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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.

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Die kleine Marina und ihr Gemahl

gegangen, und die Nacht war jetzt ganz hell. Frasquito erhob sich ebenfalls. Ihre
Augen begegneten sich, und sie sah es seinem Blick an, daß seine Gedanken noch
viel weiter, unendlich viel weiter weggewesen waren als die ihren.

Aber als Dona Marina in dieser Nacht endlich heimkam, und nachdem sie ihre
Gebete gesprochen hatte, in dem großen Himmelbett lag, über dem Gottes Engel
lächelnd und goldstrahlend die vereinten Wappenschilder der Toledos und der
Siloah emporhielten, konnte sie gegen ihre Gewohnheit gar nicht einschlafen. Die
Kammerfrau, die ihr Bett zwei Stufen unter dem ihren hatte, schnarchte schon und
sprach verworren im Schlaf über alles, was ihr im Laufe des Tags zugestoßen
war. Dona Marina hörte auch ihren eignen Namen, aber daran war sie nun so
gewöhnt, daß sie sich nicht einmal die Mühe machte, danach hinzuhören.

Zwischen den schweren Sammetvorhängen lag sie und starrte das Madonnen¬
bild unter der Nachtlampe drüben in der Ecke an, um die die Spinnengewebe in
grauen Festons hingen. Nachtschwärmer und Mücken, die von dem Licht herbei¬
gelockt waren, umschwirrten leise die Himmelskönigin. '

Ich liebe! murmelte die kleine Marquise und schloß die Augen fest. Und
noch einmal sagte sie es -- halblaut, feierlich, beinahe trotzig:

Ich liebe!

,,'4','--

Marina war froh darüber, daß sie in Paris sein durfte. Vor allen Dingen
war es eine Erleichterung, von dem umständlichen Zeremoniell in dem großen,
düstern Familienpalais in der Don Pedrostraße daheim in Madrid und von der
hochvornehmen, bedrückenden Sommereinsamkeit auf Chamartin und Guadalajara
befreit zu sein. Aber dann liebte sie Paris doch sehr, diese Stadt Paris. Sie
fand, daß die Luft dort klarer und leichter sei als in ihrer Heimat, und daß die
Menschen heiterer, weniger schwerfällig im Verkehr seien. Und wenn sie lachten,
lag etwas in ihren Augen, was bewirkte, daß man unwillkürlich mitlachen mußte.

Aus den Fenstern und vom Balkon aus konnte sie ein wenig von der Straße
sehen, und wenn sie sich vornüberlehnte, auch einen Schimmer von dem Jardin
de Luxembourg, aber das war ihr nicht genug. Wenn niemand sie sah -- natürlich
Mademoiselle Leonie, aber die rechnete sie nie mit --, konnte sie sogar auf den
Einfall kommen, auf die linke Gartenmauer zu klettern. Dort pflegte sie sich hin¬
zulegen, so lang sie war, und durch all das Grüne guckte sie, ohne selbst gesehen
zu werden, in die stille Rue de l'Eilfer hinab. In der untersten Etage des Hauses
gerade gegenüber wohnte eine Modehändlerin, und es war Maricas größtes Ver¬
gnügen, die Nähterinnen in dem unordentlichen Zimmer sitzen zu sehen, das voll
war von Flicken und Stofffetzen, Kleider- und Paniergestellen, die aus Eisen und
Roßhaar fabriziert waren, von Spitzen und künstlichen Blumen und langen Pelz-
Greifen, mit denen sie die Kleider verbrämten. Wenn die Modehändlerin ausging
^ und das tat sie sehr oft --, warfen die Mädchen immer ihre Arbeit weg. und
^ne von ihnen holte in der Regel ein Spiel Karten hervor. Dann kauerten sie
"^e zusammen auf der Erde und spielten. Sie gewannen einander kleine/Geld-
Münzen ab, lachten und zankten sich, bis sie oft mit geballten Fäusten aufeinander
fuhren, sich schlugen und prügelten.

Marina fand, daß es ebenso amüsant sei wie im Theater. Einmal, als Ma-
"Me noch länger weg blieb als gewöhnlich, tanzten sie und hoben die Kleider
unanständig frech in die Höhe. Oft probierten sie auch die Kleider an, die sie für
vornehmen Damen nähten. Marina mußte zuweilen ganz laut lachen, während
Ne da oben ans der Mauer in der Sonnenhitze lag, und sie sagte in vollem Ernst
Zu der braven Leonie, sie würde gern geben, was es auch sein sollte,, wenn sie
"ninal zwischen denen da drüben sitzen und hören dürfte, was sie sagten, wenn
ne so flüsterten und lachten.

