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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

und seine beständig zur Schau getragne Prinzipientreue, die vielmehr in Prinzipien¬
reiterei ausartete, kontrastierte seltsam mit der Inkonsequenz und Schwächlichkeit
seiner Taktik. Daher glückte es dem extremen Sozialismus, das große Heer der
Urteilslosen, die auf freiheitlich klingende Schlagworte eingeschworen sind und hinter
jeder nörgelnden besserwissenden Kritik überlegne Weisheit sehen, dem Liberalismus zu
entfremden. Die unruhig hastende, schwer arbeitende Zeit war dem Typus des räso-
nierenden Stammtischpolitikers alter Art, woraus sich der alteFreisinn in seiner Blütezeit
rekrutierte, nicht günstig. Nun wird aber ein objektives Urteil trotzdem zugestehn
müssen, daß der Liberalismus auch in seinen radikalen Formen immerhin ein Ein¬
schlag ist, den wir in dem Gewebe der Pnrteimeiuungen nicht ganz entbehren möchten.
Der Schwäche und Unfruchtbarkeit dieses Liberalismus, seiner praktische" Unbrauchbar-
keit verdanken wir einen bedeutenden Teil der sozialistischen Verirrungen, die uns jetzt
das Leben schwer machen. Es ist aber nicht nötig, daß der "entschiedne" Liberalismus
immer so unzeitgemäß, so schemenhaft doktrinär, so philisterhaft unverständig bleibt,
wie er es bisher gewesen ist. Man kann im Gegenteil manche Erscheinung in dem
bisherigen freisinnigen Parteileben als geradezu unvereinbar mit einer wirklich
liberalen Anschauung bezeichnen. Eine kommende Zeit wird es z. B. nicht verstehn,
wie eine liberale Partei dazu kommen konnte, sich den Anfängen unsrer kolonialen
Entwicklung zu versagen und sogar zu widersetzen, statt an der Spitze zu marschieren,
wie es echter Liberalismus gefordert hätte und der alte Liberalismus auch tat¬
sächlich forderte. Jetzt tagt es nun wirklich auch in der freisinnigen Volkspartei.
Die junge Generation verlangt danach, die Grundsätze einer wirklich liberalen
Weltanschauung mit den praktischen Forderungen der Zeit in Einklang zu bringen.
Noch sind freilich manche Kinderkrankheiten nicht überwunden -- Parteien retten
gewisse Kindereien unter Umständen selbst in das Schwabenalter hinüber. Aber
bei diesem letzten Parteitage war das Bestreben deutlich zu erkennen, eine real¬
politische Richtung gegen den alten, stumpfsinnigen Parteischlendrian zur Geltung
zu bringen. Und so hat man sich denn, wenn auch mit offenbarem Widerwillen und
unter tausend Bedenken, zu der Blockpolitik des Fürsten Bülow bekannt, eine Tat¬
sache, die sich auch durch die allgemeine Fassung der angenommenen Resolutionen
und durch viele Vorbehalte und prinzipielle Verwahrungen nicht verdecken läßt.
Es ist eben doch endlich die Einsicht gekommen, daß die politische Lage, wenn man
nicht direkt zur Zeutrumsherrschaft zurückkehren will, die Blockpolitik gebieterisch
fordert, daß eine Absage der Freisinnigen nur einen noch größern Schaden für den
Liberalismus bedeuten würde, und daß von einem Aufgeben der Parteiprinzipien
und Parteiziele bei der Mitwirkung an der Blockpolitik gar nicht die Rede zu
sein braucht. Mit dem Siege dieser Erkenntnis kann man zufrieden sein.




Stendhal-Henry Beyle.

Der 1842 verstorbne Henry Beyle, der seine
Bücher unter dem Pseudonym Stendhal veröffentlicht hat, gehört zu den Glücklichen,
die ein paar Jahrzehnte nach ihrem Tode berühmt werden. Das Wiederaufleben
seines Andenkens in Deutschland mag Nietzsche zu verdanken sein, der ihn als Geistes¬
verwandten liebte. Übrigens ist Stendhal von Goethe geschätzt worden, und er
hat seinerseits Deutschland gekannt. In den Jahren 1806 bis 1808 war er Kricgs-
kommissar des Okerdepartements, eines Teils des Königreichs Westfalen, und wohnte
in dem Schlosse Richmond bei Braunschweig. Hier verkehrte der Abteirat von
Gcmoersheim, Friedrich von Strombeet, viel mit ihm, ein universell gebildeter Mann,
der den zwölf Jahre jüngern Franzosen lieb gewann. Er sagt von diesem: "er
war wissenschaftlich gebildet, bei echt französischer Lebhaftigkeit von einer Gutmütigkeit,
die nicht übertroffen werden konnte. Fast täglich besuchte er mich, verweilte mit
mir bisweilen ein paar Tage auf meinem Landgut; und selbst auf meinen Harz-


