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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr.

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Aufsätze "Weltpolitik und Seemacht/' "Ein Jahr des Fortschritts in China"
und "Die wirtschaftlichen Interessen Deutschlands in Südamerika" sind sehr
beachtenswert. Nicht minder der Artikel "Artillerie und Panzer", der es
unternimmt, diese schwierige Materie in einer auch dem Laien verständlichen
Weise vorzulegen. Den allgemein interessanten Angaben entnehmen wir, daß
z- B, das Panzergewicht des Linienschiffs Kaiser Wilhelm der Zweite
33,2 Prozent in Prozenten des Schiffsgcwichts beträgt, das Artilleriegewicht 7,6,
der Panzer wiegt also beinahe das Fünffache der Artillerie. Der Panzer
eines Linienschiffs kostet etwa 6 Millionen Mark, der früher etwa 2300 Mark
für die Tonne betragende Preis ist auf 1800 bis 1950 Mark herabgegangen,
je nach der Schwierigkeit der Form. Bei Panzerkreuzern -- die an diese
Schiffsgattung zu stellenden Anforderungen werden genau angegeben -- sind
die Panzer- und die Artilleriegewichtsprozente zugunsten der Geschwindigkeit
und des Kohlenfassungsvermögeus sehr viel geringer als die bei einem Linien¬
schiff und betragen etwa zwei Drittel davon. Der Panzerkreuzer ist also um
soviel verwundbarer.

Der Artikel handelt eingehend über Panzerschutz, schwere Artillerie, mittlere
Artillerie und leichte Artillerie, über Aufstellung der Geschütze, über Pulver und
Geschosse. Für die Wahl des Kalibers ist nicht das feindliche Kaliber, sondern
der zu durchschlagende Panzer maßgebend. Etwas tröstlich ist es, über den
Wettkampf zwischen Artillerie und Panzer in der Einleitung zu erfahren: "Die
Artillerie soll einen bestimmten Panzerschutz durchschlagen. Der Panzer soll
eine bestimmte Klasse von Geschützen abweisen. Der in diesen beiden Forde¬
rungen liegende Widerspruch würde unendlich sein, wenn man Geschütz- und
Panzerstärke nach Belieben steigern könnte. Das ist jedoch keineswegs der
Fall. Die GeschtttMiber finden ihre obere Grenze in der Handhabung, vor
allem in deu außerordentlich wachsenden Ausbreunuugen."

Ein tüchtiges Buch, dem weite Verbreitung zu wünschen ist, namentlich
bei all denen, die Deutschlands Wohl und Wehe mit zu beraten und mit zu
b H. I. eschließen haben.




Koloniale Spiegelbilder
mit besondrer Berücksichtigung Sainoas
v F. Rei recke on (Schluß)

on Kolonien, besonders solchen, die für Deutschland als Reste
aus der großen Teilung der Erde übrig geblieben waren, kann
man nicht verlangen, daß sie sich plötzlich oder auch nnr bald
als Goldgruben erweisen, und anch wenn sie an sich und von
Natur aus gut und produktiv sind, wäre es ein Fehler, sie
unes alten (nicht bewährten) Mustern ü. tont xrix, ohne Rücksicht auf die Zu¬
kunft auszubeuten. Zu solcher Ausplünderung waren und sind, wie jeder¬
mann weiß, unsre Kolonien mit geringen Ausnahmen anch nicht geeignet.


Aufsätze „Weltpolitik und Seemacht/' „Ein Jahr des Fortschritts in China"
und „Die wirtschaftlichen Interessen Deutschlands in Südamerika" sind sehr
beachtenswert. Nicht minder der Artikel „Artillerie und Panzer", der es
unternimmt, diese schwierige Materie in einer auch dem Laien verständlichen
Weise vorzulegen. Den allgemein interessanten Angaben entnehmen wir, daß
z- B, das Panzergewicht des Linienschiffs Kaiser Wilhelm der Zweite
33,2 Prozent in Prozenten des Schiffsgcwichts beträgt, das Artilleriegewicht 7,6,
der Panzer wiegt also beinahe das Fünffache der Artillerie. Der Panzer
eines Linienschiffs kostet etwa 6 Millionen Mark, der früher etwa 2300 Mark
für die Tonne betragende Preis ist auf 1800 bis 1950 Mark herabgegangen,
je nach der Schwierigkeit der Form. Bei Panzerkreuzern — die an diese
Schiffsgattung zu stellenden Anforderungen werden genau angegeben — sind
die Panzer- und die Artilleriegewichtsprozente zugunsten der Geschwindigkeit
und des Kohlenfassungsvermögeus sehr viel geringer als die bei einem Linien¬
schiff und betragen etwa zwei Drittel davon. Der Panzerkreuzer ist also um
soviel verwundbarer.

