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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr.

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Skizzen und Bilder aus dem westfälischen Industriegebiete

Kleidung suchten und fanden! Geblieben ist bis heute nur die Bergmcmusmiitze
als das Abzeichen der Mitglieder freier Knappenvereine.

Die Bergleute sind in der Gegenwart loser miteinander verbunden, als sie es
einst waren -- durch ihre Arbeit, durch ihre Ordnungen und Sitten. Aber es
scheint, als ob der Zusammenschluß in Gewerkschaften neben der wirtschaftlichen
Interessenvertretung wohl auch ihr Standesbewußtsein heben könnte. Bisher ist
freilich unter dem Einfluß der sozialdemokratischen Organisation nur eine Stärkung
des "Klassenbewußtseius" im allgemeinen zu verzeichnen. Verliert aber der sozial¬
demokratische Einfluß sein Übergewicht, dann könnte sehr wohl durch die gewerk¬
schaftliche Vereinigung eine starke Belebung des Stcmdesbewnßtseins bei den Berg¬
leuten erfolgen, wie sie in kleinern Kreisen schon eingetreten ist. Und damit würde
die Gewerkschaftsbewegung eine hohe Kulturaufgabe löse". Denn Arbeiter im
Volke haben, die nicht nur gut entlohnt werden, sondern ihren Beruf auch mit
Stolz und Freude ausüben, das wäre einer der gewaltigsten Fortschritte, den das
soziale Leben seit Jahrhunderten aufzuweisen hätte.


Armut und ihre Ursachen

Es wird viel Geld verdient im westfälischen Industriegebiete. Und doch fehlt
es auch nicht an Erscheinungen menschlichen Elends. Auf diese wird häufig hin¬
gewiesen, um die traurige Lage der arbeitenden Bevölkerung als eine allgemeine
Tatsache zu erweisen. Wie mir scheint, mit Unrecht. Es soll nicht geleugnet
werden, daß es noch hier und da unzulängliche Löhne gibt. Aber im allgemeinen
sorgen schon die Arbeiter durch Selbsthilfe für genügende Aufbesserung. Armut
und Elend haben ihren Grund gewöhnlich nicht in schlechten Löhnen. Viele Ur¬
sachen wirken hier oft zusammen.

Da ist ein Fabrikarbeiter arbeitsunfähig geworden. Es handelt sich dem An¬
schein nach mehr um eine Nervenerkrankung als um ein äußerlich festzustellendes
Leiden. Trotz seines schlechten Aussehens erscheint der Mann dem Kassenarzte nicht
als völlig erwerbsunfähig. Er bekommt also nur eine geringe Invalidenrente,
monatlich etwa 24 Mark. Vergeblich hat er regelmäßige Arbeit zu leisten versucht.
Ohnmachtsanfälle ließen ihn niemals festen Fuß fassen. Nun trägt er Zeitungen
herum. Er kann das mir, weil Frau und Kinder ihn darin unterstützen oder ganz
für ihn eintreten. Das bringt ihm ungefähr 10 bis 15 Mark im Monat ein.
Seine sehr fleißige und brave Frau verdient noch etwas nebenbei durch Waschen
und Nähen. So schlägt sich die Familie mühsam und kümmerlich, aber redlich
durch. Sie ist arm. Denn wenn alles zusammenkommt, betragen die Einnahmen
noch nicht die Hälfte von dem, was sonst ein Familienvater verdient. Davon
können nur die allernotwendigsten Lebensbedürfnisse befriedigt werden.

Frühe und nur teilweise Invalidität ist in vielen Fällen die Ursache von
dauernder Armut, während die ältern Invaliden, die auch kaum uoch für eine
größere Familie zu sorgen haben, wohl auskommen können. Nicht selten ist aber
die schlechte wirtschaftliche Lage einer Familie selbstverschuldet. Ich denke an einen
Bergmann in mittlern Jahren mit größerer Kinderzahl, der aus drückender Not
nie herauskam, solange er in meinem Gesichtskreise war. Einmal kam die Frau
im strömenden Regen mit geschwollnen Füßen anderthalb Wegstunden gelaufen, um
eine Unterstützung zu erbitten, da sie nichts mehr zu essen hätten. Die Kinder
sahen immer erbärmlich aus, als ob sie nie recht satt bekämen. Im Sommer,
wenn das Stück Gartenland Kartoffeln und etwas Gemüse darbot, war das Äußerste
abgewehrt. Im Winter aber, wenn alles gekauft werden mußte, fehlte eben oft das
Notwendigste. Ich suchte die Ursache dieser Not zuerst allein in der zahlreichen
Familie. Die vielen Kinder, die Erschöpfung der Frau haben auch offenbar zu dem


Skizzen und Bilder aus dem westfälischen Industriegebiete

Kleidung suchten und fanden! Geblieben ist bis heute nur die Bergmcmusmiitze
als das Abzeichen der Mitglieder freier Knappenvereine.

