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Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Fürst Bülows Tischgespräche in Venedig.

In der Neuen Freien Presse
ist kürzlich ein lesenswerter Bericht von Sigmund Münz über Tischgespräche des
Fürsten Bülow während seines jüngsten Aufenthalts in Venedig erschienen.

Wiederholt, so erzählt der Verfasser, kam die Rede auf die Villa Malta, den nunmehrigen
römischen Besitz des Fürsten. Der Reichskanzler sagte: "Ich habe in den Zeitungen gelesen,
daß in der Villa noch vieles einzurichten wäre. Das ist ganz und gar nicht der Fall. Es ist
so, wie wenn man sagte, daß dieser gedeckte Tisch, ein dem wir da sitzen, noch gedeckt werden
müßte. Ich habe die Villa Malta aufs beste eingerichtet vorgefunden. Graf Bobrinski, der bis¬
herige Eigentümer, hat sie aufs vollkommenste ausgestattet. Es bleibt uns nichts mehr zu
tun übrig." . ^.
vondenTae

Ich fragte den Fürsten, ob ihm die Villa gn her, da er Botschafter in Rom
war, vertraut sei. Der Fürst sagte, er wäre nur des Abends beim Grafen Bobrinski einige-
male zu Tisch gewesen, aber die Fürstin hätte die Villa genauer gekannt.

Der Fürst legt offenbar Wert darauf, in ein Haus einzuziehen, in welchem einstmals so
manche große Deutsche ein und aus gegangen sind. Der Fürst schilderte die Schönheit der Villa
Malta mit ihren vielen Nosenarten, die der russische Graf Bobrinski, ein Rosenzüchter ersten
Ranges, dort gepflanzt hat. "In Villa Malta wächst in dichten Gebüschen der Lorbeer und
ragen die Palmen stolz in die Lüste."

Der Fürst bemerkte: "Goethe hat die Villa anläßlich seines ersten ltaliemschen Aufenthaltes
im Jahre 1788 besucht -- ein Jahr später verbrachte Herder in der Umgebung der Herzogin
Amalie von Weimar den Frühling dort. Zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts beherbergte
diese einstige Sommerresidenz der Malteserritter auch die bekannte Verfasserin des Römischen
Lebens: Friederike Brun, mit ihrer Tochter, der Gräfin Bombelles. Bald nach ihr etablierte
sich dort Wilhelm von Humboldt, der als preußischer Ge andter in Rom Wf Jahre ,n der Villa
Malta lebte und hier auch seinen Bruder Alexander bei sich zu Gaste sah, als dieser von seiner
südamerikanischen Forschungsreise zurückkehrte. Thorwaldsen, Canova und auch d,e ,n der
Nachbarschaft der Villa wohnende Angelika Kauffmann waren gern gesehene Gaste Wilhelm von
Humboldts. Im Jahre 1827 wurde Kronprinz Ludwig von Bayern Besitzer der Villa und se.n
Haus zum Sammelpunkt der hervorragendsten Künstler. Auch als König kam er zuweilen hin
und noch häufiger, nachdem er dem Thron entsagt hatte.
lt

Ich fragte den Fürsten, wann er sein neues Heu wieder besuchen wurde, und er ant¬
wortete: "Voraussichtlich im nächsten Frühling." ^ ... . . . ."

"Und werden Durchlaucht zuweilen auch den Herbst dort zubringen?
ne.

Der Fürst: "Das wird von den Geschäften abhägn

Zur Ergänzung dieses Gesprächs erinnern wir daran, daß sich Fürst Bülow
mehrfach dahin ausgesprochen hat, er werde seinen Lebensabend im Lande seiner
Väter, an der Elbe verbringen, wo seine Wiege gestanden hat. Die Villa Malta
in Rom wird also in der hoffentlich noch fernen Zeit seines Ruhestandes nicht
dauernder Wohnsitz des Fürsten sein, er wird sie aber wohl alle Jahre auf ein
paar Monate besuchen.

