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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr.

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Die Bedeutung des Militäretats von

s braucht durchaus nicht aufzufallen, daß sich nicht nur die aus¬
wärtige Presse, sondern auch die deutsche dieses mal mehr als
sonst mit den militärischen Forderungen beschäftigt, die das
preußische Kriegsministerium für das Jahr 1908 dem Reichstage
zur Bewilligung vorlegt. Denn die anscheinend trocknen Zahlen,
die das Budget enthält, sprechen heute besonders lebhaft und entwerfen zugleich
ein so interessantes, lehrreiches und erschöpfendes Bild von unsern Fort¬
schritten auf allen soldatischen Gebieten, wie es anderweitig schwerlich gefunden
werden dürfte.

Der Höhe der einzelnen Positionen nach stehn im außerordentlichen Etat
jene 39 Millionen Mark obenan, die für den Ausbau unsrer Landes¬
befestigungen in Anspruch genommen werden. Schon in der Reichstagssitznng
vom 23. April 1907 hatte Kriegsminister von Einem überzeugend nachgewiesen,
daß es für uns auf dem Gebiete des Befestigungswesens keinen Stillstand
geben dürfe, daß wir uns trotz der bedeutenden Kosten dafür ans der Höhe
der Zeit halten müßten, um nicht wie die Franzosen im Jahre 1905 in ernster
Stunde davon überrascht zu werden, daß Versäumnisse gemacht seien, die auf
einmal gar nicht nachgeholt werden könnten und dazu weit höhere Mittel
beanspruchten, als wenn das Gleichgewicht steten und wohlüberlegten Fort¬
schritts dauernd im Auge behalten werde. Ans Grund dieser durchaus ein¬
leuchtenden Ausführungen wurden dem Minister schon im Jahre 1907 für die
Modernisierung unsrer Festungen rund 31 Millionen bewilligt, womit gegen
das Jahr 1906 eine Erhöhung um nahezu 15 Millionen eingetreten war.
Wenn ja auch diese jährlichen Erfordernisse für Festungsbau nicht gering sind, so
treten sie doch weit zurück gegenüber den für die gleichen Zwecke ausgegebnen
Summen auf französischer Seite, wo in einem Jahre 200 Millionen Franken nicht
ausgereicht haben, auch nur die notwendigsten Verbesserungen vorzunehmen.

Tritt man nun an die interessante Frage heran, wodurch denn eigentlich
die verhältnismüßig hohen Kosten für die Verstärkung der Festungen und Forts


Grenzboten I 1908 27


Die Bedeutung des Militäretats von

s braucht durchaus nicht aufzufallen, daß sich nicht nur die aus¬
wärtige Presse, sondern auch die deutsche dieses mal mehr als
sonst mit den militärischen Forderungen beschäftigt, die das
preußische Kriegsministerium für das Jahr 1908 dem Reichstage
zur Bewilligung vorlegt. Denn die anscheinend trocknen Zahlen,
die das Budget enthält, sprechen heute besonders lebhaft und entwerfen zugleich
ein so interessantes, lehrreiches und erschöpfendes Bild von unsern Fort¬
schritten auf allen soldatischen Gebieten, wie es anderweitig schwerlich gefunden
werden dürfte.

Der Höhe der einzelnen Positionen nach stehn im außerordentlichen Etat
jene 39 Millionen Mark obenan, die für den Ausbau unsrer Landes¬
befestigungen in Anspruch genommen werden. Schon in der Reichstagssitznng
vom 23. April 1907 hatte Kriegsminister von Einem überzeugend nachgewiesen,
daß es für uns auf dem Gebiete des Befestigungswesens keinen Stillstand
geben dürfe, daß wir uns trotz der bedeutenden Kosten dafür ans der Höhe
der Zeit halten müßten, um nicht wie die Franzosen im Jahre 1905 in ernster
Stunde davon überrascht zu werden, daß Versäumnisse gemacht seien, die auf
einmal gar nicht nachgeholt werden könnten und dazu weit höhere Mittel
beanspruchten, als wenn das Gleichgewicht steten und wohlüberlegten Fort¬
schritts dauernd im Auge behalten werde. Ans Grund dieser durchaus ein¬
leuchtenden Ausführungen wurden dem Minister schon im Jahre 1907 für die
Modernisierung unsrer Festungen rund 31 Millionen bewilligt, womit gegen
das Jahr 1906 eine Erhöhung um nahezu 15 Millionen eingetreten war.
Wenn ja auch diese jährlichen Erfordernisse für Festungsbau nicht gering sind, so
treten sie doch weit zurück gegenüber den für die gleichen Zwecke ausgegebnen
Summen auf französischer Seite, wo in einem Jahre 200 Millionen Franken nicht
ausgereicht haben, auch nur die notwendigsten Verbesserungen vorzunehmen.

Tritt man nun an die interessante Frage heran, wodurch denn eigentlich
die verhältnismüßig hohen Kosten für die Verstärkung der Festungen und Forts


Grenzboten I 1908 27
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[0209] [Abbildung] Die Bedeutung des Militäretats von s braucht durchaus nicht aufzufallen, daß sich nicht nur die aus¬ wärtige Presse, sondern auch die deutsche dieses mal mehr als sonst mit den militärischen Forderungen beschäftigt, die das preußische Kriegsministerium für das Jahr 1908 dem Reichstage zur Bewilligung vorlegt. Denn die anscheinend trocknen Zahlen, die das Budget enthält, sprechen heute besonders lebhaft und entwerfen zugleich ein so interessantes, lehrreiches und erschöpfendes Bild von unsern Fort¬ schritten auf allen soldatischen Gebieten, wie es anderweitig schwerlich gefunden werden dürfte. Der Höhe der einzelnen Positionen nach stehn im außerordentlichen Etat jene 39 Millionen Mark obenan, die für den Ausbau unsrer Landes¬ befestigungen in Anspruch genommen werden. Schon in der Reichstagssitznng vom 23. April 1907 hatte Kriegsminister von Einem überzeugend nachgewiesen, daß es für uns auf dem Gebiete des Befestigungswesens keinen Stillstand geben dürfe, daß wir uns trotz der bedeutenden Kosten dafür ans der Höhe der Zeit halten müßten, um nicht wie die Franzosen im Jahre 1905 in ernster Stunde davon überrascht zu werden, daß Versäumnisse gemacht seien, die auf einmal gar nicht nachgeholt werden könnten und dazu weit höhere Mittel beanspruchten, als wenn das Gleichgewicht steten und wohlüberlegten Fort¬ schritts dauernd im Auge behalten werde. Ans Grund dieser durchaus ein¬ leuchtenden Ausführungen wurden dem Minister schon im Jahre 1907 für die Modernisierung unsrer Festungen rund 31 Millionen bewilligt, womit gegen das Jahr 1906 eine Erhöhung um nahezu 15 Millionen eingetreten war. Wenn ja auch diese jährlichen Erfordernisse für Festungsbau nicht gering sind, so treten sie doch weit zurück gegenüber den für die gleichen Zwecke ausgegebnen Summen auf französischer Seite, wo in einem Jahre 200 Millionen Franken nicht ausgereicht haben, auch nur die notwendigsten Verbesserungen vorzunehmen. Tritt man nun an die interessante Frage heran, wodurch denn eigentlich die verhältnismüßig hohen Kosten für die Verstärkung der Festungen und Forts Grenzboten I 1908 27

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311080/209>, abgerufen am 04.05.2024.