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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

sein gekommen sein, daß sie mit der Nichtachtung der Interessensolidarität der
weißen Rasse in Afrika zu ihrem eignen Schaden arbeiten. Es war eine kurz¬
sichtige und törichte Politik, die nur dahin führen konnte, die Autorität der Weißen
gegenüber den Eingebornen überhaupt zu erschüttern. Die Kapregierung konnte
schon verschiedne Anzeichen beobachten, daß ihr früher kundgetaner Grundsatz, die
Anerkennung der Aufständischen im deutschen Schutzgebiet als kriegführende Partei
müsse das Vertrauen ihrer eignen eingebornen Bevölkerung zur britischen Herrschaft
befestigen, falsch und unhaltbar sei. Aber trotzdem ließ sie sich durch das eigne
Mißtrauen gegen die deutsche Kolonialherrschaft im Nachbarlande und durch die
Hetzereien englischer Jingoblätter immer wieder bewegen, an der alten fehlerhaften
Politik festzuhalten, bis vou London aus infolge der verbesserten Stimmung in der
europäischen Politik andre Einflüsse geltend gemacht wurden, die den skandalösen
Handreichungen an rebellische Eingeborne ein Ende machten. Der schlaue Räuber
Morenga hatte wohl gehofft, öfter von englischem auf deutsches Gebiet und umgekehrt
hinüberwechseln zu können. Aber er hatte für das letzte Überschreiten der Grenze
des deutschen Schutzgebiets einen unglücklichen Augenblick gewählt, als gerade die
Kapregierung von London ans verständigt wurde, der Regierung des deutscheu
Schutzgebiets die Hand zu bieten. Nun konnte er nicht mehr darauf rechnen, sich
mit derselben Leichtigkeit wie früher der deutschen Verfolgung zu entziehn, da ihm
bei wiederholtem Übertritt auf englisches Gebiet das Schicksal der Auslieferung oder,
was auf dasselbe hinauslief, der Nichtcmfnahme drohte. Das scheint ihm, als er
aufs neue Zuflucht jenseits der Grenze suchte, klar geworden zu sein. Vielleicht hat
ihn das bewogen, seinen Frieden mit der deutschen Landesregierung zu machen. Aber
man darf sich bei dem wetterwendischen Sinn dieser Leute vorläufig noch nicht zuviel
davon versprechen. Immerhin ist damit eine erfreuliche Wendung eingetreten, und
wir rücken nun der Zeit näher, wo wir an den stetigen, friedlichen Ausbau auch
dieses Schutzgebiets denken können. Inzwischen schreitet ja auch der Bau der
Eisenbahn im Süden des Schutzgebiets immer weiter vor, sodaß eine Wiederholung
der peinlichen Lage, in die die deutschen Truppen bei der Unterdrückung des Auf¬
standes -- dank der Kurzsichtigkeit und dem Unverstande des frühern Reichstags --
gerieten, nicht mehr zu befürchten ist. Der Aufstand hat, so bedauerlich die Opfer
sind, die er uns namentlich an deutschem Blut gekostet hat, wenigstens das Gute
gehabt, daß er die Aufmerksamkeit in mehr als gewöhnlichem Maße auf Südwest-
nfrika gelenkt hat, und daß es jetzt fast überall im Reich Leute gibt, die mit den
Eigenheiten dieses Landes aus eigner Anschauung vertraut sind. Das wird sicher
einen wohltätigen Einfluß auf das allgemeine Urteil ausüben.

In der innern Politik nähern wir uns der Zeit, in der man sich lebhafter
den Vorbereitungen auf den parlamentarischen Winterfeldzug zu widmen beginnt.
Der Monat September ist die Zeit der Parteitage und Kongresse. Jetzt hat der
Parteitag der deutschen Sozialdemokraten begonnen, nachdem die freisinnige Volks-
partei soeben in Berlin getagt hat. Die Stellungnahme der Linksliberalen zu
den gegenwärtig im Vordergrunde stehenden politischen Fragen ist gerade jetzt von
besonderm Interesse. Nicht etwa als ob der freisinnigen Volkspartei eine besondre
Bedeutung und ein besondres Gewicht beizulegen wäre. Im Gegenteil, die Partei
hat sich von ihrem tiefen Daniederliegen noch nicht wieder so weit erhoben, daß
sie auf größre parlamentarische Bedeutung Anspruch erheben könnte. Auch die selbst¬
bewußten und hoffnungsfreudigen Reden der Parteiführer und Delegierten können
diese Tatsache nicht widerlegen. In einer durch und durch realpolitisch gerichteten
Zeit hat der sogenannte "entschiedne" Liberalismus bei uus die Rolle einer "un¬
entwegter", in Wahrheit unfruchtbaren und philisterhaften Opposition durchzuführen
versucht, ohne doch die Kraft der vollkommen rücksichtslosen Verneinung zu haben,