Muhme Starhemberg hatte erzählt, daß Madame du Barry einmal bei einer
wichen Modehändlerin gearbeitet habe, ehe sie (wie die Muhme sich ausdrückte)


Die kleine Marina und ihr Gemahl

gegangen, und die Nacht war jetzt ganz hell. Frasquito erhob sich ebenfalls. Ihre
Augen begegneten sich, und sie sah es seinem Blick an, daß seine Gedanken noch
viel weiter, unendlich viel weiter weggewesen waren als die ihren.

Aber als Dona Marina in dieser Nacht endlich heimkam, und nachdem sie ihre
Gebete gesprochen hatte, in dem großen Himmelbett lag, über dem Gottes Engel
lächelnd und goldstrahlend die vereinten Wappenschilder der Toledos und der
Siloah emporhielten, konnte sie gegen ihre Gewohnheit gar nicht einschlafen. Die
Kammerfrau, die ihr Bett zwei Stufen unter dem ihren hatte, schnarchte schon und
sprach verworren im Schlaf über alles, was ihr im Laufe des Tags zugestoßen
war. Dona Marina hörte auch ihren eignen Namen, aber daran war sie nun so
gewöhnt, daß sie sich nicht einmal die Mühe machte, danach hinzuhören.

Zwischen den schweren Sammetvorhängen lag sie und starrte das Madonnen¬
bild unter der Nachtlampe drüben in der Ecke an, um die die Spinnengewebe in
grauen Festons hingen. Nachtschwärmer und Mücken, die von dem Licht herbei¬
gelockt waren, umschwirrten leise die Himmelskönigin. '

Ich liebe! murmelte die kleine Marquise und schloß die Augen fest. Und
noch einmal sagte sie es — halblaut, feierlich, beinahe trotzig:

Ich liebe!

,,'4','--

Marina war froh darüber, daß sie in Paris sein durfte. Vor allen Dingen
war es eine Erleichterung, von dem umständlichen Zeremoniell in dem großen,
düstern Familienpalais in der Don Pedrostraße daheim in Madrid und von der
hochvornehmen, bedrückenden Sommereinsamkeit auf Chamartin und Guadalajara
befreit zu sein. Aber dann liebte sie Paris doch sehr, diese Stadt Paris. Sie
fand, daß die Luft dort klarer und leichter sei als in ihrer Heimat, und daß die
Menschen heiterer, weniger schwerfällig im Verkehr seien. Und wenn sie lachten,
lag etwas in ihren Augen, was bewirkte, daß man unwillkürlich mitlachen mußte.

Aus den Fenstern und vom Balkon aus konnte sie ein wenig von der Straße
sehen, und wenn sie sich vornüberlehnte, auch einen Schimmer von dem Jardin
de Luxembourg, aber das war ihr nicht genug. Wenn niemand sie sah — natürlich
Mademoiselle Leonie, aber die rechnete sie nie mit —, konnte sie sogar auf den
Einfall kommen, auf die linke Gartenmauer zu klettern. Dort pflegte sie sich hin¬
zulegen, so lang sie war, und durch all das Grüne guckte sie, ohne selbst gesehen
zu werden, in die stille Rue de l'Eilfer hinab. In der untersten Etage des Hauses
gerade gegenüber wohnte eine Modehändlerin, und es war Maricas größtes Ver¬
gnügen, die Nähterinnen in dem unordentlichen Zimmer sitzen zu sehen, das voll
war von Flicken und Stofffetzen, Kleider- und Paniergestellen, die aus Eisen und
Roßhaar fabriziert waren, von Spitzen und künstlichen Blumen und langen Pelz-
Greifen, mit denen sie die Kleider verbrämten. Wenn die Modehändlerin ausging
^ und das tat sie sehr oft —, warfen die Mädchen immer ihre Arbeit weg. und
^ne von ihnen holte in der Regel ein Spiel Karten hervor. Dann kauerten sie
"^e zusammen auf der Erde und spielten. Sie gewannen einander kleine/Geld-
Münzen ab, lachten und zankten sich, bis sie oft mit geballten Fäusten aufeinander
fuhren, sich schlugen und prügelten.

Marina fand, daß es ebenso amüsant sei wie im Theater. Einmal, als Ma-
"Me noch länger weg blieb als gewöhnlich, tanzten sie und hoben die Kleider
unanständig frech in die Höhe. Oft probierten sie auch die Kleider an, die sie für
vornehmen Damen nähten. Marina mußte zuweilen ganz laut lachen, während
Ne da oben ans der Mauer in der Sonnenhitze lag, und sie sagte in vollem Ernst
Zu der braven Leonie, sie würde gern geben, was es auch sein sollte,, wenn sie
"ninal zwischen denen da drüben sitzen und hören dürfte, was sie sagten, wenn
ne so flüsterten und lachten.