Die Bergleute sind in der Gegenwart loser miteinander verbunden, als sie es
einst waren — durch ihre Arbeit, durch ihre Ordnungen und Sitten. Aber es
scheint, als ob der Zusammenschluß in Gewerkschaften neben der wirtschaftlichen
Interessenvertretung wohl auch ihr Standesbewußtsein heben könnte. Bisher ist
freilich unter dem Einfluß der sozialdemokratischen Organisation nur eine Stärkung
des „Klassenbewußtseius" im allgemeinen zu verzeichnen. Verliert aber der sozial¬
demokratische Einfluß sein Übergewicht, dann könnte sehr wohl durch die gewerk¬
schaftliche Vereinigung eine starke Belebung des Stcmdesbewnßtseins bei den Berg¬
leuten erfolgen, wie sie in kleinern Kreisen schon eingetreten ist. Und damit würde
die Gewerkschaftsbewegung eine hohe Kulturaufgabe löse». Denn Arbeiter im
Volke haben, die nicht nur gut entlohnt werden, sondern ihren Beruf auch mit
Stolz und Freude ausüben, das wäre einer der gewaltigsten Fortschritte, den das
soziale Leben seit Jahrhunderten aufzuweisen hätte.


Armut und ihre Ursachen

Es wird viel Geld verdient im westfälischen Industriegebiete. Und doch fehlt
es auch nicht an Erscheinungen menschlichen Elends. Auf diese wird häufig hin¬
gewiesen, um die traurige Lage der arbeitenden Bevölkerung als eine allgemeine
Tatsache zu erweisen. Wie mir scheint, mit Unrecht. Es soll nicht geleugnet
werden, daß es noch hier und da unzulängliche Löhne gibt. Aber im allgemeinen
sorgen schon die Arbeiter durch Selbsthilfe für genügende Aufbesserung. Armut
und Elend haben ihren Grund gewöhnlich nicht in schlechten Löhnen. Viele Ur¬
sachen wirken hier oft zusammen.

Da ist ein Fabrikarbeiter arbeitsunfähig geworden. Es handelt sich dem An¬
schein nach mehr um eine Nervenerkrankung als um ein äußerlich festzustellendes
Leiden. Trotz seines schlechten Aussehens erscheint der Mann dem Kassenarzte nicht
als völlig erwerbsunfähig. Er bekommt also nur eine geringe Invalidenrente,
monatlich etwa 24 Mark. Vergeblich hat er regelmäßige Arbeit zu leisten versucht.
Ohnmachtsanfälle ließen ihn niemals festen Fuß fassen. Nun trägt er Zeitungen
herum. Er kann das mir, weil Frau und Kinder ihn darin unterstützen oder ganz
für ihn eintreten. Das bringt ihm ungefähr 10 bis 15 Mark im Monat ein.
Seine sehr fleißige und brave Frau verdient noch etwas nebenbei durch Waschen
und Nähen. So schlägt sich die Familie mühsam und kümmerlich, aber redlich
durch. Sie ist arm. Denn wenn alles zusammenkommt, betragen die Einnahmen
noch nicht die Hälfte von dem, was sonst ein Familienvater verdient. Davon
können nur die allernotwendigsten Lebensbedürfnisse befriedigt werden.

Frühe und nur teilweise Invalidität ist in vielen Fällen die Ursache von
dauernder Armut, während die ältern Invaliden, die auch kaum uoch für eine
größere Familie zu sorgen haben, wohl auskommen können. Nicht selten ist aber
die schlechte wirtschaftliche Lage einer Familie selbstverschuldet. Ich denke an einen
Bergmann in mittlern Jahren mit größerer Kinderzahl, der aus drückender Not
nie herauskam, solange er in meinem Gesichtskreise war. Einmal kam die Frau
im strömenden Regen mit geschwollnen Füßen anderthalb Wegstunden gelaufen, um
eine Unterstützung zu erbitten, da sie nichts mehr zu essen hätten. Die Kinder
sahen immer erbärmlich aus, als ob sie nie recht satt bekämen. Im Sommer,
wenn das Stück Gartenland Kartoffeln und etwas Gemüse darbot, war das Äußerste
abgewehrt. Im Winter aber, wenn alles gekauft werden mußte, fehlte eben oft das
Notwendigste. Ich suchte die Ursache dieser Not zuerst allein in der zahlreichen
Familie. Die vielen Kinder, die Erschöpfung der Frau haben auch offenbar zu dem


