Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Drittes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Burgenzauber

an Friedrich Baron de la Motte Fouque", 3. von K. I. Schütz, Halle,
Februar 1822 "Zuruf an Beyde". Wegen seiner erheuchelten Objektivität ver¬
dient dieser "Zuruf" veröffentlicht zu werden, er ist für seinen Verfasser höchst
b

Welch hehres Bild stellt meinem Blick sich dar!
Von seinen Felsenhöhn senkt sein Gefieder
Mit sanftem Flügelschlag, der mächtge Aar --
Zur Taube eines Tempels friedlich nieder.
Und wie der Dichtkunst Goldes Zauberhand
Altar und Burgen liebend einst umwunden,
Schaun wir den Ritterdichter Hand in Hand
Dem priesterlichen Sänger hier verbunden!
Heil Euch, Ihr Frommen, wandelnd in dem Herrn!
Der Kirche seyd Ihr Held und Priester beyde.
Allein von höhrem Dom strahlt Orpheus Stern,
Die Lyra, gleich herab auf Christ wie Heide.
Die Poesie ist Aller, wie das Licht!
Drum: gilt es Euch ein Urtheil über Goethen,
Den Dichter, der zur ganzen Menschheit spricht.
So seyd nicht Ritter, Priester, seyd -- Poeten.
ezeichnend." ^

Nicht viel später ist eine recht fade Parodie "Autorbeichte von Schütz" auf die
"Generalbeichte von Goethe".

Überschauen wir den ganzen Lebenslauf dieses K. I. Schütz, alle seine
Irrungen und Wirrungen, und beurteilen wir nach dem Spätern das Frühere,
dann müssen wir gestehen, Goethe hatte Recht gehabt, der Vater hätte den Sohn
besser erziehen müssen. Zu dieser Erkenntnis führte K. I. Schütz auch den
treuen Freund Gruber 1835 durch die Auseinandersetzung in der Vorrede zum
AI. Reifferscheid zweiten Bande des Lebens von Chr. G. Schütz.




Vurgenzauber
Karl Bader vonin
1

in düstrer Zauber umschwebt die trutzigen Mauern der alters¬
grauen Burgen, deren Türme allerorten in Deutschlands herrlichen
Gauen an die entschwundnen Zeiten der Ritter und Sänger, an
Fehde und Turnier, an holde Burgfrauen und Minnedienst er¬
innern. Die Steine geschwärzt, von Frost und Regen zerklüftet,
von stürmender Kriegerfaust gebrochen, von zehrenden Feuersgluten geborsten,
dauern sie dennoch durch die Jahrhunderte. Wie für die Ewigkeit gebaut,
bilden sie Merkzeichen der Landschaften, Sage und Geschichte schlingen einen


Burgenzauber

an Friedrich Baron de la Motte Fouque", 3. von K. I. Schütz, Halle,
Februar 1822 „Zuruf an Beyde". Wegen seiner erheuchelten Objektivität ver¬
dient dieser „Zuruf" veröffentlicht zu werden, er ist für seinen Verfasser höchst
b

Welch hehres Bild stellt meinem Blick sich dar!
Von seinen Felsenhöhn senkt sein Gefieder
Mit sanftem Flügelschlag, der mächtge Aar —
Zur Taube eines Tempels friedlich nieder.
Und wie der Dichtkunst Goldes Zauberhand
Altar und Burgen liebend einst umwunden,
Schaun wir den Ritterdichter Hand in Hand
Dem priesterlichen Sänger hier verbunden!
Heil Euch, Ihr Frommen, wandelnd in dem Herrn!
Der Kirche seyd Ihr Held und Priester beyde.
Allein von höhrem Dom strahlt Orpheus Stern,
Die Lyra, gleich herab auf Christ wie Heide.
Die Poesie ist Aller, wie das Licht!
Drum: gilt es Euch ein Urtheil über Goethen,
Den Dichter, der zur ganzen Menschheit spricht.
So seyd nicht Ritter, Priester, seyd — Poeten.
ezeichnend." ^

Nicht viel später ist eine recht fade Parodie „Autorbeichte von Schütz" auf die
„Generalbeichte von Goethe".

