Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Gin Aolonialprogrmnm

16. Die Kolonien müssen bergmännisch von Reichs wegen untersucht und
die private Mutung in weitgehendem Maße gefördert werden.

17. Die Organisation der Absatzverhältnisse für neue oder namhaft zu
steigernde Kulturen (Weizen, Reis, Kartoffeln, Scham, Erdnüsse usw.) muß vou
der Regierung unterstützt werden dnrch die Bildung von Aufkaufsgen osfen-
schaften unter Kontrolle des Staates.

Soweit die Leitsätze allgemeiner Natur. Für die einzelnen Kolonien haben
wir ferner die folgenden SpezialWünsche:

-y Deutschostafrika

Asche und das Kondeland müssen zunächst auf die Möglichkeit europäischer
Massenausiedlung untersucht werden. Eingeborne aus dem Innern siebte man
in der Nähe der Plantagengebiete an, um der Arbeiternot abzuhelfen. Zur
Hebung der Viehzucht bilde man für Usmnbarci, Asche, das Kondeland Gesell¬
schaften; die einheimische Rinderrasse müßte verbessert werden. Ebenso muß der
Plantagenbetrieb mit Kaffee, Kokospalmen, Sisalagciven bedeutend erweitert, die
Versuche mit Tabak und Kakao müßten fortgesetzt werden. Auf dem Gebiete
der Bahnbauten sind zunächst Verbindungen mit Asche, dem Kondelcmde und
den Goldfundstätten im Innern am dringlichsten.

b) Deutschsüdwestafrika

Nach dem Kriege müssen zunächst die Hereros neu angesiedelt werden; wir
brauchen sie als Arbeiter. Eine weitere Aufgabe ist die Vorbereitung zu all¬
mählicher Unterwerfung der Ovambo. Sobald das Land beruhigt ist, muß die
Regierung in die Bahnen der vom Staate geleiteten und unterstützten Massen-
anstedlung einlenken. Dazu bedarf sie der Verhandlungen mit den Konzessions¬
gesellschaften, um deren Land mitbenntzcn zu können. Demnächst muß für Wasser
gesorgt werden. Die Grnndwasserverhültnisse zu untersuchen, ist dringend not¬
wendig. Die Brunnenbohrungen müssen vervielfältigt, die Stauanlagen bei
Hatsamas und am Großen Fischfluß zunächst schleunigst (innerhalb der nächsten
acht Jahre) ausgeführt werden. Der Hafen in Swakopmund bedarf eines gründ¬
lichen Ausbaues. Zur Vorbereitung der Siedlung ist ferner eine Bahnlinie von
Windhnk über Rehoboth - Hoachanas - Gideon - Bersaba - Keetmanshoop - Warmbad
notwendig. Man bilde schließlich eine Zentralviehznchtsgeuossenschaft mit Zweig¬
stellen im ganzen Lande zum Betrieb der Rindvieh-, Wollschaf-, Angoraziegen-
und Straußenzucht. Die unter Staatsaufsicht arbeitende Gesellschaft liefert den
Ansiedlern auch den ersten Viehbestand, vermittelt den Absatz und gewährt den
bewahrten Leitern ihrer Zweigstellen Aussicht auf Selbständigkeit dnrch Ankauf
der von ihnen verwalteten Farm.

e) Aamerun

Man schiebe von der Küste aus allmählich Stationen in das Grasland
vor; das Vorgehn vom Berne aus ist verfrüht. Man schaffe weitere Gesell¬
schaften zum Zweck des sicherlich rentabeln Anbaus von Kautschukbüumen, Pfeffer,
Nelken, Vanille, Ingwer, Kardamom usw. Der Schädling der Kaffeekultur muß


Gin Aolonialprogrmnm

16. Die Kolonien müssen bergmännisch von Reichs wegen untersucht und
die private Mutung in weitgehendem Maße gefördert werden.

