Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Die japanische Armee im Frieden und auf Ariegsfiiß

farbne Uniform getragen, für den Winter aus Tuch, für den Sommer aus
Leinwand hergestellt. Diese Uniform besteht aus einer der russischen ähnlichen
Mütze, einem weiten Waffenrock mit einer Reihe Knöpfen und Taschen, einem
mit Taschen und abnehmbarer Kapuze versehenen Mantel, einer Kniehose, einer
langen Hose, Schnürstiefeln und Gamaschen. Die Chargenabzeichen befinden sich
auf der Schulter, die Regimentsnummer am Kragen. Der japanische Tornister,
dem französischen ähnlich, aus gegerbtem Fell mit den Haaren des Felles nach
außen, enthält neben 80 Patronen ein Hemd, Bürste usw. und die zweitägige
Verpflegung. Der gepackte Tornister mit Schanzzeug wiegt etwa 28 Pfund.
Unter anderm führt jeder Soldat eine Zahnbürste, Zahnpulver, Papier, eine
Serviette, Tabak und eine Tabakspfeife mit sich. Meist wird der feldausrüstungs-
gemäß ausgestattete Tornister auf Fuhrwerken nachgefahren. Der Soldat trägt
nur das Allernotwendigste in einer khakifarbnen, mantelartigen langen Tasche
aus Baumwolle mit sich, die von rechts nach links übergehängt wird.


L. Auf Kriegsfuß

Was die Kriegsgliederung des Feldheeres anlangt, so wird sie auch in
künftigen Kriegen voraussichtlich nicht viel anders sein als bisher. Das Armee¬
korps als höchste Einheit gibt es auch jetzt noch nicht in Japan, obgleich schon
öfters davon die Rede war. Jeder Armee wird deshalb nur eine Anzahl von
Divisionen zugeteilt, wie viele, hängt ganz vom Kriegszweck ab; im allgemeinen
dürften vier bis fünf Divisionen zu einer Armee gehören. Die Armeeführer
werden vom Kaiser ernannt und unter den Marschällen und den Generalen
ausgesucht.

Jede Armee setzt sich zusammen aus einem Hauptquartier (62 Offizieren)
und einer Etappendirektion, einer Anzahl Divisionen mit dazu gehörenden Reserve¬
brigaden, selbständigen Kavallerie- und Artillerie- (Gebirgs- und schwere Artillerie-)
Einheiten, einem Belagerungspark, einem Bataillon Eisenbahntruppen, einer Tele¬
graphenkompagnie, Scheinwerferdetachements, einer Luftschifferabteilung, einem
Korpsbrückentrain, Etappentruppen.

Den Oberbefehl über Heer und Flotte führt wie im Frieden auch im Kriege
der Kaiser. Ihm steht ein oberster Kriegsrat zur Seite, der aus dem im Frieden
vorhandnen Verteidigungsrat zusammengesetzt wird. Berechtigt ist der Kaiser, den
Oberbefehl dem Chef des Generalstabs zu übertragen, so wie es im Kriege gegen
Rußland geschah.

Einen starken Zuwachs erfährt nötigenfalls die Feldarmee auch noch durch
die Depottruppen, die daraus entstehen, daß jede aktive Einheit ein Depot bildet,
in das die am Standort zurückgelaßnen Leute, überzählige Reservisten und die
nicht ausgebildete Mannschaft eingestellt werden. Grundsätzlich soll jedes In¬
fanterieregiment 1 Depotbataillon, jedes Kavallerieregiment 1 Depoteskadron,
jedes Artillerieregiment 1 Depotbatterie und jedes Train- oder Geniebataillon
1 Depotkompagnie formieren. Auf diese Weise ergibt sich ein Bestand an Depot-


