Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Freunden, die, jeder in seiner Art, Aristokraten sind gleich ihm, allerlei Jugend¬
eseleien, die nicht durchweg tels Epitheton hold verdienen, jedoch ohne seine Seele
zu beschmutzen. Als Primaner bekommt er wegen Teilnahme an einer Verbindung
das Consilium adeuncli, und ein Rat von Freunden, dem Tante Johanna präsidiert,
beschließt, daß sich Detmar und seine Schicksalsgenossen von dem wackern Terflot
aufs Abiturium vorbereiten lassen sollen, das dann auch glänzend bestanden wird.
Terflot war nämlich durch die vatikanischen Wirren aus seiner Laufbahn als geist¬
licher Lehrer herausgeschleudert worden und hatte eine Stelle als Hauskaplan,
Archivar und Ordner von Kunstschätzen im Hause eines münsterscheu Edelmanns
angenommen. Die Protestantin Johanna aber hatte ihren alten Schatz, Detmars
Patohm, geheiratet, nachdem dieser seine wahnsinnige Frau durch den Tod verloren
hatte und wegen eines höchst ketzerischen Schreibens an die Konzilsväter öffentlich
und feierlich exkommuniziert worden war. (Sollte eine solche öffentliche Exkommu¬
nikation eines Laien im Münsterschen wirklich vorgekommen sein?) Zu den mancherlei
alten Seelenkämpfen Detmars sind in dieser Kriegs-, Konzils - und Kulturkampfzeit
neue gekommen: der Konflikt zwischen seinem katholischen Glauben und der Liebe
zum deutscheu Vaterlande und der Konflikt zwischen der kirchlichen Dogmatik und
den Ideen eines philosophischen Christentums, das er im Umgang mit edeln Pro¬
testanten kennen gelernt hat. Deren edelster ist ein Justizrat, der ein -- wie der
katholische Sprachgebrauch es nennt -- heiligmäßiges Leben fuhrt, und dessen ihm
nachschlagender Sohn, Detmars Freund, sich bei der Pflege eines schwindsüchtiger
Wanderburschen den Tod holt.

Auch in diesem Bande ist es dem Verfasser gelungen, unsre lebendige Teil¬
nahme für den jungen Helden in beständiger Spannung zu erhalten und zugleich
durch die Fülle der ihn umgebenden und begleitenden originellen Figuren, der
tragischen und der komischen Vorfälle, deren Zuschauer oder Opfer oder Mittäter
er wird, uns angenehm zu unterhalten. Aber je länger je deutlicher merkt man doch,
daß es ihm keineswegs bloß um seinen lieben Krauskopf zu tun ist, sondern daß
er ihn dazu benutzen will, die große religiöse Frage der Gegenwart ins reine zu
bringen. Das geschieht jedoch auch in diesem zweiten Bande noch nicht; ans das
klärende und zusammenfassende Endurteil warten wir noch, ebenso wie auf den
Abschluß des Romans als eines Kunstwerks. Ans dem Schluß des zweiten Buchs
erfahren wir, daß Krauskopf jetzt als Mulus daheim sitzt, Luthers Bibel und Gustav
Freytags Bilder aus der deutschen Vergangenheit liest und seinen Entschluß kund¬
gibt, auf der Universität erst ein Jahr lang allgemeine Bildung zu studieren, ehe
er die Standeswahl trifft. Alles, was wir sonst gern wissen mochten, was für eine
Art Gott es ist, den dieser ehrliche Gottsucher schließlich findet, wie er sich zum
Mann entwickelt, und wie er mit der blonden Seele vereinigt wird, die ihm das
geliebte Zigeunerkind sterbend als Ersatz verheißen hat, und die auch auf einen
Augenblick leibhaftig, aber nur wie im Nebel erscheint, alles das wird uns erst
das dritte Buch berichten, das den beiden ersten noch folgen soll.


Die böse Sieben.
