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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr.

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Luftreisen

Lebenskreise im besondern gewidmet hat. Der Reichtum seines Lebens taucht
hier in den Bildern Liszts, Hebbels, Schumanns, Brahms wieder empor, und
die Hymne, die Stern Bismarck gewidmet hat. möchte auch ich (mit H. A. Krüger)
zum Besten zählen, was wir für die poetische Erfassung dieser Gestalt und
ihrer Wirkung besitzen.

[Beginn Spaltensatz] Entschwebend, doch lebend
Im Weltengedächtnis!
Bewährend, verklärend,
Was durch ihn erstand.
So hüllt keine Wolke
Ihn je seinem Volke;
Sein Name sei gelobt,
Der Zukunft ein Pfand. [Spaltenumbruch] Die Schauer der Trauer,
Das Herz uns durchschüttelnd,
Sie weichen im Zeichen
Des Reichs, das er schuf,
Und ob er eniflohen.
Wir schauen den Hohen,
Es mahnet sein Hauch uns --
Wir hören den Ruf. [Ende Spaltensatz]
Es klingen die Schwingen
Der mächtigen Tage,
Der hehren, voll Ehren,
Weit über die Zeit;
Es gilt zu erhallen,
Trotz dunkeln Gewalten,
Sein Erbe, sein Deutschland
In Frieden und Streit.

(Nach der Weise des Altniedcrliindlschcn DankgedetS)


Luftreisen
Johannes poeschel*) von
3. 5ommerferien im Ballon
3. Zum drittenmal? nach Rußland

> oll man bei einer Nachtfahrt das Schlepptau auslegen oder nicht?
Darüber sind die Ansichten der Ballonführer geteilt. "Besser mit
dem Tau etwaige Hindernisse berühren, die sich plötzlich in den
Weg stellen, als mit dem Korbe an sie anstoßen, wodurch die
Insassen gefährdet werden, das herabhängende Schlepptau dient
! dann als Sicherheitslot." Gewiß hat dieser oft aufgestellte Grund¬
satz etwas für sich, aber vieles spricht dagegen. So angenehm es ist, bei einer
Fahrt am Schlepptau den Ballon sich seine Gleichgewichtslage selber suchen und
erhalten zu lassen, so liegen doch die beiden Gefahren, Schaden mit dem Tau
anzurichten oder hängen zu bleiben, zu nahe und sind in der Dunkelheit doppelt
unangenehm. Infolgedessen ist es bei ausgelegtem Schlepptau nicht möglich,
den oft sehr flotten Bodenwind bis 100 Meter über der Erde auszunützen, weil
man je nach dem Gelände häufig genötigt ist, den Boden mit dem Tau zu ver¬
lassen. Das aber kann bei der Länge des Taues von 100 Meter in der Regelv^K^^-^



*) Von Johannes Poeschel ist soeben das mit Bildern und Karten ausgestattete Buch
Luftreisen bei Fr. Wilh. Grunow erschienen.
Luftreisen

Lebenskreise im besondern gewidmet hat. Der Reichtum seines Lebens taucht
hier in den Bildern Liszts, Hebbels, Schumanns, Brahms wieder empor, und
die Hymne, die Stern Bismarck gewidmet hat. möchte auch ich (mit H. A. Krüger)
zum Besten zählen, was wir für die poetische Erfassung dieser Gestalt und
ihrer Wirkung besitzen.

[Beginn Spaltensatz] Entschwebend, doch lebend
Im Weltengedächtnis!
Bewährend, verklärend,
Was durch ihn erstand.
So hüllt keine Wolke
Ihn je seinem Volke;
Sein Name sei gelobt,
Der Zukunft ein Pfand. [Spaltenumbruch] Die Schauer der Trauer,
Das Herz uns durchschüttelnd,
Sie weichen im Zeichen
Des Reichs, das er schuf,
Und ob er eniflohen.
Wir schauen den Hohen,
Es mahnet sein Hauch uns —
Wir hören den Ruf. [Ende Spaltensatz]
Es klingen die Schwingen
Der mächtigen Tage,
Der hehren, voll Ehren,
Weit über die Zeit;
Es gilt zu erhallen,
Trotz dunkeln Gewalten,
Sein Erbe, sein Deutschland
In Frieden und Streit.

