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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Aus japanischen Schulen.

Ein englischer Offizier, P. W. North, der selbst
an einer Schule in Tokio unterrichtet, hat dabei das Primär- und Sekundärschul-
wesen Japans eingehend studiert und legt seine Eindrücke in einem sehr lesens¬
werten Aufsatz von I!i<Z Miistssutd vcmwi^ ana aKsi' nieder; sie gipfeln darin,
daß die Engländer auch darin manches von ihren gelben Verbündeten lernen können.
In den Primärschulen -- Schulzwang vom sechsten bis zum zehnten Jahre; drei
Jahre höhere Primärschule und Sekundärschule sind freiwillig -- war der Eng¬
länder vor allem von der Ordnung und der Disziplin betroffen, die darin herrschten ;
dann fiel ihm die Kürze der jedem einzelnen Gegenstande gewidmeten Unterrichts¬
stunden und endlich der systematische Unterricht im Patriotismus und die militärische
Erziehung auf, die hier schon mit den Knaben begonnen wird. Der Unterricht in
den Primärschule" für Knaben dauert für die ältern von neun bis drei, für die
jüngern von neun bis zwei Uhr; des Sonnabends ist nur halbe Schulzeit, der
Sonntag ist ganz frei. Jede Unterrichtsstunde dauert nur fünfundvierzig Minuten,
von elfdreiviertel bis ein Uhr ist Mittagessenszeit; die freien Viertelstunden werden
im Hofe mit Marschieren und Spielen zugebracht, und für die Stunde rücken die
Knaben in Reih und Glied ein. Im Schulzimmer bleiben die Schüler hinter ihren
Pulten stehn, bis der Lehrer eingetreten ist und ein Zeichen gegeben hat; dann
verneigen sich die Knaben vor dem Lehrer, er grüßt zurück, und man setzt sich zum
Unterricht. Dieselbe Begrüßungszeremonie findet am Schluß der Stunde statt,
worauf in Reih und Glied auf den Spielplatz marschiert wird. Selbstverständlich
nimmt das Erlernen der chinesischen schriftlichen den größten Teil der Zeit in
Anspruch. In den Primärschulen ist ein offizielles Regierungslesebuch eingeführt,
das in mehreren Bänden nur die allergebräuchlichsten chinesischen Schriftzeichen ent¬
hält. In den ersten Bänden sind weniger und leichter faßliche Zeichen; die chine¬
sischen Charaktere, die den Gegenstand selbst bezeichnen, sind hier in größerm Ma߬
stabe durch ein Hilfssyllabcir ersetzt, bei dem jeder Laut der japanischen Sprache
durch eine Chiffre wiedergegeben ist. Nur Frauen, Kinder und wenig gebildete
Leute benützen dieses Syllabarium und ein andres etwas Schwierigeres weiter; sonst
gilt es nur als Hilfsmittel für die schwierigen chinesischen Schriftzeichen. Das
Primärschullesebuch ist ganz besonders darauf eingerichtet, um die Tugenden der
Loyalität gegen den Beherrscher Japans und Patriotismus zu lehren. Da das
Singen auch eine große Rolle spielt, so sind fast sämtliche Schullieder patriotischen
Inhalts; und so unmelodisch sie klingen, so sind sie doch voll von hohen, begeisterten
vaterländischen Ideen. In der Regieruugsvolksschule zu Nikko hörte Colonel North
jeden Morgen ein damals entstandnes Lied, das die japanischen Seesiege ver¬
herrlicht. In der von 800 Knaben besuchten Mittelschule von Chibn hingen die
vergrößerten Photographien sämtlicher in den Schlachten gefallnen oder an Wunden
gestorbnen frühern Schüler der Anstalt nebst der Uniform eines solchen, der sich
als Offizier ganz besonders ausgezeichnet hatte und gefallen war. Sämtliche japa¬
nischen öffentlichen Schulen sind übrigens allen Ständen zugängig; nur in Tokio
ist eine höhere Schule für Knaben und Mädchen (?ssi-s' 8c-iwo1), zu deren Besuch
Ernennung zum Schüler nötig ist. An der Spitze dieser Schule, deren Wichtigkeit
dadurch illustriert wird, steht der berühmte General Nogi, der bei seinein Amts¬
antritt sofort gegen den Luxus einschritt und den vornehmen jungen Leuten, die
sich dandymäßig gaben, ihre Hi-Kara (japanisiert aus HixK 0oUar, Stehkragen)
-Frisur abschneiden ließ; sie müssen kurzgeschoren gehn. Bei den Mädchen der
kohi-sssss' Soiwoi, die die im japanischen "205 Meter hoch" genannte Frisur trage",
machte General Nogi allerdings nicht diesen Versuch; da mag ihm sein berühmter
Name doch zu lieb gewesen sein, als daß er ihn durch einen Stich in ein Weib-


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Aus japanischen Schulen.

