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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.

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Ein Aolonialprogramm

bekämpft werden. Eine Gesellschaft, die Viehzucht im großen triebe (gestützt
auf die Erfahrungen von Buea), konnte ein gutes Geschäft machen.

et) Togo

Die Kulturen von Kaffee, Kokospalmen und Kautschukbäumen müssen in¬
tensiv und extensiv erweitert werden; die Versuche mit Baumwolle führe man
nunmehr durch eine kapitalkräftige Gesellschaft im großen durch. Viehzuchts¬
unternehmungen funden auf der Hochebne gute Rentabilität. Besonders aber
ist die bergmännische Durchforschung dieses Schutzgebiets wie die Kameruns
bisher sehr vernachlässigt worden.

s) Aiautschou

Die Eröffnung bequemer und billiger Verkehrswege ist die erste Bedingung
zur Hebung der Bodenreichtümer. Davon hängt auch die Entwicklung des
Handels ab. Sonst lohnen voraussichtlich Versuche mit der Einführung der
Rinder-, Ziegen- und Schafzucht (vielleicht auch mit Pferden, Maultieren und
Eseln).

k) Deutsch-Neuguinea

Die Erforschungsarbeit steht hier noch im Vordergründe, da meist nur erst
die Küstenstriche bekannt sind. Dann muß etwas für bessere Wasserverbin¬
dung geschehn. Dringend notwendig ist die Bildung weiterer Gesellschaften für
die Kultur der Kokospalme, der Baumwolle und des Tabaks. Auch die Ver¬
suche mit Kakao und Liberiakaffee sollten ausgedehnt werden. Die Eingebornen
sind durch Prämien zur Anpflanzung von Kokospalmen anzuhalten. Viehzucht
mit Rindern, Ziegen und Schweinen (vielleicht auch Pferden) ist aussichtsvoll
und sollte sofort in großem Maßstabe begonnen werden. Auch die bergmännische
Erforschung muß bei den bisherigen hoffnungsvollen Funden gerade hier besonders
eifrig fortgesetzt werden. Schließlich sollte untersucht werden, ob und welche
Inselgruppen etwa für europäische Siedlung oder für Deportation in Betracht
kämen.

g') Deutsch-Samoa

Samoa hat sehr mangelhafte telegraphische Verbindung mit dem Mutter-
lande. Bergmännisch ist es fast noch gar nicht untersucht, und seine Bedeutung
für die mannigfaltigsten Plantagenkulturen ist erst neuerdings klar erkannt worden.
Außer den bestehenden sollten sich weitere Gesellschaften zum Betriebe der Kakao¬
kultur bilden. Auch Tee, Kaffee, Baumwolle und besonders Kautschuk bieten
vortreffliche Aussichten.


3

Die finanziellen Lasten dieses Programms müssen zum größten Teile von
dem einen Geschüftsgewinn suchenden Privatkapital zugetragen werden. Einen
kleinen Teil müßten die Kreise, die dem Gemeinwohl dienen wollen, könnts xsräu
aufbringen. Der Rest entfällt auf das Reich. Was hätte denn nun das Reich
an Mehraufwendungen alljährlich zu leisten, wenn wir zwanzig Jahre lang eine
solche energische und große Kolonialpolitik zu treiben uns entschlössen? Eine
vorsichtige Abschätzung ergibt etwa folgende Summen:


Ein Aolonialprogramm

bekämpft werden. Eine Gesellschaft, die Viehzucht im großen triebe (gestützt
auf die Erfahrungen von Buea), konnte ein gutes Geschäft machen.

et) Togo

Die Kulturen von Kaffee, Kokospalmen und Kautschukbäumen müssen in¬
tensiv und extensiv erweitert werden; die Versuche mit Baumwolle führe man
nunmehr durch eine kapitalkräftige Gesellschaft im großen durch. Viehzuchts¬
unternehmungen funden auf der Hochebne gute Rentabilität. Besonders aber
ist die bergmännische Durchforschung dieses Schutzgebiets wie die Kameruns
bisher sehr vernachlässigt worden.

s) Aiautschou

Die Eröffnung bequemer und billiger Verkehrswege ist die erste Bedingung
zur Hebung der Bodenreichtümer. Davon hängt auch die Entwicklung des
Handels ab. Sonst lohnen voraussichtlich Versuche mit der Einführung der
Rinder-, Ziegen- und Schafzucht (vielleicht auch mit Pferden, Maultieren und
Eseln).

k) Deutsch-Neuguinea

Die Erforschungsarbeit steht hier noch im Vordergründe, da meist nur erst
die Küstenstriche bekannt sind. Dann muß etwas für bessere Wasserverbin¬
dung geschehn. Dringend notwendig ist die Bildung weiterer Gesellschaften für
die Kultur der Kokospalme, der Baumwolle und des Tabaks. Auch die Ver¬
suche mit Kakao und Liberiakaffee sollten ausgedehnt werden. Die Eingebornen
sind durch Prämien zur Anpflanzung von Kokospalmen anzuhalten. Viehzucht
mit Rindern, Ziegen und Schweinen (vielleicht auch Pferden) ist aussichtsvoll
und sollte sofort in großem Maßstabe begonnen werden. Auch die bergmännische
Erforschung muß bei den bisherigen hoffnungsvollen Funden gerade hier besonders
eifrig fortgesetzt werden. Schließlich sollte untersucht werden, ob und welche
Inselgruppen etwa für europäische Siedlung oder für Deportation in Betracht
kämen.

