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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

seiner Ansicht nach ungerechten Bodenrecht schiebt er dem Apostel Paulus zu, der
das Christentum durch römische und rabbinische Anschauungen verdorben habe. Jesus
habe das Gesetz des Mosis erneuert und vollendet, das nicht jüdischen, sondern
ägyptischen Ursprungs gewesen sei. Zur Charakteristik der Anschauungen des Ver¬
fassers teilen wir ein paar Sätze aus dem Eingang seiner Schrift mit. Er zitiert
eine Stelle aus Heines Memoiren, worin dieser Dichter seine Abwendung vom
juristische" Studium mit seinem Abscheu vor dem römischen Recht erklärt, "dieser
Kasuistik der Jurisprudenz, dieser illiberalsten Wissenschaft," und das oorxus .juris
ein fürchterliches Buch, die Bibel des Egoismus nennt; es sei dadurch entstanden,
daß sich der Römer als Advokat habe sichern wollen, was er als Soldat geraubt
hatte. Dazu bemerkt Beta, Heine sei über den Ursprung des römischen Rechts
schlecht unterrichtet gewesen, "dieses wurde im wesentlichen auf der Rechtsschule zu
Berhtos (Beirut) ausgearbeitet und stand mit dem eigentlichen angestammten Rechte
der alten soldatischen Römer, die eine -uzczniitg.8 und ein fas neben dem ^u8, aber,
uach Ihering, keine Alienierung des Bodens kannten, im krassesten Widerspruch.
Gibbon läßt uns auch wissen, daß es gar nicht Römer waren, die den spätern
justinianischen Kodex erfanden, sondern Syrier, Griechen, Juden -- die Pharisäer
jener Zeit, von denen auch der Zimmermannssohn aus dem nichtjüdischer Galiläa
bekundet, daß sie Mücken seiheteu und Kamele verschluckten." Die zweite Hälfte
der Schrift enthält interessante Betrachtungen über den Adel, wobei selbstverständlich
wieder der englische als Vorbild aufgestellt wird, den das Volk liebe, nicht aus Neid
hasse, wie der keltische Mob in Frankreich den seinen oder Eugen Richter den
preußischen.

Wirtschaft und Philosophie II von Dr. Uhr. Eleutherovulos, Privat¬
dozenten an der Universität Zürich (Berlin, Ernst Hofmann u. Co., 1901) gehört
eigentlich nur des Titels wegen hierher. Im ersten Bande, der "Die Philosophie
und die Lebensauffassung des Griechentums auf Grund der gesellschaftlichen Zu¬
stände" betitelt ist, tritt das Wirtschaftliche stärker hervor; der gelehrte junge Grieche
macht darin den Versuch, die materialistische Geschichtskonstrnktivn auf die hellenische
Philosophie anzuwenden, und entledigt sich der Aufgabe, die Lebensauffassung jedes
einzelnen Philosophen aus deu wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen seines
Staats und seiner Zeit zu erklären, auf die denkbar scharfsinnigste Weise. Im vor¬
liegenden zweiten Bande, der "die Philosophie und die Lebensauffassung der ger¬
manisch-romanischen Völker auf Grund der gesellschaftlichen Zustände" behandelt,
wird der Betrachtung der Gesamtznstand dieser Völker, einschließlich der politischen
und kirchlichen und der Kulturzustände zu Grunde gelegt. Das Originelle des
Buchs besteht in dem fortwährenden Zurückgreifen auf das Griechentum; unsre
modernen Philosophen kommen bei der Vergleichung mit ihren hellenischen Vor¬
gängern nicht zum besten weg. Überhaupt, meint der Verfasser, leiste die ganze
bisherige Philosophie nichts für die Wissenschaft; sie habe nur kulturhistorischen
Wert; ihre Geschichte sei die Geschichte der "menschlichem Jdeenanstrengungeu" (wir
würden lieber sagen: der Anstrengungen, die der Verstand gemacht habe, um eine
Idealwelt zu entdecken oder zu schaffen).


Spemanns Goldnes Buch der Weltlitteratur

enthält zunächst von ver-
schiednen Gelehrten verfaßte kurze Abrisse der antiken und der modernen Litteraturen,
woraus wir den Abschnitt über die Publizistik von Ludwig Salomon als besonders
dankenswert hervorheben, weil man über diesen wenig bekannten Gegenstand das
Notwendigste nicht wieder so bequem beisammen findet. Sodann aber bringt es
sorgfältig abgefaßte Biographien und Charakteristiken von mehr als sechshundert
deutschen und ausländischen Schriftstellern der Gegenwart aus der Feder des
Herausgebers Viktor Ottmann, von denen etwa die Hälfte auch in Abbildungen
und Photographien erscheint. Wir können gar nicht sagen, wie viel Nutzen, aber
auch wie viel Vergnügen wir schon von dieser im besten Sinne belehrenden Bilder-


