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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.

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Unter Kunden, Komödianten und wilden Tieren

lich fremd geblieben, und wenn sie auch viel Merkwürdiges aus dem Chaussee¬
graben und der Penne zu erzählen wissen, so merkt man ihnen doch an, daß sie
nicht in ihrem eigentlichen Element sind, sondern nur einen Ausflug in eine Welt
unternommen haben, von wo sie jederzeit in den sichern Port einer bürgerlichen
Existenz zurückkehren konnten. Anders liegt die Sache hier, wo uns ein Mann,
der wirklich mit der grauen Not des Wanderlebens gekämpft und dessen bescheidne
Freuden mit einer durch keinerlei Skrupeln beeinträchtigten Aufnahmefähigkeit ge¬
nossen hat, über seine Erlebnisse berichtet.

Am interessantesten sind natürlich die Partien seiner Lebenserinnerungen, die
das Getriebe unter den "Komödianten," den reisenden Schaustellern und ähnlichen
Leuten, behandeln. Hier tut sich uns eine neue, unbekannte Welt auf, die unsers
Wissens noch keinen Herodot gefunden hat. Wir lernen das seltsame Völkchen der
Menageriebesitzer, Tierbändiger, Karnssellnnternehmer, Schnellphotographcn, Zauber¬
künstler, der Schausteller von Panoramen, Museen, Illusionen, und wie diese Unter¬
nehmungen alle heißen, auf der Reise, auf dem Meßplatz, im Wohnwagen und im
Winterquartier kennen, wir machen alle die großen und die kleinen Sorgen im
Kampf uns Dasein mit durch, die ewigen Fehden gegen den Konkurrenzneid und
die Polizei, gegen die Teilnahmlosigkeit des Publikums und die Ungunst der Ver¬
hältnisse, gegen Sturm und Regen, Hitze und Kälte, Hunger und Durst, Haß und
Liebe, wir hören von all den kühnen Erfindungen und Tricks, den vielversprechenden
Anpreisungen und den nicht immer ganz einwandfreien Manövern, mit denen man
das Publikum anzulocken und um das liebe Geld zu bringen sucht. Was hier vor
unsern Augen entrollt wird, entspricht keineswegs immer dem Moralkodex der
bürgerliche" Gesellschaft und den Uscmccn des soliden Kaufmanns, aber versöhnend
wirkt dabei das Gefühl der Zusammengehörigkeit, das alle diese Leute beseelt, und
der Opfermut, mit dem sie sich, wenn die Not kommt, gegenseitig über Wasser zu
halten suchen. Aber man denke nicht, daß das Komödiantenleben hier grau in grau
gemalt wird -- so hat es der Verfasser selbst nicht gesehen. Die oft unglaublich
schwere Arbeit, die mit der Tierdressur verbundnen Gefahren, die Entbehrungen und
die schlaflosen Nächte haben seinen Humor nicht zu beeinträchtigen vermocht und
seinen Blick für die oft beabsichtigte, viel häufiger aber noch unfreiwillige Komik dieses
Lebens nicht getrübt.

Wir hoffen uns mit der Veröffentlichung dieser merkwürdigen Aufzeichnungen
d Die Redaktion. en Dank unsrer Leser zu verdienen.




N)le ich Bäcker wurde

Mein Vater kam auf den Gedanken, mich Fleischer werden zu lassen, und er
hatte schon als meinen zukünftigen Meister den Fleischer in Aussicht genommen, von
dem wir unser Fleisch zu beziehen pflegten. Der Meister war mit dem Projekt
einverstanden und forderte mich auf, ihn an freien Nachmittagen auf das Land zu
begleiten, wo er Vieh einkaufte. Wir gingen also öfter in Gesellschaft seines Hundes
auf die Dörfer hinaus und versäumten nicht, unterwegs einzukehren, wobei ich selbst
hier und da ein Glas leeren mußte. Nach solchen Ausflügen kam ich gewöhnlich
etwas beschwipst nach Hause, wodurch mein Vater stutzig wurde und zu der Ansicht
kam, daß der Fleischer doch wohl nicht der richtige Lehrmeister sür mich sein würde.