Ein englischer Offizier, P. W. North, der selbst
an einer Schule in Tokio unterrichtet, hat dabei das Primär- und Sekundärschul-
wesen Japans eingehend studiert und legt seine Eindrücke in einem sehr lesens¬
werten Aufsatz von I!i<Z Miistssutd vcmwi^ ana aKsi' nieder; sie gipfeln darin,
daß die Engländer auch darin manches von ihren gelben Verbündeten lernen können.
In den Primärschulen — Schulzwang vom sechsten bis zum zehnten Jahre; drei
Jahre höhere Primärschule und Sekundärschule sind freiwillig — war der Eng¬
länder vor allem von der Ordnung und der Disziplin betroffen, die darin herrschten ;
dann fiel ihm die Kürze der jedem einzelnen Gegenstande gewidmeten Unterrichts¬
stunden und endlich der systematische Unterricht im Patriotismus und die militärische
Erziehung auf, die hier schon mit den Knaben begonnen wird. Der Unterricht in
den Primärschule» für Knaben dauert für die ältern von neun bis drei, für die
jüngern von neun bis zwei Uhr; des Sonnabends ist nur halbe Schulzeit, der
Sonntag ist ganz frei. Jede Unterrichtsstunde dauert nur fünfundvierzig Minuten,
von elfdreiviertel bis ein Uhr ist Mittagessenszeit; die freien Viertelstunden werden
im Hofe mit Marschieren und Spielen zugebracht, und für die Stunde rücken die
Knaben in Reih und Glied ein. Im Schulzimmer bleiben die Schüler hinter ihren
Pulten stehn, bis der Lehrer eingetreten ist und ein Zeichen gegeben hat; dann
verneigen sich die Knaben vor dem Lehrer, er grüßt zurück, und man setzt sich zum
Unterricht. Dieselbe Begrüßungszeremonie findet am Schluß der Stunde statt,
worauf in Reih und Glied auf den Spielplatz marschiert wird. Selbstverständlich
nimmt das Erlernen der chinesischen schriftlichen den größten Teil der Zeit in
Anspruch. In den Primärschulen ist ein offizielles Regierungslesebuch eingeführt,
das in mehreren Bänden nur die allergebräuchlichsten chinesischen Schriftzeichen ent¬
hält. In den ersten Bänden sind weniger und leichter faßliche Zeichen; die chine¬
sischen Charaktere, die den Gegenstand selbst bezeichnen, sind hier in größerm Ma߬
stabe durch ein Hilfssyllabcir ersetzt, bei dem jeder Laut der japanischen Sprache
durch eine Chiffre wiedergegeben ist. Nur Frauen, Kinder und wenig gebildete
Leute benützen dieses Syllabarium und ein andres etwas Schwierigeres weiter; sonst
gilt es nur als Hilfsmittel für die schwierigen chinesischen Schriftzeichen. Das
Primärschullesebuch ist ganz besonders darauf eingerichtet, um die Tugenden der
Loyalität gegen den Beherrscher Japans und Patriotismus zu lehren. Da das
Singen auch eine große Rolle spielt, so sind fast sämtliche Schullieder patriotischen
Inhalts; und so unmelodisch sie klingen, so sind sie doch voll von hohen, begeisterten
vaterländischen Ideen. In der Regieruugsvolksschule zu Nikko hörte Colonel North
jeden Morgen ein damals entstandnes Lied, das die japanischen Seesiege ver¬
herrlicht. In der von 800 Knaben besuchten Mittelschule von Chibn hingen die
vergrößerten Photographien sämtlicher in den Schlachten gefallnen oder an Wunden
gestorbnen frühern Schüler der Anstalt nebst der Uniform eines solchen, der sich
als Offizier ganz besonders ausgezeichnet hatte und gefallen war. Sämtliche japa¬
nischen öffentlichen Schulen sind übrigens allen Ständen zugängig; nur in Tokio
ist eine höhere Schule für Knaben und Mädchen (?ssi-s' 8c-iwo1), zu deren Besuch
Ernennung zum Schüler nötig ist. An der Spitze dieser Schule, deren Wichtigkeit
dadurch illustriert wird, steht der berühmte General Nogi, der bei seinein Amts¬
antritt sofort gegen den Luxus einschritt und den vornehmen jungen Leuten, die
sich dandymäßig gaben, ihre Hi-Kara (japanisiert aus HixK 0oUar, Stehkragen)
-Frisur abschneiden ließ; sie müssen kurzgeschoren gehn. Bei den Mädchen der
kohi-sssss' Soiwoi, die die im japanischen „205 Meter hoch" genannte Frisur trage»,
machte General Nogi allerdings nicht diesen Versuch; da mag ihm sein berühmter
Name doch zu lieb gewesen sein, als daß er ihn durch einen Stich in ein Weib-


