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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Maßgebliches und Unmaßgebliches
Reichsspiegel.

Es ist ein bemerkenswertes Symptom der Lage, daß Italien
beginnt, seine Stellung als Mittelmeermacht starker zu betonen. Die italienischen
Flottenmaßnahmen, die Entsendung von Schiffen nach Kreta, und die sehr bestimmte
Sprache der italienischen Regierung vor der Kammer über Tripolis sind Anzeichen
in dieser Richtung. Auch ist es wohl nicht unbemerkt geblieben, daß die "Hohen-
zollern" in jedem italienischen Hafen, den sie mit den sie begleitenden Schiffen anlief,
italienische Kriegsschiffe, oder doch wenigstens eins vorfand, das der deutschen Kaiser¬
standarte die Ehrenbezeugungen erwies und der deutscheu Flagge gegenüber die
italienische repräsentierte. Es war das nicht nur ein Höflichkeitsakt, sondern zu¬
gleich die Bekundung eines starken und selbstbewußten Nationalgefühls. Die See¬
rüstungen Italiens sind überdies aber auch eine sprechende und überzeugende Wider¬
legung der französischen Behauptung, daß der Dreibund Italien "unerschwingliche
militärische Lasten" auferlege. Die Verstärkung der italienischen Flotte hat mit dem
Dreibunde gar nichts zu tun, sie ist im Gegenteil nötig geworden trotz dem guten
Einvernehmen und England und trotz dem wesentlich gebesserter Verhältnis zu
Frankreich. Aber Italien begreift, daß wenn es in den Zukuuftsfragen, die auf
und am Mittelmeere des Auftrags harren, seine Stellung behaupten will, es dies
in einer Stärke tun muß, die es davor schützt, von einem Stärkern an die Wand
gedrückt zu werden.

Was Italiens Stellung im Dreibunde anlangt, so hat sich Minister Tittvni
vor wenig Tagen erschöpfend darüber ausgesprochen und die von französischer Seite
sorgfältig genährte Anschauung zurückgewiesen, daß der Dreibund weniger vorteil¬
haft für Italien als für Deutschland und Österreich-Ungarn sei. Wäre dies der
Fall, so würden nicht König Umberto und Crispi so überzeugte Anhänger des
Bündnisses gewesen sein, und König Viktor Emanuel sowie seine Berater hätten
keinen Grund gehabt, ein Verhältnis zu verlängern, das für Italien nur Nachteile
und keine Vorteile bot. Die Italiener sind jedenfalls die besten Wächter ihrer
Interessen. Sie wissen ganz genau, daß eine Trennung vom Dreibünde sie in das
Verhältnis einer Sntrapie zu Frankreich und in einen Gegensatz zu Österreich
bringen würde. Minister Tittoni stellte dem Dreibunde das Zeugnis ans, daß er
sich als "ein kostbares Element für die Erhaltung des europäischen Friedens" er¬
wiesen habe, nud daß Italien ihn anch ferner "als ein Unterpfand und eine
Garantie des Friedens und als einen wichtigen Faktor unsrer Politik" betrachte.
So sagte wörtlich der italienische Minister in der Kammersitzung vom 12. dieses
Monats. Er fügte hinzu: "Wenn der deutsche Kaiser der willkommen geheißne
Gast Italiens und seines Königs war, und wenn Graf Goluchowski in Venedig
den Besuch erwiderte, den ich ihm in Abbazia gemacht habe, so hatte weder der
Besuch des deutschen Kaisers den Zweck, die Bande des Dreibundes zu stärken, denn
diese hatten sich nicht gelockert, noch hatte die Zusammenkunft in Venedig den Zweck,
unsre Beziehungen zu Österreich-Ungarn, die ausgezeichnet sind, zu bessern oder
das Einvernehmen, das schon vollständig war, noch enger zu gestalten. Alle Fragen
wurden mit Österreich freundschaftlich besprochen und geregelt, Deutschland hatte
den einzigen Wunsch, daß das Einvernehmen zwischen Italien und Österreich-Ungarn
weiter fortbestehe." Diese Erklärung ist gewissermaßen die amtliche und parla¬
mentarische Bestätigung der Freundschaftsversicherungen, die in dem Dcpeschenwechsel
des deutschen Kaisers und des Königs von Italien so bestimmt ausgedrückt worden
waren. Es ist für Italien sicherlich von großem Wert, sowohl Frankreich als auch
England gegenüber, daß es Deutschland und Österreich-Ungarn so mit voller Ge¬
wißheit hinter sich hat, und immer wieder stellt sich von neuem heraus, daß der
Dreibund schließlich doch der friedeheischende Regulator der europäischen Politik ist.
Feindliche Machenschaften werden dagegen nicht aufkommen, und im Grunde ge-
nommen müßte jede verständige englische Staatskunst darauf ausgehn, nicht den


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Maßgebliches und Unmaßgebliches
Reichsspiegel.