Die japanische Armee im Frieden und auf Ariegsfiiß

farbne Uniform getragen, für den Winter aus Tuch, für den Sommer aus
Leinwand hergestellt. Diese Uniform besteht aus einer der russischen ähnlichen
Mütze, einem weiten Waffenrock mit einer Reihe Knöpfen und Taschen, einem
mit Taschen und abnehmbarer Kapuze versehenen Mantel, einer Kniehose, einer
langen Hose, Schnürstiefeln und Gamaschen. Die Chargenabzeichen befinden sich
auf der Schulter, die Regimentsnummer am Kragen. Der japanische Tornister,
dem französischen ähnlich, aus gegerbtem Fell mit den Haaren des Felles nach
außen, enthält neben 80 Patronen ein Hemd, Bürste usw. und die zweitägige
Verpflegung. Der gepackte Tornister mit Schanzzeug wiegt etwa 28 Pfund.
Unter anderm führt jeder Soldat eine Zahnbürste, Zahnpulver, Papier, eine
Serviette, Tabak und eine Tabakspfeife mit sich. Meist wird der feldausrüstungs-
gemäß ausgestattete Tornister auf Fuhrwerken nachgefahren. Der Soldat trägt
nur das Allernotwendigste in einer khakifarbnen, mantelartigen langen Tasche
aus Baumwolle mit sich, die von rechts nach links übergehängt wird.


L. Auf Kriegsfuß

Was die Kriegsgliederung des Feldheeres anlangt, so wird sie auch in
künftigen Kriegen voraussichtlich nicht viel anders sein als bisher. Das Armee¬
korps als höchste Einheit gibt es auch jetzt noch nicht in Japan, obgleich schon
öfters davon die Rede war. Jeder Armee wird deshalb nur eine Anzahl von
Divisionen zugeteilt, wie viele, hängt ganz vom Kriegszweck ab; im allgemeinen
dürften vier bis fünf Divisionen zu einer Armee gehören. Die Armeeführer
werden vom Kaiser ernannt und unter den Marschällen und den Generalen
ausgesucht.

Jede Armee setzt sich zusammen aus einem Hauptquartier (62 Offizieren)
und einer Etappendirektion, einer Anzahl Divisionen mit dazu gehörenden Reserve¬
brigaden, selbständigen Kavallerie- und Artillerie- (Gebirgs- und schwere Artillerie-)
Einheiten, einem Belagerungspark, einem Bataillon Eisenbahntruppen, einer Tele¬
graphenkompagnie, Scheinwerferdetachements, einer Luftschifferabteilung, einem
Korpsbrückentrain, Etappentruppen.

Den Oberbefehl über Heer und Flotte führt wie im Frieden auch im Kriege
der Kaiser. Ihm steht ein oberster Kriegsrat zur Seite, der aus dem im Frieden
vorhandnen Verteidigungsrat zusammengesetzt wird. Berechtigt ist der Kaiser, den
Oberbefehl dem Chef des Generalstabs zu übertragen, so wie es im Kriege gegen
Rußland geschah.