Maßgebliches und Unmaßgebliches

und seine beständig zur Schau getragne Prinzipientreue, die vielmehr in Prinzipien¬
reiterei ausartete, kontrastierte seltsam mit der Inkonsequenz und Schwächlichkeit
seiner Taktik. Daher glückte es dem extremen Sozialismus, das große Heer der
Urteilslosen, die auf freiheitlich klingende Schlagworte eingeschworen sind und hinter
jeder nörgelnden besserwissenden Kritik überlegne Weisheit sehen, dem Liberalismus zu
entfremden. Die unruhig hastende, schwer arbeitende Zeit war dem Typus des räso-
nierenden Stammtischpolitikers alter Art, woraus sich der alteFreisinn in seiner Blütezeit
rekrutierte, nicht günstig. Nun wird aber ein objektives Urteil trotzdem zugestehn
müssen, daß der Liberalismus auch in seinen radikalen Formen immerhin ein Ein¬
schlag ist, den wir in dem Gewebe der Pnrteimeiuungen nicht ganz entbehren möchten.
Der Schwäche und Unfruchtbarkeit dieses Liberalismus, seiner praktische» Unbrauchbar-
keit verdanken wir einen bedeutenden Teil der sozialistischen Verirrungen, die uns jetzt
das Leben schwer machen. Es ist aber nicht nötig, daß der „entschiedne" Liberalismus
immer so unzeitgemäß, so schemenhaft doktrinär, so philisterhaft unverständig bleibt,
wie er es bisher gewesen ist. Man kann im Gegenteil manche Erscheinung in dem
bisherigen freisinnigen Parteileben als geradezu unvereinbar mit einer wirklich
liberalen Anschauung bezeichnen. Eine kommende Zeit wird es z. B. nicht verstehn,
wie eine liberale Partei dazu kommen konnte, sich den Anfängen unsrer kolonialen
Entwicklung zu versagen und sogar zu widersetzen, statt an der Spitze zu marschieren,
wie es echter Liberalismus gefordert hätte und der alte Liberalismus auch tat¬
sächlich forderte. Jetzt tagt es nun wirklich auch in der freisinnigen Volkspartei.
Die junge Generation verlangt danach, die Grundsätze einer wirklich liberalen
Weltanschauung mit den praktischen Forderungen der Zeit in Einklang zu bringen.
Noch sind freilich manche Kinderkrankheiten nicht überwunden — Parteien retten
gewisse Kindereien unter Umständen selbst in das Schwabenalter hinüber. Aber
bei diesem letzten Parteitage war das Bestreben deutlich zu erkennen, eine real¬
politische Richtung gegen den alten, stumpfsinnigen Parteischlendrian zur Geltung
zu bringen. Und so hat man sich denn, wenn auch mit offenbarem Widerwillen und
unter tausend Bedenken, zu der Blockpolitik des Fürsten Bülow bekannt, eine Tat¬
sache, die sich auch durch die allgemeine Fassung der angenommenen Resolutionen
und durch viele Vorbehalte und prinzipielle Verwahrungen nicht verdecken läßt.
Es ist eben doch endlich die Einsicht gekommen, daß die politische Lage, wenn man
nicht direkt zur Zeutrumsherrschaft zurückkehren will, die Blockpolitik gebieterisch
fordert, daß eine Absage der Freisinnigen nur einen noch größern Schaden für den
Liberalismus bedeuten würde, und daß von einem Aufgeben der Parteiprinzipien
und Parteiziele bei der Mitwirkung an der Blockpolitik gar nicht die Rede zu
sein braucht. Mit dem Siege dieser Erkenntnis kann man zufrieden sein.




Stendhal-Henry Beyle.

Der 1842 verstorbne Henry Beyle, der seine
Bücher unter dem Pseudonym Stendhal veröffentlicht hat, gehört zu den Glücklichen,
die ein paar Jahrzehnte nach ihrem Tode berühmt werden. Das Wiederaufleben
seines Andenkens in Deutschland mag Nietzsche zu verdanken sein, der ihn als Geistes¬
verwandten liebte. Übrigens ist Stendhal von Goethe geschätzt worden, und er
hat seinerseits Deutschland gekannt. In den Jahren 1806 bis 1808 war er Kricgs-
kommissar des Okerdepartements, eines Teils des Königreichs Westfalen, und wohnte
in dem Schlosse Richmond bei Braunschweig. Hier verkehrte der Abteirat von
Gcmoersheim, Friedrich von Strombeet, viel mit ihm, ein universell gebildeter Mann,
der den zwölf Jahre jüngern Franzosen lieb gewann. Er sagt von diesem: „er
war wissenschaftlich gebildet, bei echt französischer Lebhaftigkeit von einer Gutmütigkeit,
die nicht übertroffen werden konnte. Fast täglich besuchte er mich, verweilte mit
mir bisweilen ein paar Tage auf meinem Landgut; und selbst auf meinen Harz-