An einer andern Stelle des Berichtes heißt es:

Als ich dem Kanzler mein Befremden darüber ausdrückte, daß er, trotz seiner bekannten
Bewunderung für Schopenhauer, nach außen hin den Eindruck hervorrufe ein Optimist zu sein
meinte er: ,Man kann mit einer in der Theorie pessimistischen Weltanschauung in der Praxis
em optimistisches Temperament vereinigen. Das rühmt ,a Jakob Burckhardt den alten Griechen
als einen besondern Vorzug nach."

Wenn sich der Reichskanzler auch auf dem politischen Gebiete optimistischen
Auffassungen zuneigt so wissen wir aus seinem eignen Munde, daß dieser sein
politischer Optimismus in nichts anderm besteht als in dem festen Vertrauen auf
den guten Geist des deutschen Volkes.


Reinke und die Vossische Zeitung.

Auch über den zweiten und dritten
Vortrag Reinkes in der Berliner Singakademie haben die Zeitungen -- einschließlich
des Berliner Tageblatts, was viel sagen will -- objektiv berichtet. Daß sich der
Vorwärts über den Bankrott seiner Wissenschaft mit einem elenden Witze zu trösten
versucht, wird jedermann natürlich finden. Die Vossische aber -- hat den Rückzug
angetreten. Selbstverständlich sucht sie ihn mit einigen Witzeleien, Sophismen und


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Fürst Bülows Tischgespräche in Venedig.

In der Neuen Freien Presse
ist kürzlich ein lesenswerter Bericht von Sigmund Münz über Tischgespräche des
Fürsten Bülow während seines jüngsten Aufenthalts in Venedig erschienen.

Wiederholt, so erzählt der Verfasser, kam die Rede auf die Villa Malta, den nunmehrigen
römischen Besitz des Fürsten. Der Reichskanzler sagte: „Ich habe in den Zeitungen gelesen,
daß in der Villa noch vieles einzurichten wäre. Das ist ganz und gar nicht der Fall. Es ist
so, wie wenn man sagte, daß dieser gedeckte Tisch, ein dem wir da sitzen, noch gedeckt werden
müßte. Ich habe die Villa Malta aufs beste eingerichtet vorgefunden. Graf Bobrinski, der bis¬
herige Eigentümer, hat sie aufs vollkommenste ausgestattet. Es bleibt uns nichts mehr zu
tun übrig." . ^.
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Ich fragte den Fürsten, ob ihm die Villa gn her, da er Botschafter in Rom
war, vertraut sei. Der Fürst sagte, er wäre nur des Abends beim Grafen Bobrinski einige-
male zu Tisch gewesen, aber die Fürstin hätte die Villa genauer gekannt.

Der Fürst legt offenbar Wert darauf, in ein Haus einzuziehen, in welchem einstmals so
manche große Deutsche ein und aus gegangen sind. Der Fürst schilderte die Schönheit der Villa
Malta mit ihren vielen Nosenarten, die der russische Graf Bobrinski, ein Rosenzüchter ersten
Ranges, dort gepflanzt hat. „In Villa Malta wächst in dichten Gebüschen der Lorbeer und
ragen die Palmen stolz in die Lüste."

Der Fürst bemerkte: „Goethe hat die Villa anläßlich seines ersten ltaliemschen Aufenthaltes
im Jahre 1788 besucht — ein Jahr später verbrachte Herder in der Umgebung der Herzogin
Amalie von Weimar den Frühling dort. Zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts beherbergte
diese einstige Sommerresidenz der Malteserritter auch die bekannte Verfasserin des Römischen
Lebens: Friederike Brun, mit ihrer Tochter, der Gräfin Bombelles. Bald nach ihr etablierte
sich dort Wilhelm von Humboldt, der als preußischer Ge andter in Rom Wf Jahre ,n der Villa
Malta lebte und hier auch seinen Bruder Alexander bei sich zu Gaste sah, als dieser von seiner
südamerikanischen Forschungsreise zurückkehrte. Thorwaldsen, Canova und auch d,e ,n der
Nachbarschaft der Villa wohnende Angelika Kauffmann waren gern gesehene Gaste Wilhelm von
Humboldts. Im Jahre 1827 wurde Kronprinz Ludwig von Bayern Besitzer der Villa und se.n
Haus zum Sammelpunkt der hervorragendsten Künstler. Auch als König kam er zuweilen hin
und noch häufiger, nachdem er dem Thron entsagt hatte.
lt