(Nach der Weise des Altniedcrliindlschcn DankgedetS)


Luftreisen
Johannes poeschel*) von
3. 5ommerferien im Ballon
3. Zum drittenmal? nach Rußland

> oll man bei einer Nachtfahrt das Schlepptau auslegen oder nicht?
Darüber sind die Ansichten der Ballonführer geteilt. „Besser mit
dem Tau etwaige Hindernisse berühren, die sich plötzlich in den
Weg stellen, als mit dem Korbe an sie anstoßen, wodurch die
Insassen gefährdet werden, das herabhängende Schlepptau dient
! dann als Sicherheitslot." Gewiß hat dieser oft aufgestellte Grund¬
satz etwas für sich, aber vieles spricht dagegen. So angenehm es ist, bei einer
Fahrt am Schlepptau den Ballon sich seine Gleichgewichtslage selber suchen und
erhalten zu lassen, so liegen doch die beiden Gefahren, Schaden mit dem Tau
anzurichten oder hängen zu bleiben, zu nahe und sind in der Dunkelheit doppelt
unangenehm. Infolgedessen ist es bei ausgelegtem Schlepptau nicht möglich,
den oft sehr flotten Bodenwind bis 100 Meter über der Erde auszunützen, weil
man je nach dem Gelände häufig genötigt ist, den Boden mit dem Tau zu ver¬
lassen. Das aber kann bei der Länge des Taues von 100 Meter in der Regelv^K^^-^



*) Von Johannes Poeschel ist soeben das mit Bildern und Karten ausgestattete Buch
Luftreisen bei Fr. Wilh. Grunow erschienen.
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[0528] Luftreisen Lebenskreise im besondern gewidmet hat. Der Reichtum seines Lebens taucht hier in den Bildern Liszts, Hebbels, Schumanns, Brahms wieder empor, und die Hymne, die Stern Bismarck gewidmet hat. möchte auch ich (mit H. A. Krüger) zum Besten zählen, was wir für die poetische Erfassung dieser Gestalt und ihrer Wirkung besitzen. Entschwebend, doch lebend Im Weltengedächtnis! Bewährend, verklärend, Was durch ihn erstand. So hüllt keine Wolke Ihn je seinem Volke; Sein Name sei gelobt, Der Zukunft ein Pfand. Die Schauer der Trauer, Das Herz uns durchschüttelnd, Sie weichen im Zeichen Des Reichs, das er schuf, Und ob er eniflohen. Wir schauen den Hohen, Es mahnet sein Hauch uns — Wir hören den Ruf. Es klingen die Schwingen Der mächtigen Tage, Der hehren, voll Ehren, Weit über die Zeit; Es gilt zu erhallen, Trotz dunkeln Gewalten, Sein Erbe, sein Deutschland In Frieden und Streit. (Nach der Weise des Altniedcrliindlschcn DankgedetS) Luftreisen Johannes poeschel*) von 3. 5ommerferien im Ballon 3. Zum drittenmal? nach Rußland > oll man bei einer Nachtfahrt das Schlepptau auslegen oder nicht? Darüber sind die Ansichten der Ballonführer geteilt. „Besser mit dem Tau etwaige Hindernisse berühren, die sich plötzlich in den Weg stellen, als mit dem Korbe an sie anstoßen, wodurch die Insassen gefährdet werden, das herabhängende Schlepptau dient ! dann als Sicherheitslot." Gewiß hat dieser oft aufgestellte Grund¬ satz etwas für sich, aber vieles spricht dagegen. So angenehm es ist, bei einer Fahrt am Schlepptau den Ballon sich seine Gleichgewichtslage selber suchen und erhalten zu lassen, so liegen doch die beiden Gefahren, Schaden mit dem Tau anzurichten oder hängen zu bleiben, zu nahe und sind in der Dunkelheit doppelt unangenehm. Infolgedessen ist es bei ausgelegtem Schlepptau nicht möglich, den oft sehr flotten Bodenwind bis 100 Meter über der Erde auszunützen, weil man je nach dem Gelände häufig genötigt ist, den Boden mit dem Tau zu ver¬ lassen. Das aber kann bei der Länge des Taues von 100 Meter in der Regelv^K^^-^ *) Von Johannes Poeschel ist soeben das mit Bildern und Karten ausgestattete Buch Luftreisen bei Fr. Wilh. Grunow erschienen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_303415/528>, abgerufen am 19.05.2024.