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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr.

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Die Ulabilnkerstraße

ein paar Zügens zusammen, und beide bleiben tot. Is es nich merkwürdig?
Gerade wo sie un ein büschen Spaß von die Heimat und von ihr Geld haben
wollen. Ich sag, Reichtum allein macht es nich!

Schlüter stützte sich auf seine Wagendeichsel und fuhr sich jetzt mit dem
Taschentuch übers Gesicht.

Verzählen Sie es man an Herr Müller, sagte er noch einmal. Es hat ins
Blatt gestanden, und er konnt Anton Bertram gut.

Er rasselte weiter mit dem Karren, und Elisabeth entledigte sich ihrer Bot¬
schaft. Vorsichtig und tastend, weil es sie wie eine Ahnung beschlich; aber Herr
Müller hörte sie schweigend an und erwiderte kein Wort. Dann las sie ihren
Roman weiter und ging mit ihrem Honorar heim.

Spät am Abend wurde sie von Herrn Müllers Köchin zu ihm gerufen.

Er lag im Bett, und seiue Augen glitzerten sie unruhig an.

Anton Bertram! flüsterte er. Er ist tot, und seine Frau auch. Das war
einmal meine Frau, und ich habe sie lieb gehabt. Nun ist die Gerechtigkeit doch
gekommen, Frau Wolffenradt! Ich mag sie aber nicht; ich will sie nicht. Es war
meine Fran, und sie ist mir gestohlen!

Elisabeth versuchte ihn zu beruhigen; er achtete nicht auf sie.

Es war meine Frau, und ich habe sie lieb gehabt. Aber dann habe ich Gott
gebeten, daß es ihr schlecht ergeb" sollte. Dies aber wollte ich nicht. Ein solcher
Tod -- er schauderte. Plötzlich weinte er bitterlich und wurde erst ruhiger, als
Elisabeth seine Hand faßte und leise auf ihn einredete.

Von dem Tage an blieb er bettlägerig; und wenn Elisabeth am Morgen
kam, mußte sie an seinem Lager sitzen. Manchmal mußte sie ihm vorlesen; meistens
aber sprach er jetzt. Von seiner schweren Jugend und deu vielen Entbehrungen.
Wie er, draußen im Osten, eine Frau gefunden hatte, die ihm die Falten von
der Stirn strich und seine Sorgen teilte. Aber er war uicht immer freundlich.
Er war mürrisch gewesen, unverträglich, tadelsüchtig. Und sein Schulfreund Anton,
der plötzlich in derselben Niederlassung aufgetaucht war, kounte lachen und scherzen
und verbreitete Sonnenschein, wohin er kam. -- Bei dem Bankgeschäft, an dem
Herr Müller einen bedeutenden Anteil hatte, und an dem auch Anton Bertram
arbeitete, wurden große Unterschleife entdeckt. An dem Tage, wo der Aufsichts¬
rat zusammentrat, um eine Untersuchung anzustellen, war Anton Bertram ver¬
schwunden und mit ihm Herrn Müllers Frau. Sie schrieb ihrem Manne, sie
könnte nicht mehr mit ihm leben, weil er ein Dieb sei. Er! -- Der alte Mann
stöhnte, wenn er an diese Anschuldigung dachte. Vom Aufsichtsrat wurde seine
Unschuld nie bezweifelt; der Fehlbetrag wurde von allen gedeckt; auf die Verfolgung
von Anton Bertram wurde verzichtet. Er tauchte dann später mit einer schönen
Fran in Kalkutta auf, und es ging ihm gut.

Herr Müller aber reiste bald heim und wurde der langweilige Herr Müller,
der auf Gottes Gerechtigkeit wartete und sie nicht hatte entdecken können, bis jetzt
nach zwanzig Jahren. Und nun war er auch nicht zufrieden und verwünschte sich
selbst und seine heißen Zorngebete.

Ich habe sie doch noch lieb gehabt, Frau Wolffenradt!

Das war beständig sein letztes Wort, und Elisabeth dachte an Wolf, und daß
sie ihn immer noch liebe, daß sie nicht an ihm zweifle, und daß er ganz sicher
bald wieder kommen müßte.


11

Es war gegen Ende November, und dnrch Hamburgs Straßen fegte ein
schneidender Ostwind. Der Himmel hing grau und bleiern über den rauchgeschwärzten
Häusern, und die Italienerin, die ein mit allerlei buntem Weihnachtstand behängtes
Gestell durch die Straßen trug, preßte ihre roten Lippen aufeinander und versuchte,
ihre dünnen Röcke gegen den Wind zu schützen. Wenn aber der Sturm einen
Augenblick Atem schöpfte, dann strich sich die Tochter des Südens die schwarzen


Die Ulabilnkerstraße

ein paar Zügens zusammen, und beide bleiben tot. Is es nich merkwürdig?
Gerade wo sie un ein büschen Spaß von die Heimat und von ihr Geld haben
wollen. Ich sag, Reichtum allein macht es nich!