"

Wenn der Astrolog Seni vor der Tafelszene in Wallen-
steins "Piccolomini dem spottenden Kammerdiener in feierlichem Ernst zuruft,
daß nichts im Leben so bedentend und wichtig sei wie die Zahl, so meint er
damit nicht diese an und für sich, sondern nur insofern, als für die in die Er¬
kenntnis des Wesens aller Dinge Eingedrungnen mit der einzelnen Zahl ein tieferer
Gedanke, etwas Symbolisches verbunden sei. so zum Beispiel wenn er die 5 als
die erste Summe von gerade und ungerade und die 11, weil sie über die Zahl
der zehn Gebote hinausgeht, als die Sünde bezeichnet. Solche Zahlen wie hier
5 und 11 sind außerdem uoch die 3, die 9, die 12, die bei vielen Völkern und
zu den verschiedensten Zeiten die Träger wichtiger Vorstellungen religiösen und
weltlichen Inhalts gewesen sind und zum Teil noch heute sind. Man denke
beispielsweise an die tiefe Bedeutung der Zahl 3; außer der christlichen Drcieinig-


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Freunden, die, jeder in seiner Art, Aristokraten sind gleich ihm, allerlei Jugend¬
eseleien, die nicht durchweg tels Epitheton hold verdienen, jedoch ohne seine Seele
zu beschmutzen. Als Primaner bekommt er wegen Teilnahme an einer Verbindung
das Consilium adeuncli, und ein Rat von Freunden, dem Tante Johanna präsidiert,
beschließt, daß sich Detmar und seine Schicksalsgenossen von dem wackern Terflot
aufs Abiturium vorbereiten lassen sollen, das dann auch glänzend bestanden wird.
Terflot war nämlich durch die vatikanischen Wirren aus seiner Laufbahn als geist¬
licher Lehrer herausgeschleudert worden und hatte eine Stelle als Hauskaplan,
Archivar und Ordner von Kunstschätzen im Hause eines münsterscheu Edelmanns
angenommen. Die Protestantin Johanna aber hatte ihren alten Schatz, Detmars
Patohm, geheiratet, nachdem dieser seine wahnsinnige Frau durch den Tod verloren
hatte und wegen eines höchst ketzerischen Schreibens an die Konzilsväter öffentlich
und feierlich exkommuniziert worden war. (Sollte eine solche öffentliche Exkommu¬
nikation eines Laien im Münsterschen wirklich vorgekommen sein?) Zu den mancherlei
alten Seelenkämpfen Detmars sind in dieser Kriegs-, Konzils - und Kulturkampfzeit
neue gekommen: der Konflikt zwischen seinem katholischen Glauben und der Liebe
zum deutscheu Vaterlande und der Konflikt zwischen der kirchlichen Dogmatik und
den Ideen eines philosophischen Christentums, das er im Umgang mit edeln Pro¬
testanten kennen gelernt hat. Deren edelster ist ein Justizrat, der ein — wie der
katholische Sprachgebrauch es nennt — heiligmäßiges Leben fuhrt, und dessen ihm
nachschlagender Sohn, Detmars Freund, sich bei der Pflege eines schwindsüchtiger
Wanderburschen den Tod holt.

Auch in diesem Bande ist es dem Verfasser gelungen, unsre lebendige Teil¬
nahme für den jungen Helden in beständiger Spannung zu erhalten und zugleich
durch die Fülle der ihn umgebenden und begleitenden originellen Figuren, der
tragischen und der komischen Vorfälle, deren Zuschauer oder Opfer oder Mittäter
er wird, uns angenehm zu unterhalten. Aber je länger je deutlicher merkt man doch,
daß es ihm keineswegs bloß um seinen lieben Krauskopf zu tun ist, sondern daß
er ihn dazu benutzen will, die große religiöse Frage der Gegenwart ins reine zu
bringen. Das geschieht jedoch auch in diesem zweiten Bande noch nicht; ans das
klärende und zusammenfassende Endurteil warten wir noch, ebenso wie auf den
Abschluß des Romans als eines Kunstwerks. Ans dem Schluß des zweiten Buchs
erfahren wir, daß Krauskopf jetzt als Mulus daheim sitzt, Luthers Bibel und Gustav
Freytags Bilder aus der deutschen Vergangenheit liest und seinen Entschluß kund¬
gibt, auf der Universität erst ein Jahr lang allgemeine Bildung zu studieren, ehe
er die Standeswahl trifft. Alles, was wir sonst gern wissen mochten, was für eine
Art Gott es ist, den dieser ehrliche Gottsucher schließlich findet, wie er sich zum
Mann entwickelt, und wie er mit der blonden Seele vereinigt wird, die ihm das
geliebte Zigeunerkind sterbend als Ersatz verheißen hat, und die auch auf einen
Augenblick leibhaftig, aber nur wie im Nebel erscheint, alles das wird uns erst
das dritte Buch berichten, das den beiden ersten noch folgen soll.


