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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Drittes Vierteljahr.

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Llizabeth percy

kleine feste Vertikalfläche zu erwähnen, der sogenannte "Pfeil", der zwischen
den beiden Enden des Tanbenschwanzes angebracht ist.

Die Gondel ist vorn durch ein trapezförmiges Gerüst mit dem Ballon
verbunden. An diesem Trapez kann ein Segel aufgezogen werden, das dank
seiner schrägen Stellung den in der Fahrt begriffnen Ballon hebt. Sonst kann
das Höher- oder Tiefergehn wie bei einem gewöhnlichen Ballon durch Ballast¬
auswurf oder durch Gasauslassen bewirkt werden.

Am vordem Ende der Gondel ist ein photographischer Apparat angebracht,
der Nachts durch eine elektrische Lampe ersetzt wird. (Illustrierte Aeronautische
Mitteilungen, Jahrgang 1904, Heft 1 und 11.)

Das ist in großen Zügen die Konstruktion des bis jetzt erfolgreichsten
Luftschiffs Lebaudy-Juillot, mit dem zweifellos eine neue Am der Luftschiffahrt
angebrochen ist.*)




(Llizabeth percy
Matilda Mailing von (Fortsetzung)

as Feuer in dem großen Kamin war im Begriff auszugehn, durch
den es immer zog, und es war so kalt im Zimmer, daß man seinen
eignen Atem sehen konnte.

Bessie, mein Kind, sagte Lady Northumberland vom Bette her.
Trinke ein wenig warmes Bier mit Honig darin oder ein wenig
! Würzwein und biete auch Cousine Sophia davon an.

Die arme Lady Sophia war beinahe blau um die Nase. Sie erhob sich eben¬
falls und sah durch das graugrüne Fenster mit den runden Scheiben: Jetzt schneit es
noch obendrein. Gott weiß, wann wir jemals von hier wegkommen werden!

Lies mir ein wenig vor, meine Süße, sagte die Gräfin ermunternd. Sie
lag ja in ihrem guten Bett und konnte schon die gute Laune bewahren! Unter der
Bibel liegt ein weltliches Buch, das dich schon unterhalten wird.

Lady Sophia zog gleichgiltig das schwere Buch hervor. William Shakespeare,
buchstabierte sie aus dem Titelblatt heraus. Sie sah fragend auf.

Ja, es ist ein altes Buch, sagte Lady Northumberland halb entschuldigend.
Er, der es schrieb, war einer von des seligen Königs Jakob Schauspielern, und ich
glaube kaum, daß er noch zu meiner Zeit gelebt hat. Aber mein Schwiegervater,
Jarl Henry, kannte ihn sehr gut, obwohl er ja keine Standesperson war -- sie
wohnten Tür an Tür in Blackfriars --, und er soll ihn hoch geschätzt haben, wie
ich höre; das tat sein Schwager, Mylord Essex, übrigens auch.



*) In dem inzwischen erschienenen Heft 4 der Illustrierten Aeronautischen Mitteilungen,
Jahrgang 1906, ist eine eingehende Beschreibung des neusten Lebaudy und seiner letzten Fahrten
in französischer Sprache enthalten. Abgesehen von dem Fehlen des großen Vertikalsteuers und einer
Vergrößerung des Ballons auf 2666 Kubikmeter entspricht alles der oben gegebnen Beschreibung.
Llizabeth percy

kleine feste Vertikalfläche zu erwähnen, der sogenannte „Pfeil", der zwischen
den beiden Enden des Tanbenschwanzes angebracht ist.

Die Gondel ist vorn durch ein trapezförmiges Gerüst mit dem Ballon
verbunden. An diesem Trapez kann ein Segel aufgezogen werden, das dank
seiner schrägen Stellung den in der Fahrt begriffnen Ballon hebt. Sonst kann
das Höher- oder Tiefergehn wie bei einem gewöhnlichen Ballon durch Ballast¬
auswurf oder durch Gasauslassen bewirkt werden.

Am vordem Ende der Gondel ist ein photographischer Apparat angebracht,
der Nachts durch eine elektrische Lampe ersetzt wird. (Illustrierte Aeronautische
Mitteilungen, Jahrgang 1904, Heft 1 und 11.)

Das ist in großen Zügen die Konstruktion des bis jetzt erfolgreichsten
Luftschiffs Lebaudy-Juillot, mit dem zweifellos eine neue Am der Luftschiffahrt
angebrochen ist.*)




(Llizabeth percy
Matilda Mailing von (Fortsetzung)

as Feuer in dem großen Kamin war im Begriff auszugehn, durch
den es immer zog, und es war so kalt im Zimmer, daß man seinen
eignen Atem sehen konnte.

Bessie, mein Kind, sagte Lady Northumberland vom Bette her.
Trinke ein wenig warmes Bier mit Honig darin oder ein wenig
! Würzwein und biete auch Cousine Sophia davon an.

