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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr.

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Zwanzig Jahre

i" 24, April 1884 beauftragte Fürst Bismarck telegraphisch den
Konsul des Deutschen Reichs in Kapstadt, der Kapregierung zu
erklären, daß der Kaufmann Lüderitz und seine Niederlassung in
Angra Pequeua unter dem Schutz des Reichs stehe. Das
Politik ^"hr 1884 ist das eigentliche Geburtsjahr der deutscheu Kolonial-
grcimm 's^ i^er 24, April mit seinem überraschend wirkenden Tete-
^ ur pe mehrfach als deren eigentlicher Geburtstag bezeichnet worden. Das
das^'" s!"'" "^^ zutreffend, denn schon am 4, Februar 1883 hatte
da^ N"^, > Auswärtige Amt in London angefragt, ob die englische Regierung
mal's s^ Unternehmen schützen könne, nachdem drei Jahre zuvor die
pill ?s-^^^^^" Hereros das Land geräumt hatten. Lord Gmn-
rubte V ^ Februar diesen Schutz für unmöglich. Dann
stellte ^scheinend, bis Deutschland am 12. November die Anfrage
croit 't ' ^"'^"d auf Angra Pequeua Ansprüche erhebe. Lord Granville
Wesel^V ?k ^°^^>uber stolz. England halte eine fremde Kolonie an der
Ko - !> . ^^^^ ^' einen Eingriff in die Rechte Englands. Als in weiterer
keit s ^ ^ Antwort Englands ausblieb und die Kapregierung Schwierig-
^ en machte, ergii,g um 24. April jenes Telegramm, das wie ein herzerfrischendes
^rompetengeschmetter durch Deutschland klang. Die Kapkolonie antwortete mit
"ner Annexion der Küste bis zur Walfischbai, Deutschland lehnte am 4. Juni
Anerkennung ab, und nach längern Verhandlungen erfolgte am 22. Juni der
Schluß der englischen Regierung, das deutsche Protektorat anzuerkennen.

Inzwischen erschienen der deutsche Kreuzer "Elisabeth" und das Kanonen -
vvot "Wolf" an der Küste und stellten am 7. August das Gestade vom Oranje-
'luß bis Kap Frio mit Ausnahme der Walfischbai unter deutschen Schutz,
endlich nach mehrfachem Hin und Her begrüßte am 22. September die englische
Regierung Deutschland als Nachbar in Südwestafrikn; es geschah dies durch
eine vom englischen Geschäftsträger in Berlin überreichte Note.

Das ist, in großen Strichen, die diplomatische Vorgeschichte der Er¬
werbung unsers südwestafrilanischen Schntzgebiets, das in diesem Augenblick
wiederum zum Gegenstand unsrer besondern Sorge geworden ist. Man kann
in Deutschland wohl die Frage aufwerfen, woher P es gekommen, daß wir
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Grenzboten I 1904 -,,>


Zwanzig Jahre

i" 24, April 1884 beauftragte Fürst Bismarck telegraphisch den
Konsul des Deutschen Reichs in Kapstadt, der Kapregierung zu
erklären, daß der Kaufmann Lüderitz und seine Niederlassung in
Angra Pequeua unter dem Schutz des Reichs stehe. Das
Politik ^"hr 1884 ist das eigentliche Geburtsjahr der deutscheu Kolonial-
grcimm 's^ i^er 24, April mit seinem überraschend wirkenden Tete-
^ ur pe mehrfach als deren eigentlicher Geburtstag bezeichnet worden. Das
das^'" s!"'" "^^ zutreffend, denn schon am 4, Februar 1883 hatte
da^ N"^, > Auswärtige Amt in London angefragt, ob die englische Regierung
mal's s^ Unternehmen schützen könne, nachdem drei Jahre zuvor die
pill ?s-^^^^^" Hereros das Land geräumt hatten. Lord Gmn-
rubte V ^ Februar diesen Schutz für unmöglich. Dann
stellte ^scheinend, bis Deutschland am 12. November die Anfrage
croit 't ' ^"'^"d auf Angra Pequeua Ansprüche erhebe. Lord Granville
Wesel^V ?k ^°^^>uber stolz. England halte eine fremde Kolonie an der
Ko - !> . ^^^^ ^' einen Eingriff in die Rechte Englands. Als in weiterer
keit s ^ ^ Antwort Englands ausblieb und die Kapregierung Schwierig-
^ en machte, ergii,g um 24. April jenes Telegramm, das wie ein herzerfrischendes
^rompetengeschmetter durch Deutschland klang. Die Kapkolonie antwortete mit
"ner Annexion der Küste bis zur Walfischbai, Deutschland lehnte am 4. Juni
Anerkennung ab, und nach längern Verhandlungen erfolgte am 22. Juni der
Schluß der englischen Regierung, das deutsche Protektorat anzuerkennen.

Inzwischen erschienen der deutsche Kreuzer „Elisabeth" und das Kanonen -
vvot „Wolf" an der Küste und stellten am 7. August das Gestade vom Oranje-
'luß bis Kap Frio mit Ausnahme der Walfischbai unter deutschen Schutz,
endlich nach mehrfachem Hin und Her begrüßte am 22. September die englische
Regierung Deutschland als Nachbar in Südwestafrikn; es geschah dies durch
eine vom englischen Geschäftsträger in Berlin überreichte Note.

Das ist, in großen Strichen, die diplomatische Vorgeschichte der Er¬
werbung unsers südwestafrilanischen Schntzgebiets, das in diesem Augenblick
wiederum zum Gegenstand unsrer besondern Sorge geworden ist. Man kann
in Deutschland wohl die Frage aufwerfen, woher P es gekommen, daß wir
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_292796/199>, abgerufen am 06.05.2024.