17. Die Organisation der Absatzverhältnisse für neue oder namhaft zu
steigernde Kulturen (Weizen, Reis, Kartoffeln, Scham, Erdnüsse usw.) muß vou
der Regierung unterstützt werden dnrch die Bildung von Aufkaufsgen osfen-
schaften unter Kontrolle des Staates.

Soweit die Leitsätze allgemeiner Natur. Für die einzelnen Kolonien haben
wir ferner die folgenden SpezialWünsche:

-y Deutschostafrika

Asche und das Kondeland müssen zunächst auf die Möglichkeit europäischer
Massenausiedlung untersucht werden. Eingeborne aus dem Innern siebte man
in der Nähe der Plantagengebiete an, um der Arbeiternot abzuhelfen. Zur
Hebung der Viehzucht bilde man für Usmnbarci, Asche, das Kondeland Gesell¬
schaften; die einheimische Rinderrasse müßte verbessert werden. Ebenso muß der
Plantagenbetrieb mit Kaffee, Kokospalmen, Sisalagciven bedeutend erweitert, die
Versuche mit Tabak und Kakao müßten fortgesetzt werden. Auf dem Gebiete
der Bahnbauten sind zunächst Verbindungen mit Asche, dem Kondelcmde und
den Goldfundstätten im Innern am dringlichsten.

b) Deutschsüdwestafrika

Nach dem Kriege müssen zunächst die Hereros neu angesiedelt werden; wir
brauchen sie als Arbeiter. Eine weitere Aufgabe ist die Vorbereitung zu all¬
mählicher Unterwerfung der Ovambo. Sobald das Land beruhigt ist, muß die
Regierung in die Bahnen der vom Staate geleiteten und unterstützten Massen-
anstedlung einlenken. Dazu bedarf sie der Verhandlungen mit den Konzessions¬
gesellschaften, um deren Land mitbenntzcn zu können. Demnächst muß für Wasser
gesorgt werden. Die Grnndwasserverhültnisse zu untersuchen, ist dringend not¬
wendig. Die Brunnenbohrungen müssen vervielfältigt, die Stauanlagen bei
Hatsamas und am Großen Fischfluß zunächst schleunigst (innerhalb der nächsten
acht Jahre) ausgeführt werden. Der Hafen in Swakopmund bedarf eines gründ¬
lichen Ausbaues. Zur Vorbereitung der Siedlung ist ferner eine Bahnlinie von
Windhnk über Rehoboth - Hoachanas - Gideon - Bersaba - Keetmanshoop - Warmbad
notwendig. Man bilde schließlich eine Zentralviehznchtsgeuossenschaft mit Zweig¬
stellen im ganzen Lande zum Betrieb der Rindvieh-, Wollschaf-, Angoraziegen-
und Straußenzucht. Die unter Staatsaufsicht arbeitende Gesellschaft liefert den
Ansiedlern auch den ersten Viehbestand, vermittelt den Absatz und gewährt den
bewahrten Leitern ihrer Zweigstellen Aussicht auf Selbständigkeit dnrch Ankauf
der von ihnen verwalteten Farm.

e) Aamerun

Man schiebe von der Küste aus allmählich Stationen in das Grasland
vor; das Vorgehn vom Berne aus ist verfrüht. Man schaffe weitere Gesell¬
schaften zum Zweck des sicherlich rentabeln Anbaus von Kautschukbüumen, Pfeffer,
Nelken, Vanille, Ingwer, Kardamom usw. Der Schädling der Kaffeekultur muß