Muhme Starhemberg hatte erzählt, daß Madame du Barry einmal bei einer
wichen Modehändlerin gearbeitet habe, ehe sie (wie die Muhme sich ausdrückte)


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[0119] Die kleine Marina und ihr Gemahl gegangen, und die Nacht war jetzt ganz hell. Frasquito erhob sich ebenfalls. Ihre Augen begegneten sich, und sie sah es seinem Blick an, daß seine Gedanken noch viel weiter, unendlich viel weiter weggewesen waren als die ihren. Aber als Dona Marina in dieser Nacht endlich heimkam, und nachdem sie ihre Gebete gesprochen hatte, in dem großen Himmelbett lag, über dem Gottes Engel lächelnd und goldstrahlend die vereinten Wappenschilder der Toledos und der Siloah emporhielten, konnte sie gegen ihre Gewohnheit gar nicht einschlafen. Die Kammerfrau, die ihr Bett zwei Stufen unter dem ihren hatte, schnarchte schon und sprach verworren im Schlaf über alles, was ihr im Laufe des Tags zugestoßen war. Dona Marina hörte auch ihren eignen Namen, aber daran war sie nun so gewöhnt, daß sie sich nicht einmal die Mühe machte, danach hinzuhören. Zwischen den schweren Sammetvorhängen lag sie und starrte das Madonnen¬ bild unter der Nachtlampe drüben in der Ecke an, um die die Spinnengewebe in grauen Festons hingen. Nachtschwärmer und Mücken, die von dem Licht herbei¬ gelockt waren, umschwirrten leise die Himmelskönigin. ' Ich liebe! murmelte die kleine Marquise und schloß die Augen fest. Und noch einmal sagte sie es — halblaut, feierlich, beinahe trotzig: Ich liebe! ,,'4','-- Marina war froh darüber, daß sie in Paris sein durfte. Vor allen Dingen war es eine Erleichterung, von dem umständlichen Zeremoniell in dem großen, düstern Familienpalais in der Don Pedrostraße daheim in Madrid und von der hochvornehmen, bedrückenden Sommereinsamkeit auf Chamartin und Guadalajara befreit zu sein. Aber dann liebte sie Paris doch sehr, diese Stadt Paris. Sie fand, daß die Luft dort klarer und leichter sei als in ihrer Heimat, und daß die Menschen heiterer, weniger schwerfällig im Verkehr seien. Und wenn sie lachten, lag etwas in ihren Augen, was bewirkte, daß man unwillkürlich mitlachen mußte. Aus den Fenstern und vom Balkon aus konnte sie ein wenig von der Straße sehen, und wenn sie sich vornüberlehnte, auch einen Schimmer von dem Jardin de Luxembourg, aber das war ihr nicht genug. Wenn niemand sie sah — natürlich Mademoiselle Leonie, aber die rechnete sie nie mit —, konnte sie sogar auf den Einfall kommen, auf die linke Gartenmauer zu klettern. Dort pflegte sie sich hin¬ zulegen, so lang sie war, und durch all das Grüne guckte sie, ohne selbst gesehen zu werden, in die stille Rue de l'Eilfer hinab. In der untersten Etage des Hauses gerade gegenüber wohnte eine Modehändlerin, und es war Maricas größtes Ver¬ gnügen, die Nähterinnen in dem unordentlichen Zimmer sitzen zu sehen, das voll war von Flicken und Stofffetzen, Kleider- und Paniergestellen, die aus Eisen und Roßhaar fabriziert waren, von Spitzen und künstlichen Blumen und langen Pelz- Greifen, mit denen sie die Kleider verbrämten. Wenn die Modehändlerin ausging ^ und das tat sie sehr oft —, warfen die Mädchen immer ihre Arbeit weg. und ^ne von ihnen holte in der Regel ein Spiel Karten hervor. Dann kauerten sie "^e zusammen auf der Erde und spielten. Sie gewannen einander kleine/Geld- Münzen ab, lachten und zankten sich, bis sie oft mit geballten Fäusten aufeinander fuhren, sich schlugen und prügelten. Marina fand, daß es ebenso amüsant sei wie im Theater. Einmal, als Ma- "Me noch länger weg blieb als gewöhnlich, tanzten sie und hoben die Kleider unanständig frech in die Höhe. Oft probierten sie auch die Kleider an, die sie für vornehmen Damen nähten. Marina mußte zuweilen ganz laut lachen, während Ne da oben ans der Mauer in der Sonnenhitze lag, und sie sagte in vollem Ernst Zu der braven Leonie, sie würde gern geben, was es auch sein sollte,, wenn sie "ninal zwischen denen da drüben sitzen und hören dürfte, was sie sagten, wenn ne so flüsterten und lachten. Muhme Starhemberg hatte erzählt, daß Madame du Barry einmal bei einer wichen Modehändlerin gearbeitet habe, ehe sie (wie die Muhme sich ausdrückte)

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/119>, abgerufen am 28.04.2024.