Ein glücklicher Zufall sorgte dafür, daß mein Vater nicht lange in Verlegen¬
heit darüber bleiben sollte, was mit mir anzufangen sei. Eines Tages, als ich ge¬
rade Essen in die Fabrik trug, war dort ein Bäckermeister, der mit meinem Vater
sprach und ihm den Vorschlag machte, mich zu ihm zu geben. Lehrgeld forderte er
nicht, dagegen müßte ich meine Wäsche zuhause besorgen lassen. Mein Vater war
mit diesem Vorschlage einverstanden, und so trat ich denn am dritten Osterfeiertag
bei dem Meister an. Ich trug meine Habseligkeiten in einem kleinen Kasten hin und


Unter Kunden, Komödianten und wilden Tieren

lich fremd geblieben, und wenn sie auch viel Merkwürdiges aus dem Chaussee¬
graben und der Penne zu erzählen wissen, so merkt man ihnen doch an, daß sie
nicht in ihrem eigentlichen Element sind, sondern nur einen Ausflug in eine Welt
unternommen haben, von wo sie jederzeit in den sichern Port einer bürgerlichen
Existenz zurückkehren konnten. Anders liegt die Sache hier, wo uns ein Mann,
der wirklich mit der grauen Not des Wanderlebens gekämpft und dessen bescheidne
Freuden mit einer durch keinerlei Skrupeln beeinträchtigten Aufnahmefähigkeit ge¬
nossen hat, über seine Erlebnisse berichtet.

Am interessantesten sind natürlich die Partien seiner Lebenserinnerungen, die
das Getriebe unter den „Komödianten," den reisenden Schaustellern und ähnlichen
Leuten, behandeln. Hier tut sich uns eine neue, unbekannte Welt auf, die unsers
Wissens noch keinen Herodot gefunden hat. Wir lernen das seltsame Völkchen der
Menageriebesitzer, Tierbändiger, Karnssellnnternehmer, Schnellphotographcn, Zauber¬
künstler, der Schausteller von Panoramen, Museen, Illusionen, und wie diese Unter¬
nehmungen alle heißen, auf der Reise, auf dem Meßplatz, im Wohnwagen und im
Winterquartier kennen, wir machen alle die großen und die kleinen Sorgen im
Kampf uns Dasein mit durch, die ewigen Fehden gegen den Konkurrenzneid und
die Polizei, gegen die Teilnahmlosigkeit des Publikums und die Ungunst der Ver¬
hältnisse, gegen Sturm und Regen, Hitze und Kälte, Hunger und Durst, Haß und
Liebe, wir hören von all den kühnen Erfindungen und Tricks, den vielversprechenden
Anpreisungen und den nicht immer ganz einwandfreien Manövern, mit denen man
das Publikum anzulocken und um das liebe Geld zu bringen sucht. Was hier vor
unsern Augen entrollt wird, entspricht keineswegs immer dem Moralkodex der
bürgerliche» Gesellschaft und den Uscmccn des soliden Kaufmanns, aber versöhnend
wirkt dabei das Gefühl der Zusammengehörigkeit, das alle diese Leute beseelt, und
der Opfermut, mit dem sie sich, wenn die Not kommt, gegenseitig über Wasser zu
halten suchen. Aber man denke nicht, daß das Komödiantenleben hier grau in grau
gemalt wird — so hat es der Verfasser selbst nicht gesehen. Die oft unglaublich
schwere Arbeit, die mit der Tierdressur verbundnen Gefahren, die Entbehrungen und
die schlaflosen Nächte haben seinen Humor nicht zu beeinträchtigen vermocht und
seinen Blick für die oft beabsichtigte, viel häufiger aber noch unfreiwillige Komik dieses
Lebens nicht getrübt.

Wir hoffen uns mit der Veröffentlichung dieser merkwürdigen Aufzeichnungen
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N)le ich Bäcker wurde

Mein Vater kam auf den Gedanken, mich Fleischer werden zu lassen, und er
hatte schon als meinen zukünftigen Meister den Fleischer in Aussicht genommen, von
dem wir unser Fleisch zu beziehen pflegten. Der Meister war mit dem Projekt
einverstanden und forderte mich auf, ihn an freien Nachmittagen auf das Land zu
begleiten, wo er Vieh einkaufte. Wir gingen also öfter in Gesellschaft seines Hundes
auf die Dörfer hinaus und versäumten nicht, unterwegs einzukehren, wobei ich selbst
hier und da ein Glas leeren mußte. Nach solchen Ausflügen kam ich gewöhnlich
etwas beschwipst nach Hause, wodurch mein Vater stutzig wurde und zu der Ansicht
kam, daß der Fleischer doch wohl nicht der richtige Lehrmeister sür mich sein würde.

