Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Maßgebliches ullo Unmaßgebliches

psychiatrische. Einem Richterkollegium, das ein zweitesnial darüber zu entscheiden
hätte, ob dem Manne die Dispositionsfähigkeit zu entzieh" sei, würde es gerade
so gehn wie dem einzelnen Leser der Schriften. Ein paar Stellen würden ihm
den Ausruf entlocken: entschieden verrückt! Ein Paar hundert Seiten aber würden
den Eindruck hinterlassen: ein grundgescheiter Mann! Unmöglich, ihn für irrsinnig
zu erklären! Eine neue Aufforderung also, zu untersuchen: auf welchem Punkte
geht die gelehrte Schrulle in Wahnsinn über? Am wenigsten kann die neuere
Schule helfen, die alle Geisteskrankheiten für Gehirnkrankheiten erklärt und diese
ausschließlich durch körperliche Ursachen entstanden sein läßt. Denn erstens kann
man den lebendigen Menschen nicht sezieren, um nachzusehen, ob sein Gehirn die
normale Form verloren hat oder nicht; und zweitens scheinen solche Fälle die alte
Überzeugung zur Gewißheit zu erheben, daß der Geist durch übertriebnes oder
einseitiges oder sich mit ungelösten Widersprüchen abquälendes Denken, ohne die
Mitwirkung körperlicher Ursachen, in einen Zustand geraten kann, den man als
Wahnsinn bezeichnen muß. Zum andern interessiert der Fall als Symptom des
gegenwärtigen Zustandes der jüdischen Volksseele, denn de Jonges Einbildungen
sind sicherlich nicht rein individueller Art. Die Juden regieren zwar nicht die
Welt, wie die Antisemiten behaupten, aber Weltherrschaftsträume sind mit der
jüdischen Messiasidee immer verbunden gewesen, und wenn ein einzelner hochge¬
bildeter Jude den Messias so nahe sieht, darf man annehmen, daß diese Träume
zurzeit die Gemüter des Volkes wieder lebhaft bewegen. Der unbändige Hoch¬
mut eines Teiles der Juden äußert sich in den Ausdrücken, in denen de Jorge
von der christlichen Kirche zu sprechen wagt, Ausdrücke, die ich nicht wiedergebe,
weil das denunzieren hieße. Als Kuriosum mag noch angeführt werden, daß
de Jorge den mittlerweile verstorbnen Herzl zu den ärgsten Feinden des Juden¬
tums rechnet, weil er den Zionismus von Jerusalem nach Afrika ablenken wollte.


<L. I-


Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig -- Druck von Karl Marquart in Leipzig


Alle für die Grenzboten bestimmten Aufsätze und Zuschriften wolle man an den Verleger
persönlich richten (I. Grunow, Firma: Fr. Wilh. Grunow, Jnselstraße 20).

Die Manuskripte werden deutlich und sauber und nur auf die eine Seite des Papiers
geschrieben mit breitem Rande erbeten.




Die Zähne sind gleichsam die Firma unserer
Persönlichkeit. Line Reihe blendender Zähne
ist der beste Empfehlungsbrief, die wirksamst
Reklame der Individualität, die uns
trauen schafft und gesellschaftlichen Aredit.
Dabei beruht das ganze Geschäftsgeheimnis
nur in zwei großen Rleinigkeiten -- sie heißen-
Zahnbürste und "Vdol"!




Maßgebliches ullo Unmaßgebliches

psychiatrische. Einem Richterkollegium, das ein zweitesnial darüber zu entscheiden
hätte, ob dem Manne die Dispositionsfähigkeit zu entzieh» sei, würde es gerade
so gehn wie dem einzelnen Leser der Schriften. Ein paar Stellen würden ihm
den Ausruf entlocken: entschieden verrückt! Ein Paar hundert Seiten aber würden
den Eindruck hinterlassen: ein grundgescheiter Mann! Unmöglich, ihn für irrsinnig
zu erklären! Eine neue Aufforderung also, zu untersuchen: auf welchem Punkte
geht die gelehrte Schrulle in Wahnsinn über? Am wenigsten kann die neuere
Schule helfen, die alle Geisteskrankheiten für Gehirnkrankheiten erklärt und diese
ausschließlich durch körperliche Ursachen entstanden sein läßt. Denn erstens kann
man den lebendigen Menschen nicht sezieren, um nachzusehen, ob sein Gehirn die
normale Form verloren hat oder nicht; und zweitens scheinen solche Fälle die alte
Überzeugung zur Gewißheit zu erheben, daß der Geist durch übertriebnes oder
einseitiges oder sich mit ungelösten Widersprüchen abquälendes Denken, ohne die
Mitwirkung körperlicher Ursachen, in einen Zustand geraten kann, den man als
Wahnsinn bezeichnen muß. Zum andern interessiert der Fall als Symptom des
gegenwärtigen Zustandes der jüdischen Volksseele, denn de Jonges Einbildungen
sind sicherlich nicht rein individueller Art. Die Juden regieren zwar nicht die
Welt, wie die Antisemiten behaupten, aber Weltherrschaftsträume sind mit der
jüdischen Messiasidee immer verbunden gewesen, und wenn ein einzelner hochge¬
bildeter Jude den Messias so nahe sieht, darf man annehmen, daß diese Träume
zurzeit die Gemüter des Volkes wieder lebhaft bewegen. Der unbändige Hoch¬
mut eines Teiles der Juden äußert sich in den Ausdrücken, in denen de Jorge
von der christlichen Kirche zu sprechen wagt, Ausdrücke, die ich nicht wiedergebe,
weil das denunzieren hieße. Als Kuriosum mag noch angeführt werden, daß
de Jorge den mittlerweile verstorbnen Herzl zu den ärgsten Feinden des Juden¬
tums rechnet, weil er den Zionismus von Jerusalem nach Afrika ablenken wollte.


