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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr.

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Der rote Hahn

gürtet gezeichnet hat, das Bild einer Zukunft, die keine gewaltsame Losreißung
von der Vergangenheit bedeutet, sondern eine naturnotwendige Weiterentwicklung
aus ihr, die Konservatismus mit Fortschritt harmonisch vereinigt, die der Natur
der Bevölkerung ebenso treu bleibt wie der Natur der Landschaft.




9er rote Hahn
von pallc Rosenkrantz. Deutsch von Jda Anders
(Fortsetzung)

igne stand vor dem Hause, ein wenig verlegen, ein wenig atemlos.
Ein Herr möchte mit dem Herrn Gutsbesitzer sprechen.

Hilmer blickte auf. Frugen Sie, wer es ist. Ich habe doch
Besuch und mag mich nicht stören lassen. Sie müssen immer fragen,
signe. Mögen die Leute ihren Namen sagen. Ich hasse dieses
Hereinplatzen zur Zeit und Unzeit. Außerdem habe ich Ihnen auch
wohl schon früher gesagt, daß Sie fragen müssen.

signe näherte sich dem Gutsbesitzer und sagte ganz leise ein paar Worte.

Hilmer sprang auf. Kriminalkommissar Frederiksen. Gut, gehen Sie. Sagen
Sie ihm, ich werde kommen.

signe ging.

Hilmer wandte sich zum Bürgermeister und sagte ein wenig gezwungen:
Kriminalkommissar Frederiksen. Es ist doch merkwürdig, daß er heute hier heraus¬
kommt, er muß ja doch wissen, daß ich heute am Geburtstag meiner Tochter
Gäste habe.

Der Bürgermeister wurde blutrot: Frederiksen -- der Polizeihund, das ist ja
verdammt.

Kann ich ihn nicht bitten, niorgen wiederzukommen? fragte Hilmer. Nun hat
das Beche mir seit acht Tagen das Haus eingelaufen; wenn ich es nicht besser
wüßte, würde ich glauben, er und dieser verdammte Kommissionsrichter wollten mich
bezichtigen, Deichhvf abgebrannt zu haben.

Der Bürgermeister rückte nervös auf seinem Platz hin und her: Seydewitz,
sagte er.

Seydewitz sprang auf und trat dicht vor den Bürgermeister hin.

Was bedeutet das, Seydewitzchen, sagte dieser leise, glauben Sie, daß die
Kanaille etwas vor hat?

Ich fürchte das Schlimmste, sagte Seydewitz in demselben gedämpften Ton.
Es wäre vielleicht das beste, wenn ich hinaufginge.

Der Hofjägermeister und der Postmeister saßen und starrten die beiden Obrig-
kcitspersonen an.

Nein nein, sagte der Bürgermeister. Nein, lieber Hilmer, gehen Sie hinaus
und bitten Sie den Kommissar bis morgen zu warten. Das ist doch zu toll, die
Leute zu stören, wenn man weiß, daß sie Besuch haben; das kann er nur auf eigne
Rechnung getan haben, das würde Richter nie tun.

Hilmer ging.


Der rote Hahn

gürtet gezeichnet hat, das Bild einer Zukunft, die keine gewaltsame Losreißung
von der Vergangenheit bedeutet, sondern eine naturnotwendige Weiterentwicklung
aus ihr, die Konservatismus mit Fortschritt harmonisch vereinigt, die der Natur
der Bevölkerung ebenso treu bleibt wie der Natur der Landschaft.




9er rote Hahn
von pallc Rosenkrantz. Deutsch von Jda Anders
(Fortsetzung)

igne stand vor dem Hause, ein wenig verlegen, ein wenig atemlos.
Ein Herr möchte mit dem Herrn Gutsbesitzer sprechen.

Hilmer blickte auf. Frugen Sie, wer es ist. Ich habe doch
Besuch und mag mich nicht stören lassen. Sie müssen immer fragen,
signe. Mögen die Leute ihren Namen sagen. Ich hasse dieses
Hereinplatzen zur Zeit und Unzeit. Außerdem habe ich Ihnen auch
wohl schon früher gesagt, daß Sie fragen müssen.

signe näherte sich dem Gutsbesitzer und sagte ganz leise ein paar Worte.

Hilmer sprang auf. Kriminalkommissar Frederiksen. Gut, gehen Sie. Sagen
Sie ihm, ich werde kommen.

signe ging.

Hilmer wandte sich zum Bürgermeister und sagte ein wenig gezwungen:
Kriminalkommissar Frederiksen. Es ist doch merkwürdig, daß er heute hier heraus¬
kommt, er muß ja doch wissen, daß ich heute am Geburtstag meiner Tochter
Gäste habe.