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[0650] Maßgebliches und Unmaßgebliches und seine beständig zur Schau getragne Prinzipientreue, die vielmehr in Prinzipien¬ reiterei ausartete, kontrastierte seltsam mit der Inkonsequenz und Schwächlichkeit seiner Taktik. Daher glückte es dem extremen Sozialismus, das große Heer der Urteilslosen, die auf freiheitlich klingende Schlagworte eingeschworen sind und hinter jeder nörgelnden besserwissenden Kritik überlegne Weisheit sehen, dem Liberalismus zu entfremden. Die unruhig hastende, schwer arbeitende Zeit war dem Typus des räso- nierenden Stammtischpolitikers alter Art, woraus sich der alteFreisinn in seiner Blütezeit rekrutierte, nicht günstig. Nun wird aber ein objektives Urteil trotzdem zugestehn müssen, daß der Liberalismus auch in seinen radikalen Formen immerhin ein Ein¬ schlag ist, den wir in dem Gewebe der Pnrteimeiuungen nicht ganz entbehren möchten. Der Schwäche und Unfruchtbarkeit dieses Liberalismus, seiner praktische» Unbrauchbar- keit verdanken wir einen bedeutenden Teil der sozialistischen Verirrungen, die uns jetzt das Leben schwer machen. Es ist aber nicht nötig, daß der „entschiedne" Liberalismus immer so unzeitgemäß, so schemenhaft doktrinär, so philisterhaft unverständig bleibt, wie er es bisher gewesen ist. Man kann im Gegenteil manche Erscheinung in dem bisherigen freisinnigen Parteileben als geradezu unvereinbar mit einer wirklich liberalen Anschauung bezeichnen. Eine kommende Zeit wird es z. B. nicht verstehn, wie eine liberale Partei dazu kommen konnte, sich den Anfängen unsrer kolonialen Entwicklung zu versagen und sogar zu widersetzen, statt an der Spitze zu marschieren, wie es echter Liberalismus gefordert hätte und der alte Liberalismus auch tat¬ sächlich forderte. Jetzt tagt es nun wirklich auch in der freisinnigen Volkspartei. Die junge Generation verlangt danach, die Grundsätze einer wirklich liberalen Weltanschauung mit den praktischen Forderungen der Zeit in Einklang zu bringen. Noch sind freilich manche Kinderkrankheiten nicht überwunden — Parteien retten gewisse Kindereien unter Umständen selbst in das Schwabenalter hinüber. Aber bei diesem letzten Parteitage war das Bestreben deutlich zu erkennen, eine real¬ politische Richtung gegen den alten, stumpfsinnigen Parteischlendrian zur Geltung zu bringen. Und so hat man sich denn, wenn auch mit offenbarem Widerwillen und unter tausend Bedenken, zu der Blockpolitik des Fürsten Bülow bekannt, eine Tat¬ sache, die sich auch durch die allgemeine Fassung der angenommenen Resolutionen und durch viele Vorbehalte und prinzipielle Verwahrungen nicht verdecken läßt. Es ist eben doch endlich die Einsicht gekommen, daß die politische Lage, wenn man nicht direkt zur Zeutrumsherrschaft zurückkehren will, die Blockpolitik gebieterisch fordert, daß eine Absage der Freisinnigen nur einen noch größern Schaden für den Liberalismus bedeuten würde, und daß von einem Aufgeben der Parteiprinzipien und Parteiziele bei der Mitwirkung an der Blockpolitik gar nicht die Rede zu sein braucht. Mit dem Siege dieser Erkenntnis kann man zufrieden sein. Stendhal-Henry Beyle. Der 1842 verstorbne Henry Beyle, der seine Bücher unter dem Pseudonym Stendhal veröffentlicht hat, gehört zu den Glücklichen, die ein paar Jahrzehnte nach ihrem Tode berühmt werden. Das Wiederaufleben seines Andenkens in Deutschland mag Nietzsche zu verdanken sein, der ihn als Geistes¬ verwandten liebte. Übrigens ist Stendhal von Goethe geschätzt worden, und er hat seinerseits Deutschland gekannt. In den Jahren 1806 bis 1808 war er Kricgs- kommissar des Okerdepartements, eines Teils des Königreichs Westfalen, und wohnte in dem Schlosse Richmond bei Braunschweig. Hier verkehrte der Abteirat von Gcmoersheim, Friedrich von Strombeet, viel mit ihm, ein universell gebildeter Mann, der den zwölf Jahre jüngern Franzosen lieb gewann. Er sagt von diesem: „er war wissenschaftlich gebildet, bei echt französischer Lebhaftigkeit von einer Gutmütigkeit, die nicht übertroffen werden konnte. Fast täglich besuchte er mich, verweilte mit mir bisweilen ein paar Tage auf meinem Landgut; und selbst auf meinen Harz-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_302701/650>, abgerufen am 28.04.2024.