Die böse Sieben.
"

Wenn der Astrolog Seni vor der Tafelszene in Wallen-
steins „Piccolomini dem spottenden Kammerdiener in feierlichem Ernst zuruft,
daß nichts im Leben so bedentend und wichtig sei wie die Zahl, so meint er
damit nicht diese an und für sich, sondern nur insofern, als für die in die Er¬
kenntnis des Wesens aller Dinge Eingedrungnen mit der einzelnen Zahl ein tieferer
Gedanke, etwas Symbolisches verbunden sei. so zum Beispiel wenn er die 5 als
die erste Summe von gerade und ungerade und die 11, weil sie über die Zahl
der zehn Gebote hinausgeht, als die Sünde bezeichnet. Solche Zahlen wie hier
5 und 11 sind außerdem uoch die 3, die 9, die 12, die bei vielen Völkern und
zu den verschiedensten Zeiten die Träger wichtiger Vorstellungen religiösen und
weltlichen Inhalts gewesen sind und zum Teil noch heute sind. Man denke
beispielsweise an die tiefe Bedeutung der Zahl 3; außer der christlichen Drcieinig-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0357" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/295576"/>
            <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_1740" prev="#ID_1739"> Freunden, die, jeder in seiner Art, Aristokraten sind gleich ihm, allerlei Jugend¬<lb/>
eseleien, die nicht durchweg tels Epitheton hold verdienen, jedoch ohne seine Seele<lb/>
zu beschmutzen. Als Primaner bekommt er wegen Teilnahme an einer Verbindung<lb/>
das Consilium adeuncli, und ein Rat von Freunden, dem Tante Johanna präsidiert,<lb/>
beschließt, daß sich Detmar und seine Schicksalsgenossen von dem wackern Terflot<lb/>
aufs Abiturium vorbereiten lassen sollen, das dann auch glänzend bestanden wird.<lb/>
Terflot war nämlich durch die vatikanischen Wirren aus seiner Laufbahn als geist¬<lb/>
licher Lehrer herausgeschleudert worden und hatte eine Stelle als Hauskaplan,<lb/>
Archivar und Ordner von Kunstschätzen im Hause eines münsterscheu Edelmanns<lb/>
angenommen. Die Protestantin Johanna aber hatte ihren alten Schatz, Detmars<lb/>
Patohm, geheiratet, nachdem dieser seine wahnsinnige Frau durch den Tod verloren<lb/>
hatte und wegen eines höchst ketzerischen Schreibens an die Konzilsväter öffentlich<lb/>
und feierlich exkommuniziert worden war. (Sollte eine solche öffentliche Exkommu¬<lb/>
nikation eines Laien im Münsterschen wirklich vorgekommen sein?) Zu den mancherlei<lb/>
alten Seelenkämpfen Detmars sind in dieser Kriegs-, Konzils - und Kulturkampfzeit<lb/>
neue gekommen: der Konflikt zwischen seinem katholischen Glauben und der Liebe<lb/>
zum deutscheu Vaterlande und der Konflikt zwischen der kirchlichen Dogmatik und<lb/>
den Ideen eines philosophischen Christentums, das er im Umgang mit edeln Pro¬<lb/>
testanten kennen gelernt hat. Deren edelster ist ein Justizrat, der ein &#x2014; wie der<lb/>
katholische Sprachgebrauch es nennt &#x2014; heiligmäßiges Leben fuhrt, und dessen ihm<lb/>
nachschlagender Sohn, Detmars Freund, sich bei der Pflege eines schwindsüchtiger<lb/>
Wanderburschen den Tod holt.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1741"> Auch in diesem Bande ist es dem Verfasser gelungen, unsre lebendige Teil¬<lb/>
nahme für den jungen Helden in beständiger Spannung zu erhalten und zugleich<lb/>
durch die Fülle der ihn umgebenden und begleitenden originellen Figuren, der<lb/>
tragischen und der komischen Vorfälle, deren Zuschauer oder Opfer oder Mittäter<lb/>