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[0555] Maßgebliches und Unmaßgebliches Aus japanischen Schulen. Ein englischer Offizier, P. W. North, der selbst an einer Schule in Tokio unterrichtet, hat dabei das Primär- und Sekundärschul- wesen Japans eingehend studiert und legt seine Eindrücke in einem sehr lesens¬ werten Aufsatz von I!i<Z Miistssutd vcmwi^ ana aKsi' nieder; sie gipfeln darin, daß die Engländer auch darin manches von ihren gelben Verbündeten lernen können. In den Primärschulen — Schulzwang vom sechsten bis zum zehnten Jahre; drei Jahre höhere Primärschule und Sekundärschule sind freiwillig — war der Eng¬ länder vor allem von der Ordnung und der Disziplin betroffen, die darin herrschten ; dann fiel ihm die Kürze der jedem einzelnen Gegenstande gewidmeten Unterrichts¬ stunden und endlich der systematische Unterricht im Patriotismus und die militärische Erziehung auf, die hier schon mit den Knaben begonnen wird. Der Unterricht in den Primärschule» für Knaben dauert für die ältern von neun bis drei, für die jüngern von neun bis zwei Uhr; des Sonnabends ist nur halbe Schulzeit, der Sonntag ist ganz frei. Jede Unterrichtsstunde dauert nur fünfundvierzig Minuten, von elfdreiviertel bis ein Uhr ist Mittagessenszeit; die freien Viertelstunden werden im Hofe mit Marschieren und Spielen zugebracht, und für die Stunde rücken die Knaben in Reih und Glied ein. Im Schulzimmer bleiben die Schüler hinter ihren Pulten stehn, bis der Lehrer eingetreten ist und ein Zeichen gegeben hat; dann verneigen sich die Knaben vor dem Lehrer, er grüßt zurück, und man setzt sich zum Unterricht. Dieselbe Begrüßungszeremonie findet am Schluß der Stunde statt, worauf in Reih und Glied auf den Spielplatz marschiert wird. Selbstverständlich nimmt das Erlernen der chinesischen schriftlichen den größten Teil der Zeit in Anspruch. In den Primärschulen ist ein offizielles Regierungslesebuch eingeführt, das in mehreren Bänden nur die allergebräuchlichsten chinesischen Schriftzeichen ent¬ hält. In den ersten Bänden sind weniger und leichter faßliche Zeichen; die chine¬ sischen Charaktere, die den Gegenstand selbst bezeichnen, sind hier in größerm Ma߬ stabe durch ein Hilfssyllabcir ersetzt, bei dem jeder Laut der japanischen Sprache durch eine Chiffre wiedergegeben ist. Nur Frauen, Kinder und wenig gebildete Leute benützen dieses Syllabarium und ein andres etwas Schwierigeres weiter; sonst gilt es nur als Hilfsmittel für die schwierigen chinesischen Schriftzeichen. Das Primärschullesebuch ist ganz besonders darauf eingerichtet, um die Tugenden der Loyalität gegen den Beherrscher Japans und Patriotismus zu lehren. Da das Singen auch eine große Rolle spielt, so sind fast sämtliche Schullieder patriotischen Inhalts; und so unmelodisch sie klingen, so sind sie doch voll von hohen, begeisterten vaterländischen Ideen. In der Regieruugsvolksschule zu Nikko hörte Colonel North jeden Morgen ein damals entstandnes Lied, das die japanischen Seesiege ver¬ herrlicht. In der von 800 Knaben besuchten Mittelschule von Chibn hingen die vergrößerten Photographien sämtlicher in den Schlachten gefallnen oder an Wunden gestorbnen frühern Schüler der Anstalt nebst der Uniform eines solchen, der sich als Offizier ganz besonders ausgezeichnet hatte und gefallen war. Sämtliche japa¬ nischen öffentlichen Schulen sind übrigens allen Ständen zugängig; nur in Tokio ist eine höhere Schule für Knaben und Mädchen (?ssi-s' 8c-iwo1), zu deren Besuch Ernennung zum Schüler nötig ist. An der Spitze dieser Schule, deren Wichtigkeit dadurch illustriert wird, steht der berühmte General Nogi, der bei seinein Amts¬ antritt sofort gegen den Luxus einschritt und den vornehmen jungen Leuten, die sich dandymäßig gaben, ihre Hi-Kara (japanisiert aus HixK 0oUar, Stehkragen) -Frisur abschneiden ließ; sie müssen kurzgeschoren gehn. Bei den Mädchen der kohi-sssss' Soiwoi, die die im japanischen „205 Meter hoch" genannte Frisur trage», machte General Nogi allerdings nicht diesen Versuch; da mag ihm sein berühmter Name doch zu lieb gewesen sein, als daß er ihn durch einen Stich in ein Weib-

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311080/555>, abgerufen am 24.05.2024.