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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Drittes Vierteljahr.

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Ztrindberg

Dieselbe Wurzel -öde wie in Ebenode, Ebinod tritt uns entgegen in dem
Namen des zwei Stunden nordwestlich von Ebmath liegenden Dorfes Dröda, 1279
urkundlich "zue der Oede." Daß die meisten unsrer Ortsbezeichnungen ursprünglich
Dative sind, oft mit Präposition, dafür liefern außer Dröda noch einige Orts¬
namen meiner Heimat den Beweis. Unser Pfarrdorf Eichigt heißt im Volks -
munde Möglich oder Mäglet,*) d, i. im Eichenwald, im Eichigt. Meßband bei
Planen, d. i. im Espich. M'r gänge no "die" Pöstleiten: nach Pabstleithen,
einem Dorf bei Ebmath. Untereichigt heißt im Volksmunde noch heute "das
Loch," wie in der Urkunde vom Jahre 1328 "zue dem Loche." In den ältern
Körnerausgabeu ist ein Brief Theodor Körners aus dem Jahre 1813 datiert
"im Biwak vor Auhigt zwischen Plauen und Hof" statt "Eichigt." Körner
hatte wohl Aichigt geschrieben mit fehlendem oder undeutlichem I-Punkt, und
so ist durch einen Lesefehler Auhigt entstanden. Unter der schönen alten Pfarr¬
linde, unter der der junge Freiheitssänger und Held nach der Überlieferung
damals gesessen hat, habe ich in meiner Jugend mit den mir befreundeten Söhnen
des Pfarrers und des Kautors so manches fröhliche Spiel gespielt.

Die Dörfer in der nähern Umgebung von Ebmath sind deutschen Ursprungs:
Eichigt, Bergen, Gettengrün (Grün eines Getto: 1295), das Kruckenhaus bei
Obertriebel ("die Höllkrucken"), Haselrain, Grünpöhl und Höllensteg, Tiefen¬
brunn mit den Ortsteilen Oberwieden, Unterwieden, Birkigt, Kugelreuth, Gräben
im Tal, Hammerleithen und Stockhaus, Pabstleithen, Burkhardtsgrün, Neubram-
bach, Süßebach, Sachsgrün, Hasenreuth, Loddeureuth, Weidigt, Freiberg, das
bayrische Faßmannsreuth, vielleicht auch Triebel bei Ebmath. Auch die benach¬
barten böhmischen Orte haben deutsche Namen: Roßbach, Gottmannsgrün mit
dem. Kaiserhammer, Kirchbrünnlem, Ziegenrück, Neuberg, Krugsreuth, Steinvöhl,
Thonbrunn, Grün, Pfannenstiel, Rommersreuth, Ottengrün, Steingrün, Frieders-
reuth, Wernersreuth u. a. Eine Stunde westlich von Ebmath beginnen die
Orte mit slawischen Namen: Prex, Nentzschau, Raitzschin, Trogenau, Regnitz-
Losau; vielleicht ist auch das sächsische Grenzdorf Posseck ("die Possig") slawischen
Ursprungs. Schluß folgt)




Htrindberg

I on Strindberg hatte ich bis vor kurzem nur einige Kleinigkeiten
gelesen, die ich in Zeitschriften fand. Aus Zeitungsberichten
hatte ich erfahren, daß er Weiberfeind sei und seit einigen Jahren
daran arbeite, die Chemie im Sinne der Alchemisten zu refor¬
mieren. Jetzt erscheint nun bei Hermann Seemann Nachfolger
in Leipzig eine deutsche Gesamtausgabe seiner Schriften, unter Mitwirkung
von Emil Schering vom Verfasser selbst veranstaltet. Schering fügt der



Dus a, hier und im folgenden von mir als "ä" bezeichnet, ist zwischen ä und a zu
sprechen.
Ztrindberg

Dieselbe Wurzel -öde wie in Ebenode, Ebinod tritt uns entgegen in dem
Namen des zwei Stunden nordwestlich von Ebmath liegenden Dorfes Dröda, 1279
urkundlich „zue der Oede." Daß die meisten unsrer Ortsbezeichnungen ursprünglich
Dative sind, oft mit Präposition, dafür liefern außer Dröda noch einige Orts¬
namen meiner Heimat den Beweis. Unser Pfarrdorf Eichigt heißt im Volks -
munde Möglich oder Mäglet,*) d, i. im Eichenwald, im Eichigt. Meßband bei
Planen, d. i. im Espich. M'r gänge no „die" Pöstleiten: nach Pabstleithen,
einem Dorf bei Ebmath. Untereichigt heißt im Volksmunde noch heute „das
Loch," wie in der Urkunde vom Jahre 1328 „zue dem Loche." In den ältern
Körnerausgabeu ist ein Brief Theodor Körners aus dem Jahre 1813 datiert
„im Biwak vor Auhigt zwischen Plauen und Hof" statt „Eichigt." Körner
hatte wohl Aichigt geschrieben mit fehlendem oder undeutlichem I-Punkt, und
so ist durch einen Lesefehler Auhigt entstanden. Unter der schönen alten Pfarr¬
linde, unter der der junge Freiheitssänger und Held nach der Überlieferung
damals gesessen hat, habe ich in meiner Jugend mit den mir befreundeten Söhnen
des Pfarrers und des Kautors so manches fröhliche Spiel gespielt.

Die Dörfer in der nähern Umgebung von Ebmath sind deutschen Ursprungs:
Eichigt, Bergen, Gettengrün (Grün eines Getto: 1295), das Kruckenhaus bei
Obertriebel („die Höllkrucken"), Haselrain, Grünpöhl und Höllensteg, Tiefen¬
brunn mit den Ortsteilen Oberwieden, Unterwieden, Birkigt, Kugelreuth, Gräben
im Tal, Hammerleithen und Stockhaus, Pabstleithen, Burkhardtsgrün, Neubram-
bach, Süßebach, Sachsgrün, Hasenreuth, Loddeureuth, Weidigt, Freiberg, das
bayrische Faßmannsreuth, vielleicht auch Triebel bei Ebmath. Auch die benach¬
barten böhmischen Orte haben deutsche Namen: Roßbach, Gottmannsgrün mit
dem. Kaiserhammer, Kirchbrünnlem, Ziegenrück, Neuberg, Krugsreuth, Steinvöhl,
Thonbrunn, Grün, Pfannenstiel, Rommersreuth, Ottengrün, Steingrün, Frieders-
reuth, Wernersreuth u. a. Eine Stunde westlich von Ebmath beginnen die
Orte mit slawischen Namen: Prex, Nentzschau, Raitzschin, Trogenau, Regnitz-
Losau; vielleicht ist auch das sächsische Grenzdorf Posseck („die Possig") slawischen
Ursprungs. Schluß folgt)




Htrindberg

I on Strindberg hatte ich bis vor kurzem nur einige Kleinigkeiten
gelesen, die ich in Zeitschriften fand. Aus Zeitungsberichten
hatte ich erfahren, daß er Weiberfeind sei und seit einigen Jahren
daran arbeite, die Chemie im Sinne der Alchemisten zu refor¬
mieren. Jetzt erscheint nun bei Hermann Seemann Nachfolger
in Leipzig eine deutsche Gesamtausgabe seiner Schriften, unter Mitwirkung
von Emil Schering vom Verfasser selbst veranstaltet. Schering fügt der



Dus a, hier und im folgenden von mir als „ä" bezeichnet, ist zwischen ä und a zu
sprechen.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_297518/31>, abgerufen am 02.05.2024.