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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

angelsächsische,- wir Franzosen sind die Vertreter der ersten. Wir geben darum
unsrer Jugend nicht eine einseitig französische, sondern eine humane Bildung, die
einzige, die aus dem Kinde einen Bürger und einen Menschen zu macheu vermag."
Diese paar Sätze enthalten reichlich Stoff für Betrachtungen und Erwägungen.


Lustige Blätter.

Wer über die Thorheit der Mode, die sich als Kunst
oder als Litteratur gebärdet, von Herzen lachen möchte, dem seien zwei kleine Hefte
mit Bildern empfohlen aus dem Verlage von Dr. Ehsler u. Komp. in Berlin:
"Die Jusel der Blödsinnigen, Tollheiten der Modernen in Wort und Bild" und
"Der Drehwurm im Überbrettl," beide herausgegeben von Dr. L. Wulfs. Das ist
echter Humor, wirksamer als kritische Keulenschläge, überlegen und überzeugend: der
Leser fühlt es, dieser Unsinn, von dem z. B. die Münchner "Jugend" lebt, ist in
sich nichtig, mausetot. Wir selbst haben niemals anders gedacht, aber wir haben
bis jetzt nicht gewußt, daß es uoch eine wirkliche Jugend gebe, mit Geist und Form-
talent und echtem Witz begabt und vollauf befähigt, es mit den Lustigmachern
des Überbrettels im Tanz vor den Narren aufzunehmen, aber nicht gewillt, den
Geschmack mit Füßen zu treten, sondern fest entschlossen, gegen den Strom des
Unsinns zu schwimmen und mit offnem Visir dem frechen Blödsinn den Handschuh
hinzuwerfen. Ihr Talent thut es mit Grazie, ihr Mut ist ein Verdienst. Der-
blöde Maeterlinck, der affektierte Geck Gabriele d'Annuuzio, die deutschen Nachläufer
der französischen Dekadenten, die Bier- und Tingeltangelpoeten, die Ichmenschen
mit den tönenden, unverständlichen Phrasen, und wie sie nur heißen mögen, die
der Jugend von heute lieb und teuer find, alle werden gezeigt und abgehandelt
wie in einer Menagerie. Nicht minder die Albernheiten in der Malerei und im
Kunstgewerbe, die Schnörkel und Linien, der Buchschmuck, die formlosen Geräte
und die langweiligen, einfältigen Möbel. Die zum Teil recht gute" Zeichnungen
werden von dem manchmal wirklich geistreichen, witzsprühenden Text noch übertroffen.
Wir müssen es uns versagen, Proben auszuziehn, denn wir wüßten nicht, wo wir
anfangen sollten, und das Ende würde uns schwer werden. Neben dem Heraus¬
geber scheint uns den ersten Preis Rudolf Presber zu verdienen, den wir schon
früher als einen Kritiker von ungewöhnlicher Begabung kennen gelernt haben (1901,
drittes Quartal, S. 321). Vou ihm ist jetzt in dem Verlage dieser kleinen bunten
Bücher noch ein fein ausgestatteter Band Gedichte erschienen: "Aus dem Lande der
Liebe." Als Form ist bei den meisten die Einkleidung in ein Erlebnis gewählt,
und die Folge der einzelnen Abteilungen setzt sich für den Leser in Stufen einer
bis an des Lebens Mitte geführten Selbstbiographie um: Gymnasiast, Korpsstudent,
Reise nach Italien, Journalist in Berlin. Sie sind lebendig und persönlich, sicher
im Auftreten, möchte man wie von Menschen sagen, einzelne geradezu brillant, z. B.
Gekrönte Liebe. Man bewundert den Reichtum von Einfällen, Wendungen und
Überraschungen, das kurze Andenken weiter Kenntnisse, das gewählte Beobachten;
nichts ist platt und trivial, alles Auslese. Aber warm wird uns nicht dabei, wie¬
wohl dem Verfasser menschliche und sogar weiche Züge eigen sind. Macht das seine
überlegne Gewandtheit, das Spielen mit den Dingen bis zur Selbstironie? Oder
sind daran die "Vielzuvielen" des unverfälschten Wirtshausmilieus schuld, die Frauen¬
zimmer, Kellner, Getränke und Fressalien, die nun einmal ohne eine voraufgegangne
dichterische Verflüchtigung (Desinfizierung könnte man beinahe sagen) nicht poesie¬
fähig werden können? Woher es aber auch kommen mag, daß wir hier mehr den
Feuilletonisten durchfühlen als den Dichter (der bewährte Kritiker weiß das besser
als wir), bei der hohen Vorstellung, die wir von seineu Gaben haben, wollten wir
mit unserm Eindruck nicht zurückhalten.




Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Will). Grunow in Leipzig -- Druck von Carl Marquart in Leipzig
Maßgebliches und Unmaßgebliches

angelsächsische,- wir Franzosen sind die Vertreter der ersten. Wir geben darum
unsrer Jugend nicht eine einseitig französische, sondern eine humane Bildung, die
einzige, die aus dem Kinde einen Bürger und einen Menschen zu macheu vermag."
Diese paar Sätze enthalten reichlich Stoff für Betrachtungen und Erwägungen.


Lustige Blätter.

Wer über die Thorheit der Mode, die sich als Kunst
oder als Litteratur gebärdet, von Herzen lachen möchte, dem seien zwei kleine Hefte
mit Bildern empfohlen aus dem Verlage von Dr. Ehsler u. Komp. in Berlin:
„Die Jusel der Blödsinnigen, Tollheiten der Modernen in Wort und Bild" und
„Der Drehwurm im Überbrettl," beide herausgegeben von Dr. L. Wulfs. Das ist
echter Humor, wirksamer als kritische Keulenschläge, überlegen und überzeugend: der
Leser fühlt es, dieser Unsinn, von dem z. B. die Münchner „Jugend" lebt, ist in
sich nichtig, mausetot. Wir selbst haben niemals anders gedacht, aber wir haben
bis jetzt nicht gewußt, daß es uoch eine wirkliche Jugend gebe, mit Geist und Form-
talent und echtem Witz begabt und vollauf befähigt, es mit den Lustigmachern
des Überbrettels im Tanz vor den Narren aufzunehmen, aber nicht gewillt, den
Geschmack mit Füßen zu treten, sondern fest entschlossen, gegen den Strom des
Unsinns zu schwimmen und mit offnem Visir dem frechen Blödsinn den Handschuh
hinzuwerfen. Ihr Talent thut es mit Grazie, ihr Mut ist ein Verdienst. Der-
blöde Maeterlinck, der affektierte Geck Gabriele d'Annuuzio, die deutschen Nachläufer
der französischen Dekadenten, die Bier- und Tingeltangelpoeten, die Ichmenschen
mit den tönenden, unverständlichen Phrasen, und wie sie nur heißen mögen, die
der Jugend von heute lieb und teuer find, alle werden gezeigt und abgehandelt
wie in einer Menagerie. Nicht minder die Albernheiten in der Malerei und im
Kunstgewerbe, die Schnörkel und Linien, der Buchschmuck, die formlosen Geräte
und die langweiligen, einfältigen Möbel. Die zum Teil recht gute» Zeichnungen
werden von dem manchmal wirklich geistreichen, witzsprühenden Text noch übertroffen.
Wir müssen es uns versagen, Proben auszuziehn, denn wir wüßten nicht, wo wir
anfangen sollten, und das Ende würde uns schwer werden. Neben dem Heraus¬
geber scheint uns den ersten Preis Rudolf Presber zu verdienen, den wir schon
früher als einen Kritiker von ungewöhnlicher Begabung kennen gelernt haben (1901,
drittes Quartal, S. 321). Vou ihm ist jetzt in dem Verlage dieser kleinen bunten
Bücher noch ein fein ausgestatteter Band Gedichte erschienen: „Aus dem Lande der
Liebe." Als Form ist bei den meisten die Einkleidung in ein Erlebnis gewählt,
und die Folge der einzelnen Abteilungen setzt sich für den Leser in Stufen einer
bis an des Lebens Mitte geführten Selbstbiographie um: Gymnasiast, Korpsstudent,
Reise nach Italien, Journalist in Berlin. Sie sind lebendig und persönlich, sicher
im Auftreten, möchte man wie von Menschen sagen, einzelne geradezu brillant, z. B.
Gekrönte Liebe. Man bewundert den Reichtum von Einfällen, Wendungen und
Überraschungen, das kurze Andenken weiter Kenntnisse, das gewählte Beobachten;
nichts ist platt und trivial, alles Auslese. Aber warm wird uns nicht dabei, wie¬
wohl dem Verfasser menschliche und sogar weiche Züge eigen sind. Macht das seine
überlegne Gewandtheit, das Spielen mit den Dingen bis zur Selbstironie? Oder
sind daran die „Vielzuvielen" des unverfälschten Wirtshausmilieus schuld, die Frauen¬
zimmer, Kellner, Getränke und Fressalien, die nun einmal ohne eine voraufgegangne
dichterische Verflüchtigung (Desinfizierung könnte man beinahe sagen) nicht poesie¬
fähig werden können? Woher es aber auch kommen mag, daß wir hier mehr den
Feuilletonisten durchfühlen als den Dichter (der bewährte Kritiker weiß das besser
als wir), bei der hohen Vorstellung, die wir von seineu Gaben haben, wollten wir
mit unserm Eindruck nicht zurückhalten.




Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Will). Grunow in Leipzig — Druck von Carl Marquart in Leipzig
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[0240] Maßgebliches und Unmaßgebliches angelsächsische,- wir Franzosen sind die Vertreter der ersten. Wir geben darum unsrer Jugend nicht eine einseitig französische, sondern eine humane Bildung, die einzige, die aus dem Kinde einen Bürger und einen Menschen zu macheu vermag." Diese paar Sätze enthalten reichlich Stoff für Betrachtungen und Erwägungen. Lustige Blätter. Wer über die Thorheit der Mode, die sich als Kunst oder als Litteratur gebärdet, von Herzen lachen möchte, dem seien zwei kleine Hefte mit Bildern empfohlen aus dem Verlage von Dr. Ehsler u. Komp. in Berlin: „Die Jusel der Blödsinnigen, Tollheiten der Modernen in Wort und Bild" und „Der Drehwurm im Überbrettl," beide herausgegeben von Dr. L. Wulfs. Das ist echter Humor, wirksamer als kritische Keulenschläge, überlegen und überzeugend: der Leser fühlt es, dieser Unsinn, von dem z. B. die Münchner „Jugend" lebt, ist in sich nichtig, mausetot. Wir selbst haben niemals anders gedacht, aber wir haben bis jetzt nicht gewußt, daß es uoch eine wirkliche Jugend gebe, mit Geist und Form- talent und echtem Witz begabt und vollauf befähigt, es mit den Lustigmachern des Überbrettels im Tanz vor den Narren aufzunehmen, aber nicht gewillt, den Geschmack mit Füßen zu treten, sondern fest entschlossen, gegen den Strom des Unsinns zu schwimmen und mit offnem Visir dem frechen Blödsinn den Handschuh hinzuwerfen. Ihr Talent thut es mit Grazie, ihr Mut ist ein Verdienst. Der- blöde Maeterlinck, der affektierte Geck Gabriele d'Annuuzio, die deutschen Nachläufer der französischen Dekadenten, die Bier- und Tingeltangelpoeten, die Ichmenschen mit den tönenden, unverständlichen Phrasen, und wie sie nur heißen mögen, die der Jugend von heute lieb und teuer find, alle werden gezeigt und abgehandelt wie in einer Menagerie. Nicht minder die Albernheiten in der Malerei und im Kunstgewerbe, die Schnörkel und Linien, der Buchschmuck, die formlosen Geräte und die langweiligen, einfältigen Möbel. Die zum Teil recht gute» Zeichnungen werden von dem manchmal wirklich geistreichen, witzsprühenden Text noch übertroffen. Wir müssen es uns versagen, Proben auszuziehn, denn wir wüßten nicht, wo wir anfangen sollten, und das Ende würde uns schwer werden. Neben dem Heraus¬ geber scheint uns den ersten Preis Rudolf Presber zu verdienen, den wir schon früher als einen Kritiker von ungewöhnlicher Begabung kennen gelernt haben (1901, drittes Quartal, S. 321). Vou ihm ist jetzt in dem Verlage dieser kleinen bunten Bücher noch ein fein ausgestatteter Band Gedichte erschienen: „Aus dem Lande der Liebe." Als Form ist bei den meisten die Einkleidung in ein Erlebnis gewählt, und die Folge der einzelnen Abteilungen setzt sich für den Leser in Stufen einer bis an des Lebens Mitte geführten Selbstbiographie um: Gymnasiast, Korpsstudent, Reise nach Italien, Journalist in Berlin. Sie sind lebendig und persönlich, sicher im Auftreten, möchte man wie von Menschen sagen, einzelne geradezu brillant, z. B. Gekrönte Liebe. Man bewundert den Reichtum von Einfällen, Wendungen und Überraschungen, das kurze Andenken weiter Kenntnisse, das gewählte Beobachten; nichts ist platt und trivial, alles Auslese. Aber warm wird uns nicht dabei, wie¬ wohl dem Verfasser menschliche und sogar weiche Züge eigen sind. Macht das seine überlegne Gewandtheit, das Spielen mit den Dingen bis zur Selbstironie? Oder sind daran die „Vielzuvielen" des unverfälschten Wirtshausmilieus schuld, die Frauen¬ zimmer, Kellner, Getränke und Fressalien, die nun einmal ohne eine voraufgegangne dichterische Verflüchtigung (Desinfizierung könnte man beinahe sagen) nicht poesie¬ fähig werden können? Woher es aber auch kommen mag, daß wir hier mehr den Feuilletonisten durchfühlen als den Dichter (der bewährte Kritiker weiß das besser als wir), bei der hohen Vorstellung, die wir von seineu Gaben haben, wollten wir mit unserm Eindruck nicht zurückhalten. Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr. Will). Grunow in Leipzig — Druck von Carl Marquart in Leipzig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/240>, abgerufen am 29.04.2024.