Ein glücklicher Zufall sorgte dafür, daß mein Vater nicht lange in Verlegen¬
heit darüber bleiben sollte, was mit mir anzufangen sei. Eines Tages, als ich ge¬
rade Essen in die Fabrik trug, war dort ein Bäckermeister, der mit meinem Vater
sprach und ihm den Vorschlag machte, mich zu ihm zu geben. Lehrgeld forderte er
nicht, dagegen müßte ich meine Wäsche zuhause besorgen lassen. Mein Vater war
mit diesem Vorschlage einverstanden, und so trat ich denn am dritten Osterfeiertag
bei dem Meister an. Ich trug meine Habseligkeiten in einem kleinen Kasten hin und


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[0494] Unter Kunden, Komödianten und wilden Tieren lich fremd geblieben, und wenn sie auch viel Merkwürdiges aus dem Chaussee¬ graben und der Penne zu erzählen wissen, so merkt man ihnen doch an, daß sie nicht in ihrem eigentlichen Element sind, sondern nur einen Ausflug in eine Welt unternommen haben, von wo sie jederzeit in den sichern Port einer bürgerlichen Existenz zurückkehren konnten. Anders liegt die Sache hier, wo uns ein Mann, der wirklich mit der grauen Not des Wanderlebens gekämpft und dessen bescheidne Freuden mit einer durch keinerlei Skrupeln beeinträchtigten Aufnahmefähigkeit ge¬ nossen hat, über seine Erlebnisse berichtet. Am interessantesten sind natürlich die Partien seiner Lebenserinnerungen, die das Getriebe unter den „Komödianten," den reisenden Schaustellern und ähnlichen Leuten, behandeln. Hier tut sich uns eine neue, unbekannte Welt auf, die unsers Wissens noch keinen Herodot gefunden hat. Wir lernen das seltsame Völkchen der Menageriebesitzer, Tierbändiger, Karnssellnnternehmer, Schnellphotographcn, Zauber¬ künstler, der Schausteller von Panoramen, Museen, Illusionen, und wie diese Unter¬ nehmungen alle heißen, auf der Reise, auf dem Meßplatz, im Wohnwagen und im Winterquartier kennen, wir machen alle die großen und die kleinen Sorgen im Kampf uns Dasein mit durch, die ewigen Fehden gegen den Konkurrenzneid und die Polizei, gegen die Teilnahmlosigkeit des Publikums und die Ungunst der Ver¬ hältnisse, gegen Sturm und Regen, Hitze und Kälte, Hunger und Durst, Haß und Liebe, wir hören von all den kühnen Erfindungen und Tricks, den vielversprechenden Anpreisungen und den nicht immer ganz einwandfreien Manövern, mit denen man das Publikum anzulocken und um das liebe Geld zu bringen sucht. Was hier vor unsern Augen entrollt wird, entspricht keineswegs immer dem Moralkodex der bürgerliche» Gesellschaft und den Uscmccn des soliden Kaufmanns, aber versöhnend wirkt dabei das Gefühl der Zusammengehörigkeit, das alle diese Leute beseelt, und der Opfermut, mit dem sie sich, wenn die Not kommt, gegenseitig über Wasser zu halten suchen. Aber man denke nicht, daß das Komödiantenleben hier grau in grau gemalt wird — so hat es der Verfasser selbst nicht gesehen. Die oft unglaublich schwere Arbeit, die mit der Tierdressur verbundnen Gefahren, die Entbehrungen und die schlaflosen Nächte haben seinen Humor nicht zu beeinträchtigen vermocht und seinen Blick für die oft beabsichtigte, viel häufiger aber noch unfreiwillige Komik dieses Lebens nicht getrübt. Wir hoffen uns mit der Veröffentlichung dieser merkwürdigen Aufzeichnungen d Die Redaktion. en Dank unsrer Leser zu verdienen. N)le ich Bäcker wurde Mein Vater kam auf den Gedanken, mich Fleischer werden zu lassen, und er hatte schon als meinen zukünftigen Meister den Fleischer in Aussicht genommen, von dem wir unser Fleisch zu beziehen pflegten. Der Meister war mit dem Projekt einverstanden und forderte mich auf, ihn an freien Nachmittagen auf das Land zu begleiten, wo er Vieh einkaufte. Wir gingen also öfter in Gesellschaft seines Hundes auf die Dörfer hinaus und versäumten nicht, unterwegs einzukehren, wobei ich selbst hier und da ein Glas leeren mußte. Nach solchen Ausflügen kam ich gewöhnlich etwas beschwipst nach Hause, wodurch mein Vater stutzig wurde und zu der Ansicht kam, daß der Fleischer doch wohl nicht der richtige Lehrmeister sür mich sein würde. Ein glücklicher Zufall sorgte dafür, daß mein Vater nicht lange in Verlegen¬ heit darüber bleiben sollte, was mit mir anzufangen sei. Eines Tages, als ich ge¬ rade Essen in die Fabrik trug, war dort ein Bäckermeister, der mit meinem Vater sprach und ihm den Vorschlag machte, mich zu ihm zu geben. Lehrgeld forderte er nicht, dagegen müßte ich meine Wäsche zuhause besorgen lassen. Mein Vater war mit diesem Vorschlage einverstanden, und so trat ich denn am dritten Osterfeiertag bei dem Meister an. Ich trug meine Habseligkeiten in einem kleinen Kasten hin und

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296764/494>, abgerufen am 07.05.2024.