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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr.

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Und wir heucheln mich kein Mitgefühl mit dem gebrochnen Bein des Lord Methuen,
und -- dus anaphorische "und" wirkt sehr aufregend -- und wir haben dafür
einen einfachen Grund: wir hegen solches Mitgefühl nicht."

Der Soldat beunruhige sich nicht. Die Welt steht noch nicht auf dem Kopfe.
Wer ein richtiger Kerl ist, hat nach wie vor Mitgefühl übrig für jeden, deu das
Schicksal auf dem Kriegspfade ereilt. Nur der Schreibtisch und die Klostermnnern
zeitigen solche fanatische Wild, die denn auch wie jedes andre Lustfeuerwcrk harm¬
los mit ein paar Bombenschlägen verpufft.


England und Japan.

England ist es in der argen Bedrängnis, in der
es seit nunmehr bald drei Jahren steckt, gelungen, mit einem aufstrebenden, zu
Lande und zu Wasser wehrhaften Volke Ostasiens, den Japanern, ein Bündnis zu
schließen. Das auf dem absteigenden Aste seiner Laufbahn sitzende England ist mit
diesem Bündnisse wieder in die Bahnen getreten, die es im letzten Viertel des acht¬
zehnten und im ersten Viertel des neunzehnten Jahrhunderts wandelte. England
giebt das Geld, und der Verbündete giebt das Blut. Damit hat es erreicht, was
ihm bis jetzt in dem Burenkriege fehlte, wo es nunmehr alle seine Truppen, die
im Mutterlande und in seinen Kolonien überhaupt verfügbar siud, hat festlegen
müssen. Japan hat zunächst nur das Bewußtsein, durch den Abschluß dieses Bünd¬
nisses in die Reihe der Großmächte eingetreten zu sein, gewiß, das soll keineswegs
bestritten werden, ein schöner Erfolg für sein Vorwärtsstreben. England ist
wenigstens die Sorge für Ostasien los und kann alle seine Kräfte in Südafrika
und in Afghanistan, sonne im Persischen Meerbusen verwenden. Ob aber seine
Mittel da ausreichen werden, scheint im höchsten Grade zweifelhaft. Einmal hat
der Krieg in Südafrika ganz den Charakter des Guerillakriegs angenommen, wie
seinerzeit der Kampf Spaniens gegen die Heeresmacht des gewaltigen Napoleons I.
Alle Nachrichten stimmen darin überein, daß das Ende des Kriegs noch lange nicht
abzusehen ist. Sogar Lord Kitchener ist mit seinen Blockhanslinicn noch nicht
weiter gekommen und hat sich dahin ausgesprochen, daß der Krieg bis zur
Krönungsfeier des Königs Eduard im Juni dieses Jahres nicht zu Ende sein
könne. Auch die Forderungen von Geld, die die englische Regierung um ihr Par¬
lament stellt, deuten auf eine längere Dauer des Kampfes hin. In Westasien
aber siud die Engländer keinesfalls imstande, irgendwie ernstlich gegen Rußland
aufzutreten. Nußland arbeitet ruhig an der Herstellung von Eisenbahnen durch
ganz Asien von Westen nach Osten und schafft sich dadurch die Möglichkeit, seine
gewaltigen Heereskräfte rechtzeitig an den rechten Ort zu schaffen. Der Fehler, der
dem Kaiser Nikolaus I. 1855 den Verlust von Sebastvpol einbrachte, nämlich daß
er aus Abneigung gegen Eisenbahnen, die er als ein Mittel ansah, seinem Volke
mit dem Eindringen höherer Kultur revolutionäre Ideen einzuflößen, es versäumte,
solche zu bauen, und somit seine Heeresmassen nicht zeitig genug nach der Krini
schaffen konnte, wird sich unter Nikolaus II. in den asiatischen Kämpfen mit Eng¬
land nicht wiederholen. Ruhig setzen sich die Russen in Afghanistan und in Ost¬
asien in der Mandschurei jetzt schon fest, und ihre Eisenbahnen bieten ihnen die
Mittel, ihre Streitmacht an beiden Orten so zu vermehren, daß es den Engländern
schwer fallen dürfte, ihnen in angemessener Stärke entgegenzutreten. In der
Mandschurei müßten alsdann die Japaner heran. Ob sie den Russen dort zu
Laud und zu Wasser gewachsen wären, müßte sich dann zeigen. Die Engländer
können ihnen dort zu Lande gnr uicht beistehn, da sie jetzt schon durch Südafrika
und auch in Afghanistan völlig festgelegt siud. Außerdem könnten sie Truppen
nach Ostasien nur auf dein Seewege befördern, und wenn auch die Zahl ihrer
Schiffe dazu ausreichte, so mehren sich doch die Anzeichen des Rückgangs ihrer Flotte
in bedenklicher Weise. Ein Mariueschriftsteller, Br. Fred. Jane, veröffentlicht in
dem Sammelwerke ^.11 tho >on>M's üxlitinA snipZ die Antworten, die er ans eine
Umfrage bei einer Reihe von Fachleuten im letzten Sommer erhalten hat. Darunter


Und wir heucheln mich kein Mitgefühl mit dem gebrochnen Bein des Lord Methuen,
und — dus anaphorische „und" wirkt sehr aufregend — und wir haben dafür
einen einfachen Grund: wir hegen solches Mitgefühl nicht."