Einen starken Zuwachs erfährt nötigenfalls die Feldarmee auch noch durch
die Depottruppen, die daraus entstehen, daß jede aktive Einheit ein Depot bildet,
in das die am Standort zurückgelaßnen Leute, überzählige Reservisten und die
nicht ausgebildete Mannschaft eingestellt werden. Grundsätzlich soll jedes In¬
fanterieregiment 1 Depotbataillon, jedes Kavallerieregiment 1 Depoteskadron,
jedes Artillerieregiment 1 Depotbatterie und jedes Train- oder Geniebataillon
1 Depotkompagnie formieren. Auf diese Weise ergibt sich ein Bestand an Depot-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0114" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/313817"/>
            <fw type="header" place="top"> Die japanische Armee im Frieden und auf Ariegsfiiß</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_423" prev="#ID_422"> farbne Uniform getragen, für den Winter aus Tuch, für den Sommer aus<lb/>
Leinwand hergestellt. Diese Uniform besteht aus einer der russischen ähnlichen<lb/>
Mütze, einem weiten Waffenrock mit einer Reihe Knöpfen und Taschen, einem<lb/>
mit Taschen und abnehmbarer Kapuze versehenen Mantel, einer Kniehose, einer<lb/>
langen Hose, Schnürstiefeln und Gamaschen. Die Chargenabzeichen befinden sich<lb/>
auf der Schulter, die Regimentsnummer am Kragen. Der japanische Tornister,<lb/>
dem französischen ähnlich, aus gegerbtem Fell mit den Haaren des Felles nach<lb/>
außen, enthält neben 80 Patronen ein Hemd, Bürste usw. und die zweitägige<lb/>
Verpflegung. Der gepackte Tornister mit Schanzzeug wiegt etwa 28 Pfund.<lb/>
Unter anderm führt jeder Soldat eine Zahnbürste, Zahnpulver, Papier, eine<lb/>
Serviette, Tabak und eine Tabakspfeife mit sich. Meist wird der feldausrüstungs-<lb/>
gemäß ausgestattete Tornister auf Fuhrwerken nachgefahren. Der Soldat trägt<lb/>
nur das Allernotwendigste in einer khakifarbnen, mantelartigen langen Tasche<lb/>
aus Baumwolle mit sich, die von rechts nach links übergehängt wird.</p><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> L. Auf Kriegsfuß</head><lb/>
            <p xml:id="ID_424"> Was die Kriegsgliederung des Feldheeres anlangt, so wird sie auch in<lb/>
künftigen Kriegen voraussichtlich nicht viel anders sein als bisher. Das Armee¬<lb/>
korps als höchste Einheit gibt es auch jetzt noch nicht in Japan, obgleich schon<lb/>
öfters davon die Rede war. Jeder Armee wird deshalb nur eine Anzahl von<lb/>
Divisionen zugeteilt, wie viele, hängt ganz vom Kriegszweck ab; im allgemeinen<lb/>
dürften vier bis fünf Divisionen zu einer Armee gehören. Die Armeeführer<lb/>
werden vom Kaiser ernannt und unter den Marschällen und den Generalen<lb/>
ausgesucht.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_425"> Jede Armee setzt sich zusammen aus einem Hauptquartier (62 Offizieren)<lb/>
und einer Etappendirektion, einer Anzahl Divisionen mit dazu gehörenden Reserve¬<lb/>
brigaden, selbständigen Kavallerie- und Artillerie- (Gebirgs- und schwere Artillerie-)<lb/>
Einheiten, einem Belagerungspark, einem Bataillon Eisenbahntruppen, einer Tele¬<lb/>
graphenkompagnie, Scheinwerferdetachements, einer Luftschifferabteilung, einem<lb/>
Korpsbrückentrain, Etappentruppen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_426"> Den Oberbefehl über Heer und Flotte führt wie im Frieden auch im Kriege<lb/>
der Kaiser. Ihm steht ein oberster Kriegsrat zur Seite, der aus dem im Frieden<lb/>
vorhandnen Verteidigungsrat zusammengesetzt wird. Berechtigt ist der Kaiser, den<lb/>
Oberbefehl dem Chef des Generalstabs zu übertragen, so wie es im Kriege gegen<lb/>
Rußland geschah.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_427" next="#ID_428"> Einen starken Zuwachs erfährt nötigenfalls die Feldarmee auch noch durch<lb/>