Maßgebliches und Unmaßgebliches

seiner Ansicht nach ungerechten Bodenrecht schiebt er dem Apostel Paulus zu, der
das Christentum durch römische und rabbinische Anschauungen verdorben habe. Jesus
habe das Gesetz des Mosis erneuert und vollendet, das nicht jüdischen, sondern
ägyptischen Ursprungs gewesen sei. Zur Charakteristik der Anschauungen des Ver¬
fassers teilen wir ein paar Sätze aus dem Eingang seiner Schrift mit. Er zitiert
eine Stelle aus Heines Memoiren, worin dieser Dichter seine Abwendung vom
juristische» Studium mit seinem Abscheu vor dem römischen Recht erklärt, „dieser
Kasuistik der Jurisprudenz, dieser illiberalsten Wissenschaft," und das oorxus .juris
ein fürchterliches Buch, die Bibel des Egoismus nennt; es sei dadurch entstanden,
daß sich der Römer als Advokat habe sichern wollen, was er als Soldat geraubt
hatte. Dazu bemerkt Beta, Heine sei über den Ursprung des römischen Rechts
schlecht unterrichtet gewesen, „dieses wurde im wesentlichen auf der Rechtsschule zu
Berhtos (Beirut) ausgearbeitet und stand mit dem eigentlichen angestammten Rechte
der alten soldatischen Römer, die eine -uzczniitg.8 und ein fas neben dem ^u8, aber,
uach Ihering, keine Alienierung des Bodens kannten, im krassesten Widerspruch.
Gibbon läßt uns auch wissen, daß es gar nicht Römer waren, die den spätern
justinianischen Kodex erfanden, sondern Syrier, Griechen, Juden — die Pharisäer
jener Zeit, von denen auch der Zimmermannssohn aus dem nichtjüdischer Galiläa
bekundet, daß sie Mücken seiheteu und Kamele verschluckten." Die zweite Hälfte
der Schrift enthält interessante Betrachtungen über den Adel, wobei selbstverständlich
wieder der englische als Vorbild aufgestellt wird, den das Volk liebe, nicht aus Neid
hasse, wie der keltische Mob in Frankreich den seinen oder Eugen Richter den
preußischen.

Wirtschaft und Philosophie II von Dr. Uhr. Eleutherovulos, Privat¬
dozenten an der Universität Zürich (Berlin, Ernst Hofmann u. Co., 1901) gehört
eigentlich nur des Titels wegen hierher. Im ersten Bande, der „Die Philosophie
und die Lebensauffassung des Griechentums auf Grund der gesellschaftlichen Zu¬
stände" betitelt ist, tritt das Wirtschaftliche stärker hervor; der gelehrte junge Grieche
macht darin den Versuch, die materialistische Geschichtskonstrnktivn auf die hellenische
Philosophie anzuwenden, und entledigt sich der Aufgabe, die Lebensauffassung jedes
einzelnen Philosophen aus deu wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen seines
Staats und seiner Zeit zu erklären, auf die denkbar scharfsinnigste Weise. Im vor¬
liegenden zweiten Bande, der „die Philosophie und die Lebensauffassung der ger¬
manisch-romanischen Völker auf Grund der gesellschaftlichen Zustände" behandelt,
wird der Betrachtung der Gesamtznstand dieser Völker, einschließlich der politischen
und kirchlichen und der Kulturzustände zu Grunde gelegt. Das Originelle des
Buchs besteht in dem fortwährenden Zurückgreifen auf das Griechentum; unsre
modernen Philosophen kommen bei der Vergleichung mit ihren hellenischen Vor¬
gängern nicht zum besten weg. Überhaupt, meint der Verfasser, leiste die ganze
bisherige Philosophie nichts für die Wissenschaft; sie habe nur kulturhistorischen
Wert; ihre Geschichte sei die Geschichte der „menschlichem Jdeenanstrengungeu" (wir
würden lieber sagen: der Anstrengungen, die der Verstand gemacht habe, um eine
Idealwelt zu entdecken oder zu schaffen).


Spemanns Goldnes Buch der Weltlitteratur

enthält zunächst von ver-
schiednen Gelehrten verfaßte kurze Abrisse der antiken und der modernen Litteraturen,
woraus wir den Abschnitt über die Publizistik von Ludwig Salomon als besonders
dankenswert hervorheben, weil man über diesen wenig bekannten Gegenstand das
Notwendigste nicht wieder so bequem beisammen findet. Sodann aber bringt es
sorgfältig abgefaßte Biographien und Charakteristiken von mehr als sechshundert
deutschen und ausländischen Schriftstellern der Gegenwart aus der Feder des
Herausgebers Viktor Ottmann, von denen etwa die Hälfte auch in Abbildungen
und Photographien erscheint. Wir können gar nicht sagen, wie viel Nutzen, aber
auch wie viel Vergnügen wir schon von dieser im besten Sinne belehrenden Bilder-


