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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

sammenzuhalten: eine Persönlichkeit als Leiter und eine gemeinsame große Idee,
der Kampf gegen die täglich fühlbare Belastung durch die Steuergesetze.

Um Mißverständnisse über die Ziele und das Wesen des Hansnbundes auf¬
zuklären, veröffentlicht der Leiter, Professor Dr. Rießer, in der Deutschen Wirt-
schaftszeituug folgende Bemerkungen:

1. Der Hansabund ist eine wirtschaftliche Vereinigung mit gewissen, durch sein wirtschaft¬
liches Programm bedingten politischen Zielen, aber nicht eine politische Partei. Er stellt sich
daher auch nicht in die Dienste irgendeiner bestimmten politischen Fraktion, darf nicht von einer
solchen abhängig werden und sich nicht mit ihr identifizieren. Dagegen wird und muß er selbst¬
verständlich bemüht sein, in steter Fühlung mit allen Parteien zu bleiben, welche den Zwecken
und Zielen des Hansabundes freundlich gegenüberstehen.

2. Im Hansabund ist kein Raum für eine Betätigung konfessioneller Interessen oder sür
die Austragung konfessioneller Gegensätze. Wer etwa lediglich auf Grund von Erwägungen,
die auf konfessionellen Boden liegen, dem Bunde beitritt oder andre zum Beitritt auffordert,
verkennt die Ziele des Bundes ebenso wie der, welcher ihm aus konfessionellen Gründen fern¬
bleibt. Der Hansabund steht jedem, ohne Unterschied des religiösen und politischen Bekennt¬
nisses, offen, der die Ziele des Bundes zu den seinigen macht.

3. Der Hansabund bekämpft die Landwirtschaft als solche in keiner Weise und steht der
Landwirtschaft nicht feindlich, sondern freundlich gegenüber. Es gibt keinen vernünftigen In¬
dustriellen, Gewerbetreibenden oder Kaufmann in Deutschland, der nicht wüßte, daß die Land¬
wirtschaft einer unsrer wichtigsten Berufsstünde ist. Ich selbst habe es deshalb als Vorsitzender
der Berliner Abwehrversammlung vom 12. Juni 1909 für meine Pflicht gehalten, "selbst in
dieser Stunde des Zorns und der Erbitterung" die programmatische Erklärung abzugeben, daß
sich Gewerbe, Handel und Industrie Deutschlands "schon lange zu der Überzeugung durch¬
gerungen haben, daß sie in? Interesse der Gcsnmtwirtschaft verpflichtet sind, einem für die letztere
so überaus wichtigen Stande, der deutschen Landwirtschaft, jede nur irgend mit dein Wohl des
Ganzen verträgliche Erleichterung und Förderung angedeihen zu lassen".

Auf der andern Seite sind Gewerbe, Handel und Industrie Deutschlands mit Recht auch
davon durchdrungen, daß weder ihnen noch der Landwirtschaft eine Vorherrschaft im Staate
gebührt, daß aber sie, die heute zusammen einen viel erheblichem Prozentsatz der erwerbstätigen
Bevölkerung Deutschlands als die Landwirtschaft darstellen, einen begründeten Anspruch auf die
Mitherrschaft im Staate, und zwar in dessen Verwaltung, Gesetzgebung und Leitung erheben
dürfen, und daß, wie ich in jener Versammlung gleichfalls hervorhob, "der Staat nur gedeihen
kann, wenn das "nun ville>uL die eiserne Grundlage auch seiner Wirtschaftspolitik bildet".

4. Auch dem Einwände, daß der Hansabund keine genügend breite Grundlage besitze,
indem er sich im wesentlichen auf die in Gewerbe, Handel und Industrie erwerbstätigen Per¬
sonen beschränke, ist inzwischen durch die Satzungen erfreulicherweise ein Ende bereitet worden.
Denn in diesen einstimmig, also von sämtlichen Richtungen in Gewerbe, Handel und Industrie
angenommnen Satzungen heißt es nunmehr, daß als Mitglieder aufgenommen werden können
auch Freunde von Gewerbe, Handel und Industrie, wenn sie mit den scitzungSmäßigcn Zielen
und Bestrebungen des Hansabundcs einverstanden sind. Es können nunmehr also die weitesten
Kreise Deutschlands mit dem gleichen Jahresbeitrag, den auch die selbständigen Gewerbetreibenden
zahlen, also mit mindestens drei Mark, dem Hansabunde beitreten, und zwar nicht nur physische
Personen aus allen Berufen und Ständen, sondern auch juristische Personen, wie öffentliche
Korporationen jeder Art, Gemeinden, Handels-, Gewerbe- und Handwerkskammern u. tgi. mehr.
Wirtschaftliche Verbände und Vereine werden in der Verwaltung des Hansabundes vertreten
sein, sollen aber als solche (mit Ausnahme der Innungen) nicht Mitglieder werden, vielmehr
mit aller Kraft den Beitritt ihrer sämtlichen Mitglieder zum Hansabunde veranlassen.