Der Soldat beunruhige sich nicht. Die Welt steht noch nicht auf dem Kopfe.
Wer ein richtiger Kerl ist, hat nach wie vor Mitgefühl übrig für jeden, deu das
Schicksal auf dem Kriegspfade ereilt. Nur der Schreibtisch und die Klostermnnern
zeitigen solche fanatische Wild, die denn auch wie jedes andre Lustfeuerwcrk harm¬
los mit ein paar Bombenschlägen verpufft.


England und Japan.

England ist es in der argen Bedrängnis, in der
es seit nunmehr bald drei Jahren steckt, gelungen, mit einem aufstrebenden, zu
Lande und zu Wasser wehrhaften Volke Ostasiens, den Japanern, ein Bündnis zu
schließen. Das auf dem absteigenden Aste seiner Laufbahn sitzende England ist mit
diesem Bündnisse wieder in die Bahnen getreten, die es im letzten Viertel des acht¬
zehnten und im ersten Viertel des neunzehnten Jahrhunderts wandelte. England
giebt das Geld, und der Verbündete giebt das Blut. Damit hat es erreicht, was
ihm bis jetzt in dem Burenkriege fehlte, wo es nunmehr alle seine Truppen, die
im Mutterlande und in seinen Kolonien überhaupt verfügbar siud, hat festlegen
müssen. Japan hat zunächst nur das Bewußtsein, durch den Abschluß dieses Bünd¬
nisses in die Reihe der Großmächte eingetreten zu sein, gewiß, das soll keineswegs
bestritten werden, ein schöner Erfolg für sein Vorwärtsstreben. England ist
wenigstens die Sorge für Ostasien los und kann alle seine Kräfte in Südafrika
und in Afghanistan, sonne im Persischen Meerbusen verwenden. Ob aber seine
Mittel da ausreichen werden, scheint im höchsten Grade zweifelhaft. Einmal hat
der Krieg in Südafrika ganz den Charakter des Guerillakriegs angenommen, wie
seinerzeit der Kampf Spaniens gegen die Heeresmacht des gewaltigen Napoleons I.
Alle Nachrichten stimmen darin überein, daß das Ende des Kriegs noch lange nicht
abzusehen ist. Sogar Lord Kitchener ist mit seinen Blockhanslinicn noch nicht
weiter gekommen und hat sich dahin ausgesprochen, daß der Krieg bis zur
Krönungsfeier des Königs Eduard im Juni dieses Jahres nicht zu Ende sein
könne. Auch die Forderungen von Geld, die die englische Regierung um ihr Par¬
lament stellt, deuten auf eine längere Dauer des Kampfes hin. In Westasien
aber siud die Engländer keinesfalls imstande, irgendwie ernstlich gegen Rußland
aufzutreten. Nußland arbeitet ruhig an der Herstellung von Eisenbahnen durch
ganz Asien von Westen nach Osten und schafft sich dadurch die Möglichkeit, seine
gewaltigen Heereskräfte rechtzeitig an den rechten Ort zu schaffen. Der Fehler, der
dem Kaiser Nikolaus I. 1855 den Verlust von Sebastvpol einbrachte, nämlich daß
er aus Abneigung gegen Eisenbahnen, die er als ein Mittel ansah, seinem Volke
mit dem Eindringen höherer Kultur revolutionäre Ideen einzuflößen, es versäumte,
solche zu bauen, und somit seine Heeresmassen nicht zeitig genug nach der Krini
schaffen konnte, wird sich unter Nikolaus II. in den asiatischen Kämpfen mit Eng¬
land nicht wiederholen. Ruhig setzen sich die Russen in Afghanistan und in Ost¬
asien in der Mandschurei jetzt schon fest, und ihre Eisenbahnen bieten ihnen die
Mittel, ihre Streitmacht an beiden Orten so zu vermehren, daß es den Engländern
schwer fallen dürfte, ihnen in angemessener Stärke entgegenzutreten. In der
Mandschurei müßten alsdann die Japaner heran. Ob sie den Russen dort zu
Laud und zu Wasser gewachsen wären, müßte sich dann zeigen. Die Engländer
können ihnen dort zu Lande gnr uicht beistehn, da sie jetzt schon durch Südafrika
und auch in Afghanistan völlig festgelegt siud. Außerdem könnten sie Truppen
nach Ostasien nur auf dein Seewege befördern, und wenn auch die Zahl ihrer
Schiffe dazu ausreichte, so mehren sich doch die Anzeichen des Rückgangs ihrer Flotte
in bedenklicher Weise. Ein Mariueschriftsteller, Br. Fred. Jane, veröffentlicht in
dem Sammelwerke ^.11 tho >on>M's üxlitinA snipZ die Antworten, die er ans eine
Umfrage bei einer Reihe von Fachleuten im letzten Sommer erhalten hat. Darunter


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_236523/750>, abgerufen am 29.04.2024.