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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr.

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Die japanische Armee im Frieden und auf Kriegsfuß

truppen von 76 Bataillonen, 27 Eskadrons, 25 Feldbatterien, 19 Genie- und
19 Trainkompagnien. Auch die schwere Artillerie des Feldheeres und die Ge¬
birgsartillerie stellen Depottruppen auf, doch liegen hierüber keine Zahlen vor.
Während des Kriegs gegen Rußland Hütten einzelne Depotbataillone einen
derartigen Zuwachs erhalten, daß sie schließlich einen stärkern Mannschaftsstand
hatten als die entsprechenden aktiven Regimenter. Zusammen ließen sich alle
Depottruppen auf 100000 bis 200000 Mann schätzen.

Sehr schwer ist es, genaue Zahlen über den Mannschaftsstand der Neserve-
formationen zu geben, die aus zehn Jahresklassen zusammengesetzt sind und
sowohl an den Hauptorten der Regierungsbezirke wie auch der Divisionskreise
mobil gemacht werden. Bestimmungsgemäß sollen an Neservetruppenteilen auf¬
gestellt werden: 72 Jnfanterieregimenter zu je drei Bataillonen, 36 Eskadrons,
18 Feldartillerieregimenter zu je vier Bataillonen, je 18 Genie- und Train¬
bataillone.

Jeder aktiven mobilen Division wird eine Reserveinfanteriebrigade zugeteilt.
Ungewiß ist dabei nur, ob diese Reservebrigaden in die vorerwähnten 72 Reserve¬
infanterieregimenter einbegriffen, oder ob sie noch besonders zu zählen sind. Auch
darüber fehlt Gewißheit, ob Japan in der Lage sein wird, im Mobilmachungs¬
falle für die Reservetruppenteile der Kavallerie und Artillerie die nötigen Pferde
im Lande selbst aufzubringen. Es ist ja bekannt, daß die japanische Regierung
seit dem letzten Kriege viel für die Landespferdezucht getan und große Ankäufe
im Auslande durch seine eigens dorthin entsandte Kommission gemacht hat. Ob
aber alle diese Mittel ausreichen werden, den Bedarf an Pferden für die Feld¬
armee und deren Reserven aufzubringen, ist in diesem Augenblick schwer zu sagen;
die Beantwortung hängt wohl mit von dem Zeitpunkt eines spätern Krieges ab,
Im Gegensatz zu der Ungewißheit über die Bestände an Pferden für die Reserve¬
formationen besteht kein Zweifel darüber, daß für diese Einheiten der notwendige
Bedarf an Waffen, Bekleidungs- und Ausrüstungsstücken in den Arsenälen und
Depots vorrätig gehalten wird.

Bestimmungsgemäß können die Reserven wie die Feldarmee auf dem Kriegs¬
schauplatz verwandt werden; sie können aber auch als Festungsbesatzungen, als
Etappenschntz und in den Küstenplätzen usw. Dienste leisten. Die Gesamtstärke
aller Reserveformationen, ausschließlich der Reservebrigaden bei den aktiven
Divisionen, läßt sich auf 200000 bis 250000 Mann schätzen; zählt man die
Reservebrigaden noch hinzu, so kommt man auf 350000 bis 400000 Mann.
In der Absicht des japanischen Generalstabs liegt es, die aktive Armee um eine
Reservearmee von derselben Zahl Einheiten und von ebensoviel ausgebildeten
Leuten wie jene zu verdoppeln.

Fragt man nun, wie viel Truppen erster Linie wohl Japan bei einer spätern
Mobilmachung insgesamt ins Feld schicken dürfte, so kommt man unter Berück¬
sichtigung aller schon durchgeführten oder noch in der Ausführung begriffnen mili¬
tärischen Maßnahmen zu einem Zahlenergebnis von 970000 bis 1200000 Mann,


Die japanische Armee im Frieden und auf Kriegsfuß

truppen von 76 Bataillonen, 27 Eskadrons, 25 Feldbatterien, 19 Genie- und
19 Trainkompagnien. Auch die schwere Artillerie des Feldheeres und die Ge¬
birgsartillerie stellen Depottruppen auf, doch liegen hierüber keine Zahlen vor.
Während des Kriegs gegen Rußland Hütten einzelne Depotbataillone einen
derartigen Zuwachs erhalten, daß sie schließlich einen stärkern Mannschaftsstand
hatten als die entsprechenden aktiven Regimenter. Zusammen ließen sich alle
Depottruppen auf 100000 bis 200000 Mann schätzen.

Sehr schwer ist es, genaue Zahlen über den Mannschaftsstand der Neserve-
formationen zu geben, die aus zehn Jahresklassen zusammengesetzt sind und
sowohl an den Hauptorten der Regierungsbezirke wie auch der Divisionskreise
mobil gemacht werden. Bestimmungsgemäß sollen an Neservetruppenteilen auf¬
gestellt werden: 72 Jnfanterieregimenter zu je drei Bataillonen, 36 Eskadrons,
18 Feldartillerieregimenter zu je vier Bataillonen, je 18 Genie- und Train¬
bataillone.

