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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr.

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war Jurist gewesen, hatte sich dann der Meteorologie zugewandt und war als
Adjunkt der Münchner Meteorologischer Zentralstation auf dem Zugspitzobserva¬
torium tätig; in dieser Stellung bekam er den Ruf, als Meteorologe an der
deutschen Südpolarexpedition teilzunehmen. Seine hinterlassenen Schriften zeigen
überall die liebenswürdigen, frischen und natürlichen Züge seines Charakters. Er
war ein Meister in Wintertouren. Seine interessantesten Besteigungen und
Wanderungen unternahm er in den Algäuer Alpen. Er schildert zum Beispiel,
wie er die Trettachspitze von der Südwand erreichte, wie er den Höffats an der
Südostwand abstieg, wie er die Hintere Gamsschlucht, die Grohmcmnspitze und
andre schwierige Punkte erkletterte, und er gibt uns überall eine packende Schilderung
der Hochgebirgswelt. Unsre Hochtouristen werden sich das Werk selbstverständlich
anschaffen, aber auch den andern Freunden der Alpen können wir es warm
empfehlen. -- Die alle Jahre beständig wachsende Goetheliteratur zu verfolgen,
ist in dieser Zeitschrift unmöglich. Auf zwei Erscheinungen wollen wir aber doch
unsre Leser aufmerksam machen. Wir nennen zuerst das interessante Büchlein
Wie sah Goethe aus? Von Fritz Stahl (Georg Reimer, Berlin, 1904). Auf
28 vortrefflich ausgeführten Tafeln wird uns das Bild des großen Dichters, die
"Heroenphysiognomie," vorgeführt; und der Verfasser hat es verstanden, seine
Schilderungen durch die Berichte der Zeitgenossen besonders anregend und wert¬
voll zu machen. Über Goethe als Erzieher ist seit Adolf Langguths Buch schon
viel geschrieben worden, sodaß man meinen sollte, dieses Thema sei erledigt. Aber
Bernhard Münz bietet in seinem bei Wilhelm Braumüller in Wien erschienenen
Buche Goethe als Erzieher doch eine solche Menge neuer Beleuchtungen und
treffender Urteile, besonders was Goethes Gedanken über Kinder und über den
Unterricht anlangt, daß man dieses Buch bet deu heutzutage durcheinanderflutenden
Strömungen auf dem Gebiete des Erziehungswesens als einen sichern Führer wohl
empfehlen kann. Die Frauen, vor allem die Mütter werden darin manches be¬
herzigenswerte Wort finden.






Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig -- Druck von Karl Marquart in Leipzig


war Jurist gewesen, hatte sich dann der Meteorologie zugewandt und war als
Adjunkt der Münchner Meteorologischer Zentralstation auf dem Zugspitzobserva¬
torium tätig; in dieser Stellung bekam er den Ruf, als Meteorologe an der
deutschen Südpolarexpedition teilzunehmen. Seine hinterlassenen Schriften zeigen
überall die liebenswürdigen, frischen und natürlichen Züge seines Charakters. Er
war ein Meister in Wintertouren. Seine interessantesten Besteigungen und
Wanderungen unternahm er in den Algäuer Alpen. Er schildert zum Beispiel,
wie er die Trettachspitze von der Südwand erreichte, wie er den Höffats an der
Südostwand abstieg, wie er die Hintere Gamsschlucht, die Grohmcmnspitze und
andre schwierige Punkte erkletterte, und er gibt uns überall eine packende Schilderung
der Hochgebirgswelt. Unsre Hochtouristen werden sich das Werk selbstverständlich
anschaffen, aber auch den andern Freunden der Alpen können wir es warm
empfehlen. — Die alle Jahre beständig wachsende Goetheliteratur zu verfolgen,
ist in dieser Zeitschrift unmöglich. Auf zwei Erscheinungen wollen wir aber doch
unsre Leser aufmerksam machen. Wir nennen zuerst das interessante Büchlein
Wie sah Goethe aus? Von Fritz Stahl (Georg Reimer, Berlin, 1904). Auf
28 vortrefflich ausgeführten Tafeln wird uns das Bild des großen Dichters, die
„Heroenphysiognomie," vorgeführt; und der Verfasser hat es verstanden, seine
Schilderungen durch die Berichte der Zeitgenossen besonders anregend und wert¬
voll zu machen. Über Goethe als Erzieher ist seit Adolf Langguths Buch schon
viel geschrieben worden, sodaß man meinen sollte, dieses Thema sei erledigt. Aber
Bernhard Münz bietet in seinem bei Wilhelm Braumüller in Wien erschienenen
Buche Goethe als Erzieher doch eine solche Menge neuer Beleuchtungen und
treffender Urteile, besonders was Goethes Gedanken über Kinder und über den
Unterricht anlangt, daß man dieses Buch bet deu heutzutage durcheinanderflutenden
Strömungen auf dem Gebiete des Erziehungswesens als einen sichern Führer wohl
empfehlen kann. Die Frauen, vor allem die Mütter werden darin manches be¬
herzigenswerte Wort finden.






Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Karl Marquart in Leipzig


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_295218/600>, abgerufen am 03.05.2024.