Schlüter stützte sich auf seine Wagendeichsel und fuhr sich jetzt mit dem
Taschentuch übers Gesicht.

Verzählen Sie es man an Herr Müller, sagte er noch einmal. Es hat ins
Blatt gestanden, und er konnt Anton Bertram gut.

Er rasselte weiter mit dem Karren, und Elisabeth entledigte sich ihrer Bot¬
schaft. Vorsichtig und tastend, weil es sie wie eine Ahnung beschlich; aber Herr
Müller hörte sie schweigend an und erwiderte kein Wort. Dann las sie ihren
Roman weiter und ging mit ihrem Honorar heim.

Spät am Abend wurde sie von Herrn Müllers Köchin zu ihm gerufen.

Er lag im Bett, und seiue Augen glitzerten sie unruhig an.

Anton Bertram! flüsterte er. Er ist tot, und seine Frau auch. Das war
einmal meine Frau, und ich habe sie lieb gehabt. Nun ist die Gerechtigkeit doch
gekommen, Frau Wolffenradt! Ich mag sie aber nicht; ich will sie nicht. Es war
meine Fran, und sie ist mir gestohlen!

Elisabeth versuchte ihn zu beruhigen; er achtete nicht auf sie.

Es war meine Frau, und ich habe sie lieb gehabt. Aber dann habe ich Gott
gebeten, daß es ihr schlecht ergeb» sollte. Dies aber wollte ich nicht. Ein solcher
Tod — er schauderte. Plötzlich weinte er bitterlich und wurde erst ruhiger, als
Elisabeth seine Hand faßte und leise auf ihn einredete.

Von dem Tage an blieb er bettlägerig; und wenn Elisabeth am Morgen
kam, mußte sie an seinem Lager sitzen. Manchmal mußte sie ihm vorlesen; meistens
aber sprach er jetzt. Von seiner schweren Jugend und deu vielen Entbehrungen.
Wie er, draußen im Osten, eine Frau gefunden hatte, die ihm die Falten von
der Stirn strich und seine Sorgen teilte. Aber er war uicht immer freundlich.
Er war mürrisch gewesen, unverträglich, tadelsüchtig. Und sein Schulfreund Anton,
der plötzlich in derselben Niederlassung aufgetaucht war, kounte lachen und scherzen
und verbreitete Sonnenschein, wohin er kam. — Bei dem Bankgeschäft, an dem
Herr Müller einen bedeutenden Anteil hatte, und an dem auch Anton Bertram
arbeitete, wurden große Unterschleife entdeckt. An dem Tage, wo der Aufsichts¬
rat zusammentrat, um eine Untersuchung anzustellen, war Anton Bertram ver¬
schwunden und mit ihm Herrn Müllers Frau. Sie schrieb ihrem Manne, sie
könnte nicht mehr mit ihm leben, weil er ein Dieb sei. Er! — Der alte Mann
stöhnte, wenn er an diese Anschuldigung dachte. Vom Aufsichtsrat wurde seine
Unschuld nie bezweifelt; der Fehlbetrag wurde von allen gedeckt; auf die Verfolgung
von Anton Bertram wurde verzichtet. Er tauchte dann später mit einer schönen
Fran in Kalkutta auf, und es ging ihm gut.

Herr Müller aber reiste bald heim und wurde der langweilige Herr Müller,
der auf Gottes Gerechtigkeit wartete und sie nicht hatte entdecken können, bis jetzt
nach zwanzig Jahren. Und nun war er auch nicht zufrieden und verwünschte sich
selbst und seine heißen Zorngebete.

Ich habe sie doch noch lieb gehabt, Frau Wolffenradt!

Das war beständig sein letztes Wort, und Elisabeth dachte an Wolf, und daß
sie ihn immer noch liebe, daß sie nicht an ihm zweifle, und daß er ganz sicher
bald wieder kommen müßte.


