Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Osrmimi<n) eine Lebensbeschreibung des "Francis Daniel Pastorius", für die Marion
Dexter Learned von der Universität Pennsylvania mehrere hundert Seiten der treff¬
lichen von ihm herausgegebnen Zweimonatsrevue in Anspruch genommen hat. Diese
Biographie ist von äußerstem Werte nicht allein für die Persönlichkeit des fränkischen
Juristen und für das Wachsen und Gedeihen der von ihm gegründeten Stadt,
sondern auch von großer wirtschaftsgeschichtlicher Bedeutung, da man in ihr die
Art der frühsten von Deutschen cmsgegangnen Kolonisation betrachten kann, und
weil die Mittel zu diesen Auswandrungen durch eine Frankfurter und eine Krefelder
Kompanie aufgebracht worden sind, auch die Unternehmungslust der damaligen Zeit
vor Augen tritt. Nicht minder wichtig ist die Lebensbeschreibung des Pastorius
für die Frankfurter religiöse Lokalgeschichte und die "christliche Bewegung" über¬
haupt, da Mitglieder der "christlichen Gemeinden", an denen Spener, der Vater
des Pietismus, wirkte, die Geldgeber waren, und da der Aufenthalt William Perus
in Frankfurt am Main den äußern Anlaß zu diesen überseeischen Unternehmungen
gegeben hat. Und endlich sind Marion Dexter Learneds Erörterungen auch für
die Geschichte des Erziehungswesens von großem Interesse, nicht allein wegen der
genauen Schilderung des Studiengangs des Pastorius in Deutschland, sondern auch
wegen der Hinweise auf seine eigne spätere pädagogische Tätigkeit in Pennsylvanien
und seine zahlreichen religiösen und erziehlichen Schriften, die teilweise noch im
Manuskripte vorhanden sind. Die Folge der biographischen Aufsätze, die wohl jetzt
auch in Buchform erscheinen werden, beginnt mit der Familiengeschichte der Pastorius
und bringt dann die Lebensbeschreibung des Melchior Adam Pastorius, des Vaters
des Gründers von Germantown, dessen Vater aus Warburg in Westfalen stammte.
Der jetzt gefeierte Sohn Franz Daniel war geboren in Svmmershausen bei Würzburg
am 26. September 1651; seine Schulbildung erhielt er zu Windsheim bet dem
ungarischen Humanisten Tobias Schumberg. Über seine Universitätsjahre in Altdorf,
Straszbnrg, als Hospitant in Basel, wieder in Altdorf, in Jena, wo Pastorius am
18. April 1674 eine italienische Disputation abhielt, über seine praktischen juristischen
Studien in Regensburg, seinen dritten Aufenthalt in dem Wallenstein-berühmten
Altdorf, wo er 1676 promovierte, sind Matrikeln und Briefe hereingezogen; und
das Universitätsleben eines damaligen eifrigen Juristen ist in ganzer Ausführlichkeit
von dem Philadelphiaer Gelehrten geschildert. Nach zweieinhalbjähriger juristischer
Praxis in Windsheim zog Pastorius auf Veranlassung des Schwiegersohnes von
Spener, Horb, nach Frankfurt am Main, wohin er als Achtuudzwanzigjcihriger am
24. April 1679 gekommen ist. Hier wohnte er zuerst bet einem Kapitän Daniel
Rennepage und aß mit dem Notar Fenda, der später auch bei der Errichtung der
Peunsylvaniakompanie in Frankfurt als Notar fungierte, im Saalhof, der der
Zentralpunkt und Zusammenkunftsort der "christlichen Männer" war. Später