Die arme Lady Sophia war beinahe blau um die Nase. Sie erhob sich eben¬
falls und sah durch das graugrüne Fenster mit den runden Scheiben: Jetzt schneit es
noch obendrein. Gott weiß, wann wir jemals von hier wegkommen werden!

Lies mir ein wenig vor, meine Süße, sagte die Gräfin ermunternd. Sie
lag ja in ihrem guten Bett und konnte schon die gute Laune bewahren! Unter der
Bibel liegt ein weltliches Buch, das dich schon unterhalten wird.

Lady Sophia zog gleichgiltig das schwere Buch hervor. William Shakespeare,
buchstabierte sie aus dem Titelblatt heraus. Sie sah fragend auf.

Ja, es ist ein altes Buch, sagte Lady Northumberland halb entschuldigend.
Er, der es schrieb, war einer von des seligen Königs Jakob Schauspielern, und ich
glaube kaum, daß er noch zu meiner Zeit gelebt hat. Aber mein Schwiegervater,
Jarl Henry, kannte ihn sehr gut, obwohl er ja keine Standesperson war — sie
wohnten Tür an Tür in Blackfriars —, und er soll ihn hoch geschätzt haben, wie
ich höre; das tat sein Schwager, Mylord Essex, übrigens auch.



*) In dem inzwischen erschienenen Heft 4 der Illustrierten Aeronautischen Mitteilungen,
Jahrgang 1906, ist eine eingehende Beschreibung des neusten Lebaudy und seiner letzten Fahrten
in französischer Sprache enthalten. Abgesehen von dem Fehlen des großen Vertikalsteuers und einer
Vergrößerung des Ballons auf 2666 Kubikmeter entspricht alles der oben gegebnen Beschreibung.
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[0326] Llizabeth percy kleine feste Vertikalfläche zu erwähnen, der sogenannte „Pfeil", der zwischen den beiden Enden des Tanbenschwanzes angebracht ist. Die Gondel ist vorn durch ein trapezförmiges Gerüst mit dem Ballon verbunden. An diesem Trapez kann ein Segel aufgezogen werden, das dank seiner schrägen Stellung den in der Fahrt begriffnen Ballon hebt. Sonst kann das Höher- oder Tiefergehn wie bei einem gewöhnlichen Ballon durch Ballast¬ auswurf oder durch Gasauslassen bewirkt werden. Am vordem Ende der Gondel ist ein photographischer Apparat angebracht, der Nachts durch eine elektrische Lampe ersetzt wird. (Illustrierte Aeronautische Mitteilungen, Jahrgang 1904, Heft 1 und 11.) Das ist in großen Zügen die Konstruktion des bis jetzt erfolgreichsten Luftschiffs Lebaudy-Juillot, mit dem zweifellos eine neue Am der Luftschiffahrt angebrochen ist.*) (Llizabeth percy Matilda Mailing von (Fortsetzung) as Feuer in dem großen Kamin war im Begriff auszugehn, durch den es immer zog, und es war so kalt im Zimmer, daß man seinen eignen Atem sehen konnte. Bessie, mein Kind, sagte Lady Northumberland vom Bette her. Trinke ein wenig warmes Bier mit Honig darin oder ein wenig ! Würzwein und biete auch Cousine Sophia davon an. Die arme Lady Sophia war beinahe blau um die Nase. Sie erhob sich eben¬ falls und sah durch das graugrüne Fenster mit den runden Scheiben: Jetzt schneit es noch obendrein. Gott weiß, wann wir jemals von hier wegkommen werden! Lies mir ein wenig vor, meine Süße, sagte die Gräfin ermunternd. Sie lag ja in ihrem guten Bett und konnte schon die gute Laune bewahren! Unter der Bibel liegt ein weltliches Buch, das dich schon unterhalten wird. Lady Sophia zog gleichgiltig das schwere Buch hervor. William Shakespeare, buchstabierte sie aus dem Titelblatt heraus. Sie sah fragend auf. Ja, es ist ein altes Buch, sagte Lady Northumberland halb entschuldigend. Er, der es schrieb, war einer von des seligen Königs Jakob Schauspielern, und ich glaube kaum, daß er noch zu meiner Zeit gelebt hat. Aber mein Schwiegervater, Jarl Henry, kannte ihn sehr gut, obwohl er ja keine Standesperson war — sie wohnten Tür an Tür in Blackfriars —, und er soll ihn hoch geschätzt haben, wie ich höre; das tat sein Schwager, Mylord Essex, übrigens auch. *) In dem inzwischen erschienenen Heft 4 der Illustrierten Aeronautischen Mitteilungen, Jahrgang 1906, ist eine eingehende Beschreibung des neusten Lebaudy und seiner letzten Fahrten in französischer Sprache enthalten. Abgesehen von dem Fehlen des großen Vertikalsteuers und einer Vergrößerung des Ballons auf 2666 Kubikmeter entspricht alles der oben gegebnen Beschreibung.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_299786/326>, abgerufen am 30.04.2024.