11

Es war gegen Ende November, und dnrch Hamburgs Straßen fegte ein
schneidender Ostwind. Der Himmel hing grau und bleiern über den rauchgeschwärzten
Häusern, und die Italienerin, die ein mit allerlei buntem Weihnachtstand behängtes
Gestell durch die Straßen trug, preßte ihre roten Lippen aufeinander und versuchte,
ihre dünnen Röcke gegen den Wind zu schützen. Wenn aber der Sturm einen
Augenblick Atem schöpfte, dann strich sich die Tochter des Südens die schwarzen


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[0374] Die Ulabilnkerstraße ein paar Zügens zusammen, und beide bleiben tot. Is es nich merkwürdig? Gerade wo sie un ein büschen Spaß von die Heimat und von ihr Geld haben wollen. Ich sag, Reichtum allein macht es nich! Schlüter stützte sich auf seine Wagendeichsel und fuhr sich jetzt mit dem Taschentuch übers Gesicht. Verzählen Sie es man an Herr Müller, sagte er noch einmal. Es hat ins Blatt gestanden, und er konnt Anton Bertram gut. Er rasselte weiter mit dem Karren, und Elisabeth entledigte sich ihrer Bot¬ schaft. Vorsichtig und tastend, weil es sie wie eine Ahnung beschlich; aber Herr Müller hörte sie schweigend an und erwiderte kein Wort. Dann las sie ihren Roman weiter und ging mit ihrem Honorar heim. Spät am Abend wurde sie von Herrn Müllers Köchin zu ihm gerufen. Er lag im Bett, und seiue Augen glitzerten sie unruhig an. Anton Bertram! flüsterte er. Er ist tot, und seine Frau auch. Das war einmal meine Frau, und ich habe sie lieb gehabt. Nun ist die Gerechtigkeit doch gekommen, Frau Wolffenradt! Ich mag sie aber nicht; ich will sie nicht. Es war meine Fran, und sie ist mir gestohlen! Elisabeth versuchte ihn zu beruhigen; er achtete nicht auf sie. Es war meine Frau, und ich habe sie lieb gehabt. Aber dann habe ich Gott gebeten, daß es ihr schlecht ergeb» sollte. Dies aber wollte ich nicht. Ein solcher Tod — er schauderte. Plötzlich weinte er bitterlich und wurde erst ruhiger, als Elisabeth seine Hand faßte und leise auf ihn einredete. Von dem Tage an blieb er bettlägerig; und wenn Elisabeth am Morgen kam, mußte sie an seinem Lager sitzen. Manchmal mußte sie ihm vorlesen; meistens aber sprach er jetzt. Von seiner schweren Jugend und deu vielen Entbehrungen. Wie er, draußen im Osten, eine Frau gefunden hatte, die ihm die Falten von der Stirn strich und seine Sorgen teilte. Aber er war uicht immer freundlich. Er war mürrisch gewesen, unverträglich, tadelsüchtig. Und sein Schulfreund Anton, der plötzlich in derselben Niederlassung aufgetaucht war, kounte lachen und scherzen und verbreitete Sonnenschein, wohin er kam. — Bei dem Bankgeschäft, an dem Herr Müller einen bedeutenden Anteil hatte, und an dem auch Anton Bertram arbeitete, wurden große Unterschleife entdeckt. An dem Tage, wo der Aufsichts¬ rat zusammentrat, um eine Untersuchung anzustellen, war Anton Bertram ver¬ schwunden und mit ihm Herrn Müllers Frau. Sie schrieb ihrem Manne, sie könnte nicht mehr mit ihm leben, weil er ein Dieb sei. Er! — Der alte Mann stöhnte, wenn er an diese Anschuldigung dachte. Vom Aufsichtsrat wurde seine Unschuld nie bezweifelt; der Fehlbetrag wurde von allen gedeckt; auf die Verfolgung von Anton Bertram wurde verzichtet. Er tauchte dann später mit einer schönen Fran in Kalkutta auf, und es ging ihm gut. Herr Müller aber reiste bald heim und wurde der langweilige Herr Müller, der auf Gottes Gerechtigkeit wartete und sie nicht hatte entdecken können, bis jetzt nach zwanzig Jahren. Und nun war er auch nicht zufrieden und verwünschte sich selbst und seine heißen Zorngebete. Ich habe sie doch noch lieb gehabt, Frau Wolffenradt! Das war beständig sein letztes Wort, und Elisabeth dachte an Wolf, und daß sie ihn immer noch liebe, daß sie nicht an ihm zweifle, und daß er ganz sicher bald wieder kommen müßte. 11 Es war gegen Ende November, und dnrch Hamburgs Straßen fegte ein schneidender Ostwind. Der Himmel hing grau und bleiern über den rauchgeschwärzten Häusern, und die Italienerin, die ein mit allerlei buntem Weihnachtstand behängtes Gestell durch die Straßen trug, preßte ihre roten Lippen aufeinander und versuchte, ihre dünnen Röcke gegen den Wind zu schützen. Wenn aber der Sturm einen Augenblick Atem schöpfte, dann strich sich die Tochter des Südens die schwarzen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_292796/374>, abgerufen am 06.05.2024.