er wird, uns angenehm zu unterhalten. Aber je länger je deutlicher merkt man doch,<lb/>
daß es ihm keineswegs bloß um seinen lieben Krauskopf zu tun ist, sondern daß<lb/>
er ihn dazu benutzen will, die große religiöse Frage der Gegenwart ins reine zu<lb/>
bringen. Das geschieht jedoch auch in diesem zweiten Bande noch nicht; ans das<lb/>
klärende und zusammenfassende Endurteil warten wir noch, ebenso wie auf den<lb/>
Abschluß des Romans als eines Kunstwerks. Ans dem Schluß des zweiten Buchs<lb/>
erfahren wir, daß Krauskopf jetzt als Mulus daheim sitzt, Luthers Bibel und Gustav<lb/>
Freytags Bilder aus der deutschen Vergangenheit liest und seinen Entschluß kund¬<lb/>
gibt, auf der Universität erst ein Jahr lang allgemeine Bildung zu studieren, ehe<lb/>
er die Standeswahl trifft. Alles, was wir sonst gern wissen mochten, was für eine<lb/>
Art Gott es ist, den dieser ehrliche Gottsucher schließlich findet, wie er sich zum<lb/>
Mann entwickelt, und wie er mit der blonden Seele vereinigt wird, die ihm das<lb/>
geliebte Zigeunerkind sterbend als Ersatz verheißen hat, und die auch auf einen<lb/>
Augenblick leibhaftig, aber nur wie im Nebel erscheint, alles das wird uns erst<lb/>
das dritte Buch berichten, das den beiden ersten noch folgen soll.</p><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Die böse Sieben.<lb/>
"</head>
            <p xml:id="ID_1742" next="#ID_1743"> Wenn der Astrolog Seni vor der Tafelszene in Wallen-<lb/>
steins &#x201E;Piccolomini dem spottenden Kammerdiener in feierlichem Ernst zuruft,<lb/>
daß nichts im Leben so bedentend und wichtig sei wie die Zahl, so meint er<lb/>
damit nicht diese an und für sich, sondern nur insofern, als für die in die Er¬<lb/>
kenntnis des Wesens aller Dinge Eingedrungnen mit der einzelnen Zahl ein tieferer<lb/>
Gedanke, etwas Symbolisches verbunden sei. so zum Beispiel wenn er die 5 als<lb/>
die erste Summe von gerade und ungerade und die 11, weil sie über die Zahl<lb/>
der zehn Gebote hinausgeht, als die Sünde bezeichnet. Solche Zahlen wie hier<lb/>
5 und 11 sind außerdem uoch die 3, die 9, die 12, die bei vielen Völkern und<lb/>
zu den verschiedensten Zeiten die Träger wichtiger Vorstellungen religiösen und<lb/>
weltlichen Inhalts gewesen sind und zum Teil noch heute sind. Man denke<lb/>
beispielsweise an die tiefe Bedeutung der Zahl 3; außer der christlichen Drcieinig-</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0357] Maßgebliches und Unmaßgebliches Freunden, die, jeder in seiner Art, Aristokraten sind gleich ihm, allerlei Jugend¬ eseleien, die nicht durchweg tels Epitheton hold verdienen, jedoch ohne seine Seele zu beschmutzen. Als Primaner bekommt er wegen Teilnahme an einer Verbindung das Consilium adeuncli, und ein Rat von Freunden, dem Tante Johanna präsidiert, beschließt, daß sich Detmar und seine Schicksalsgenossen von dem wackern Terflot aufs Abiturium vorbereiten lassen sollen, das dann auch glänzend bestanden wird. Terflot war nämlich durch die vatikanischen Wirren aus seiner Laufbahn als geist¬ licher Lehrer herausgeschleudert worden und hatte eine Stelle als Hauskaplan, Archivar und Ordner von Kunstschätzen im Hause eines münsterscheu Edelmanns angenommen. Die Protestantin Johanna aber hatte ihren alten Schatz, Detmars Patohm, geheiratet, nachdem dieser seine wahnsinnige Frau durch den Tod verloren hatte und wegen eines höchst ketzerischen Schreibens an die Konzilsväter öffentlich