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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr.

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daß sich wieder ein nach außen strömender Überschuß bilden konnte, wandte
sich dieser wieder nach Westen, unwiderstehlich angezogen von den weiten zu¬
kunftsreichen Gefilden, die sich jenseits des Weltmeers aufgethan hatten. Ein
kleiner Teil uur schlug deu für das Deutschtum so verheißungsvoller Weg
nach Osten wieder ein und wurde dort von der Hand der preußischen Könige
zu einem Bollwerk gegen das Slawentum geformt oder leistete österreichischen
und russischen Machthabern die ersten und wichtigsten Dienste als Pflanzer
einer neuen Kultur in weiten wüsten Landstrichen. Der über den Ozean nach
Westen flutende gewaltige deutsche Volksstrom hat in den achtziger Jahren des
neunzehnten Jahrhunderts seinen Höhepunkt erreicht: die jährlich in Nord¬
amerika einwandernden Deutschen zahlten nach Hunderttausenden. Seitdem sind
die Vereinigten Staaten gesättigt; sie denken jetzt vor allem an Verringerung
der Emwmidrung. obwohl diese schon längst nicht mehr so "nichtig strömt wie
noch vor wenig Jahren, und besonders der deutsche Anteil sich sehr stark ver¬
mindert hat.

Kommen nun Zeiten, wo deutsche Volkskraft wieder mächtig über die
Sprachgrenze hinausströmt. wohin soll sich dann dieser Überschuß wenden?
In unsern Ostprovinzen wird nnr ein kleiner Teil Platz finden können. Ihnen
s" viel wie möglich davon zuzuführen, wird gewiß ein Gegenstand ernstester
Sorge für unsre Negierung sein, die nun ja endlich die Notwendigkeit ver¬
mehrter deutscher Siedlung im Osten und den festen Entschluß, sie zu befördern,
ausgesprochen hat. Weit schwierigere Aufgaben aber stellt die große Masse
unsrer überquellenden Kraft, die sich nicht innerhalb der Reichsgrenzen fest¬
halten läßt. Möchte es endlich gelingen, auch sie. von der uns im Laufe der
Jahrhunderte schon so unermeßlich viel verloren gegangen ist, der dauernden
Ausbreit Hans Witte ung des Deutschtums dienstbar zu machen.




(Latholica
von Joseph Mayer Die Propaganda

it dem kurzen Namen "Propaganda" bezeichnet man die römische
Kongregation zur Verbreitung des Glaubens, oouArsAatio Ah
xroxg.Muä'Ä lläs. Sie ist nächst der katholischen Kirche selbst die
bedeutendste Einrichtung der Welt auf religiösem Gebiete. Neben
zahlreichen Gebieten Europas, die uoch als terras missiouis gelten,
berwaltet sie die ganze übrige Welt mit Ausnahme Südamerikas und verein¬
zelter Bistümer und Kirchenprovinzen in den andern Weltteilen.

Die Propaganda ist aus dem Bestreben hervorgegangen, die Missions¬
thätigkeit der katholischen Kirche einheitlich zu organisieren. Dieses Ziel ist


Latholica

daß sich wieder ein nach außen strömender Überschuß bilden konnte, wandte
sich dieser wieder nach Westen, unwiderstehlich angezogen von den weiten zu¬
kunftsreichen Gefilden, die sich jenseits des Weltmeers aufgethan hatten. Ein
kleiner Teil uur schlug deu für das Deutschtum so verheißungsvoller Weg
nach Osten wieder ein und wurde dort von der Hand der preußischen Könige
zu einem Bollwerk gegen das Slawentum geformt oder leistete österreichischen
und russischen Machthabern die ersten und wichtigsten Dienste als Pflanzer
einer neuen Kultur in weiten wüsten Landstrichen. Der über den Ozean nach
Westen flutende gewaltige deutsche Volksstrom hat in den achtziger Jahren des
neunzehnten Jahrhunderts seinen Höhepunkt erreicht: die jährlich in Nord¬
amerika einwandernden Deutschen zahlten nach Hunderttausenden. Seitdem sind
die Vereinigten Staaten gesättigt; sie denken jetzt vor allem an Verringerung
der Emwmidrung. obwohl diese schon längst nicht mehr so »nichtig strömt wie
noch vor wenig Jahren, und besonders der deutsche Anteil sich sehr stark ver¬
mindert hat.