5. Der Hansabund will und darf nicht eingreifen in den Tätigkeitsbereich und in die
Selbständigkeit der bestehenden wirtschaftlichen Vereine und Verbände, welche nach wie vor die
Sonderinteressen der in ihnen vereinigten Einzelgruppen zu vertreten haben. Die Aufgaben
des Hansabundcs gehen über die der bestehenden wirtschaftlichen Verbünde zur Wahrung von
Einzelinteressen weit hinaus; dies näher auszuführen, behalte ich mir vor.




Franz Daniel Pastorius.

In Philadelphia ist vor kurzem das Denkmal
des fränkischen Juristen Franz Daniel Pastorius enthüllt worden, der als Führer
der ersten deutschen Kolonie nach Nordamerika von ungewöhnlicher Bedeutung für
sein neues Vaterland geworden ist. Zu Ehren des zweihundertjährigen Bestehens
der von Pastorius gegründeten Stadt Germantown-Philadelphia haben jetzt große
Feierlichkeiten jenseits des Ozeans stattgefunden, und auch durch eine neue ameri¬
kanische Biographie hat man die bedeutende Persönlichkeit des Deutschen Franz
Daniel Pastorius nochmals bei dieser Gelegenheit gewürdigt. Seit Mai 1907 bis
zum August 1908 ging durch die (ZsrMÄN ^msrioÄQ L,rin"1s (früher ^msrioana


Maßgebliches und Unmaßgebliches

sammenzuhalten: eine Persönlichkeit als Leiter und eine gemeinsame große Idee,
der Kampf gegen die täglich fühlbare Belastung durch die Steuergesetze.

Um Mißverständnisse über die Ziele und das Wesen des Hansnbundes auf¬
zuklären, veröffentlicht der Leiter, Professor Dr. Rießer, in der Deutschen Wirt-
schaftszeituug folgende Bemerkungen:

1. Der Hansabund ist eine wirtschaftliche Vereinigung mit gewissen, durch sein wirtschaft¬
liches Programm bedingten politischen Zielen, aber nicht eine politische Partei. Er stellt sich
daher auch nicht in die Dienste irgendeiner bestimmten politischen Fraktion, darf nicht von einer
solchen abhängig werden und sich nicht mit ihr identifizieren. Dagegen wird und muß er selbst¬
verständlich bemüht sein, in steter Fühlung mit allen Parteien zu bleiben, welche den Zwecken
und Zielen des Hansabundes freundlich gegenüberstehen.

2. Im Hansabund ist kein Raum für eine Betätigung konfessioneller Interessen oder sür
die Austragung konfessioneller Gegensätze. Wer etwa lediglich auf Grund von Erwägungen,
die auf konfessionellen Boden liegen, dem Bunde beitritt oder andre zum Beitritt auffordert,
verkennt die Ziele des Bundes ebenso wie der, welcher ihm aus konfessionellen Gründen fern¬
bleibt. Der Hansabund steht jedem, ohne Unterschied des religiösen und politischen Bekennt¬
nisses, offen, der die Ziele des Bundes zu den seinigen macht.

3. Der Hansabund bekämpft die Landwirtschaft als solche in keiner Weise und steht der
Landwirtschaft nicht feindlich, sondern freundlich gegenüber. Es gibt keinen vernünftigen In¬
dustriellen, Gewerbetreibenden oder Kaufmann in Deutschland, der nicht wüßte, daß die Land¬
wirtschaft einer unsrer wichtigsten Berufsstünde ist. Ich selbst habe es deshalb als Vorsitzender
der Berliner Abwehrversammlung vom 12. Juni 1909 für meine Pflicht gehalten, „selbst in
dieser Stunde des Zorns und der Erbitterung" die programmatische Erklärung abzugeben, daß
sich Gewerbe, Handel und Industrie Deutschlands „schon lange zu der Überzeugung durch¬
gerungen haben, daß sie in? Interesse der Gcsnmtwirtschaft verpflichtet sind, einem für die letztere
so überaus wichtigen Stande, der deutschen Landwirtschaft, jede nur irgend mit dein Wohl des
Ganzen verträgliche Erleichterung und Förderung angedeihen zu lassen".

