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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

liebes Wespennest hätte aufs Spiel setzen mögend Am meisten imponiert hat dem
Engländer als "Offizier natürlich die militärische Erziehung, die in allen Primär-
und Sekundärschulen Japans obligatorisch ist und je nach dem Grade der Schule
differiert: Nur die Universitäten sind frei von dem militärischen Trainings In
der ersten Abteilung der Primärschule -- sechstes bis zehntes Jahr -- ist täglich
außer Sonntags eine Stunde fiir körperliche Übungen und Marschieren in Reih
und Glied bestimmt. In der höhern Abteilung der Primärschulen -- elftes bis
vollendetes dreizehntes Jahr -- haben die Knaben schon Pscudogewehre zu ihren
Übungen. In den Mittel- und den Normalschule", in denen die Volksschullehrer
ausgebildet werden, wird in Kvnipagnien exerziere, die Zusammensetzung und das
Reinigen der von der Regierung gestellten Gewehre gelehrt Und jeden Sonnabend
ein dreistündiger Ausmarsch gemacht, 'wobei "richtige'Oelddie"sMunM;Wörposten-
dienst. Angriff gegen markierte Feinde usw. stramm geübt werden; hier hüt jeder
Knabe schon sein eignes Gewehr älterer Konstruktion, Bajonett, Tornister und
ganze Feldequipierung, sodaß die zukünftigen Soldaten auch im Tragen ausgebildet
sind. Schießübungen sind nicht obligatorisch, aber doch kommen die Schüler fast
regelmäßig zweimal im Jahre dazu. Die Höhen" Schulen führen die militärische
Vorbildung noch gewissenhafter weiter, und der englische Offizier und Lehrer traf
in den Ferien einmal mit einer Anzahl japanischer "Gymnasiasten" zusammech die
in einer Stärke von mehr als fünfzig Mann nach einem Marsche von siebenund-
zwanzig Kilometern zu Schießübungen frisch und ohne einen einzigen schlapp
gewordnen Kameraden -angerückt kamen. Die ganze japanische Erziehung -ist därÄf
angelegt, Selbstbeherrschung und Höflichkeit zu lehre" und von der frühesten Jugend
an den Gedanken einzuflößen, daß individuelle Interessen keine Rolle zu spielen
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Maßgebliches und Unmaßgebliches

liebes Wespennest hätte aufs Spiel setzen mögend Am meisten imponiert hat dem
Engländer als "Offizier natürlich die militärische Erziehung, die in allen Primär-
und Sekundärschulen Japans obligatorisch ist und je nach dem Grade der Schule
differiert: Nur die Universitäten sind frei von dem militärischen Trainings In
der ersten Abteilung der Primärschule — sechstes bis zehntes Jahr — ist täglich
außer Sonntags eine Stunde fiir körperliche Übungen und Marschieren in Reih
und Glied bestimmt. In der höhern Abteilung der Primärschulen — elftes bis
vollendetes dreizehntes Jahr — haben die Knaben schon Pscudogewehre zu ihren
Übungen. In den Mittel- und den Normalschule», in denen die Volksschullehrer
ausgebildet werden, wird in Kvnipagnien exerziere, die Zusammensetzung und das
Reinigen der von der Regierung gestellten Gewehre gelehrt Und jeden Sonnabend
ein dreistündiger Ausmarsch gemacht, 'wobei "richtige'Oelddie»sMunM;Wörposten-
dienst. Angriff gegen markierte Feinde usw. stramm geübt werden; hier hüt jeder
Knabe schon sein eignes Gewehr älterer Konstruktion, Bajonett, Tornister und
ganze Feldequipierung, sodaß die zukünftigen Soldaten auch im Tragen ausgebildet
sind. Schießübungen sind nicht obligatorisch, aber doch kommen die Schüler fast
regelmäßig zweimal im Jahre dazu. Die Höhen« Schulen führen die militärische
Vorbildung noch gewissenhafter weiter, und der englische Offizier und Lehrer traf
in den Ferien einmal mit einer Anzahl japanischer „Gymnasiasten" zusammech die
in einer Stärke von mehr als fünfzig Mann nach einem Marsche von siebenund-
zwanzig Kilometern zu Schießübungen frisch und ohne einen einzigen schlapp
gewordnen Kameraden -angerückt kamen. Die ganze japanische Erziehung -ist därÄf
angelegt, Selbstbeherrschung und Höflichkeit zu lehre» und von der frühesten Jugend
an den Gedanken einzuflößen, daß individuelle Interessen keine Rolle zu spielen
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[0556] Maßgebliches und Unmaßgebliches liebes Wespennest hätte aufs Spiel setzen mögend Am meisten imponiert hat dem Engländer als "Offizier natürlich die militärische Erziehung, die in allen Primär- und Sekundärschulen Japans obligatorisch ist und je nach dem Grade der Schule differiert: Nur die Universitäten sind frei von dem militärischen Trainings In der ersten Abteilung der Primärschule — sechstes bis zehntes Jahr — ist täglich außer Sonntags eine Stunde fiir körperliche Übungen und Marschieren in Reih und Glied bestimmt. In der höhern Abteilung der Primärschulen — elftes bis vollendetes dreizehntes Jahr — haben die Knaben schon Pscudogewehre zu ihren Übungen. In den Mittel- und den Normalschule», in denen die Volksschullehrer ausgebildet werden, wird in Kvnipagnien exerziere, die Zusammensetzung und das Reinigen der von der Regierung gestellten Gewehre gelehrt Und jeden Sonnabend ein dreistündiger Ausmarsch gemacht, 'wobei "richtige'Oelddie»sMunM;Wörposten- dienst. Angriff gegen markierte Feinde usw. stramm geübt werden; hier hüt jeder Knabe schon sein eignes Gewehr älterer Konstruktion, Bajonett, Tornister und ganze Feldequipierung, sodaß die zukünftigen Soldaten auch im Tragen ausgebildet sind. Schießübungen sind nicht obligatorisch, aber doch kommen die Schüler fast regelmäßig zweimal im Jahre dazu. Die Höhen« Schulen führen die militärische Vorbildung noch gewissenhafter weiter, und der englische Offizier und Lehrer traf in den Ferien einmal mit einer Anzahl japanischer „Gymnasiasten" zusammech die in einer Stärke von mehr als fünfzig Mann nach einem Marsche von siebenund- zwanzig Kilometern zu Schießübungen frisch und ohne einen einzigen schlapp gewordnen Kameraden -angerückt kamen. Die ganze japanische Erziehung -ist därÄf angelegt, Selbstbeherrschung und Höflichkeit zu lehre» und von der frühesten Jugend an den Gedanken einzuflößen, daß individuelle Interessen keine Rolle zu spielen hohen.!!' >-et''^ .lV'^/,)- '^',^ ^i?^ ^

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311080/556>, abgerufen am 04.05.2024.