Grenzboten IH 1907 84
Maßgebliches und Unmaßgebliches

sein gekommen sein, daß sie mit der Nichtachtung der Interessensolidarität der
weißen Rasse in Afrika zu ihrem eignen Schaden arbeiten. Es war eine kurz¬
sichtige und törichte Politik, die nur dahin führen konnte, die Autorität der Weißen
gegenüber den Eingebornen überhaupt zu erschüttern. Die Kapregierung konnte
schon verschiedne Anzeichen beobachten, daß ihr früher kundgetaner Grundsatz, die
Anerkennung der Aufständischen im deutschen Schutzgebiet als kriegführende Partei
müsse das Vertrauen ihrer eignen eingebornen Bevölkerung zur britischen Herrschaft
befestigen, falsch und unhaltbar sei. Aber trotzdem ließ sie sich durch das eigne
Mißtrauen gegen die deutsche Kolonialherrschaft im Nachbarlande und durch die
Hetzereien englischer Jingoblätter immer wieder bewegen, an der alten fehlerhaften
Politik festzuhalten, bis vou London aus infolge der verbesserten Stimmung in der
europäischen Politik andre Einflüsse geltend gemacht wurden, die den skandalösen
Handreichungen an rebellische Eingeborne ein Ende machten. Der schlaue Räuber
Morenga hatte wohl gehofft, öfter von englischem auf deutsches Gebiet und umgekehrt
hinüberwechseln zu können. Aber er hatte für das letzte Überschreiten der Grenze
des deutschen Schutzgebiets einen unglücklichen Augenblick gewählt, als gerade die
Kapregierung von London ans verständigt wurde, der Regierung des deutscheu
Schutzgebiets die Hand zu bieten. Nun konnte er nicht mehr darauf rechnen, sich
mit derselben Leichtigkeit wie früher der deutschen Verfolgung zu entziehn, da ihm
bei wiederholtem Übertritt auf englisches Gebiet das Schicksal der Auslieferung oder,
was auf dasselbe hinauslief, der Nichtcmfnahme drohte. Das scheint ihm, als er
aufs neue Zuflucht jenseits der Grenze suchte, klar geworden zu sein. Vielleicht hat
ihn das bewogen, seinen Frieden mit der deutschen Landesregierung zu machen. Aber
man darf sich bei dem wetterwendischen Sinn dieser Leute vorläufig noch nicht zuviel
davon versprechen. Immerhin ist damit eine erfreuliche Wendung eingetreten, und
wir rücken nun der Zeit näher, wo wir an den stetigen, friedlichen Ausbau auch
dieses Schutzgebiets denken können. Inzwischen schreitet ja auch der Bau der
Eisenbahn im Süden des Schutzgebiets immer weiter vor, sodaß eine Wiederholung
der peinlichen Lage, in die die deutschen Truppen bei der Unterdrückung des Auf¬
standes — dank der Kurzsichtigkeit und dem Unverstande des frühern Reichstags —
gerieten, nicht mehr zu befürchten ist. Der Aufstand hat, so bedauerlich die Opfer
sind, die er uns namentlich an deutschem Blut gekostet hat, wenigstens das Gute
gehabt, daß er die Aufmerksamkeit in mehr als gewöhnlichem Maße auf Südwest-
nfrika gelenkt hat, und daß es jetzt fast überall im Reich Leute gibt, die mit den
Eigenheiten dieses Landes aus eigner Anschauung vertraut sind. Das wird sicher
einen wohltätigen Einfluß auf das allgemeine Urteil ausüben.

In der innern Politik nähern wir uns der Zeit, in der man sich lebhafter
den Vorbereitungen auf den parlamentarischen Winterfeldzug zu widmen beginnt.
Der Monat September ist die Zeit der Parteitage und Kongresse. Jetzt hat der
Parteitag der deutschen Sozialdemokraten begonnen, nachdem die freisinnige Volks-
partei soeben in Berlin getagt hat. Die Stellungnahme der Linksliberalen zu
den gegenwärtig im Vordergrunde stehenden politischen Fragen ist gerade jetzt von
besonderm Interesse. Nicht etwa als ob der freisinnigen Volkspartei eine besondre
Bedeutung und ein besondres Gewicht beizulegen wäre. Im Gegenteil, die Partei
hat sich von ihrem tiefen Daniederliegen noch nicht wieder so weit erhoben, daß
sie auf größre parlamentarische Bedeutung Anspruch erheben könnte. Auch die selbst¬
bewußten und hoffnungsfreudigen Reden der Parteiführer und Delegierten können
diese Tatsache nicht widerlegen. In einer durch und durch realpolitisch gerichteten
Zeit hat der sogenannte „entschiedne" Liberalismus bei uus die Rolle einer „un¬
entwegter", in Wahrheit unfruchtbaren und philisterhaften Opposition durchzuführen
versucht, ohne doch die Kraft der vollkommen rücksichtslosen Verneinung zu haben,