Der Bürgermeister wurde blutrot: Frederiksen — der Polizeihund, das ist ja
verdammt.

Kann ich ihn nicht bitten, niorgen wiederzukommen? fragte Hilmer. Nun hat
das Beche mir seit acht Tagen das Haus eingelaufen; wenn ich es nicht besser
wüßte, würde ich glauben, er und dieser verdammte Kommissionsrichter wollten mich
bezichtigen, Deichhvf abgebrannt zu haben.

Der Bürgermeister rückte nervös auf seinem Platz hin und her: Seydewitz,
sagte er.

Seydewitz sprang auf und trat dicht vor den Bürgermeister hin.

Was bedeutet das, Seydewitzchen, sagte dieser leise, glauben Sie, daß die
Kanaille etwas vor hat?

Ich fürchte das Schlimmste, sagte Seydewitz in demselben gedämpften Ton.
Es wäre vielleicht das beste, wenn ich hinaufginge.

Der Hofjägermeister und der Postmeister saßen und starrten die beiden Obrig-
kcitspersonen an.

Nein nein, sagte der Bürgermeister. Nein, lieber Hilmer, gehen Sie hinaus
und bitten Sie den Kommissar bis morgen zu warten. Das ist doch zu toll, die
Leute zu stören, wenn man weiß, daß sie Besuch haben; das kann er nur auf eigne
Rechnung getan haben, das würde Richter nie tun.

Hilmer ging.


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[0624] Der rote Hahn gürtet gezeichnet hat, das Bild einer Zukunft, die keine gewaltsame Losreißung von der Vergangenheit bedeutet, sondern eine naturnotwendige Weiterentwicklung aus ihr, die Konservatismus mit Fortschritt harmonisch vereinigt, die der Natur der Bevölkerung ebenso treu bleibt wie der Natur der Landschaft. 9er rote Hahn von pallc Rosenkrantz. Deutsch von Jda Anders (Fortsetzung) igne stand vor dem Hause, ein wenig verlegen, ein wenig atemlos. Ein Herr möchte mit dem Herrn Gutsbesitzer sprechen. Hilmer blickte auf. Frugen Sie, wer es ist. Ich habe doch Besuch und mag mich nicht stören lassen. Sie müssen immer fragen, signe. Mögen die Leute ihren Namen sagen. Ich hasse dieses Hereinplatzen zur Zeit und Unzeit. Außerdem habe ich Ihnen auch wohl schon früher gesagt, daß Sie fragen müssen. signe näherte sich dem Gutsbesitzer und sagte ganz leise ein paar Worte. Hilmer sprang auf. Kriminalkommissar Frederiksen. Gut, gehen Sie. Sagen Sie ihm, ich werde kommen. signe ging. Hilmer wandte sich zum Bürgermeister und sagte ein wenig gezwungen: Kriminalkommissar Frederiksen. Es ist doch merkwürdig, daß er heute hier heraus¬ kommt, er muß ja doch wissen, daß ich heute am Geburtstag meiner Tochter Gäste habe. Der Bürgermeister wurde blutrot: Frederiksen — der Polizeihund, das ist ja verdammt. Kann ich ihn nicht bitten, niorgen wiederzukommen? fragte Hilmer. Nun hat das Beche mir seit acht Tagen das Haus eingelaufen; wenn ich es nicht besser wüßte, würde ich glauben, er und dieser verdammte Kommissionsrichter wollten mich bezichtigen, Deichhvf abgebrannt zu haben. Der Bürgermeister rückte nervös auf seinem Platz hin und her: Seydewitz, sagte er. Seydewitz sprang auf und trat dicht vor den Bürgermeister hin. Was bedeutet das, Seydewitzchen, sagte dieser leise, glauben Sie, daß die Kanaille etwas vor hat? Ich fürchte das Schlimmste, sagte Seydewitz in demselben gedämpften Ton. Es wäre vielleicht das beste, wenn ich hinaufginge. Der Hofjägermeister und der Postmeister saßen und starrten die beiden Obrig- kcitspersonen an. Nein nein, sagte der Bürgermeister. Nein, lieber Hilmer, gehen Sie hinaus und bitten Sie den Kommissar bis morgen zu warten. Das ist doch zu toll, die Leute zu stören, wenn man weiß, daß sie Besuch haben; das kann er nur auf eigne Rechnung getan haben, das würde Richter nie tun. Hilmer ging.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_313702/624>, abgerufen am 28.04.2024.