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0523" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/296902"/>
            <fw type="header" place="top"> Gin Aolonialprogrmnm</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_2432"> 16. Die Kolonien müssen bergmännisch von Reichs wegen untersucht und<lb/>
die private Mutung in weitgehendem Maße gefördert werden.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2433"> 17. Die Organisation der Absatzverhältnisse für neue oder namhaft zu<lb/>
steigernde Kulturen (Weizen, Reis, Kartoffeln, Scham, Erdnüsse usw.) muß vou<lb/>
der Regierung unterstützt werden dnrch die Bildung von Aufkaufsgen osfen-<lb/>
schaften unter Kontrolle des Staates.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2434"> Soweit die Leitsätze allgemeiner Natur. Für die einzelnen Kolonien haben<lb/>
wir ferner die folgenden SpezialWünsche:</p><lb/>
            <list>
              <item> -y Deutschostafrika</item>
            </list><lb/>
            <p xml:id="ID_2435"> Asche und das Kondeland müssen zunächst auf die Möglichkeit europäischer<lb/>
Massenausiedlung untersucht werden. Eingeborne aus dem Innern siebte man<lb/>
in der Nähe der Plantagengebiete an, um der Arbeiternot abzuhelfen. Zur<lb/>
Hebung der Viehzucht bilde man für Usmnbarci, Asche, das Kondeland Gesell¬<lb/>
schaften; die einheimische Rinderrasse müßte verbessert werden. Ebenso muß der<lb/>
Plantagenbetrieb mit Kaffee, Kokospalmen, Sisalagciven bedeutend erweitert, die<lb/>
Versuche mit Tabak und Kakao müßten fortgesetzt werden. Auf dem Gebiete<lb/>
der Bahnbauten sind zunächst Verbindungen mit Asche, dem Kondelcmde und<lb/>
den Goldfundstätten im Innern am dringlichsten.</p><lb/>
            <list>
              <item> b) Deutschsüdwestafrika</item>
            </list><lb/>
            <p xml:id="ID_2436"> Nach dem Kriege müssen zunächst die Hereros neu angesiedelt werden; wir<lb/>
brauchen sie als Arbeiter. Eine weitere Aufgabe ist die Vorbereitung zu all¬<lb/>
mählicher Unterwerfung der Ovambo. Sobald das Land beruhigt ist, muß die<lb/>
Regierung in die Bahnen der vom Staate geleiteten und unterstützten Massen-<lb/>
anstedlung einlenken. Dazu bedarf sie der Verhandlungen mit den Konzessions¬<lb/>
gesellschaften, um deren Land mitbenntzcn zu können. Demnächst muß für Wasser<lb/>
gesorgt werden. Die Grnndwasserverhültnisse zu untersuchen, ist dringend not¬<lb/>
wendig. Die Brunnenbohrungen müssen vervielfältigt, die Stauanlagen bei<lb/>
Hatsamas und am Großen Fischfluß zunächst schleunigst (innerhalb der nächsten<lb/>
acht Jahre) ausgeführt werden. Der Hafen in Swakopmund bedarf eines gründ¬<lb/>
lichen Ausbaues. Zur Vorbereitung der Siedlung ist ferner eine Bahnlinie von<lb/>
Windhnk über Rehoboth - Hoachanas - Gideon - Bersaba - Keetmanshoop - Warmbad<lb/>
notwendig. Man bilde schließlich eine Zentralviehznchtsgeuossenschaft mit Zweig¬<lb/>
stellen im ganzen Lande zum Betrieb der Rindvieh-, Wollschaf-, Angoraziegen-<lb/>
und Straußenzucht. Die unter Staatsaufsicht arbeitende Gesellschaft liefert den<lb/>
Ansiedlern auch den ersten Viehbestand, vermittelt den Absatz und gewährt den<lb/>
bewahrten Leitern ihrer Zweigstellen Aussicht auf Selbständigkeit dnrch Ankauf<lb/>
der von ihnen verwalteten Farm.</p><lb/>
            <list>
              <item> e) Aamerun</item>
            </list><lb/>