wohnte Pastorius bei einem Dr. Schütz, der sich auch an der Pennsylvaniakompanie
beteiligte, sodaß damals schon die Beziehungen zu den Gründern der Landkompanie
vorhanden waren. Pastorius unterrichtete junge Frankfurter im römischen Recht,
hatte aber auch Praxis, und zwar eine ganz einträgliche, wie ein Tagebucheintrag
sagt: "5. September 1679 wie auch 1680 am 12. März und 28. April vor dem
Juden "Samuel zur Kost" zu Mannheim am churfürstlichen Hof gewest und reichlich
bezahlt worden." Seine Praxis hat Pastorius nur ein Jahr und zwei Monate
zu Frankfurt ausgeübt. Auf Empfehlungen wurde er dann von einem Junker
Bonaventura von Bodeck auf Reisen mitgenommen, die den Junker "tanzend und
Feste feiernd", aber Pastorius dabei auch scharf beobachtend durch Holland, England,
Frankreich, die Schweiz und Italien führten. Diese Reisen haben zweifellos in Pastorius
den weiten Blick herbeigeführt, der ihn in den Stand setzte, als er am 18. No¬
vember 1632 nach Frankfurt zurückgekehrt war. die Intentionen der kurze Zeit
darauf gegründeten Frankfurter Laudkompcmie auszuführen. Die Tagcbucheinträge,
die Pastorius von seinen Reisen mitgebracht hat, zeigen, wie er beschauend, prüfend


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Osrmimi<n) eine Lebensbeschreibung des „Francis Daniel Pastorius", für die Marion
Dexter Learned von der Universität Pennsylvania mehrere hundert Seiten der treff¬
lichen von ihm herausgegebnen Zweimonatsrevue in Anspruch genommen hat. Diese
Biographie ist von äußerstem Werte nicht allein für die Persönlichkeit des fränkischen
Juristen und für das Wachsen und Gedeihen der von ihm gegründeten Stadt,
sondern auch von großer wirtschaftsgeschichtlicher Bedeutung, da man in ihr die
Art der frühsten von Deutschen cmsgegangnen Kolonisation betrachten kann, und
weil die Mittel zu diesen Auswandrungen durch eine Frankfurter und eine Krefelder
Kompanie aufgebracht worden sind, auch die Unternehmungslust der damaligen Zeit
vor Augen tritt. Nicht minder wichtig ist die Lebensbeschreibung des Pastorius
für die Frankfurter religiöse Lokalgeschichte und die „christliche Bewegung" über¬
haupt, da Mitglieder der „christlichen Gemeinden", an denen Spener, der Vater
des Pietismus, wirkte, die Geldgeber waren, und da der Aufenthalt William Perus
in Frankfurt am Main den äußern Anlaß zu diesen überseeischen Unternehmungen
gegeben hat. Und endlich sind Marion Dexter Learneds Erörterungen auch für
die Geschichte des Erziehungswesens von großem Interesse, nicht allein wegen der
genauen Schilderung des Studiengangs des Pastorius in Deutschland, sondern auch
wegen der Hinweise auf seine eigne spätere pädagogische Tätigkeit in Pennsylvanien
und seine zahlreichen religiösen und erziehlichen Schriften, die teilweise noch im
Manuskripte vorhanden sind. Die Folge der biographischen Aufsätze, die wohl jetzt
auch in Buchform erscheinen werden, beginnt mit der Familiengeschichte der Pastorius
und bringt dann die Lebensbeschreibung des Melchior Adam Pastorius, des Vaters
des Gründers von Germantown, dessen Vater aus Warburg in Westfalen stammte.
