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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr.

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Nationale politische Erziehung

"Allgemeines Dienst- und Stabskollegium". Ursprünglich war sie nur für
die Ausbildung von Jnfanterieoffizieren bestimmt, bald aber wurde ihr Arbeits¬
pensum auch auf die Heranbildung von Kavallerieoffizieren ausgedehnt. Heute
ist sie außerdem noch der wichtige Sitz der Generalstabsschule und der Signal¬
schule. Von den sonst noch verhandnen Lxseial Lsrvies Ledools ist die im
Fort Riley für die Kavallerie und die Feldartillerie, die im Fort Monroe für
Offiziere und Stückmeister der Küstenartillerie bestimmt, ferner gibt es eine
Genieschule und eine Sanitätsschule in Washington, und die Schule in Fort
Todten endlich unterrichtet die Offiziere in der unterseeischen Verteidigung.

Fort Leawenworth ist aber nicht nur der Sitz der größten Militärschule
für Offiziere, sondern ist auch zugleich die größte Garnison der Vereinigten
Staaten. Das Fort liegt am Missouri, etwa 3 Kilometer von der kleinen
Handelsstadt Leawenworth und etwas über 32 Kilometer von dem großen, leb¬
haften Eisenbahn- und Geschäftszentrum des Westens, Kansas Litz, entfernt.
Als Militürposten ist Fort Leawenworth fast ringsum von Wald umgeben
und ist deshalb, vom rein militärischen Standpunkte betrachtet, nicht so günstig
daran wie Fort Riley, das in der Ebene liegt, mit zahlreichen kleinen Er¬
hebungen in der nächsten Nähe. Vor fünfzig Jahren war das Fort nur einer
der vielen Grenzposten, die zum Schutze gegen Überfälle der Indianer angelegt
worden waren und den dahinterliegenden Städten und Dörfern eine gewisse
Sicherheit und Ruhe geben sollten. Im Mittelpunkt des Forts, in der Nähe
des Standbildes des Generals Grant, steht noch heute ein Überbleibsel einer
mit Schießscharten versehenen Mauer, die als Zuflucht gegen Raubzüge und
Plünderungen der Indianer diente. Heute ist sie nur eine Reliquie aus ver¬
gangnen Zeiten, ein Kriegerdenkmal, wie die mexikanischen Messingkarronaden
mit den bronzenen spanischen Vorderladern unter ihr -- Kriegstrophäen zu
Ehren des amerikanischen Volkes und der amerikanischen Armee.




Nationale politische Erziehung
v Carl Negenborn on2

s kann keinem Zweifel unterliegen, daß die Sozialdemokratie
nach dem Mißerfolge, den ihr die letzten Wahlen gebracht haben,
mit doppeltem Eifer an die Arbeit gehn wird, und der Weg,
den sie einschlägt, das Verlorne wieder einzubringen, ist nach
den Meldungen, die aus ihren Kreisen kommen, klar erkennbar,
nämlich politische Erziehung im Sinne des Sozialismus. Von seinen Gegnern
soll man lernen. Eine Dreimillionenpartei, die mit reichen Mitteln nach einem
so wohlüberlegten Plane vorgeht, bekämpft man nicht mit wohlgemeinten


Grenzboien IV 1907 10
Nationale politische Erziehung

„Allgemeines Dienst- und Stabskollegium". Ursprünglich war sie nur für
die Ausbildung von Jnfanterieoffizieren bestimmt, bald aber wurde ihr Arbeits¬
pensum auch auf die Heranbildung von Kavallerieoffizieren ausgedehnt. Heute
ist sie außerdem noch der wichtige Sitz der Generalstabsschule und der Signal¬
schule. Von den sonst noch verhandnen Lxseial Lsrvies Ledools ist die im
Fort Riley für die Kavallerie und die Feldartillerie, die im Fort Monroe für
Offiziere und Stückmeister der Küstenartillerie bestimmt, ferner gibt es eine
Genieschule und eine Sanitätsschule in Washington, und die Schule in Fort
Todten endlich unterrichtet die Offiziere in der unterseeischen Verteidigung.