Jeder aktiven mobilen Division wird eine Reserveinfanteriebrigade zugeteilt.
Ungewiß ist dabei nur, ob diese Reservebrigaden in die vorerwähnten 72 Reserve¬
infanterieregimenter einbegriffen, oder ob sie noch besonders zu zählen sind. Auch
darüber fehlt Gewißheit, ob Japan in der Lage sein wird, im Mobilmachungs¬
falle für die Reservetruppenteile der Kavallerie und Artillerie die nötigen Pferde
im Lande selbst aufzubringen. Es ist ja bekannt, daß die japanische Regierung
seit dem letzten Kriege viel für die Landespferdezucht getan und große Ankäufe
im Auslande durch seine eigens dorthin entsandte Kommission gemacht hat. Ob
aber alle diese Mittel ausreichen werden, den Bedarf an Pferden für die Feld¬
armee und deren Reserven aufzubringen, ist in diesem Augenblick schwer zu sagen;
die Beantwortung hängt wohl mit von dem Zeitpunkt eines spätern Krieges ab,
Im Gegensatz zu der Ungewißheit über die Bestände an Pferden für die Reserve¬
formationen besteht kein Zweifel darüber, daß für diese Einheiten der notwendige
Bedarf an Waffen, Bekleidungs- und Ausrüstungsstücken in den Arsenälen und
Depots vorrätig gehalten wird.

Bestimmungsgemäß können die Reserven wie die Feldarmee auf dem Kriegs¬
schauplatz verwandt werden; sie können aber auch als Festungsbesatzungen, als
Etappenschntz und in den Küstenplätzen usw. Dienste leisten. Die Gesamtstärke
aller Reserveformationen, ausschließlich der Reservebrigaden bei den aktiven
Divisionen, läßt sich auf 200000 bis 250000 Mann schätzen; zählt man die
Reservebrigaden noch hinzu, so kommt man auf 350000 bis 400000 Mann.
In der Absicht des japanischen Generalstabs liegt es, die aktive Armee um eine
Reservearmee von derselben Zahl Einheiten und von ebensoviel ausgebildeten
Leuten wie jene zu verdoppeln.

Fragt man nun, wie viel Truppen erster Linie wohl Japan bei einer spätern
Mobilmachung insgesamt ins Feld schicken dürfte, so kommt man unter Berück¬
sichtigung aller schon durchgeführten oder noch in der Ausführung begriffnen mili¬
tärischen Maßnahmen zu einem Zahlenergebnis von 970000 bis 1200000 Mann,


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[0115] Die japanische Armee im Frieden und auf Kriegsfuß truppen von 76 Bataillonen, 27 Eskadrons, 25 Feldbatterien, 19 Genie- und 19 Trainkompagnien. Auch die schwere Artillerie des Feldheeres und die Ge¬ birgsartillerie stellen Depottruppen auf, doch liegen hierüber keine Zahlen vor. Während des Kriegs gegen Rußland Hütten einzelne Depotbataillone einen derartigen Zuwachs erhalten, daß sie schließlich einen stärkern Mannschaftsstand hatten als die entsprechenden aktiven Regimenter. Zusammen ließen sich alle Depottruppen auf 100000 bis 200000 Mann schätzen. Sehr schwer ist es, genaue Zahlen über den Mannschaftsstand der Neserve- formationen zu geben, die aus zehn Jahresklassen zusammengesetzt sind und sowohl an den Hauptorten der Regierungsbezirke wie auch der Divisionskreise mobil gemacht werden. Bestimmungsgemäß sollen an Neservetruppenteilen auf¬ gestellt werden: 72 Jnfanterieregimenter zu je drei Bataillonen, 36 Eskadrons, 18 Feldartillerieregimenter zu je vier Bataillonen, je 18 Genie- und Train¬ bataillone. Jeder aktiven mobilen Division wird eine Reserveinfanteriebrigade zugeteilt. Ungewiß ist dabei nur, ob diese Reservebrigaden in die vorerwähnten 72 Reserve¬ infanterieregimenter einbegriffen, oder ob sie noch besonders zu zählen sind. Auch darüber fehlt Gewißheit, ob Japan in der Lage sein wird, im Mobilmachungs¬ falle für die Reservetruppenteile der Kavallerie und Artillerie die nötigen Pferde im Lande selbst aufzubringen. Es ist ja bekannt, daß die japanische Regierung seit dem letzten Kriege viel für die Landespferdezucht getan und große Ankäufe im Auslande durch seine eigens dorthin entsandte Kommission gemacht hat. Ob aber alle diese Mittel ausreichen werden, den Bedarf an Pferden für die Feld¬ armee und deren Reserven aufzubringen, ist in diesem Augenblick schwer zu sagen; die Beantwortung hängt wohl mit von dem Zeitpunkt eines spätern Krieges ab, Im Gegensatz zu der Ungewißheit über die Bestände an Pferden für die Reserve¬ formationen besteht kein Zweifel darüber, daß für diese Einheiten der notwendige Bedarf an Waffen, Bekleidungs- und Ausrüstungsstücken in den Arsenälen und Depots vorrätig gehalten wird. Bestimmungsgemäß können die Reserven wie die Feldarmee auf dem Kriegs¬ schauplatz verwandt werden; sie können aber auch als Festungsbesatzungen, als Etappenschntz und in den Küstenplätzen usw. Dienste leisten. Die Gesamtstärke aller Reserveformationen, ausschließlich der Reservebrigaden bei den aktiven Divisionen, läßt sich auf 200000 bis 250000 Mann schätzen; zählt man die Reservebrigaden noch hinzu, so kommt man auf 350000 bis 400000 Mann. In der Absicht des japanischen Generalstabs liegt es, die aktive Armee um eine Reservearmee von derselben Zahl Einheiten und von ebensoviel ausgebildeten Leuten wie jene zu verdoppeln. Fragt man nun, wie viel Truppen erster Linie wohl Japan bei einer spätern Mobilmachung insgesamt ins Feld schicken dürfte, so kommt man unter Berück¬ sichtigung aller schon durchgeführten oder noch in der Ausführung begriffnen mili¬ tärischen Maßnahmen zu einem Zahlenergebnis von 970000 bis 1200000 Mann,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_313702/115>, abgerufen am 13.05.2024.