Grenzboten IH 1907 84
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[0649] Maßgebliches und Unmaßgebliches sein gekommen sein, daß sie mit der Nichtachtung der Interessensolidarität der weißen Rasse in Afrika zu ihrem eignen Schaden arbeiten. Es war eine kurz¬ sichtige und törichte Politik, die nur dahin führen konnte, die Autorität der Weißen gegenüber den Eingebornen überhaupt zu erschüttern. Die Kapregierung konnte schon verschiedne Anzeichen beobachten, daß ihr früher kundgetaner Grundsatz, die Anerkennung der Aufständischen im deutschen Schutzgebiet als kriegführende Partei müsse das Vertrauen ihrer eignen eingebornen Bevölkerung zur britischen Herrschaft befestigen, falsch und unhaltbar sei. Aber trotzdem ließ sie sich durch das eigne Mißtrauen gegen die deutsche Kolonialherrschaft im Nachbarlande und durch die Hetzereien englischer Jingoblätter immer wieder bewegen, an der alten fehlerhaften Politik festzuhalten, bis vou London aus infolge der verbesserten Stimmung in der europäischen Politik andre Einflüsse geltend gemacht wurden, die den skandalösen Handreichungen an rebellische Eingeborne ein Ende machten. Der schlaue Räuber Morenga hatte wohl gehofft, öfter von englischem auf deutsches Gebiet und umgekehrt hinüberwechseln zu können. Aber er hatte für das letzte Überschreiten der Grenze des deutschen Schutzgebiets einen unglücklichen Augenblick gewählt, als gerade die Kapregierung von London ans verständigt wurde, der Regierung des deutscheu Schutzgebiets die Hand zu bieten. Nun konnte er nicht mehr darauf rechnen, sich mit derselben Leichtigkeit wie früher der deutschen Verfolgung zu entziehn, da ihm bei wiederholtem Übertritt auf englisches Gebiet das Schicksal der Auslieferung oder, was auf dasselbe hinauslief, der Nichtcmfnahme drohte. Das scheint ihm, als er aufs neue Zuflucht jenseits der Grenze suchte, klar geworden zu sein. Vielleicht hat ihn das bewogen, seinen Frieden mit der deutschen Landesregierung zu machen. Aber man darf sich bei dem wetterwendischen Sinn dieser Leute vorläufig noch nicht zuviel davon versprechen. Immerhin ist damit eine erfreuliche Wendung eingetreten, und wir rücken nun der Zeit näher, wo wir an den stetigen, friedlichen Ausbau auch dieses Schutzgebiets denken können. Inzwischen schreitet ja auch der Bau der Eisenbahn im Süden des Schutzgebiets immer weiter vor, sodaß eine Wiederholung der peinlichen Lage, in die die deutschen Truppen bei der Unterdrückung des Auf¬ standes — dank der Kurzsichtigkeit und dem Unverstande des frühern Reichstags — gerieten, nicht mehr zu befürchten ist. Der Aufstand hat, so bedauerlich die Opfer sind, die er uns namentlich an deutschem Blut gekostet hat, wenigstens das Gute gehabt, daß er die Aufmerksamkeit in mehr als gewöhnlichem Maße auf Südwest- nfrika gelenkt hat, und daß es jetzt fast überall im Reich Leute gibt, die mit den Eigenheiten dieses Landes aus eigner Anschauung vertraut sind. Das wird sicher einen wohltätigen Einfluß auf das allgemeine Urteil ausüben. In der innern Politik nähern wir uns der Zeit, in der man sich lebhafter den Vorbereitungen auf den parlamentarischen Winterfeldzug zu widmen beginnt. Der Monat September ist die Zeit der Parteitage und Kongresse. Jetzt hat der Parteitag der deutschen Sozialdemokraten begonnen, nachdem die freisinnige Volks- partei soeben in Berlin getagt hat. Die Stellungnahme der Linksliberalen zu den gegenwärtig im Vordergrunde stehenden politischen Fragen ist gerade jetzt von besonderm Interesse. Nicht etwa als ob der freisinnigen Volkspartei eine besondre Bedeutung und ein besondres Gewicht beizulegen wäre. Im Gegenteil, die Partei hat sich von ihrem tiefen Daniederliegen noch nicht wieder so weit erhoben, daß sie auf größre parlamentarische Bedeutung Anspruch erheben könnte. Auch die selbst¬ bewußten und hoffnungsfreudigen Reden der Parteiführer und Delegierten können diese Tatsache nicht widerlegen. In einer durch und durch realpolitisch gerichteten Zeit hat der sogenannte „entschiedne" Liberalismus bei uus die Rolle einer „un¬ entwegter", in Wahrheit unfruchtbaren und philisterhaften Opposition durchzuführen versucht, ohne doch die Kraft der vollkommen rücksichtslosen Verneinung zu haben, Grenzboten IH 1907 84

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_302701/649>, abgerufen am 14.05.2024.