Fort Leawenworth ist aber nicht nur der Sitz der größten Militärschule
für Offiziere, sondern ist auch zugleich die größte Garnison der Vereinigten
Staaten. Das Fort liegt am Missouri, etwa 3 Kilometer von der kleinen
Handelsstadt Leawenworth und etwas über 32 Kilometer von dem großen, leb¬
haften Eisenbahn- und Geschäftszentrum des Westens, Kansas Litz, entfernt.
Als Militürposten ist Fort Leawenworth fast ringsum von Wald umgeben
und ist deshalb, vom rein militärischen Standpunkte betrachtet, nicht so günstig
daran wie Fort Riley, das in der Ebene liegt, mit zahlreichen kleinen Er¬
hebungen in der nächsten Nähe. Vor fünfzig Jahren war das Fort nur einer
der vielen Grenzposten, die zum Schutze gegen Überfälle der Indianer angelegt
worden waren und den dahinterliegenden Städten und Dörfern eine gewisse
Sicherheit und Ruhe geben sollten. Im Mittelpunkt des Forts, in der Nähe
des Standbildes des Generals Grant, steht noch heute ein Überbleibsel einer
mit Schießscharten versehenen Mauer, die als Zuflucht gegen Raubzüge und
Plünderungen der Indianer diente. Heute ist sie nur eine Reliquie aus ver¬
gangnen Zeiten, ein Kriegerdenkmal, wie die mexikanischen Messingkarronaden
mit den bronzenen spanischen Vorderladern unter ihr — Kriegstrophäen zu
Ehren des amerikanischen Volkes und der amerikanischen Armee.




Nationale politische Erziehung
v Carl Negenborn on2

s kann keinem Zweifel unterliegen, daß die Sozialdemokratie
nach dem Mißerfolge, den ihr die letzten Wahlen gebracht haben,
mit doppeltem Eifer an die Arbeit gehn wird, und der Weg,
den sie einschlägt, das Verlorne wieder einzubringen, ist nach
den Meldungen, die aus ihren Kreisen kommen, klar erkennbar,
nämlich politische Erziehung im Sinne des Sozialismus. Von seinen Gegnern
soll man lernen. Eine Dreimillionenpartei, die mit reichen Mitteln nach einem
so wohlüberlegten Plane vorgeht, bekämpft man nicht mit wohlgemeinten


Grenzboien IV 1907 10
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[0081] Nationale politische Erziehung „Allgemeines Dienst- und Stabskollegium". Ursprünglich war sie nur für die Ausbildung von Jnfanterieoffizieren bestimmt, bald aber wurde ihr Arbeits¬ pensum auch auf die Heranbildung von Kavallerieoffizieren ausgedehnt. Heute ist sie außerdem noch der wichtige Sitz der Generalstabsschule und der Signal¬ schule. Von den sonst noch verhandnen Lxseial Lsrvies Ledools ist die im Fort Riley für die Kavallerie und die Feldartillerie, die im Fort Monroe für Offiziere und Stückmeister der Küstenartillerie bestimmt, ferner gibt es eine Genieschule und eine Sanitätsschule in Washington, und die Schule in Fort Todten endlich unterrichtet die Offiziere in der unterseeischen Verteidigung. Fort Leawenworth ist aber nicht nur der Sitz der größten Militärschule für Offiziere, sondern ist auch zugleich die größte Garnison der Vereinigten Staaten. Das Fort liegt am Missouri, etwa 3 Kilometer von der kleinen Handelsstadt Leawenworth und etwas über 32 Kilometer von dem großen, leb¬ haften Eisenbahn- und Geschäftszentrum des Westens, Kansas Litz, entfernt. Als Militürposten ist Fort Leawenworth fast ringsum von Wald umgeben und ist deshalb, vom rein militärischen Standpunkte betrachtet, nicht so günstig daran wie Fort Riley, das in der Ebene liegt, mit zahlreichen kleinen Er¬ hebungen in der nächsten Nähe. Vor fünfzig Jahren war das Fort nur einer der vielen Grenzposten, die zum Schutze gegen Überfälle der Indianer angelegt worden waren und den dahinterliegenden Städten und Dörfern eine gewisse Sicherheit und Ruhe geben sollten. Im Mittelpunkt des Forts, in der Nähe des Standbildes des Generals Grant, steht noch heute ein Überbleibsel einer mit Schießscharten versehenen Mauer, die als Zuflucht gegen Raubzüge und Plünderungen der Indianer diente. Heute ist sie nur eine Reliquie aus ver¬ gangnen Zeiten, ein Kriegerdenkmal, wie die mexikanischen Messingkarronaden mit den bronzenen spanischen Vorderladern unter ihr — Kriegstrophäen zu Ehren des amerikanischen Volkes und der amerikanischen Armee. Nationale politische Erziehung v Carl Negenborn on2 s kann keinem Zweifel unterliegen, daß die Sozialdemokratie nach dem Mißerfolge, den ihr die letzten Wahlen gebracht haben, mit doppeltem Eifer an die Arbeit gehn wird, und der Weg, den sie einschlägt, das Verlorne wieder einzubringen, ist nach den Meldungen, die aus ihren Kreisen kommen, klar erkennbar, nämlich politische Erziehung im Sinne des Sozialismus. Von seinen Gegnern soll man lernen. Eine Dreimillionenpartei, die mit reichen Mitteln nach einem so wohlüberlegten Plane vorgeht, bekämpft man nicht mit wohlgemeinten Grenzboien IV 1907 10

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_303415/81>, abgerufen am 19.05.2024.