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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

und nachdenkend durch Europa gezogen ist. Keine Inschrift an einem öffentlichen
Gebäude oder Privathaus, an einer Glocke oder einem Geschütze, keine Landes¬
oder Stammeseigentümlichkeit ist ihm entgangen, und die hohe Kultur Westeuropas
hatte seinen Horizont erweitert, seine Welterfahrung vergrößert und seine Lebens¬
philosophie kristallisiert. Und natürlich war seine wahre Frömmigkeit nicht der
geringste Grund, ihn den christlichen Männern vom Saalhof als Vertrauensperson
zu empfehlen. -- Die Biographie Learneds hat auch William Peru und den
Quäkern ausführliche Würdigung gespendet, und Perus Aufenthalt und Wirken in
Deutschland und Frankfurt wird mit neuen Belegen geschildert. Am 20. August 1683
landete Pastorius in Pennsylvanien, wohin zunächst Krefelder Kolonisten kamen; und
von da an sind es die Staats- und Stadtarchive von Pennsylvanien und Philadelphia
und der am 24. April 1685 von Pastorius gegründeten Stadt Germantown, aber
auch private Sammlungen, die dem Biographen eine Fülle von bis jetzt unbekannten
oder unpublizierten Dokumenten zur Verfügung gestellt haben. Und so konnte Marion
Dexter Learned eine aktenmäßige Geschichte von Germantown immer im Hinblick
auf die Tätigkeit von Pastorius aufbauen. Pastorius war bis zum Jahre 1700
Bevollmächtigter der Frankfurter Kompanie; dann trat er zurück, und die 1702
herübergekommnen Frankfurter Falkner, Kelpius und Jawert vertraten die Interessen
der Frankfurter Kompanie, die mit 25000 Acres Land 1683 die Kolonisation
jenseits des Ozeans begonnen hatte. Wir können hier die Geschicke der von Pastorius
gegründeten Stadt im Detail nicht weiter verfolgen. Der deutsche Jurist hat,
nachdem er sich von der Leitung der Kompanie hatte entbinden lassen, vor allem
Praktisch-pädagogische Interessen gehabt, und von den Jahren 1716 und 1717
weiß man noch, daß Pastorius damals noch Schule hielt. Er ist zwischen dem
26. September 1719 und dem 13. Januar 1720 gestorben, wahrscheinlich am
27. September 1719. Sein Grab ist nicht bekannt. Pastorius hat zahlreiche
Tagebücher, Schriften, Akten und Bücher hinterlassen, die alle in der Biographie
von Learned in musterhafter Weise unbenutzt sind. -- Wir haben an dieser Stelle
die Persönlichkeit des Franz Daniel Pastorius und seine Taten keineswegs in aus¬
führlicher Weise schildern, sondern nur in Anbetracht der Bedeutung des Gründers
der ersten deutschen Stadt in Nordamerika für das Deutschtum in Amerika, für die
religiöse Bewegung in Deutschland in der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts
und für die damalige Wirtschafts- und Kolonisationsgeschichte auf das in der Arbeit
in. von Learned vereinigte Material die Interessenten aufmerksam machen wollen,


Sparte Arrhenius, Das Werden der Welten.

(Leipzig, Akademische
Verlagsgesellschaft, 1908.) Schon lange gilt uns Physikern der spekulative Stock¬
holmer als einer der feinsten Forscherköpfe. Wir zählen ihn geradezu den Klassikern
zu, seitdem er uns seine Dissoziationstheorie schuf, die die beiden Hauptcharakter¬
züge ihres Vaters so trefflich dartut: scharfe Kombinationsgabe und frischen, fröh¬
lichen Mut. Als das feste Gefüge, als das der Chemiker durchaus und dnrchum
die chemischen Verbindungen angesehen haben wollte, der Erklärung einer Reihe
von Vorgängen unüberwindliche Schwierigkeiten bereitete, da war es Arrhenius,
der kurzerhand dieses Gefüge zermürbte und die Verbindung angefüllt mit Scharen
freier Einzelteilchen (sog. Ionen) sah. War das ein Wagstück! Poincare schreibt
in seiner trefflichen Monographie: Moderne Physik: "Der Widerspruch zahlreicher
Chemiker und Physiker gegen die Ideen von Arrhenius war zuerst sehr lebhaft.
Man muß mit Bedauern konstatieren, daß einzelne, besonders in Frankreich, für
diesen Kampf zu eiuer Waffe gegriffen hatten, die die Gelehrten mitunter ein
wenig plump handhaben: sie machten ihre Späße über diese in der Lösung frei
gewordnen Ionen, sie verlangten dieses Chlor, dieses Natrium zu sehen, die im
Zustande der Freiheit im Wasser umherschwömmen; aber in der Wissenschaft wie
anderswo sind Späße keine Gründe, und man mußte bald erkennen, daß sich die