Auf der andern Seite sind Gewerbe, Handel und Industrie Deutschlands mit Recht auch
davon durchdrungen, daß weder ihnen noch der Landwirtschaft eine Vorherrschaft im Staate
gebührt, daß aber sie, die heute zusammen einen viel erheblichem Prozentsatz der erwerbstätigen
Bevölkerung Deutschlands als die Landwirtschaft darstellen, einen begründeten Anspruch auf die
Mitherrschaft im Staate, und zwar in dessen Verwaltung, Gesetzgebung und Leitung erheben
dürfen, und daß, wie ich in jener Versammlung gleichfalls hervorhob, „der Staat nur gedeihen
kann, wenn das «nun ville>uL die eiserne Grundlage auch seiner Wirtschaftspolitik bildet".

4. Auch dem Einwände, daß der Hansabund keine genügend breite Grundlage besitze,
indem er sich im wesentlichen auf die in Gewerbe, Handel und Industrie erwerbstätigen Per¬
sonen beschränke, ist inzwischen durch die Satzungen erfreulicherweise ein Ende bereitet worden.
Denn in diesen einstimmig, also von sämtlichen Richtungen in Gewerbe, Handel und Industrie
angenommnen Satzungen heißt es nunmehr, daß als Mitglieder aufgenommen werden können
auch Freunde von Gewerbe, Handel und Industrie, wenn sie mit den scitzungSmäßigcn Zielen
und Bestrebungen des Hansabundcs einverstanden sind. Es können nunmehr also die weitesten
Kreise Deutschlands mit dem gleichen Jahresbeitrag, den auch die selbständigen Gewerbetreibenden
zahlen, also mit mindestens drei Mark, dem Hansabunde beitreten, und zwar nicht nur physische
Personen aus allen Berufen und Ständen, sondern auch juristische Personen, wie öffentliche
Korporationen jeder Art, Gemeinden, Handels-, Gewerbe- und Handwerkskammern u. tgi. mehr.
Wirtschaftliche Verbände und Vereine werden in der Verwaltung des Hansabundes vertreten
sein, sollen aber als solche (mit Ausnahme der Innungen) nicht Mitglieder werden, vielmehr
mit aller Kraft den Beitritt ihrer sämtlichen Mitglieder zum Hansabunde veranlassen.

5. Der Hansabund will und darf nicht eingreifen in den Tätigkeitsbereich und in die
Selbständigkeit der bestehenden wirtschaftlichen Vereine und Verbände, welche nach wie vor die
Sonderinteressen der in ihnen vereinigten Einzelgruppen zu vertreten haben. Die Aufgaben
des Hansabundcs gehen über die der bestehenden wirtschaftlichen Verbünde zur Wahrung von
Einzelinteressen weit hinaus; dies näher auszuführen, behalte ich mir vor.




Franz Daniel Pastorius.

In Philadelphia ist vor kurzem das Denkmal
des fränkischen Juristen Franz Daniel Pastorius enthüllt worden, der als Führer
der ersten deutschen Kolonie nach Nordamerika von ungewöhnlicher Bedeutung für
sein neues Vaterland geworden ist. Zu Ehren des zweihundertjährigen Bestehens
der von Pastorius gegründeten Stadt Germantown-Philadelphia haben jetzt große
Feierlichkeiten jenseits des Ozeans stattgefunden, und auch durch eine neue ameri¬
kanische Biographie hat man die bedeutende Persönlichkeit des Deutschen Franz
Daniel Pastorius nochmals bei dieser Gelegenheit gewürdigt. Seit Mai 1907 bis
zum August 1908 ging durch die (ZsrMÄN ^msrioÄQ L,rin»1s (früher ^msrioana