Es ist ein bemerkenswertes Symptom der Lage, daß Italien
beginnt, seine Stellung als Mittelmeermacht starker zu betonen. Die italienischen
Flottenmaßnahmen, die Entsendung von Schiffen nach Kreta, und die sehr bestimmte
Sprache der italienischen Regierung vor der Kammer über Tripolis sind Anzeichen
in dieser Richtung. Auch ist es wohl nicht unbemerkt geblieben, daß die „Hohen-
zollern" in jedem italienischen Hafen, den sie mit den sie begleitenden Schiffen anlief,
italienische Kriegsschiffe, oder doch wenigstens eins vorfand, das der deutschen Kaiser¬
standarte die Ehrenbezeugungen erwies und der deutscheu Flagge gegenüber die
italienische repräsentierte. Es war das nicht nur ein Höflichkeitsakt, sondern zu¬
gleich die Bekundung eines starken und selbstbewußten Nationalgefühls. Die See¬
rüstungen Italiens sind überdies aber auch eine sprechende und überzeugende Wider¬
legung der französischen Behauptung, daß der Dreibund Italien „unerschwingliche
militärische Lasten" auferlege. Die Verstärkung der italienischen Flotte hat mit dem
Dreibunde gar nichts zu tun, sie ist im Gegenteil nötig geworden trotz dem guten
Einvernehmen und England und trotz dem wesentlich gebesserter Verhältnis zu
Frankreich. Aber Italien begreift, daß wenn es in den Zukuuftsfragen, die auf
und am Mittelmeere des Auftrags harren, seine Stellung behaupten will, es dies
in einer Stärke tun muß, die es davor schützt, von einem Stärkern an die Wand
gedrückt zu werden.

Was Italiens Stellung im Dreibunde anlangt, so hat sich Minister Tittvni
vor wenig Tagen erschöpfend darüber ausgesprochen und die von französischer Seite
sorgfältig genährte Anschauung zurückgewiesen, daß der Dreibund weniger vorteil¬
haft für Italien als für Deutschland und Österreich-Ungarn sei. Wäre dies der
Fall, so würden nicht König Umberto und Crispi so überzeugte Anhänger des
Bündnisses gewesen sein, und König Viktor Emanuel sowie seine Berater hätten
keinen Grund gehabt, ein Verhältnis zu verlängern, das für Italien nur Nachteile
und keine Vorteile bot. Die Italiener sind jedenfalls die besten Wächter ihrer
Interessen. Sie wissen ganz genau, daß eine Trennung vom Dreibünde sie in das
Verhältnis einer Sntrapie zu Frankreich und in einen Gegensatz zu Österreich
bringen würde. Minister Tittoni stellte dem Dreibunde das Zeugnis ans, daß er
sich als „ein kostbares Element für die Erhaltung des europäischen Friedens" er¬
wiesen habe, nud daß Italien ihn anch ferner „als ein Unterpfand und eine
Garantie des Friedens und als einen wichtigen Faktor unsrer Politik" betrachte.
So sagte wörtlich der italienische Minister in der Kammersitzung vom 12. dieses
Monats. Er fügte hinzu: „Wenn der deutsche Kaiser der willkommen geheißne
Gast Italiens und seines Königs war, und wenn Graf Goluchowski in Venedig
den Besuch erwiderte, den ich ihm in Abbazia gemacht habe, so hatte weder der
Besuch des deutschen Kaisers den Zweck, die Bande des Dreibundes zu stärken, denn
diese hatten sich nicht gelockert, noch hatte die Zusammenkunft in Venedig den Zweck,
unsre Beziehungen zu Österreich-Ungarn, die ausgezeichnet sind, zu bessern oder
das Einvernehmen, das schon vollständig war, noch enger zu gestalten. Alle Fragen
wurden mit Österreich freundschaftlich besprochen und geregelt, Deutschland hatte
den einzigen Wunsch, daß das Einvernehmen zwischen Italien und Österreich-Ungarn
weiter fortbestehe." Diese Erklärung ist gewissermaßen die amtliche und parla¬
mentarische Bestätigung der Freundschaftsversicherungen, die in dem Dcpeschenwechsel
des deutschen Kaisers und des Königs von Italien so bestimmt ausgedrückt worden
waren. Es ist für Italien sicherlich von großem Wert, sowohl Frankreich als auch
England gegenüber, daß es Deutschland und Österreich-Ungarn so mit voller Ge¬
wißheit hinter sich hat, und immer wieder stellt sich von neuem heraus, daß der
Dreibund schließlich doch der friedeheischende Regulator der europäischen Politik ist.
Feindliche Machenschaften werden dagegen nicht aufkommen, und im Grunde ge-
nommen müßte jede verständige englische Staatskunst darauf ausgehn, nicht den