Ich fragte den Fürsten, wann er sein neues Heu wieder besuchen wurde, und er ant¬
wortete: „Voraussichtlich im nächsten Frühling." ^ ... . . . ."

„Und werden Durchlaucht zuweilen auch den Herbst dort zubringen?
ne.

Der Fürst: „Das wird von den Geschäften abhägn

Zur Ergänzung dieses Gesprächs erinnern wir daran, daß sich Fürst Bülow
mehrfach dahin ausgesprochen hat, er werde seinen Lebensabend im Lande seiner
Väter, an der Elbe verbringen, wo seine Wiege gestanden hat. Die Villa Malta
in Rom wird also in der hoffentlich noch fernen Zeit seines Ruhestandes nicht
dauernder Wohnsitz des Fürsten sein, er wird sie aber wohl alle Jahre auf ein
paar Monate besuchen.

An einer andern Stelle des Berichtes heißt es:

Als ich dem Kanzler mein Befremden darüber ausdrückte, daß er, trotz seiner bekannten
Bewunderung für Schopenhauer, nach außen hin den Eindruck hervorrufe ein Optimist zu sein
meinte er: ,Man kann mit einer in der Theorie pessimistischen Weltanschauung in der Praxis
em optimistisches Temperament vereinigen. Das rühmt ,a Jakob Burckhardt den alten Griechen
als einen besondern Vorzug nach."

Wenn sich der Reichskanzler auch auf dem politischen Gebiete optimistischen
Auffassungen zuneigt so wissen wir aus seinem eignen Munde, daß dieser sein
politischer Optimismus in nichts anderm besteht als in dem festen Vertrauen auf
den guten Geist des deutschen Volkes.


Reinke und die Vossische Zeitung.

Auch über den zweiten und dritten
Vortrag Reinkes in der Berliner Singakademie haben die Zeitungen — einschließlich
des Berliner Tageblatts, was viel sagen will — objektiv berichtet. Daß sich der
Vorwärts über den Bankrott seiner Wissenschaft mit einem elenden Witze zu trösten
versucht, wird jedermann natürlich finden. Die Vossische aber — hat den Rückzug
angetreten. Selbstverständlich sucht sie ihn mit einigen Witzeleien, Sophismen und


