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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr.

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Zwei Seelen

Wiesen und Felder, Sonnenschein und Freiheit so lockend und verheißungsvoll
herauf, daß der arme Verstand vor solchem Glänze weichen mußte. Tor, der ich
war, daß ich noch immer zweifelte! Sterben kann man auch draußen, wenn es sein
soll. Aber man kann dort auch das Leben neu gewinnen.

Wurde es dunkel, so glänzten mit den himmlischen Lichtern anch auf der Erde
zahlreiche Lichter auf, deren Schein sonst von dem dichten Sommerland zurück¬
gehalten worden war. Jetzt fanden sie ihren Weg durch die kahl gewordnen
Zweige, und einige von ihnen schimmerten ungefähr in derselben Stellung zu¬
einander, wie der Orion über ihnen. Der Kopf dieser Gesellschaft von freund¬
lichen Lichtern lag in der Richtung, wohinaus wir zu flüchten gedachten, und so
zeigte mir also das schöne Sternbild, das mit dem Anbruch der Nacht regel¬
mäßig vor meinen Augen aufging, allabendlich den Weg in die Finsternis hinein.


23

Es wurde nun völlig Winter. Wir hatten nur noch wenig Wochen vor uns.
Ich arbeitete die Strickleiter bis zur nötigen Länge, dazu auch einen zweiten Strick,
der die Flucht über die Ringmauer möglich machen sollte. Mein Gefährte war
gleichfalls tätig, ich hörte, wie er leise die Dielen durchsägte, eine mühselige Arbeit,
da er sich immerfort unterbreche" und nach dem Gang hinaushorchen mußte.

So kam Weihnachten heran. Schnee war nicht gefallen, die Nacht war finster
und stürmisch, der Wind lärmte um das Hans und übertönte alles andre Geräusch.
Wir waren bisher so vom Glück begünstigt worden, daß Nur an dem weitern
Gelingen nicht mehr zweifelten und in einer zwar unruhigen, aber doch freudigen
Stimmung waren. Vorerst mußten wir uns noch in die Kirche führen lassen, und
unter dem Glanz der großen Christbäume erhob sich auch vor meinen Augen das
goldne Land, über dem der Stern der Erlösung glänzt. Es wurde mir weich
und weh uns Herz, aber gab es denn für mich noch ein Zurück?

Roter, als ob er mein Schwanken ahnte, wandte sich in diesem Augenblick
um, sah mich an, und unter diesem sekundeulnugeu Verweilen seiner Augen löschten
die Lichter von Bethlehem aus.

Als ich in meine Zelle zurückkehrte, kam mir ein festliches Gelnute entgegen.
In der Stadt verkündigten die Glocken das Fest, an dem auf Erden so viel des
Lichts und der Liebe ist. Der Wind trug mir die ganze feierliche Melodie, ohne
eine" Ton davon zu verlieren, herauf, und holte auch noch aus einem nahen Dorfe
den Gesang eines einsamen Glöckleins herbei, das nnn mit seiner hellen Stimme
über den tiefen und dunkeln Klängen der andern Glocken schwebte.

Stille Nacht, heilige Nacht! Ich habe dich nur wie im Traume gesehen, erst
als du zu meinen schmerzlichen Erinnerungen gehörtest, bist du mit deinem Glänze
über mir aufgegangen. Der Himmel glühte in der Pracht seiner strahlenden
Welten. Gerade vor mir fuhr der himmlische Wagen über ein Wölkchen in die
Unendlichkeit hinaus, und an einer andern Stelle schoß plötzlich ein funkelnder Stern
in die Tiefe. Auch die dunkle Erde war voller Licht. Mein in irdischem Scheine
brennendes Sternbild aber fand ich aus den vielen Lichtern, die die Nacht ausheilen
halfen, nicht mehr heraus. Das gewohnte Bild war verändert, und aus diesem
Gewirr von leuchtenden Punkten die stillen Augen, die mich so oft angeschaut
hatten, herauszusuchen, dazu war keine Zeit mehr. Keine Zeit mehr! Ach für
dich läuten die Glocken nicht, all dieses Scheinen und schimmern, dir gilt es nicht.
Dein Weg ist draußen in der Finsternis.

Es wurde nun still. Die letzten Türen wurden geschlossen, die letzten Schritte
verhallten. Sie traten alle in die lichte Christstube ein, und die Kinder stimmten das
Weihnachtslied an. Auch der Posten unten auf dem Hofe hatte sich in einen ge¬
schlitzten Winkel zurückgezogen und träumte von zuhause.

Denn kam das verabredete Zeichen. Dieser Ton zerriß das wenige, was
von der Weihnachtsstimmung an mich gekommen war.