Der jetzt gefeierte Sohn Franz Daniel war geboren in Svmmershausen bei Würzburg
am 26. September 1651; seine Schulbildung erhielt er zu Windsheim bet dem
ungarischen Humanisten Tobias Schumberg. Über seine Universitätsjahre in Altdorf,
Straszbnrg, als Hospitant in Basel, wieder in Altdorf, in Jena, wo Pastorius am
18. April 1674 eine italienische Disputation abhielt, über seine praktischen juristischen
Studien in Regensburg, seinen dritten Aufenthalt in dem Wallenstein-berühmten
Altdorf, wo er 1676 promovierte, sind Matrikeln und Briefe hereingezogen; und
das Universitätsleben eines damaligen eifrigen Juristen ist in ganzer Ausführlichkeit
von dem Philadelphiaer Gelehrten geschildert. Nach zweieinhalbjähriger juristischer
Praxis in Windsheim zog Pastorius auf Veranlassung des Schwiegersohnes von
Spener, Horb, nach Frankfurt am Main, wohin er als Achtuudzwanzigjcihriger am
24. April 1679 gekommen ist. Hier wohnte er zuerst bet einem Kapitän Daniel
Rennepage und aß mit dem Notar Fenda, der später auch bei der Errichtung der
Peunsylvaniakompanie in Frankfurt als Notar fungierte, im Saalhof, der der
Zentralpunkt und Zusammenkunftsort der „christlichen Männer" war. Später
wohnte Pastorius bei einem Dr. Schütz, der sich auch an der Pennsylvaniakompanie
beteiligte, sodaß damals schon die Beziehungen zu den Gründern der Landkompanie
vorhanden waren. Pastorius unterrichtete junge Frankfurter im römischen Recht,
hatte aber auch Praxis, und zwar eine ganz einträgliche, wie ein Tagebucheintrag
sagt: „5. September 1679 wie auch 1680 am 12. März und 28. April vor dem
Juden »Samuel zur Kost« zu Mannheim am churfürstlichen Hof gewest und reichlich
bezahlt worden." Seine Praxis hat Pastorius nur ein Jahr und zwei Monate
zu Frankfurt ausgeübt. Auf Empfehlungen wurde er dann von einem Junker
Bonaventura von Bodeck auf Reisen mitgenommen, die den Junker „tanzend und
Feste feiernd", aber Pastorius dabei auch scharf beobachtend durch Holland, England,
Frankreich, die Schweiz und Italien führten. Diese Reisen haben zweifellos in Pastorius
den weiten Blick herbeigeführt, der ihn in den Stand setzte, als er am 18. No¬
vember 1632 nach Frankfurt zurückgekehrt war. die Intentionen der kurze Zeit
darauf gegründeten Frankfurter Laudkompcmie auszuführen. Die Tagcbucheinträge,
die Pastorius von seinen Reisen mitgebracht hat, zeigen, wie er beschauend, prüfend


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0294" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/313997"/>
            <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_1277" prev="#ID_1276" next="#ID_1278"> Osrmimi&lt;n) eine Lebensbeschreibung des &#x201E;Francis Daniel Pastorius", für die Marion<lb/>
Dexter Learned von der Universität Pennsylvania mehrere hundert Seiten der treff¬<lb/>
lichen von ihm herausgegebnen Zweimonatsrevue in Anspruch genommen hat. Diese<lb/>
Biographie ist von äußerstem Werte nicht allein für die Persönlichkeit des fränkischen<lb/>
Juristen und für das Wachsen und Gedeihen der von ihm gegründeten Stadt,<lb/>
sondern auch von großer wirtschaftsgeschichtlicher Bedeutung, da man in ihr die<lb/>
Art der frühsten von Deutschen cmsgegangnen Kolonisation betrachten kann, und<lb/>
weil die Mittel zu diesen Auswandrungen durch eine Frankfurter und eine Krefelder<lb/>
Kompanie aufgebracht worden sind, auch die Unternehmungslust der damaligen Zeit<lb/>
vor Augen tritt. Nicht minder wichtig ist die Lebensbeschreibung des Pastorius<lb/>
für die Frankfurter religiöse Lokalgeschichte und die &#x201E;christliche Bewegung" über¬<lb/>
haupt, da Mitglieder der &#x201E;christlichen Gemeinden", an denen Spener, der Vater<lb/>
des Pietismus, wirkte, die Geldgeber waren, und da der Aufenthalt William Perus<lb/>
in Frankfurt am Main den äußern Anlaß zu diesen überseeischen Unternehmungen<lb/>
gegeben hat. Und endlich sind Marion Dexter Learneds Erörterungen auch für<lb/>