die Depottruppen, die daraus entstehen, daß jede aktive Einheit ein Depot bildet,<lb/>
in das die am Standort zurückgelaßnen Leute, überzählige Reservisten und die<lb/>
nicht ausgebildete Mannschaft eingestellt werden. Grundsätzlich soll jedes In¬<lb/>
fanterieregiment 1 Depotbataillon, jedes Kavallerieregiment 1 Depoteskadron,<lb/>
jedes Artillerieregiment 1 Depotbatterie und jedes Train- oder Geniebataillon<lb/>
1 Depotkompagnie formieren. Auf diese Weise ergibt sich ein Bestand an Depot-</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0114] Die japanische Armee im Frieden und auf Ariegsfiiß farbne Uniform getragen, für den Winter aus Tuch, für den Sommer aus Leinwand hergestellt. Diese Uniform besteht aus einer der russischen ähnlichen Mütze, einem weiten Waffenrock mit einer Reihe Knöpfen und Taschen, einem mit Taschen und abnehmbarer Kapuze versehenen Mantel, einer Kniehose, einer langen Hose, Schnürstiefeln und Gamaschen. Die Chargenabzeichen befinden sich auf der Schulter, die Regimentsnummer am Kragen. Der japanische Tornister, dem französischen ähnlich, aus gegerbtem Fell mit den Haaren des Felles nach außen, enthält neben 80 Patronen ein Hemd, Bürste usw. und die zweitägige Verpflegung. Der gepackte Tornister mit Schanzzeug wiegt etwa 28 Pfund. Unter anderm führt jeder Soldat eine Zahnbürste, Zahnpulver, Papier, eine Serviette, Tabak und eine Tabakspfeife mit sich. Meist wird der feldausrüstungs- gemäß ausgestattete Tornister auf Fuhrwerken nachgefahren. Der Soldat trägt nur das Allernotwendigste in einer khakifarbnen, mantelartigen langen Tasche aus Baumwolle mit sich, die von rechts nach links übergehängt wird. L. Auf Kriegsfuß Was die Kriegsgliederung des Feldheeres anlangt, so wird sie auch in künftigen Kriegen voraussichtlich nicht viel anders sein als bisher. Das Armee¬ korps als höchste Einheit gibt es auch jetzt noch nicht in Japan, obgleich schon öfters davon die Rede war. Jeder Armee wird deshalb nur eine Anzahl von Divisionen zugeteilt, wie viele, hängt ganz vom Kriegszweck ab; im allgemeinen dürften vier bis fünf Divisionen zu einer Armee gehören. Die Armeeführer werden vom Kaiser ernannt und unter den Marschällen und den Generalen ausgesucht. Jede Armee setzt sich zusammen aus einem Hauptquartier (62 Offizieren) und einer Etappendirektion, einer Anzahl Divisionen mit dazu gehörenden Reserve¬ brigaden, selbständigen Kavallerie- und Artillerie- (Gebirgs- und schwere Artillerie-) Einheiten, einem Belagerungspark, einem Bataillon Eisenbahntruppen, einer Tele¬ graphenkompagnie, Scheinwerferdetachements, einer Luftschifferabteilung, einem Korpsbrückentrain, Etappentruppen. Den Oberbefehl über Heer und Flotte führt wie im Frieden auch im Kriege der Kaiser. Ihm steht ein oberster Kriegsrat zur Seite, der aus dem im Frieden vorhandnen Verteidigungsrat zusammengesetzt wird. Berechtigt ist der Kaiser, den Oberbefehl dem Chef des Generalstabs zu übertragen, so wie es im Kriege gegen Rußland geschah. Einen starken Zuwachs erfährt nötigenfalls die Feldarmee auch noch durch die Depottruppen, die daraus entstehen, daß jede aktive Einheit ein Depot bildet, in das die am Standort zurückgelaßnen Leute, überzählige Reservisten und die nicht ausgebildete Mannschaft eingestellt werden. Grundsätzlich soll jedes In¬ fanterieregiment 1 Depotbataillon, jedes Kavallerieregiment 1 Depoteskadron, jedes Artillerieregiment 1 Depotbatterie und jedes Train- oder Geniebataillon 1 Depotkompagnie formieren. Auf diese Weise ergibt sich ein Bestand an Depot-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_313702
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_313702/114
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_313702/114>, abgerufen am 28.04.2024.