und feierlich exkommuniziert worden war. (Sollte eine solche öffentliche Exkommu¬ nikation eines Laien im Münsterschen wirklich vorgekommen sein?) Zu den mancherlei alten Seelenkämpfen Detmars sind in dieser Kriegs-, Konzils - und Kulturkampfzeit neue gekommen: der Konflikt zwischen seinem katholischen Glauben und der Liebe zum deutscheu Vaterlande und der Konflikt zwischen der kirchlichen Dogmatik und den Ideen eines philosophischen Christentums, das er im Umgang mit edeln Pro¬ testanten kennen gelernt hat. Deren edelster ist ein Justizrat, der ein — wie der katholische Sprachgebrauch es nennt — heiligmäßiges Leben fuhrt, und dessen ihm nachschlagender Sohn, Detmars Freund, sich bei der Pflege eines schwindsüchtiger Wanderburschen den Tod holt. Auch in diesem Bande ist es dem Verfasser gelungen, unsre lebendige Teil¬ nahme für den jungen Helden in beständiger Spannung zu erhalten und zugleich durch die Fülle der ihn umgebenden und begleitenden originellen Figuren, der tragischen und der komischen Vorfälle, deren Zuschauer oder Opfer oder Mittäter er wird, uns angenehm zu unterhalten. Aber je länger je deutlicher merkt man doch, daß es ihm keineswegs bloß um seinen lieben Krauskopf zu tun ist, sondern daß er ihn dazu benutzen will, die große religiöse Frage der Gegenwart ins reine zu bringen. Das geschieht jedoch auch in diesem zweiten Bande noch nicht; ans das klärende und zusammenfassende Endurteil warten wir noch, ebenso wie auf den Abschluß des Romans als eines Kunstwerks. Ans dem Schluß des zweiten Buchs erfahren wir, daß Krauskopf jetzt als Mulus daheim sitzt, Luthers Bibel und Gustav Freytags Bilder aus der deutschen Vergangenheit liest und seinen Entschluß kund¬ gibt, auf der Universität erst ein Jahr lang allgemeine Bildung zu studieren, ehe er die Standeswahl trifft. Alles, was wir sonst gern wissen mochten, was für eine Art Gott es ist, den dieser ehrliche Gottsucher schließlich findet, wie er sich zum Mann entwickelt, und wie er mit der blonden Seele vereinigt wird, die ihm das geliebte Zigeunerkind sterbend als Ersatz verheißen hat, und die auch auf einen Augenblick leibhaftig, aber nur wie im Nebel erscheint, alles das wird uns erst das dritte Buch berichten, das den beiden ersten noch folgen soll. Die böse Sieben. " Wenn der Astrolog Seni vor der Tafelszene in Wallen- steins „Piccolomini dem spottenden Kammerdiener in feierlichem Ernst zuruft, daß nichts im Leben so bedentend und wichtig sei wie die Zahl, so meint er damit nicht diese an und für sich, sondern nur insofern, als für die in die Er¬ kenntnis des Wesens aller Dinge Eingedrungnen mit der einzelnen Zahl ein tieferer Gedanke, etwas Symbolisches verbunden sei. so zum Beispiel wenn er die 5 als die erste Summe von gerade und ungerade und die 11, weil sie über die Zahl der zehn Gebote hinausgeht, als die Sünde bezeichnet. Solche Zahlen wie hier 5 und 11 sind außerdem uoch die 3, die 9, die 12, die bei vielen Völkern und zu den verschiedensten Zeiten die Träger wichtiger Vorstellungen religiösen und weltlichen Inhalts gewesen sind und zum Teil noch heute sind. Man denke beispielsweise an die tiefe Bedeutung der Zahl 3; außer der christlichen Drcieinig-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_295218
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_295218/357
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_295218/357>, abgerufen am 03.05.2024.