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Im Hansabund ist kein Raum für eine Betätigung konfessioneller Interessen oder sür die Austragung konfessioneller Gegensätze. Wer etwa lediglich auf Grund von Erwägungen, die auf konfessionellen Boden liegen, dem Bunde beitritt oder andre zum Beitritt auffordert, verkennt die Ziele des Bundes ebenso wie der, welcher ihm aus konfessionellen Gründen fern¬ bleibt. Der Hansabund steht jedem, ohne Unterschied des religiösen und politischen Bekennt¬ nisses, offen, der die Ziele des Bundes zu den seinigen macht. 3. Der Hansabund bekämpft die Landwirtschaft als solche in keiner Weise und steht der Landwirtschaft nicht feindlich, sondern freundlich gegenüber. Es gibt keinen vernünftigen In¬ dustriellen, Gewerbetreibenden oder Kaufmann in Deutschland, der nicht wüßte, daß die Land¬ wirtschaft einer unsrer wichtigsten Berufsstünde ist. Ich selbst habe es deshalb als Vorsitzender der Berliner Abwehrversammlung vom 12. Juni 1909 für meine Pflicht gehalten, „selbst in dieser Stunde des Zorns und der Erbitterung" die programmatische Erklärung abzugeben, daß sich Gewerbe, Handel und Industrie Deutschlands „schon lange zu der Überzeugung durch¬ gerungen haben, daß sie in? Interesse der Gcsnmtwirtschaft verpflichtet sind, einem für die letztere so überaus wichtigen Stande, der deutschen Landwirtschaft, jede nur irgend mit dein Wohl des Ganzen verträgliche Erleichterung und Förderung angedeihen zu lassen". Auf der andern Seite sind Gewerbe, Handel und Industrie Deutschlands mit Recht auch davon durchdrungen, daß weder ihnen noch der Landwirtschaft eine Vorherrschaft im Staate gebührt, daß aber sie, die heute zusammen einen viel erheblichem Prozentsatz der erwerbstätigen Bevölkerung Deutschlands als die Landwirtschaft darstellen, einen begründeten Anspruch auf die Mitherrschaft im Staate, und zwar in dessen Verwaltung, Gesetzgebung und Leitung erheben dürfen, und daß, wie ich in jener Versammlung gleichfalls hervorhob, „der Staat nur gedeihen kann, wenn das «nun ville>uL die eiserne Grundlage auch seiner Wirtschaftspolitik bildet". 4. Auch dem Einwände, daß der Hansabund keine genügend breite Grundlage besitze, indem er sich im wesentlichen auf die in Gewerbe, Handel und Industrie erwerbstätigen Per¬ sonen beschränke, ist inzwischen durch die Satzungen erfreulicherweise ein Ende bereitet worden. Denn in diesen einstimmig, also von sämtlichen Richtungen in Gewerbe, Handel und Industrie angenommnen Satzungen heißt es nunmehr, daß als Mitglieder aufgenommen werden können auch Freunde von Gewerbe, Handel und Industrie, wenn sie mit den scitzungSmäßigcn Zielen und Bestrebungen des Hansabundcs einverstanden sind. Es können nunmehr also die weitesten Kreise Deutschlands mit dem gleichen Jahresbeitrag, den auch die selbständigen Gewerbetreibenden zahlen, also mit mindestens drei Mark, dem Hansabunde beitreten, und zwar nicht nur physische Personen aus allen Berufen und Ständen, sondern auch juristische Personen, wie öffentliche Korporationen jeder Art, Gemeinden, Handels-, Gewerbe- und Handwerkskammern u. tgi. mehr. Wirtschaftliche Verbände und Vereine werden in der Verwaltung des Hansabundes vertreten sein, sollen aber als solche (mit Ausnahme der Innungen) nicht Mitglieder werden, vielmehr mit aller Kraft den Beitritt ihrer sämtlichen Mitglieder zum Hansabunde veranlassen. 5. Der Hansabund will und darf nicht eingreifen in den Tätigkeitsbereich und in die Selbständigkeit der bestehenden wirtschaftlichen Vereine und Verbände, welche nach wie vor die Sonderinteressen der in ihnen vereinigten Einzelgruppen zu vertreten haben. Die Aufgaben des Hansabundcs gehen über die der bestehenden wirtschaftlichen Verbünde zur Wahrung von Einzelinteressen weit hinaus; dies näher auszuführen, behalte ich mir vor. Franz Daniel Pastorius. In Philadelphia ist vor kurzem das Denkmal des fränkischen Juristen Franz Daniel Pastorius enthüllt worden, der als Führer der ersten deutschen Kolonie nach Nordamerika von ungewöhnlicher Bedeutung für sein neues Vaterland geworden ist. Zu Ehren des zweihundertjährigen Bestehens der von Pastorius gegründeten Stadt Germantown-Philadelphia haben jetzt große Feierlichkeiten jenseits des Ozeans stattgefunden, und auch durch eine neue ameri¬ kanische Biographie hat man die bedeutende Persönlichkeit des Deutschen Franz Daniel Pastorius nochmals bei dieser Gelegenheit gewürdigt. Seit Mai 1907 bis zum August 1908 ging durch die (ZsrMÄN ^msrioÄQ L,rin»1s (früher ^msrioana

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_313702/293>, abgerufen am 28.04.2024.