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[0526] Maßgebliches und Unmaßgebliches seiner Ansicht nach ungerechten Bodenrecht schiebt er dem Apostel Paulus zu, der das Christentum durch römische und rabbinische Anschauungen verdorben habe. Jesus habe das Gesetz des Mosis erneuert und vollendet, das nicht jüdischen, sondern ägyptischen Ursprungs gewesen sei. Zur Charakteristik der Anschauungen des Ver¬ fassers teilen wir ein paar Sätze aus dem Eingang seiner Schrift mit. Er zitiert eine Stelle aus Heines Memoiren, worin dieser Dichter seine Abwendung vom juristische» Studium mit seinem Abscheu vor dem römischen Recht erklärt, „dieser Kasuistik der Jurisprudenz, dieser illiberalsten Wissenschaft," und das oorxus .juris ein fürchterliches Buch, die Bibel des Egoismus nennt; es sei dadurch entstanden, daß sich der Römer als Advokat habe sichern wollen, was er als Soldat geraubt hatte. Dazu bemerkt Beta, Heine sei über den Ursprung des römischen Rechts schlecht unterrichtet gewesen, „dieses wurde im wesentlichen auf der Rechtsschule zu Berhtos (Beirut) ausgearbeitet und stand mit dem eigentlichen angestammten Rechte der alten soldatischen Römer, die eine -uzczniitg.8 und ein fas neben dem ^u8, aber, uach Ihering, keine Alienierung des Bodens kannten, im krassesten Widerspruch. Gibbon läßt uns auch wissen, daß es gar nicht Römer waren, die den spätern justinianischen Kodex erfanden, sondern Syrier, Griechen, Juden — die Pharisäer jener Zeit, von denen auch der Zimmermannssohn aus dem nichtjüdischer Galiläa bekundet, daß sie Mücken seiheteu und Kamele verschluckten." Die zweite Hälfte der Schrift enthält interessante Betrachtungen über den Adel, wobei selbstverständlich wieder der englische als Vorbild aufgestellt wird, den das Volk liebe, nicht aus Neid hasse, wie der keltische Mob in Frankreich den seinen oder Eugen Richter den preußischen. Wirtschaft und Philosophie II von Dr. Uhr. Eleutherovulos, Privat¬ dozenten an der Universität Zürich (Berlin, Ernst Hofmann u. Co., 1901) gehört eigentlich nur des Titels wegen hierher. Im ersten Bande, der „Die Philosophie und die Lebensauffassung des Griechentums auf Grund der gesellschaftlichen Zu¬ stände" betitelt ist, tritt das Wirtschaftliche stärker hervor; der gelehrte junge Grieche macht darin den Versuch, die materialistische Geschichtskonstrnktivn auf die hellenische Philosophie anzuwenden, und entledigt sich der Aufgabe, die Lebensauffassung jedes einzelnen Philosophen aus deu wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen seines Staats und seiner Zeit zu erklären, auf die denkbar scharfsinnigste Weise. Im vor¬ liegenden zweiten Bande, der „die Philosophie und die Lebensauffassung der ger¬ manisch-romanischen Völker auf Grund der gesellschaftlichen Zustände" behandelt, wird der Betrachtung der Gesamtznstand dieser Völker, einschließlich der politischen und kirchlichen und der Kulturzustände zu Grunde gelegt. Das Originelle des Buchs besteht in dem fortwährenden Zurückgreifen auf das Griechentum; unsre modernen Philosophen kommen bei der Vergleichung mit ihren hellenischen Vor¬ gängern nicht zum besten weg. Überhaupt, meint der Verfasser, leiste die ganze bisherige Philosophie nichts für die Wissenschaft; sie habe nur kulturhistorischen Wert; ihre Geschichte sei die Geschichte der „menschlichem Jdeenanstrengungeu" (wir würden lieber sagen: der Anstrengungen, die der Verstand gemacht habe, um eine Idealwelt zu entdecken oder zu schaffen). Spemanns Goldnes Buch der Weltlitteratur enthält zunächst von ver- schiednen Gelehrten verfaßte kurze Abrisse der antiken und der modernen Litteraturen, woraus wir den Abschnitt über die Publizistik von Ludwig Salomon als besonders dankenswert hervorheben, weil man über diesen wenig bekannten Gegenstand das Notwendigste nicht wieder so bequem beisammen findet. Sodann aber bringt es sorgfältig abgefaßte Biographien und Charakteristiken von mehr als sechshundert deutschen und ausländischen Schriftstellern der Gegenwart aus der Feder des Herausgebers Viktor Ottmann, von denen etwa die Hälfte auch in Abbildungen und Photographien erscheint. Wir können gar nicht sagen, wie viel Nutzen, aber auch wie viel Vergnügen wir schon von dieser im besten Sinne belehrenden Bilder-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_236523/526>, abgerufen am 29.04.2024.