Überschauen wir den ganzen Lebenslauf dieses K. I. Schütz, alle seine
Irrungen und Wirrungen, und beurteilen wir nach dem Spätern das Frühere,
dann müssen wir gestehen, Goethe hatte Recht gehabt, der Vater hätte den Sohn
besser erziehen müssen. Zu dieser Erkenntnis führte K. I. Schütz auch den
treuen Freund Gruber 1835 durch die Auseinandersetzung in der Vorrede zum
AI. Reifferscheid zweiten Bande des Lebens von Chr. G. Schütz.




Vurgenzauber
Karl Bader vonin
1

in düstrer Zauber umschwebt die trutzigen Mauern der alters¬
grauen Burgen, deren Türme allerorten in Deutschlands herrlichen
Gauen an die entschwundnen Zeiten der Ritter und Sänger, an
Fehde und Turnier, an holde Burgfrauen und Minnedienst er¬
innern. Die Steine geschwärzt, von Frost und Regen zerklüftet,
von stürmender Kriegerfaust gebrochen, von zehrenden Feuersgluten geborsten,
dauern sie dennoch durch die Jahrhunderte. Wie für die Ewigkeit gebaut,
bilden sie Merkzeichen der Landschaften, Sage und Geschichte schlingen einen


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0407" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/303109"/>
          <fw type="header" place="top"> Burgenzauber</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_2335" prev="#ID_2334"> an Friedrich Baron de la Motte Fouque", 3. von K. I. Schütz, Halle,<lb/>
Februar 1822 &#x201E;Zuruf an Beyde". Wegen seiner erheuchelten Objektivität ver¬<lb/>
dient dieser &#x201E;Zuruf" veröffentlicht zu werden, er ist für seinen Verfasser höchst<lb/>
b<lg xml:id="POEMID_3" type="poem"><l> Welch hehres Bild stellt meinem Blick sich dar!<lb/>
Von seinen Felsenhöhn senkt sein Gefieder<lb/>
Mit sanftem Flügelschlag, der mächtge Aar &#x2014;<lb/>
Zur Taube eines Tempels friedlich nieder.<lb/>
Und wie der Dichtkunst Goldes Zauberhand<lb/>
Altar und Burgen liebend einst umwunden,<lb/>
Schaun wir den Ritterdichter Hand in Hand<lb/>
Dem priesterlichen Sänger hier verbunden!</l><l> Heil Euch, Ihr Frommen, wandelnd in dem Herrn!<lb/>
Der Kirche seyd Ihr Held und Priester beyde.<lb/>
Allein von höhrem Dom strahlt Orpheus Stern,<lb/>
Die Lyra, gleich herab auf Christ wie Heide.<lb/>
Die Poesie ist Aller, wie das Licht!<lb/>
Drum: gilt es Euch ein Urtheil über Goethen,<lb/>
Den Dichter, der zur ganzen Menschheit spricht.<lb/>
So seyd nicht Ritter, Priester, seyd &#x2014; Poeten.</l></lg> ezeichnend."  ^ </p><lb/>
          <p xml:id="ID_2336"> Nicht viel später ist eine recht fade Parodie &#x201E;Autorbeichte von Schütz" auf die<lb/>
&#x201E;Generalbeichte von Goethe".</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2337"> Überschauen wir den ganzen Lebenslauf dieses K. I. Schütz, alle seine<lb/>
Irrungen und Wirrungen, und beurteilen wir nach dem Spätern das Frühere,<lb/>
dann müssen wir gestehen, Goethe hatte Recht gehabt, der Vater hätte den Sohn<lb/>
besser erziehen müssen. Zu dieser Erkenntnis führte K. I. Schütz auch den<lb/>
treuen Freund Gruber 1835 durch die Auseinandersetzung in der Vorrede zum<lb/><note type="byline"> AI. Reifferscheid</note> zweiten Bande des Lebens von Chr. G. Schütz. </p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Vurgenzauber<lb/><note type="byline"> Karl Bader </note> vonin<lb/>