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[0395] Maßgebliches und Unmaßgebliches Maßgebliches und Unmaßgebliches Reichsspiegel. Es ist ein bemerkenswertes Symptom der Lage, daß Italien beginnt, seine Stellung als Mittelmeermacht starker zu betonen. Die italienischen Flottenmaßnahmen, die Entsendung von Schiffen nach Kreta, und die sehr bestimmte Sprache der italienischen Regierung vor der Kammer über Tripolis sind Anzeichen in dieser Richtung. Auch ist es wohl nicht unbemerkt geblieben, daß die „Hohen- zollern" in jedem italienischen Hafen, den sie mit den sie begleitenden Schiffen anlief, italienische Kriegsschiffe, oder doch wenigstens eins vorfand, das der deutschen Kaiser¬ standarte die Ehrenbezeugungen erwies und der deutscheu Flagge gegenüber die italienische repräsentierte. Es war das nicht nur ein Höflichkeitsakt, sondern zu¬ gleich die Bekundung eines starken und selbstbewußten Nationalgefühls. Die See¬ rüstungen Italiens sind überdies aber auch eine sprechende und überzeugende Wider¬ legung der französischen Behauptung, daß der Dreibund Italien „unerschwingliche militärische Lasten" auferlege. Die Verstärkung der italienischen Flotte hat mit dem Dreibunde gar nichts zu tun, sie ist im Gegenteil nötig geworden trotz dem guten Einvernehmen und England und trotz dem wesentlich gebesserter Verhältnis zu Frankreich. Aber Italien begreift, daß wenn es in den Zukuuftsfragen, die auf und am Mittelmeere des Auftrags harren, seine Stellung behaupten will, es dies in einer Stärke tun muß, die es davor schützt, von einem Stärkern an die Wand gedrückt zu werden. Was Italiens Stellung im Dreibunde anlangt, so hat sich Minister Tittvni vor wenig Tagen erschöpfend darüber ausgesprochen und die von französischer Seite sorgfältig genährte Anschauung zurückgewiesen, daß der Dreibund weniger vorteil¬ haft für Italien als für Deutschland und Österreich-Ungarn sei. Wäre dies der Fall, so würden nicht König Umberto und Crispi so überzeugte Anhänger des Bündnisses gewesen sein, und König Viktor Emanuel sowie seine Berater hätten keinen Grund gehabt, ein Verhältnis zu verlängern, das für Italien nur Nachteile und keine Vorteile bot. Die Italiener sind jedenfalls die besten Wächter ihrer Interessen. Sie wissen ganz genau, daß eine Trennung vom Dreibünde sie in das Verhältnis einer Sntrapie zu Frankreich und in einen Gegensatz zu Österreich bringen würde. Minister Tittoni stellte dem Dreibunde das Zeugnis ans, daß er sich als „ein kostbares Element für die Erhaltung des europäischen Friedens" er¬ wiesen habe, nud daß Italien ihn anch ferner „als ein Unterpfand und eine Garantie des Friedens und als einen wichtigen Faktor unsrer Politik" betrachte. So sagte wörtlich der italienische Minister in der Kammersitzung vom 12. dieses Monats. Er fügte hinzu: „Wenn der deutsche Kaiser der willkommen geheißne Gast Italiens und seines Königs war, und wenn Graf Goluchowski in Venedig den Besuch erwiderte, den ich ihm in Abbazia gemacht habe, so hatte weder der Besuch des deutschen Kaisers den Zweck, die Bande des Dreibundes zu stärken, denn diese hatten sich nicht gelockert, noch hatte die Zusammenkunft in Venedig den Zweck, unsre Beziehungen zu Österreich-Ungarn, die ausgezeichnet sind, zu bessern oder das Einvernehmen, das schon vollständig war, noch enger zu gestalten. Alle Fragen wurden mit Österreich freundschaftlich besprochen und geregelt, Deutschland hatte den einzigen Wunsch, daß das Einvernehmen zwischen Italien und Österreich-Ungarn weiter fortbestehe." Diese Erklärung ist gewissermaßen die amtliche und parla¬ mentarische Bestätigung der Freundschaftsversicherungen, die in dem Dcpeschenwechsel des deutschen Kaisers und des Königs von Italien so bestimmt ausgedrückt worden waren. Es ist für Italien sicherlich von großem Wert, sowohl Frankreich als auch England gegenüber, daß es Deutschland und Österreich-Ungarn so mit voller Ge¬ wißheit hinter sich hat, und immer wieder stellt sich von neuem heraus, daß der Dreibund schließlich doch der friedeheischende Regulator der europäischen Politik ist. Feindliche Machenschaften werden dagegen nicht aufkommen, und im Grunde ge- nommen müßte jede verständige englische Staatskunst darauf ausgehn, nicht den

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296764/395>, abgerufen am 07.05.2024.