Zwei Seelen

Wiesen und Felder, Sonnenschein und Freiheit so lockend und verheißungsvoll
herauf, daß der arme Verstand vor solchem Glänze weichen mußte. Tor, der ich
war, daß ich noch immer zweifelte! Sterben kann man auch draußen, wenn es sein
soll. Aber man kann dort auch das Leben neu gewinnen.

Wurde es dunkel, so glänzten mit den himmlischen Lichtern anch auf der Erde
zahlreiche Lichter auf, deren Schein sonst von dem dichten Sommerland zurück¬
gehalten worden war. Jetzt fanden sie ihren Weg durch die kahl gewordnen
Zweige, und einige von ihnen schimmerten ungefähr in derselben Stellung zu¬
einander, wie der Orion über ihnen. Der Kopf dieser Gesellschaft von freund¬
lichen Lichtern lag in der Richtung, wohinaus wir zu flüchten gedachten, und so
zeigte mir also das schöne Sternbild, das mit dem Anbruch der Nacht regel¬
mäßig vor meinen Augen aufging, allabendlich den Weg in die Finsternis hinein.


23

Es wurde nun völlig Winter. Wir hatten nur noch wenig Wochen vor uns.
Ich arbeitete die Strickleiter bis zur nötigen Länge, dazu auch einen zweiten Strick,
der die Flucht über die Ringmauer möglich machen sollte. Mein Gefährte war
gleichfalls tätig, ich hörte, wie er leise die Dielen durchsägte, eine mühselige Arbeit,
da er sich immerfort unterbreche» und nach dem Gang hinaushorchen mußte.

So kam Weihnachten heran. Schnee war nicht gefallen, die Nacht war finster
und stürmisch, der Wind lärmte um das Hans und übertönte alles andre Geräusch.
Wir waren bisher so vom Glück begünstigt worden, daß Nur an dem weitern
Gelingen nicht mehr zweifelten und in einer zwar unruhigen, aber doch freudigen
Stimmung waren. Vorerst mußten wir uns noch in die Kirche führen lassen, und
unter dem Glanz der großen Christbäume erhob sich auch vor meinen Augen das
goldne Land, über dem der Stern der Erlösung glänzt. Es wurde mir weich
und weh uns Herz, aber gab es denn für mich noch ein Zurück?

Roter, als ob er mein Schwanken ahnte, wandte sich in diesem Augenblick
um, sah mich an, und unter diesem sekundeulnugeu Verweilen seiner Augen löschten
die Lichter von Bethlehem aus.

Als ich in meine Zelle zurückkehrte, kam mir ein festliches Gelnute entgegen.
In der Stadt verkündigten die Glocken das Fest, an dem auf Erden so viel des
Lichts und der Liebe ist. Der Wind trug mir die ganze feierliche Melodie, ohne
eine» Ton davon zu verlieren, herauf, und holte auch noch aus einem nahen Dorfe
den Gesang eines einsamen Glöckleins herbei, das nnn mit seiner hellen Stimme
über den tiefen und dunkeln Klängen der andern Glocken schwebte.

Stille Nacht, heilige Nacht! Ich habe dich nur wie im Traume gesehen, erst
als du zu meinen schmerzlichen Erinnerungen gehörtest, bist du mit deinem Glänze
über mir aufgegangen. Der Himmel glühte in der Pracht seiner strahlenden
Welten. Gerade vor mir fuhr der himmlische Wagen über ein Wölkchen in die
Unendlichkeit hinaus, und an einer andern Stelle schoß plötzlich ein funkelnder Stern
in die Tiefe. Auch die dunkle Erde war voller Licht. Mein in irdischem Scheine
brennendes Sternbild aber fand ich aus den vielen Lichtern, die die Nacht ausheilen
halfen, nicht mehr heraus. Das gewohnte Bild war verändert, und aus diesem
Gewirr von leuchtenden Punkten die stillen Augen, die mich so oft angeschaut
hatten, herauszusuchen, dazu war keine Zeit mehr. Keine Zeit mehr! Ach für
dich läuten die Glocken nicht, all dieses Scheinen und schimmern, dir gilt es nicht.
Dein Weg ist draußen in der Finsternis.

Es wurde nun still. Die letzten Türen wurden geschlossen, die letzten Schritte
verhallten. Sie traten alle in die lichte Christstube ein, und die Kinder stimmten das
Weihnachtslied an. Auch der Posten unten auf dem Hofe hatte sich in einen ge¬
schlitzten Winkel zurückgezogen und träumte von zuhause.

Denn kam das verabredete Zeichen. Dieser Ton zerriß das wenige, was
von der Weihnachtsstimmung an mich gekommen war.