1</head><lb/>
          <p xml:id="ID_2338" next="#ID_2339"> in düstrer Zauber umschwebt die trutzigen Mauern der alters¬<lb/>
grauen Burgen, deren Türme allerorten in Deutschlands herrlichen<lb/>
Gauen an die entschwundnen Zeiten der Ritter und Sänger, an<lb/>
Fehde und Turnier, an holde Burgfrauen und Minnedienst er¬<lb/>
innern. Die Steine geschwärzt, von Frost und Regen zerklüftet,<lb/>
von stürmender Kriegerfaust gebrochen, von zehrenden Feuersgluten geborsten,<lb/>
dauern sie dennoch durch die Jahrhunderte. Wie für die Ewigkeit gebaut,<lb/>
bilden sie Merkzeichen der Landschaften, Sage und Geschichte schlingen einen</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0407] Burgenzauber an Friedrich Baron de la Motte Fouque", 3. von K. I. Schütz, Halle, Februar 1822 „Zuruf an Beyde". Wegen seiner erheuchelten Objektivität ver¬ dient dieser „Zuruf" veröffentlicht zu werden, er ist für seinen Verfasser höchst b Welch hehres Bild stellt meinem Blick sich dar! Von seinen Felsenhöhn senkt sein Gefieder Mit sanftem Flügelschlag, der mächtge Aar — Zur Taube eines Tempels friedlich nieder. Und wie der Dichtkunst Goldes Zauberhand Altar und Burgen liebend einst umwunden, Schaun wir den Ritterdichter Hand in Hand Dem priesterlichen Sänger hier verbunden! Heil Euch, Ihr Frommen, wandelnd in dem Herrn! Der Kirche seyd Ihr Held und Priester beyde. Allein von höhrem Dom strahlt Orpheus Stern, Die Lyra, gleich herab auf Christ wie Heide. Die Poesie ist Aller, wie das Licht! Drum: gilt es Euch ein Urtheil über Goethen, Den Dichter, der zur ganzen Menschheit spricht. So seyd nicht Ritter, Priester, seyd — Poeten. ezeichnend." ^ Nicht viel später ist eine recht fade Parodie „Autorbeichte von Schütz" auf die „Generalbeichte von Goethe". Überschauen wir den ganzen Lebenslauf dieses K. I. Schütz, alle seine Irrungen und Wirrungen, und beurteilen wir nach dem Spätern das Frühere, dann müssen wir gestehen, Goethe hatte Recht gehabt, der Vater hätte den Sohn besser erziehen müssen. Zu dieser Erkenntnis führte K. I. Schütz auch den treuen Freund Gruber 1835 durch die Auseinandersetzung in der Vorrede zum AI. Reifferscheid zweiten Bande des Lebens von Chr. G. Schütz. Vurgenzauber Karl Bader vonin 1 in düstrer Zauber umschwebt die trutzigen Mauern der alters¬ grauen Burgen, deren Türme allerorten in Deutschlands herrlichen Gauen an die entschwundnen Zeiten der Ritter und Sänger, an Fehde und Turnier, an holde Burgfrauen und Minnedienst er¬ innern. Die Steine geschwärzt, von Frost und Regen zerklüftet, von stürmender Kriegerfaust gebrochen, von zehrenden Feuersgluten geborsten, dauern sie dennoch durch die Jahrhunderte. Wie für die Ewigkeit gebaut, bilden sie Merkzeichen der Landschaften, Sage und Geschichte schlingen einen

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_302701
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_302701/407
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_302701/407>, abgerufen am 29.04.2024.