g') Deutsch-Samoa

Samoa hat sehr mangelhafte telegraphische Verbindung mit dem Mutter-
lande. Bergmännisch ist es fast noch gar nicht untersucht, und seine Bedeutung
für die mannigfaltigsten Plantagenkulturen ist erst neuerdings klar erkannt worden.
Außer den bestehenden sollten sich weitere Gesellschaften zum Betriebe der Kakao¬
kultur bilden. Auch Tee, Kaffee, Baumwolle und besonders Kautschuk bieten
vortreffliche Aussichten.


3

Die finanziellen Lasten dieses Programms müssen zum größten Teile von
dem einen Geschüftsgewinn suchenden Privatkapital zugetragen werden. Einen
kleinen Teil müßten die Kreise, die dem Gemeinwohl dienen wollen, könnts xsräu
aufbringen. Der Rest entfällt auf das Reich. Was hätte denn nun das Reich
an Mehraufwendungen alljährlich zu leisten, wenn wir zwanzig Jahre lang eine
solche energische und große Kolonialpolitik zu treiben uns entschlössen? Eine
vorsichtige Abschätzung ergibt etwa folgende Summen:


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[0524] Ein Aolonialprogramm bekämpft werden. Eine Gesellschaft, die Viehzucht im großen triebe (gestützt auf die Erfahrungen von Buea), konnte ein gutes Geschäft machen. et) Togo Die Kulturen von Kaffee, Kokospalmen und Kautschukbäumen müssen in¬ tensiv und extensiv erweitert werden; die Versuche mit Baumwolle führe man nunmehr durch eine kapitalkräftige Gesellschaft im großen durch. Viehzuchts¬ unternehmungen funden auf der Hochebne gute Rentabilität. Besonders aber ist die bergmännische Durchforschung dieses Schutzgebiets wie die Kameruns bisher sehr vernachlässigt worden. s) Aiautschou Die Eröffnung bequemer und billiger Verkehrswege ist die erste Bedingung zur Hebung der Bodenreichtümer. Davon hängt auch die Entwicklung des Handels ab. Sonst lohnen voraussichtlich Versuche mit der Einführung der Rinder-, Ziegen- und Schafzucht (vielleicht auch mit Pferden, Maultieren und Eseln). k) Deutsch-Neuguinea Die Erforschungsarbeit steht hier noch im Vordergründe, da meist nur erst die Küstenstriche bekannt sind. Dann muß etwas für bessere Wasserverbin¬ dung geschehn. Dringend notwendig ist die Bildung weiterer Gesellschaften für die Kultur der Kokospalme, der Baumwolle und des Tabaks. Auch die Ver¬ suche mit Kakao und Liberiakaffee sollten ausgedehnt werden. Die Eingebornen sind durch Prämien zur Anpflanzung von Kokospalmen anzuhalten. Viehzucht mit Rindern, Ziegen und Schweinen (vielleicht auch Pferden) ist aussichtsvoll und sollte sofort in großem Maßstabe begonnen werden. Auch die bergmännische Erforschung muß bei den bisherigen hoffnungsvollen Funden gerade hier besonders eifrig fortgesetzt werden. Schließlich sollte untersucht werden, ob und welche Inselgruppen etwa für europäische Siedlung oder für Deportation in Betracht kämen. g') Deutsch-Samoa Samoa hat sehr mangelhafte telegraphische Verbindung mit dem Mutter- lande. Bergmännisch ist es fast noch gar nicht untersucht, und seine Bedeutung für die mannigfaltigsten Plantagenkulturen ist erst neuerdings klar erkannt worden. Außer den bestehenden sollten sich weitere Gesellschaften zum Betriebe der Kakao¬ kultur bilden. Auch Tee, Kaffee, Baumwolle und besonders Kautschuk bieten vortreffliche Aussichten. 3 Die finanziellen Lasten dieses Programms müssen zum größten Teile von dem einen Geschüftsgewinn suchenden Privatkapital zugetragen werden. Einen kleinen Teil müßten die Kreise, die dem Gemeinwohl dienen wollen, könnts xsräu aufbringen. Der Rest entfällt auf das Reich. Was hätte denn nun das Reich an Mehraufwendungen alljährlich zu leisten, wenn wir zwanzig Jahre lang eine solche energische und große Kolonialpolitik zu treiben uns entschlössen? Eine vorsichtige Abschätzung ergibt etwa folgende Summen:

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296764/524>, abgerufen am 07.05.2024.