die Geschichte des Erziehungswesens von großem Interesse, nicht allein wegen der<lb/>
genauen Schilderung des Studiengangs des Pastorius in Deutschland, sondern auch<lb/>
wegen der Hinweise auf seine eigne spätere pädagogische Tätigkeit in Pennsylvanien<lb/>
und seine zahlreichen religiösen und erziehlichen Schriften, die teilweise noch im<lb/>
Manuskripte vorhanden sind. Die Folge der biographischen Aufsätze, die wohl jetzt<lb/>
auch in Buchform erscheinen werden, beginnt mit der Familiengeschichte der Pastorius<lb/>
und bringt dann die Lebensbeschreibung des Melchior Adam Pastorius, des Vaters<lb/>
des Gründers von Germantown, dessen Vater aus Warburg in Westfalen stammte.<lb/>
Der jetzt gefeierte Sohn Franz Daniel war geboren in Svmmershausen bei Würzburg<lb/>
am 26. September 1651; seine Schulbildung erhielt er zu Windsheim bet dem<lb/>
ungarischen Humanisten Tobias Schumberg. Über seine Universitätsjahre in Altdorf,<lb/>
Straszbnrg, als Hospitant in Basel, wieder in Altdorf, in Jena, wo Pastorius am<lb/>
18. April 1674 eine italienische Disputation abhielt, über seine praktischen juristischen<lb/>
Studien in Regensburg, seinen dritten Aufenthalt in dem Wallenstein-berühmten<lb/>
Altdorf, wo er 1676 promovierte, sind Matrikeln und Briefe hereingezogen; und<lb/>
das Universitätsleben eines damaligen eifrigen Juristen ist in ganzer Ausführlichkeit<lb/>
von dem Philadelphiaer Gelehrten geschildert. Nach zweieinhalbjähriger juristischer<lb/>
Praxis in Windsheim zog Pastorius auf Veranlassung des Schwiegersohnes von<lb/>
Spener, Horb, nach Frankfurt am Main, wohin er als Achtuudzwanzigjcihriger am<lb/>
24. April 1679 gekommen ist. Hier wohnte er zuerst bet einem Kapitän Daniel<lb/>
Rennepage und aß mit dem Notar Fenda, der später auch bei der Errichtung der<lb/>
Peunsylvaniakompanie in Frankfurt als Notar fungierte, im Saalhof, der der<lb/>
Zentralpunkt und Zusammenkunftsort der &#x201E;christlichen Männer" war. Später<lb/>
wohnte Pastorius bei einem Dr. Schütz, der sich auch an der Pennsylvaniakompanie<lb/>
beteiligte, sodaß damals schon die Beziehungen zu den Gründern der Landkompanie<lb/>
vorhanden waren. Pastorius unterrichtete junge Frankfurter im römischen Recht,<lb/>
hatte aber auch Praxis, und zwar eine ganz einträgliche, wie ein Tagebucheintrag<lb/>
sagt: &#x201E;5. September 1679 wie auch 1680 am 12. März und 28. April vor dem<lb/>
Juden »Samuel zur Kost« zu Mannheim am churfürstlichen Hof gewest und reichlich<lb/>
bezahlt worden." Seine Praxis hat Pastorius nur ein Jahr und zwei Monate<lb/>
zu Frankfurt ausgeübt. Auf Empfehlungen wurde er dann von einem Junker<lb/>
Bonaventura von Bodeck auf Reisen mitgenommen, die den Junker &#x201E;tanzend und<lb/>
Feste feiernd", aber Pastorius dabei auch scharf beobachtend durch Holland, England,<lb/>
Frankreich, die Schweiz und Italien führten. Diese Reisen haben zweifellos in Pastorius<lb/>
den weiten Blick herbeigeführt, der ihn in den Stand setzte, als er am 18. No¬<lb/>
vember 1632 nach Frankfurt zurückgekehrt war. die Intentionen der kurze Zeit<lb/>
darauf gegründeten Frankfurter Laudkompcmie auszuführen. Die Tagcbucheinträge,<lb/>
die Pastorius von seinen Reisen mitgebracht hat, zeigen, wie er beschauend, prüfend</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0294] Maßgebliches und Unmaßgebliches Osrmimi<n) eine Lebensbeschreibung des „Francis Daniel Pastorius", für die Marion Dexter Learned von der Universität Pennsylvania mehrere hundert Seiten der treff¬ lichen von ihm herausgegebnen Zweimonatsrevue in Anspruch genommen hat. Diese Biographie ist von äußerstem Werte nicht allein für die Persönlichkeit des fränkischen Juristen und für das Wachsen und Gedeihen der von ihm gegründeten Stadt, sondern auch von großer wirtschaftsgeschichtlicher Bedeutung, da man in ihr die Art der frühsten von Deutschen cmsgegangnen Kolonisation betrachten