Der Artikel handelt eingehend über Panzerschutz, schwere Artillerie, mittlere
Artillerie und leichte Artillerie, über Aufstellung der Geschütze, über Pulver und
Geschosse. Für die Wahl des Kalibers ist nicht das feindliche Kaliber, sondern
der zu durchschlagende Panzer maßgebend. Etwas tröstlich ist es, über den
Wettkampf zwischen Artillerie und Panzer in der Einleitung zu erfahren: „Die
Artillerie soll einen bestimmten Panzerschutz durchschlagen. Der Panzer soll
eine bestimmte Klasse von Geschützen abweisen. Der in diesen beiden Forde¬
rungen liegende Widerspruch würde unendlich sein, wenn man Geschütz- und
Panzerstärke nach Belieben steigern könnte. Das ist jedoch keineswegs der
Fall. Die GeschtttMiber finden ihre obere Grenze in der Handhabung, vor
allem in deu außerordentlich wachsenden Ausbreunuugen."

Ein tüchtiges Buch, dem weite Verbreitung zu wünschen ist, namentlich
bei all denen, die Deutschlands Wohl und Wehe mit zu beraten und mit zu
b H. I. eschließen haben.




Koloniale Spiegelbilder
mit besondrer Berücksichtigung Sainoas
v F. Rei recke on (Schluß)

on Kolonien, besonders solchen, die für Deutschland als Reste
aus der großen Teilung der Erde übrig geblieben waren, kann
man nicht verlangen, daß sie sich plötzlich oder auch nnr bald
als Goldgruben erweisen, und anch wenn sie an sich und von
Natur aus gut und produktiv sind, wäre es ein Fehler, sie
unes alten (nicht bewährten) Mustern ü. tont xrix, ohne Rücksicht auf die Zu¬
kunft auszubeuten. Zu solcher Ausplünderung waren und sind, wie jeder¬
mann weiß, unsre Kolonien mit geringen Ausnahmen anch nicht geeignet.


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[0469] Aufsätze „Weltpolitik und Seemacht/' „Ein Jahr des Fortschritts in China" und „Die wirtschaftlichen Interessen Deutschlands in Südamerika" sind sehr beachtenswert. Nicht minder der Artikel „Artillerie und Panzer", der es unternimmt, diese schwierige Materie in einer auch dem Laien verständlichen Weise vorzulegen. Den allgemein interessanten Angaben entnehmen wir, daß z- B, das Panzergewicht des Linienschiffs Kaiser Wilhelm der Zweite 33,2 Prozent in Prozenten des Schiffsgcwichts beträgt, das Artilleriegewicht 7,6, der Panzer wiegt also beinahe das Fünffache der Artillerie. Der Panzer eines Linienschiffs kostet etwa 6 Millionen Mark, der früher etwa 2300 Mark für die Tonne betragende Preis ist auf 1800 bis 1950 Mark herabgegangen, je nach der Schwierigkeit der Form. Bei Panzerkreuzern — die an diese Schiffsgattung zu stellenden Anforderungen werden genau angegeben — sind die Panzer- und die Artilleriegewichtsprozente zugunsten der Geschwindigkeit und des Kohlenfassungsvermögeus sehr viel geringer als die bei einem Linien¬ schiff und betragen etwa zwei Drittel davon. Der Panzerkreuzer ist also um soviel verwundbarer. Der Artikel handelt eingehend über Panzerschutz, schwere Artillerie, mittlere Artillerie und leichte Artillerie, über Aufstellung der Geschütze, über Pulver und Geschosse. Für die Wahl des Kalibers ist nicht das feindliche Kaliber, sondern der zu durchschlagende Panzer maßgebend. Etwas tröstlich ist es, über den Wettkampf zwischen Artillerie und Panzer in der Einleitung zu erfahren: „Die Artillerie soll einen bestimmten Panzerschutz durchschlagen. Der Panzer soll eine bestimmte Klasse von Geschützen abweisen. Der in diesen beiden Forde¬ rungen liegende Widerspruch würde unendlich sein, wenn man Geschütz- und Panzerstärke nach Belieben steigern könnte. Das ist jedoch keineswegs der Fall. Die GeschtttMiber finden ihre obere Grenze in der Handhabung, vor allem in deu außerordentlich wachsenden Ausbreunuugen." Ein tüchtiges Buch, dem weite Verbreitung zu wünschen ist, namentlich bei all denen, die Deutschlands Wohl und Wehe mit zu beraten und mit zu b H. I. eschließen haben. Koloniale Spiegelbilder mit besondrer Berücksichtigung Sainoas v F. Rei recke on (Schluß) on Kolonien, besonders solchen, die für Deutschland als Reste aus der großen Teilung der Erde übrig geblieben waren, kann man nicht verlangen, daß sie sich plötzlich oder auch nnr bald als Goldgruben erweisen, und anch wenn sie an sich und von Natur aus gut und produktiv sind, wäre es ein Fehler, sie unes alten (nicht bewährten) Mustern ü. tont xrix, ohne Rücksicht auf die Zu¬ kunft auszubeuten. Zu solcher Ausplünderung waren und sind, wie jeder¬ mann weiß, unsre Kolonien mit geringen Ausnahmen anch nicht geeignet.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_241213/469>, abgerufen am 02.05.2024.