Maßgebliches und Unmaßgebliches

und nachdenkend durch Europa gezogen ist. Keine Inschrift an einem öffentlichen
Gebäude oder Privathaus, an einer Glocke oder einem Geschütze, keine Landes¬
oder Stammeseigentümlichkeit ist ihm entgangen, und die hohe Kultur Westeuropas
hatte seinen Horizont erweitert, seine Welterfahrung vergrößert und seine Lebens¬
philosophie kristallisiert. Und natürlich war seine wahre Frömmigkeit nicht der
geringste Grund, ihn den christlichen Männern vom Saalhof als Vertrauensperson
zu empfehlen. — Die Biographie Learneds hat auch William Peru und den
Quäkern ausführliche Würdigung gespendet, und Perus Aufenthalt und Wirken in
Deutschland und Frankfurt wird mit neuen Belegen geschildert. Am 20. August 1683
landete Pastorius in Pennsylvanien, wohin zunächst Krefelder Kolonisten kamen; und
von da an sind es die Staats- und Stadtarchive von Pennsylvanien und Philadelphia
und der am 24. April 1685 von Pastorius gegründeten Stadt Germantown, aber
auch private Sammlungen, die dem Biographen eine Fülle von bis jetzt unbekannten
oder unpublizierten Dokumenten zur Verfügung gestellt haben. Und so konnte Marion
Dexter Learned eine aktenmäßige Geschichte von Germantown immer im Hinblick
auf die Tätigkeit von Pastorius aufbauen. Pastorius war bis zum Jahre 1700
Bevollmächtigter der Frankfurter Kompanie; dann trat er zurück, und die 1702
herübergekommnen Frankfurter Falkner, Kelpius und Jawert vertraten die Interessen
der Frankfurter Kompanie, die mit 25000 Acres Land 1683 die Kolonisation
jenseits des Ozeans begonnen hatte. Wir können hier die Geschicke der von Pastorius
gegründeten Stadt im Detail nicht weiter verfolgen. Der deutsche Jurist hat,
nachdem er sich von der Leitung der Kompanie hatte entbinden lassen, vor allem
Praktisch-pädagogische Interessen gehabt, und von den Jahren 1716 und 1717
weiß man noch, daß Pastorius damals noch Schule hielt. Er ist zwischen dem
26. September 1719 und dem 13. Januar 1720 gestorben, wahrscheinlich am
27. September 1719. Sein Grab ist nicht bekannt. Pastorius hat zahlreiche
Tagebücher, Schriften, Akten und Bücher hinterlassen, die alle in der Biographie
von Learned in musterhafter Weise unbenutzt sind. — Wir haben an dieser Stelle
die Persönlichkeit des Franz Daniel Pastorius und seine Taten keineswegs in aus¬
führlicher Weise schildern, sondern nur in Anbetracht der Bedeutung des Gründers
der ersten deutschen Stadt in Nordamerika für das Deutschtum in Amerika, für die
religiöse Bewegung in Deutschland in der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts
und für die damalige Wirtschafts- und Kolonisationsgeschichte auf das in der Arbeit
in. von Learned vereinigte Material die Interessenten aufmerksam machen wollen,


Sparte Arrhenius, Das Werden der Welten.

(Leipzig, Akademische
Verlagsgesellschaft, 1908.) Schon lange gilt uns Physikern der spekulative Stock¬
holmer als einer der feinsten Forscherköpfe. Wir zählen ihn geradezu den Klassikern
zu, seitdem er uns seine Dissoziationstheorie schuf, die die beiden Hauptcharakter¬
züge ihres Vaters so trefflich dartut: scharfe Kombinationsgabe und frischen, fröh¬
lichen Mut. Als das feste Gefüge, als das der Chemiker durchaus und dnrchum
die chemischen Verbindungen angesehen haben wollte, der Erklärung einer Reihe
von Vorgängen unüberwindliche Schwierigkeiten bereitete, da war es Arrhenius,
der kurzerhand dieses Gefüge zermürbte und die Verbindung angefüllt mit Scharen
freier Einzelteilchen (sog. Ionen) sah. War das ein Wagstück! Poincare schreibt
in seiner trefflichen Monographie: Moderne Physik: „Der Widerspruch zahlreicher
Chemiker und Physiker gegen die Ideen von Arrhenius war zuerst sehr lebhaft.
Man muß mit Bedauern konstatieren, daß einzelne, besonders in Frankreich, für
diesen Kampf zu eiuer Waffe gegriffen hatten, die die Gelehrten mitunter ein
wenig plump handhaben: sie machten ihre Späße über diese in der Lösung frei
gewordnen Ionen, sie verlangten dieses Chlor, dieses Natrium zu sehen, die im
Zustande der Freiheit im Wasser umherschwömmen; aber in der Wissenschaft wie
anderswo sind Späße keine Gründe, und man mußte bald erkennen, daß sich die