kann, und weil die Mittel zu diesen Auswandrungen durch eine Frankfurter und eine Krefelder Kompanie aufgebracht worden sind, auch die Unternehmungslust der damaligen Zeit vor Augen tritt. Nicht minder wichtig ist die Lebensbeschreibung des Pastorius für die Frankfurter religiöse Lokalgeschichte und die „christliche Bewegung" über¬ haupt, da Mitglieder der „christlichen Gemeinden", an denen Spener, der Vater des Pietismus, wirkte, die Geldgeber waren, und da der Aufenthalt William Perus in Frankfurt am Main den äußern Anlaß zu diesen überseeischen Unternehmungen gegeben hat. Und endlich sind Marion Dexter Learneds Erörterungen auch für die Geschichte des Erziehungswesens von großem Interesse, nicht allein wegen der genauen Schilderung des Studiengangs des Pastorius in Deutschland, sondern auch wegen der Hinweise auf seine eigne spätere pädagogische Tätigkeit in Pennsylvanien und seine zahlreichen religiösen und erziehlichen Schriften, die teilweise noch im Manuskripte vorhanden sind. Die Folge der biographischen Aufsätze, die wohl jetzt auch in Buchform erscheinen werden, beginnt mit der Familiengeschichte der Pastorius und bringt dann die Lebensbeschreibung des Melchior Adam Pastorius, des Vaters des Gründers von Germantown, dessen Vater aus Warburg in Westfalen stammte. Der jetzt gefeierte Sohn Franz Daniel war geboren in Svmmershausen bei Würzburg am 26. September 1651; seine Schulbildung erhielt er zu Windsheim bet dem ungarischen Humanisten Tobias Schumberg. Über seine Universitätsjahre in Altdorf, Straszbnrg, als Hospitant in Basel, wieder in Altdorf, in Jena, wo Pastorius am 18. April 1674 eine italienische Disputation abhielt, über seine praktischen juristischen Studien in Regensburg, seinen dritten Aufenthalt in dem Wallenstein-berühmten Altdorf, wo er 1676 promovierte, sind Matrikeln und Briefe hereingezogen; und das Universitätsleben eines damaligen eifrigen Juristen ist in ganzer Ausführlichkeit von dem Philadelphiaer Gelehrten geschildert. Nach zweieinhalbjähriger juristischer Praxis in Windsheim zog Pastorius auf Veranlassung des Schwiegersohnes von Spener, Horb, nach Frankfurt am Main, wohin er als Achtuudzwanzigjcihriger am 24. April 1679 gekommen ist. Hier wohnte er zuerst bet einem Kapitän Daniel Rennepage und aß mit dem Notar Fenda, der später auch bei der Errichtung der Peunsylvaniakompanie in Frankfurt als Notar fungierte, im Saalhof, der der Zentralpunkt und Zusammenkunftsort der „christlichen Männer" war. Später wohnte Pastorius bei einem Dr. Schütz, der sich auch an der Pennsylvaniakompanie beteiligte, sodaß damals schon die Beziehungen zu den Gründern der Landkompanie vorhanden waren. Pastorius unterrichtete junge Frankfurter im römischen Recht, hatte aber auch Praxis, und zwar eine ganz einträgliche, wie ein Tagebucheintrag sagt: „5. September 1679 wie auch 1680 am 12. März und 28. April vor dem Juden »Samuel zur Kost« zu Mannheim am churfürstlichen Hof gewest und reichlich bezahlt worden." Seine Praxis hat Pastorius nur ein Jahr und zwei Monate zu Frankfurt ausgeübt. Auf Empfehlungen wurde er dann von einem Junker Bonaventura von Bodeck auf Reisen mitgenommen, die den Junker „tanzend und Feste feiernd", aber Pastorius dabei auch scharf beobachtend durch Holland, England, Frankreich, die Schweiz und Italien führten. Diese Reisen haben zweifellos in Pastorius den weiten Blick herbeigeführt, der ihn in den Stand setzte, als er am 18. No¬ vember 1632 nach Frankfurt zurückgekehrt war. die Intentionen der kurze Zeit darauf gegründeten Frankfurter Laudkompcmie auszuführen. Die Tagcbucheinträge, die Pastorius von seinen Reisen mitgebracht hat, zeigen, wie er beschauend, prüfend

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_313702
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_313702/294
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_313702/294>, abgerufen am 10.05.2024.