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[0604] Zwei Seelen Wiesen und Felder, Sonnenschein und Freiheit so lockend und verheißungsvoll herauf, daß der arme Verstand vor solchem Glänze weichen mußte. Tor, der ich war, daß ich noch immer zweifelte! Sterben kann man auch draußen, wenn es sein soll. Aber man kann dort auch das Leben neu gewinnen. Wurde es dunkel, so glänzten mit den himmlischen Lichtern anch auf der Erde zahlreiche Lichter auf, deren Schein sonst von dem dichten Sommerland zurück¬ gehalten worden war. Jetzt fanden sie ihren Weg durch die kahl gewordnen Zweige, und einige von ihnen schimmerten ungefähr in derselben Stellung zu¬ einander, wie der Orion über ihnen. Der Kopf dieser Gesellschaft von freund¬ lichen Lichtern lag in der Richtung, wohinaus wir zu flüchten gedachten, und so zeigte mir also das schöne Sternbild, das mit dem Anbruch der Nacht regel¬ mäßig vor meinen Augen aufging, allabendlich den Weg in die Finsternis hinein. 23 Es wurde nun völlig Winter. Wir hatten nur noch wenig Wochen vor uns. Ich arbeitete die Strickleiter bis zur nötigen Länge, dazu auch einen zweiten Strick, der die Flucht über die Ringmauer möglich machen sollte. Mein Gefährte war gleichfalls tätig, ich hörte, wie er leise die Dielen durchsägte, eine mühselige Arbeit, da er sich immerfort unterbreche» und nach dem Gang hinaushorchen mußte. So kam Weihnachten heran. Schnee war nicht gefallen, die Nacht war finster und stürmisch, der Wind lärmte um das Hans und übertönte alles andre Geräusch. Wir waren bisher so vom Glück begünstigt worden, daß Nur an dem weitern Gelingen nicht mehr zweifelten und in einer zwar unruhigen, aber doch freudigen Stimmung waren. Vorerst mußten wir uns noch in die Kirche führen lassen, und unter dem Glanz der großen Christbäume erhob sich auch vor meinen Augen das goldne Land, über dem der Stern der Erlösung glänzt. Es wurde mir weich und weh uns Herz, aber gab es denn für mich noch ein Zurück? Roter, als ob er mein Schwanken ahnte, wandte sich in diesem Augenblick um, sah mich an, und unter diesem sekundeulnugeu Verweilen seiner Augen löschten die Lichter von Bethlehem aus. Als ich in meine Zelle zurückkehrte, kam mir ein festliches Gelnute entgegen. In der Stadt verkündigten die Glocken das Fest, an dem auf Erden so viel des Lichts und der Liebe ist. Der Wind trug mir die ganze feierliche Melodie, ohne eine» Ton davon zu verlieren, herauf, und holte auch noch aus einem nahen Dorfe den Gesang eines einsamen Glöckleins herbei, das nnn mit seiner hellen Stimme über den tiefen und dunkeln Klängen der andern Glocken schwebte. Stille Nacht, heilige Nacht! Ich habe dich nur wie im Traume gesehen, erst als du zu meinen schmerzlichen Erinnerungen gehörtest, bist du mit deinem Glänze über mir aufgegangen. Der Himmel glühte in der Pracht seiner strahlenden Welten. Gerade vor mir fuhr der himmlische Wagen über ein Wölkchen in die Unendlichkeit hinaus, und an einer andern Stelle schoß plötzlich ein funkelnder Stern in die Tiefe. Auch die dunkle Erde war voller Licht. Mein in irdischem Scheine brennendes Sternbild aber fand ich aus den vielen Lichtern, die die Nacht ausheilen halfen, nicht mehr heraus. Das gewohnte Bild war verändert, und aus diesem Gewirr von leuchtenden Punkten die stillen Augen, die mich so oft angeschaut hatten, herauszusuchen, dazu war keine Zeit mehr. Keine Zeit mehr! Ach für dich läuten die Glocken nicht, all dieses Scheinen und schimmern, dir gilt es nicht. Dein Weg ist draußen in der Finsternis. Es wurde nun still. Die letzten Türen wurden geschlossen, die letzten Schritte verhallten. Sie traten alle in die lichte Christstube ein, und die Kinder stimmten das Weihnachtslied an. Auch der Posten unten auf dem Hofe hatte sich in einen ge¬ schlitzten Winkel zurückgezogen und träumte von zuhause. Denn kam das verabredete Zeichen. Dieser Ton zerriß das wenige, was von der Weihnachtsstimmung an mich gekommen war.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_242067/604>, abgerufen am 05.05.2024.