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[0346] Maßgebliches und Unmaßgebliches Fürst Bülows Tischgespräche in Venedig. In der Neuen Freien Presse ist kürzlich ein lesenswerter Bericht von Sigmund Münz über Tischgespräche des Fürsten Bülow während seines jüngsten Aufenthalts in Venedig erschienen. Wiederholt, so erzählt der Verfasser, kam die Rede auf die Villa Malta, den nunmehrigen römischen Besitz des Fürsten. Der Reichskanzler sagte: „Ich habe in den Zeitungen gelesen, daß in der Villa noch vieles einzurichten wäre. Das ist ganz und gar nicht der Fall. Es ist so, wie wenn man sagte, daß dieser gedeckte Tisch, ein dem wir da sitzen, noch gedeckt werden müßte. Ich habe die Villa Malta aufs beste eingerichtet vorgefunden. Graf Bobrinski, der bis¬ herige Eigentümer, hat sie aufs vollkommenste ausgestattet. Es bleibt uns nichts mehr zu tun übrig." . ^. vondenTae Ich fragte den Fürsten, ob ihm die Villa gn her, da er Botschafter in Rom war, vertraut sei. Der Fürst sagte, er wäre nur des Abends beim Grafen Bobrinski einige- male zu Tisch gewesen, aber die Fürstin hätte die Villa genauer gekannt. Der Fürst legt offenbar Wert darauf, in ein Haus einzuziehen, in welchem einstmals so manche große Deutsche ein und aus gegangen sind. Der Fürst schilderte die Schönheit der Villa Malta mit ihren vielen Nosenarten, die der russische Graf Bobrinski, ein Rosenzüchter ersten Ranges, dort gepflanzt hat. „In Villa Malta wächst in dichten Gebüschen der Lorbeer und ragen die Palmen stolz in die Lüste." Der Fürst bemerkte: „Goethe hat die Villa anläßlich seines ersten ltaliemschen Aufenthaltes im Jahre 1788 besucht — ein Jahr später verbrachte Herder in der Umgebung der Herzogin Amalie von Weimar den Frühling dort. Zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts beherbergte diese einstige Sommerresidenz der Malteserritter auch die bekannte Verfasserin des Römischen Lebens: Friederike Brun, mit ihrer Tochter, der Gräfin Bombelles. Bald nach ihr etablierte sich dort Wilhelm von Humboldt, der als preußischer Ge andter in Rom Wf Jahre ,n der Villa Malta lebte und hier auch seinen Bruder Alexander bei sich zu Gaste sah, als dieser von seiner südamerikanischen Forschungsreise zurückkehrte. Thorwaldsen, Canova und auch d,e ,n der Nachbarschaft der Villa wohnende Angelika Kauffmann waren gern gesehene Gaste Wilhelm von Humboldts. Im Jahre 1827 wurde Kronprinz Ludwig von Bayern Besitzer der Villa und se.n Haus zum Sammelpunkt der hervorragendsten Künstler. Auch als König kam er zuweilen hin und noch häufiger, nachdem er dem Thron entsagt hatte. lt Ich fragte den Fürsten, wann er sein neues Heu wieder besuchen wurde, und er ant¬ wortete: „Voraussichtlich im nächsten Frühling." ^ ... . . . ." „Und werden Durchlaucht zuweilen auch den Herbst dort zubringen? ne. Der Fürst: „Das wird von den Geschäften abhägn Zur Ergänzung dieses Gesprächs erinnern wir daran, daß sich Fürst Bülow mehrfach dahin ausgesprochen hat, er werde seinen Lebensabend im Lande seiner Väter, an der Elbe verbringen, wo seine Wiege gestanden hat. Die Villa Malta in Rom wird also in der hoffentlich noch fernen Zeit seines Ruhestandes nicht dauernder Wohnsitz des Fürsten sein, er wird sie aber wohl alle Jahre auf ein paar Monate besuchen. An einer andern Stelle des Berichtes heißt es: Als ich dem Kanzler mein Befremden darüber ausdrückte, daß er, trotz seiner bekannten Bewunderung für Schopenhauer, nach außen hin den Eindruck hervorrufe ein Optimist zu sein meinte er: ,Man kann mit einer in der Theorie pessimistischen Weltanschauung in der Praxis em optimistisches Temperament vereinigen. Das rühmt ,a Jakob Burckhardt den alten Griechen als einen besondern Vorzug nach." Wenn sich der Reichskanzler auch auf dem politischen Gebiete optimistischen Auffassungen zuneigt so wissen wir aus seinem eignen Munde, daß dieser sein politischer Optimismus in nichts anderm besteht als in dem festen Vertrauen auf den guten Geist des deutschen Volkes. Reinke und die Vossische Zeitung. Auch über den zweiten und dritten Vortrag Reinkes in der Berliner Singakademie haben die Zeitungen — einschließlich des Berliner Tageblatts, was viel sagen will — objektiv berichtet. Daß sich der Vorwärts über den Bankrott seiner Wissenschaft mit einem elenden Witze zu trösten versucht, wird jedermann natürlich finden. Die Vossische aber — hat den Rückzug angetreten. Selbstverständlich sucht sie ihn mit einigen Witzeleien, Sophismen und

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 67, 1908, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341887_311740/346>, abgerufen am 01.05.2024.