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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr.

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Auustliteratur

(roman. Surseis, d. i. 8ur>rü, saxum) heißt, und senkt sich dann asch in das
Tal der Albula, der "weißschäumenden," hinab. Hier erhebt sich auf einem
schroffen vorspringenden Felsen hoch über dem Flusse in einem fruchtbaren,
von bewaldeten Höhen eingerahmten Tale Tiefenkastel (ron. Chasta) mit einer
weithin alles beherrschenden Kirche (889 Meter), die an der Stelle eines rö¬
mischen Kastells steht. Die Albulabcchn und die Straße führen von hier in
der engen Schynschlucht weiter; die Poststrnße nach Chur ersteigt nordwärts
die Lenzer Heide in einer Höhe von 1551 Metern und senkt sich dann über
Chnrwalden (1230 Meter) in der Richtung der Nömerstraße, die hier im Joch¬
walde noch erhalten ist, durch das Tal der Nabivsa nach Chur hinab.

Auch hier zeigt es sich: erst dem, der den Boden kennt, auf dem sich
historische Ereignisse und Entwicklungen vollzogen haben, werden sie ganz lebendig
und verständlich. Denn wie Moltke in seinem "Wanderbuche" einmal sagt
(S. 20): "Die Örtlichkeit ist das von einer längst vergangnen Begebenheit
übrig gebliebne Stück Wirklichkeit."

Vgl. A. Schulte, Geschichte des mittelalterlichen Handels und Verkehrs zwischen West¬
deutschland und Italien. 2 Bünde. Leipzig, 1900. -- Über Graubünden i. a. siehe u. a.
P. E. Planta, Geschichte von Graubünden. Bern, 1892. Bündner Geschichte. Vorträge, ge¬
halten im Winter und Frühjahr 1901/02 im Mtischen Volkshaufe in Chur. Chur, 1902.
(Die einzelnen Vortrage sind von verschiednen Verfassern und von sehr verschiednen Werte.)
E. Lechner, Graubünden. Illustrierter Reisebegleiter durch alle Talschaften. Chur, 1903.
Über die Entwicklung des Straßenwesens siehe die Festschrift zur 40. Generalversammlung des
Schweizerischen Ingenieur- und ArchitcktenvcreinS. Chur, 1908.




Kunstliteratur
3

er Spemanuschc Verlag hat mit Benutzung zweier längst ver¬
griffner Werke von Bruno Bucher und Hermann Alexander
Müller ein neues .Handbuch aufgebaut, das wir auf das wärmste
empfehlen: "Kunstlexikon, ein Handbuch für Künstler und Kunst¬
freunde, von Wilhelm Spemann." (Berlin und Stuttgart,
W. Spemann.) In der Reichhaltigkeit seines Inhalts, der überlegten und
bequemen Anordnung, der knappen Fassung und dem billigen Preise von
12,50 Mark für den in englischem Leder gebundnen Band von 1054 Seiten
hat das Buch nicht seinesgleichen. Es enthält unter Stichworten außer den
Künstlern auch die einzelnen Gebiete der Kunst und des Kunstgewerbes, die
Städte, Sammlungen, Schriftsteller und die technischen Ausdrücke, deren Er¬
klärung durch die in den Text gedruckten Zeichnungen unterstützt wird. Außerdem
geht durch das ganze Werk ein besonders paginierter Bilderatlas von 116 Seiten
mit ganz kleinen, aber sehr deutlichen Abbildungen in Netzdruck. Diese kleine
Kunstgeschichte in Bildern in ihrer klugen und sorgfältigen Auswahl ist schon


Auustliteratur

(roman. Surseis, d. i. 8ur>rü, saxum) heißt, und senkt sich dann asch in das
Tal der Albula, der „weißschäumenden," hinab. Hier erhebt sich auf einem
schroffen vorspringenden Felsen hoch über dem Flusse in einem fruchtbaren,
von bewaldeten Höhen eingerahmten Tale Tiefenkastel (ron. Chasta) mit einer
weithin alles beherrschenden Kirche (889 Meter), die an der Stelle eines rö¬
mischen Kastells steht. Die Albulabcchn und die Straße führen von hier in
der engen Schynschlucht weiter; die Poststrnße nach Chur ersteigt nordwärts
die Lenzer Heide in einer Höhe von 1551 Metern und senkt sich dann über
Chnrwalden (1230 Meter) in der Richtung der Nömerstraße, die hier im Joch¬
walde noch erhalten ist, durch das Tal der Nabivsa nach Chur hinab.

Auch hier zeigt es sich: erst dem, der den Boden kennt, auf dem sich
historische Ereignisse und Entwicklungen vollzogen haben, werden sie ganz lebendig
und verständlich. Denn wie Moltke in seinem „Wanderbuche" einmal sagt
(S. 20): „Die Örtlichkeit ist das von einer längst vergangnen Begebenheit
übrig gebliebne Stück Wirklichkeit."

Vgl. A. Schulte, Geschichte des mittelalterlichen Handels und Verkehrs zwischen West¬
deutschland und Italien. 2 Bünde. Leipzig, 1900. — Über Graubünden i. a. siehe u. a.
P. E. Planta, Geschichte von Graubünden. Bern, 1892. Bündner Geschichte. Vorträge, ge¬
halten im Winter und Frühjahr 1901/02 im Mtischen Volkshaufe in Chur. Chur, 1902.
(Die einzelnen Vortrage sind von verschiednen Verfassern und von sehr verschiednen Werte.)
E. Lechner, Graubünden. Illustrierter Reisebegleiter durch alle Talschaften. Chur, 1903.
Über die Entwicklung des Straßenwesens siehe die Festschrift zur 40. Generalversammlung des
Schweizerischen Ingenieur- und ArchitcktenvcreinS. Chur, 1908.




Kunstliteratur
3

er Spemanuschc Verlag hat mit Benutzung zweier längst ver¬
griffner Werke von Bruno Bucher und Hermann Alexander
Müller ein neues .Handbuch aufgebaut, das wir auf das wärmste
empfehlen: „Kunstlexikon, ein Handbuch für Künstler und Kunst¬
freunde, von Wilhelm Spemann." (Berlin und Stuttgart,
W. Spemann.) In der Reichhaltigkeit seines Inhalts, der überlegten und
bequemen Anordnung, der knappen Fassung und dem billigen Preise von
12,50 Mark für den in englischem Leder gebundnen Band von 1054 Seiten
hat das Buch nicht seinesgleichen. Es enthält unter Stichworten außer den
Künstlern auch die einzelnen Gebiete der Kunst und des Kunstgewerbes, die
Städte, Sammlungen, Schriftsteller und die technischen Ausdrücke, deren Er¬
klärung durch die in den Text gedruckten Zeichnungen unterstützt wird. Außerdem
geht durch das ganze Werk ein besonders paginierter Bilderatlas von 116 Seiten
mit ganz kleinen, aber sehr deutlichen Abbildungen in Netzdruck. Diese kleine
Kunstgeschichte in Bildern in ihrer klugen und sorgfältigen Auswahl ist schon


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_295218/748>, abgerufen am 03.05.2024.