<L. I-


Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Karl Marquart in Leipzig


Alle für die Grenzboten bestimmten Aufsätze und Zuschriften wolle man an den Verleger
persönlich richten (I. Grunow, Firma: Fr. Wilh. Grunow, Jnselstraße 20).

Die Manuskripte werden deutlich und sauber und nur auf die eine Seite des Papiers
geschrieben mit breitem Rande erbeten.




Die Zähne sind gleichsam die Firma unserer
Persönlichkeit. Line Reihe blendender Zähne
ist der beste Empfehlungsbrief, die wirksamst
Reklame der Individualität, die uns
trauen schafft und gesellschaftlichen Aredit.
Dabei beruht das ganze Geschäftsgeheimnis
nur in zwei großen Rleinigkeiten — sie heißen-
Zahnbürste und „Vdol"!




<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0736" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/295153"/>
            <fw type="header" place="top"> Maßgebliches ullo Unmaßgebliches</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_3563" prev="#ID_3562"> psychiatrische. Einem Richterkollegium, das ein zweitesnial darüber zu entscheiden<lb/>
hätte, ob dem Manne die Dispositionsfähigkeit zu entzieh» sei, würde es gerade<lb/>
so gehn wie dem einzelnen Leser der Schriften. Ein paar Stellen würden ihm<lb/>
den Ausruf entlocken: entschieden verrückt! Ein Paar hundert Seiten aber würden<lb/>
den Eindruck hinterlassen: ein grundgescheiter Mann! Unmöglich, ihn für irrsinnig<lb/>
zu erklären! Eine neue Aufforderung also, zu untersuchen: auf welchem Punkte<lb/>
geht die gelehrte Schrulle in Wahnsinn über? Am wenigsten kann die neuere<lb/>
Schule helfen, die alle Geisteskrankheiten für Gehirnkrankheiten erklärt und diese<lb/>
ausschließlich durch körperliche Ursachen entstanden sein läßt. Denn erstens kann<lb/>
man den lebendigen Menschen nicht sezieren, um nachzusehen, ob sein Gehirn die<lb/>
normale Form verloren hat oder nicht; und zweitens scheinen solche Fälle die alte<lb/>
Überzeugung zur Gewißheit zu erheben, daß der Geist durch übertriebnes oder<lb/>
einseitiges oder sich mit ungelösten Widersprüchen abquälendes Denken, ohne die<lb/>
Mitwirkung körperlicher Ursachen, in einen Zustand geraten kann, den man als<lb/>
Wahnsinn bezeichnen muß. Zum andern interessiert der Fall als Symptom des<lb/>
gegenwärtigen Zustandes der jüdischen Volksseele, denn de Jonges Einbildungen<lb/>
sind sicherlich nicht rein individueller Art. Die Juden regieren zwar nicht die<lb/>
Welt, wie die Antisemiten behaupten, aber Weltherrschaftsträume sind mit der<lb/>
jüdischen Messiasidee immer verbunden gewesen, und wenn ein einzelner hochge¬<lb/>
bildeter Jude den Messias so nahe sieht, darf man annehmen, daß diese Träume<lb/>
zurzeit die Gemüter des Volkes wieder lebhaft bewegen. Der unbändige Hoch¬<lb/>
mut eines Teiles der Juden äußert sich in den Ausdrücken, in denen de Jorge<lb/>
von der christlichen Kirche zu sprechen wagt, Ausdrücke, die ich nicht wiedergebe,<lb/>
weil das denunzieren hieße. Als Kuriosum mag noch angeführt werden, daß<lb/>
de Jorge den mittlerweile verstorbnen Herzl zu den ärgsten Feinden des Juden¬<lb/>
tums rechnet, weil er den Zionismus von Jerusalem nach Afrika ablenken wollte.</p><lb/>
            <note type="byline"> &lt;L. I-</note><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <note type="byline"> Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig<lb/>
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig &#x2014; Druck von Karl Marquart in Leipzig</note><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <p xml:id="ID_3564"> Alle für die Grenzboten bestimmten Aufsätze und Zuschriften wolle man an den Verleger<lb/>
persönlich richten (I. Grunow, Firma: Fr. Wilh. Grunow, Jnselstraße 20).</p><lb/>
            <p xml:id="ID_3565"> Die Manuskripte werden deutlich und sauber und nur auf die eine Seite des Papiers<lb/>
