleinige Beachtung kritisch beleuchten und allerlei sonstige wesent¬
liche oder nur zeitgeschichtlich bedeutende Seiten des theologischen oder religiös-



*) Der Katholizismus und das zwanzigste Jahrhundert im Lichte der kirchlichen Ent¬
wicklung der Neuzeit. Zweite und dritte, vermehrte Auflage. Stuttgart und Wien, Noth, 1902.
Latholicci

Lösung harrten. Es ist selbstverständlich, daß das nicht ohne eine entsprechende
materielle Gesetzgebung möglich ist; die Kommission hat die Ausführung der
in der Resolution verlangten Änderung der Organisation und des Verfahrens
der Generalkommission nicht als das Ziel der angeregten Gesetzgebung, sondern
nur als eine Vorbedingung augesehen, von deren befriedigender Erfüllung eine
weitere planmäßige Landeskulturgesetzgebung abhängen soll. Jetzt freilich wird
sich die neue Kommission wohl zunächst darüber schlüssig machen müssen, welche
Änderungen dieser Gesetzgebung sie für nötig hält.

(Schluß folgt)




(Latholica
Von Joseph Mayer

h
i
I rhard, Professor der Kirchengeschichte an der Universität Wien
und Mitglied der dortigen Kaiserlichen Akademie der Wissen¬
schaften, wirft in seinem neusten Buche Seite 343 ff. die Frage
auf, ob es dem Einzelnen objektiv zustehe, die Aufforderung an
die Katholiken der Gegenwart zu richten, an der Versöhnung der
modernen Welt mit der katholischen Kirche treu mitzuarbeiten. Nachdem er
vorher, Seite 340 ff., die Trüger der modernen Kultur energisch zur Selbst¬
prüfung aufgefordert, sie vor einer Überschätzung ihrer eignen Ideale gewarnt
und zur Behebung ihrer nicht selten geradezu krassen Unkenntnis des Wesens
des Katholizismus ermahnt hat, schreitet er zur Beantwortung der obigen
Frage. In längern, interessanten Ausführungen gelangt er zu dem Ergebnisse,
daß der Einzelne mit vollem Recht in der angegebnen Richtung thätig sein
könne. Die historische Erfahrung, daß ein Anstoß zu einem Fortschritt irgend¬
welcher Art auf irgendeinem Gebiet immer auf die Anregung eines Einzelnen
oder mehrerer miteinander verbundnen Personen zurückgeführt werden muß,
verpflichtet sogar den, den seine Stellung und seiue Kenntnisse dazu befähigen,
die Anregung zu geben.

Wenn das genannte Buch vom universalhistorischen Standpunkt aus die
mit dem Katholizismus der Gegenwart zusammenhängenden Fragen in all¬
gemeiner Weise behandelt, so mögen die folgenden Aufsätze in einzelne Dinge
tiefer eindringen, ihre gegenwärtige Wirksamkeit und ihre innere Berechtigung
dazu darlegen, gewisse rückständige Verhältnisse berühren und ihre Moderni¬
sierung vorschlagen, manche wissenschaftlichen Richtungen skizzieren und ihren
Anspruch auf alleinige Beachtung kritisch beleuchten und allerlei sonstige wesent¬
liche oder nur zeitgeschichtlich bedeutende Seiten des theologischen oder religiös-



*) Der Katholizismus und das zwanzigste Jahrhundert im Lichte der kirchlichen Ent¬
wicklung der Neuzeit. Zweite und dritte, vermehrte Auflage. Stuttgart und Wien, Noth, 1902.
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[0408] Latholicci Lösung harrten. Es ist selbstverständlich, daß das nicht ohne eine entsprechende materielle Gesetzgebung möglich ist; die Kommission hat die Ausführung der in der Resolution verlangten Änderung der Organisation und des Verfahrens der Generalkommission nicht als das Ziel der angeregten Gesetzgebung, sondern nur als eine Vorbedingung augesehen, von deren befriedigender Erfüllung eine weitere planmäßige Landeskulturgesetzgebung abhängen soll. Jetzt freilich wird sich die neue Kommission wohl zunächst darüber schlüssig machen müssen, welche Änderungen dieser Gesetzgebung sie für nötig hält. (Schluß folgt) (Latholica Von Joseph Mayer h i I rhard, Professor der Kirchengeschichte an der Universität Wien und Mitglied der dortigen Kaiserlichen Akademie der Wissen¬ schaften, wirft in seinem neusten Buche Seite 343 ff. die Frage auf, ob es dem Einzelnen objektiv zustehe, die Aufforderung an die Katholiken der Gegenwart zu richten, an der Versöhnung der modernen Welt mit der katholischen Kirche treu mitzuarbeiten. Nachdem er vorher, Seite 340 ff., die Trüger der modernen Kultur energisch zur Selbst¬ prüfung aufgefordert, sie vor einer Überschätzung ihrer eignen Ideale gewarnt und zur Behebung ihrer nicht selten geradezu krassen Unkenntnis des Wesens des Katholizismus ermahnt hat, schreitet er zur Beantwortung der obigen Frage. In längern, interessanten Ausführungen gelangt er zu dem Ergebnisse, daß der Einzelne mit vollem Recht in der angegebnen Richtung thätig sein könne. Die historische Erfahrung, daß ein Anstoß zu einem Fortschritt irgend¬ welcher Art auf irgendeinem Gebiet immer auf die Anregung eines Einzelnen oder mehrerer miteinander verbundnen Personen zurückgeführt werden muß, verpflichtet sogar den, den seine Stellung und seiue Kenntnisse dazu befähigen, die Anregung zu geben. Wenn das genannte Buch vom universalhistorischen Standpunkt aus die mit dem Katholizismus der Gegenwart zusammenhängenden Fragen in all¬ gemeiner Weise behandelt, so mögen die folgenden Aufsätze in einzelne Dinge tiefer eindringen, ihre gegenwärtige Wirksamkeit und ihre innere Berechtigung dazu darlegen, gewisse rückständige Verhältnisse berühren und ihre Moderni¬ sierung vorschlagen, manche wissenschaftlichen Richtungen skizzieren und ihren Anspruch auf alleinige Beachtung kritisch beleuchten und allerlei sonstige wesent¬ liche oder nur zeitgeschichtlich bedeutende Seiten des theologischen oder religiös- *) Der Katholizismus und das zwanzigste Jahrhundert im Lichte der kirchlichen Ent¬ wicklung der Neuzeit. Zweite und dritte, vermehrte Auflage. Stuttgart und Wien, Noth, 1902.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_236523/408>, abgerufen am 29.04.2024.