            <p xml:id="ID_2437" next="#ID_2438"> Man schiebe von der Küste aus allmählich Stationen in das Grasland<lb/>
vor; das Vorgehn vom Berne aus ist verfrüht. Man schaffe weitere Gesell¬<lb/>
schaften zum Zweck des sicherlich rentabeln Anbaus von Kautschukbüumen, Pfeffer,<lb/>
Nelken, Vanille, Ingwer, Kardamom usw. Der Schädling der Kaffeekultur muß</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0523] Gin Aolonialprogrmnm 16. Die Kolonien müssen bergmännisch von Reichs wegen untersucht und die private Mutung in weitgehendem Maße gefördert werden. 17. Die Organisation der Absatzverhältnisse für neue oder namhaft zu steigernde Kulturen (Weizen, Reis, Kartoffeln, Scham, Erdnüsse usw.) muß vou der Regierung unterstützt werden dnrch die Bildung von Aufkaufsgen osfen- schaften unter Kontrolle des Staates. Soweit die Leitsätze allgemeiner Natur. Für die einzelnen Kolonien haben wir ferner die folgenden SpezialWünsche: -y Deutschostafrika Asche und das Kondeland müssen zunächst auf die Möglichkeit europäischer Massenausiedlung untersucht werden. Eingeborne aus dem Innern siebte man in der Nähe der Plantagengebiete an, um der Arbeiternot abzuhelfen. Zur Hebung der Viehzucht bilde man für Usmnbarci, Asche, das Kondeland Gesell¬ schaften; die einheimische Rinderrasse müßte verbessert werden. Ebenso muß der Plantagenbetrieb mit Kaffee, Kokospalmen, Sisalagciven bedeutend erweitert, die Versuche mit Tabak und Kakao müßten fortgesetzt werden. Auf dem Gebiete der Bahnbauten sind zunächst Verbindungen mit Asche, dem Kondelcmde und den Goldfundstätten im Innern am dringlichsten. b) Deutschsüdwestafrika Nach dem Kriege müssen zunächst die Hereros neu angesiedelt werden; wir brauchen sie als Arbeiter. Eine weitere Aufgabe ist die Vorbereitung zu all¬ mählicher Unterwerfung der Ovambo. Sobald das Land beruhigt ist, muß die Regierung in die Bahnen der vom Staate geleiteten und unterstützten Massen- anstedlung einlenken. Dazu bedarf sie der Verhandlungen mit den Konzessions¬ gesellschaften, um deren Land mitbenntzcn zu können. Demnächst muß für Wasser gesorgt werden. Die Grnndwasserverhültnisse zu untersuchen, ist dringend not¬ wendig. Die Brunnenbohrungen müssen vervielfältigt, die Stauanlagen bei Hatsamas und am Großen Fischfluß zunächst schleunigst (innerhalb der nächsten acht Jahre) ausgeführt werden. Der Hafen in Swakopmund bedarf eines gründ¬ lichen Ausbaues. Zur Vorbereitung der Siedlung ist ferner eine Bahnlinie von Windhnk über Rehoboth - Hoachanas - Gideon - Bersaba - Keetmanshoop - Warmbad notwendig. Man bilde schließlich eine Zentralviehznchtsgeuossenschaft mit Zweig¬ stellen im ganzen Lande zum Betrieb der Rindvieh-, Wollschaf-, Angoraziegen- und Straußenzucht. Die unter Staatsaufsicht arbeitende Gesellschaft liefert den Ansiedlern auch den ersten Viehbestand, vermittelt den Absatz und gewährt den bewahrten Leitern ihrer Zweigstellen Aussicht auf Selbständigkeit dnrch Ankauf der von ihnen verwalteten Farm. e) Aamerun Man schiebe von der Küste aus allmählich Stationen in das Grasland vor; das Vorgehn vom Berne aus ist verfrüht. Man schaffe weitere Gesell¬ schaften zum Zweck des sicherlich rentabeln Anbaus von Kautschukbüumen, Pfeffer, Nelken, Vanille, Ingwer, Kardamom usw. Der Schädling der Kaffeekultur muß

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296764/523
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296764/523>, abgerufen am 29.05.2024.