geschrieben mit breitem Rande erbeten.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
        </div>
        <div>
          <floatingText>
            <body>
              <div type="advertisement">
                <p><figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341879_294416/figures/grenzboten_341879_294416_295153_011.jpg"/> Die Zähne sind gleichsam die Firma unserer<lb/>
Persönlichkeit. Line Reihe blendender Zähne<lb/>
ist der beste Empfehlungsbrief, die wirksamst<lb/>
Reklame der Individualität, die uns<lb/>
trauen schafft und gesellschaftlichen Aredit.<lb/>
Dabei beruht das ganze Geschäftsgeheimnis<lb/>
nur in zwei großen Rleinigkeiten &#x2014; sie heißen-<lb/>
Zahnbürste und &#x201E;Vdol"! </p>
              </div>
            </body>
          </floatingText>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0736] Maßgebliches ullo Unmaßgebliches psychiatrische. Einem Richterkollegium, das ein zweitesnial darüber zu entscheiden hätte, ob dem Manne die Dispositionsfähigkeit zu entzieh» sei, würde es gerade so gehn wie dem einzelnen Leser der Schriften. Ein paar Stellen würden ihm den Ausruf entlocken: entschieden verrückt! Ein Paar hundert Seiten aber würden den Eindruck hinterlassen: ein grundgescheiter Mann! Unmöglich, ihn für irrsinnig zu erklären! Eine neue Aufforderung also, zu untersuchen: auf welchem Punkte geht die gelehrte Schrulle in Wahnsinn über? Am wenigsten kann die neuere Schule helfen, die alle Geisteskrankheiten für Gehirnkrankheiten erklärt und diese ausschließlich durch körperliche Ursachen entstanden sein läßt. Denn erstens kann man den lebendigen Menschen nicht sezieren, um nachzusehen, ob sein Gehirn die normale Form verloren hat oder nicht; und zweitens scheinen solche Fälle die alte Überzeugung zur Gewißheit zu erheben, daß der Geist durch übertriebnes oder einseitiges oder sich mit ungelösten Widersprüchen abquälendes Denken, ohne die Mitwirkung körperlicher Ursachen, in einen Zustand geraten kann, den man als Wahnsinn bezeichnen muß. Zum andern interessiert der Fall als Symptom des gegenwärtigen Zustandes der jüdischen Volksseele, denn de Jonges Einbildungen sind sicherlich nicht rein individueller Art. Die Juden regieren zwar nicht die Welt, wie die Antisemiten behaupten, aber Weltherrschaftsträume sind mit der jüdischen Messiasidee immer verbunden gewesen, und wenn ein einzelner hochge¬ bildeter Jude den Messias so nahe sieht, darf man annehmen, daß diese Träume zurzeit die Gemüter des Volkes wieder lebhaft bewegen. Der unbändige Hoch¬ mut eines Teiles der Juden äußert sich in den Ausdrücken, in denen de Jorge von der christlichen Kirche zu sprechen wagt, Ausdrücke, die ich nicht wiedergebe, weil das denunzieren hieße. Als Kuriosum mag noch angeführt werden, daß de Jorge den mittlerweile verstorbnen Herzl zu den ärgsten Feinden des Juden¬ tums rechnet, weil er den Zionismus von Jerusalem nach Afrika ablenken wollte. <L. I- Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Karl Marquart in Leipzig Alle für die Grenzboten bestimmten Aufsätze und Zuschriften wolle man an den Verleger persönlich richten (I. Grunow, Firma: Fr. Wilh. Grunow, Jnselstraße 20). Die Manuskripte werden deutlich und sauber und nur auf die eine Seite des Papiers geschrieben mit breitem Rande erbeten. [Abbildung] Die Zähne sind gleichsam die Firma unserer Persönlichkeit. Line Reihe blendender Zähne ist der beste Empfehlungsbrief, die wirksamst Reklame der Individualität, die uns trauen schafft und gesellschaftlichen Aredit. Dabei beruht das ganze Geschäftsgeheimnis nur in zwei großen Rleinigkeiten — sie heißen- Zahnbürste und „Vdol"!

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/736
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/736>, abgerufen am 28.04.2024.