Kommen nun Zeiten, wo deutsche Volkskraft wieder mächtig über die
Sprachgrenze hinausströmt. wohin soll sich dann dieser Überschuß wenden?
In unsern Ostprovinzen wird nnr ein kleiner Teil Platz finden können. Ihnen
s» viel wie möglich davon zuzuführen, wird gewiß ein Gegenstand ernstester
Sorge für unsre Negierung sein, die nun ja endlich die Notwendigkeit ver¬
mehrter deutscher Siedlung im Osten und den festen Entschluß, sie zu befördern,
ausgesprochen hat. Weit schwierigere Aufgaben aber stellt die große Masse
unsrer überquellenden Kraft, die sich nicht innerhalb der Reichsgrenzen fest¬
halten läßt. Möchte es endlich gelingen, auch sie. von der uns im Laufe der
Jahrhunderte schon so unermeßlich viel verloren gegangen ist, der dauernden
Ausbreit Hans Witte ung des Deutschtums dienstbar zu machen.




(Latholica
von Joseph Mayer Die Propaganda

it dem kurzen Namen „Propaganda" bezeichnet man die römische
Kongregation zur Verbreitung des Glaubens, oouArsAatio Ah
xroxg.Muä'Ä lläs. Sie ist nächst der katholischen Kirche selbst die
bedeutendste Einrichtung der Welt auf religiösem Gebiete. Neben
zahlreichen Gebieten Europas, die uoch als terras missiouis gelten,
berwaltet sie die ganze übrige Welt mit Ausnahme Südamerikas und verein¬
zelter Bistümer und Kirchenprovinzen in den andern Weltteilen.

Die Propaganda ist aus dem Bestreben hervorgegangen, die Missions¬
thätigkeit der katholischen Kirche einheitlich zu organisieren. Dieses Ziel ist


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[0717] Latholica daß sich wieder ein nach außen strömender Überschuß bilden konnte, wandte sich dieser wieder nach Westen, unwiderstehlich angezogen von den weiten zu¬ kunftsreichen Gefilden, die sich jenseits des Weltmeers aufgethan hatten. Ein kleiner Teil uur schlug deu für das Deutschtum so verheißungsvoller Weg nach Osten wieder ein und wurde dort von der Hand der preußischen Könige zu einem Bollwerk gegen das Slawentum geformt oder leistete österreichischen und russischen Machthabern die ersten und wichtigsten Dienste als Pflanzer einer neuen Kultur in weiten wüsten Landstrichen. Der über den Ozean nach Westen flutende gewaltige deutsche Volksstrom hat in den achtziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts seinen Höhepunkt erreicht: die jährlich in Nord¬ amerika einwandernden Deutschen zahlten nach Hunderttausenden. Seitdem sind die Vereinigten Staaten gesättigt; sie denken jetzt vor allem an Verringerung der Emwmidrung. obwohl diese schon längst nicht mehr so »nichtig strömt wie noch vor wenig Jahren, und besonders der deutsche Anteil sich sehr stark ver¬ mindert hat. Kommen nun Zeiten, wo deutsche Volkskraft wieder mächtig über die Sprachgrenze hinausströmt. wohin soll sich dann dieser Überschuß wenden? In unsern Ostprovinzen wird nnr ein kleiner Teil Platz finden können. Ihnen s» viel wie möglich davon zuzuführen, wird gewiß ein Gegenstand ernstester Sorge für unsre Negierung sein, die nun ja endlich die Notwendigkeit ver¬ mehrter deutscher Siedlung im Osten und den festen Entschluß, sie zu befördern, ausgesprochen hat. Weit schwierigere Aufgaben aber stellt die große Masse unsrer überquellenden Kraft, die sich nicht innerhalb der Reichsgrenzen fest¬ halten läßt. Möchte es endlich gelingen, auch sie. von der uns im Laufe der Jahrhunderte schon so unermeßlich viel verloren gegangen ist, der dauernden Ausbreit Hans Witte ung des Deutschtums dienstbar zu machen. (Latholica von Joseph Mayer Die Propaganda it dem kurzen Namen „Propaganda" bezeichnet man die römische Kongregation zur Verbreitung des Glaubens, oouArsAatio Ah xroxg.Muä'Ä lläs. Sie ist nächst der katholischen Kirche selbst die bedeutendste Einrichtung der Welt auf religiösem Gebiete. Neben zahlreichen Gebieten Europas, die uoch als terras missiouis gelten, berwaltet sie die ganze übrige Welt mit Ausnahme Südamerikas und verein¬ zelter Bistümer und Kirchenprovinzen in den andern Weltteilen. Die Propaganda ist aus dem Bestreben hervorgegangen, die Missions¬ thätigkeit der katholischen Kirche einheitlich zu organisieren. Dieses Ziel ist

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_236523/717>, abgerufen am 29.04.2024.