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[0295] Maßgebliches und Unmaßgebliches und nachdenkend durch Europa gezogen ist. Keine Inschrift an einem öffentlichen Gebäude oder Privathaus, an einer Glocke oder einem Geschütze, keine Landes¬ oder Stammeseigentümlichkeit ist ihm entgangen, und die hohe Kultur Westeuropas hatte seinen Horizont erweitert, seine Welterfahrung vergrößert und seine Lebens¬ philosophie kristallisiert. Und natürlich war seine wahre Frömmigkeit nicht der geringste Grund, ihn den christlichen Männern vom Saalhof als Vertrauensperson zu empfehlen. — Die Biographie Learneds hat auch William Peru und den Quäkern ausführliche Würdigung gespendet, und Perus Aufenthalt und Wirken in Deutschland und Frankfurt wird mit neuen Belegen geschildert. Am 20. August 1683 landete Pastorius in Pennsylvanien, wohin zunächst Krefelder Kolonisten kamen; und von da an sind es die Staats- und Stadtarchive von Pennsylvanien und Philadelphia und der am 24. April 1685 von Pastorius gegründeten Stadt Germantown, aber auch private Sammlungen, die dem Biographen eine Fülle von bis jetzt unbekannten oder unpublizierten Dokumenten zur Verfügung gestellt haben. Und so konnte Marion Dexter Learned eine aktenmäßige Geschichte von Germantown immer im Hinblick auf die Tätigkeit von Pastorius aufbauen. Pastorius war bis zum Jahre 1700 Bevollmächtigter der Frankfurter Kompanie; dann trat er zurück, und die 1702 herübergekommnen Frankfurter Falkner, Kelpius und Jawert vertraten die Interessen der Frankfurter Kompanie, die mit 25000 Acres Land 1683 die Kolonisation jenseits des Ozeans begonnen hatte. Wir können hier die Geschicke der von Pastorius gegründeten Stadt im Detail nicht weiter verfolgen. Der deutsche Jurist hat, nachdem er sich von der Leitung der Kompanie hatte entbinden lassen, vor allem Praktisch-pädagogische Interessen gehabt, und von den Jahren 1716 und 1717 weiß man noch, daß Pastorius damals noch Schule hielt. Er ist zwischen dem 26. September 1719 und dem 13. Januar 1720 gestorben, wahrscheinlich am 27. September 1719. Sein Grab ist nicht bekannt. Pastorius hat zahlreiche Tagebücher, Schriften, Akten und Bücher hinterlassen, die alle in der Biographie von Learned in musterhafter Weise unbenutzt sind. — Wir haben an dieser Stelle die Persönlichkeit des Franz Daniel Pastorius und seine Taten keineswegs in aus¬ führlicher Weise schildern, sondern nur in Anbetracht der Bedeutung des Gründers der ersten deutschen Stadt in Nordamerika für das Deutschtum in Amerika, für die religiöse Bewegung in Deutschland in der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts und für die damalige Wirtschafts- und Kolonisationsgeschichte auf das in der Arbeit in. von Learned vereinigte Material die Interessenten aufmerksam machen wollen, Sparte Arrhenius, Das Werden der Welten. (Leipzig, Akademische Verlagsgesellschaft, 1908.) Schon lange gilt uns Physikern der spekulative Stock¬ holmer als einer der feinsten Forscherköpfe. Wir zählen ihn geradezu den Klassikern zu, seitdem er uns seine Dissoziationstheorie schuf, die die beiden Hauptcharakter¬ züge ihres Vaters so trefflich dartut: scharfe Kombinationsgabe und frischen, fröh¬ lichen Mut. Als das feste Gefüge, als das der Chemiker durchaus und dnrchum die chemischen Verbindungen angesehen haben wollte, der Erklärung einer Reihe von Vorgängen unüberwindliche Schwierigkeiten bereitete, da war es Arrhenius, der kurzerhand dieses Gefüge zermürbte und die Verbindung angefüllt mit Scharen freier Einzelteilchen (sog. Ionen) sah. War das ein Wagstück! Poincare schreibt in seiner trefflichen Monographie: Moderne Physik: „Der Widerspruch zahlreicher Chemiker und Physiker gegen die Ideen von Arrhenius war zuerst sehr lebhaft. Man muß mit Bedauern konstatieren, daß einzelne, besonders in Frankreich, für diesen Kampf zu eiuer Waffe gegriffen hatten, die die Gelehrten mitunter ein wenig plump handhaben: sie machten ihre Späße über diese in der Lösung frei gewordnen Ionen, sie verlangten dieses Chlor, dieses Natrium zu sehen, die im Zustande der Freiheit im Wasser umherschwömmen; aber in der Wissenschaft wie anderswo sind Späße keine Gründe, und man mußte bald erkennen, daß sich die

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_313702/295>, abgerufen am 27.04.2024.