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[0296] Skizzen und Bilder aus dem westfälischen Industriegebiete Kleidung suchten und fanden! Geblieben ist bis heute nur die Bergmcmusmiitze als das Abzeichen der Mitglieder freier Knappenvereine. Die Bergleute sind in der Gegenwart loser miteinander verbunden, als sie es einst waren — durch ihre Arbeit, durch ihre Ordnungen und Sitten. Aber es scheint, als ob der Zusammenschluß in Gewerkschaften neben der wirtschaftlichen Interessenvertretung wohl auch ihr Standesbewußtsein heben könnte. Bisher ist freilich unter dem Einfluß der sozialdemokratischen Organisation nur eine Stärkung des „Klassenbewußtseius" im allgemeinen zu verzeichnen. Verliert aber der sozial¬ demokratische Einfluß sein Übergewicht, dann könnte sehr wohl durch die gewerk¬ schaftliche Vereinigung eine starke Belebung des Stcmdesbewnßtseins bei den Berg¬ leuten erfolgen, wie sie in kleinern Kreisen schon eingetreten ist. Und damit würde die Gewerkschaftsbewegung eine hohe Kulturaufgabe löse». Denn Arbeiter im Volke haben, die nicht nur gut entlohnt werden, sondern ihren Beruf auch mit Stolz und Freude ausüben, das wäre einer der gewaltigsten Fortschritte, den das soziale Leben seit Jahrhunderten aufzuweisen hätte. Armut und ihre Ursachen Es wird viel Geld verdient im westfälischen Industriegebiete. Und doch fehlt es auch nicht an Erscheinungen menschlichen Elends. Auf diese wird häufig hin¬ gewiesen, um die traurige Lage der arbeitenden Bevölkerung als eine allgemeine Tatsache zu erweisen. Wie mir scheint, mit Unrecht. Es soll nicht geleugnet werden, daß es noch hier und da unzulängliche Löhne gibt. Aber im allgemeinen sorgen schon die Arbeiter durch Selbsthilfe für genügende Aufbesserung. Armut und Elend haben ihren Grund gewöhnlich nicht in schlechten Löhnen. Viele Ur¬ sachen wirken hier oft zusammen. Da ist ein Fabrikarbeiter arbeitsunfähig geworden. Es handelt sich dem An¬ schein nach mehr um eine Nervenerkrankung als um ein äußerlich festzustellendes Leiden. Trotz seines schlechten Aussehens erscheint der Mann dem Kassenarzte nicht als völlig erwerbsunfähig. Er bekommt also nur eine geringe Invalidenrente, monatlich etwa 24 Mark. Vergeblich hat er regelmäßige Arbeit zu leisten versucht. Ohnmachtsanfälle ließen ihn niemals festen Fuß fassen. Nun trägt er Zeitungen herum. Er kann das mir, weil Frau und Kinder ihn darin unterstützen oder ganz für ihn eintreten. Das bringt ihm ungefähr 10 bis 15 Mark im Monat ein. Seine sehr fleißige und brave Frau verdient noch etwas nebenbei durch Waschen und Nähen. So schlägt sich die Familie mühsam und kümmerlich, aber redlich durch. Sie ist arm. Denn wenn alles zusammenkommt, betragen die Einnahmen noch nicht die Hälfte von dem, was sonst ein Familienvater verdient. Davon können nur die allernotwendigsten Lebensbedürfnisse befriedigt werden. Frühe und nur teilweise Invalidität ist in vielen Fällen die Ursache von dauernder Armut, während die ältern Invaliden, die auch kaum uoch für eine größere Familie zu sorgen haben, wohl auskommen können. Nicht selten ist aber die schlechte wirtschaftliche Lage einer Familie selbstverschuldet. Ich denke an einen Bergmann in mittlern Jahren mit größerer Kinderzahl, der aus drückender Not nie herauskam, solange er in meinem Gesichtskreise war. Einmal kam die Frau im strömenden Regen mit geschwollnen Füßen anderthalb Wegstunden gelaufen, um eine Unterstützung zu erbitten, da sie nichts mehr zu essen hätten. Die Kinder sahen immer erbärmlich aus, als ob sie nie recht satt bekämen. Im Sommer, wenn das Stück Gartenland Kartoffeln und etwas Gemüse darbot, war das Äußerste abgewehrt. Im Winter aber, wenn alles gekauft werden mußte, fehlte eben oft das Notwendigste. Ich suchte die Ursache dieser Not zuerst allein in der zahlreichen Familie. Die vielen Kinder, die Erschöpfung der Frau haben auch offenbar zu dem

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311740/296>, abgerufen am 01.05.2024.