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Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Das vorzüglich ausgestattete Werk bietet in Bild und Wort ein klares und
erschöpfendes Bild unsrer Kolonie Deutsch-Ostafrika und möge in keinem deutschen
Hause fehlen, in dem das Interesse für unsre Kolonien geweckt oder wach gehalten
A. Forel, k. Hauptmann a. D. werden soll.


Sappho.

Von Hermann Steiner. Verlag von Eugen Diederichs in Jena.
Über die Lebensverhältnisse der lesbischen Dichterin Sappho wissen wir nur wenig.
Desto mehr hat man ihre Gedichte mißdeutet, um über ihr Wesen allerlei -- ich
möchte sagen -- perfide, unwahre Gerüchte zu verbreiten. Schon die griechischen
Komiker trieben ihre derben Späße mit der lesbischen Liebe der Dichterin. Trotzdem
der bedeutende Philologe Welcker schon am Anfange des neunzehnten Jahrhunderts
eine Ehrenrettung der Dichterin unternahm, sind die Verdächtigungen auch heute
nicht verstummt, ist das Vorurteil nicht überwunden. In seiner eingehenden, alles
Quellenmaterial heranziehenden Schrift unternimmt Steiner mit Glück aufs neue
eine Ehrenrettung. Eine natürliche Zeit ließ die Menschen auch natürliche Emp¬
findungen des Wohlgefallens an einem schönen Körper, der Zärtlichkeit für ein
holdes Wesen natürlich aussprechen. Das wundervolle innige und psychologisch
tiefe Gedicht, das Sappho zum Abschied einer jungen Freundin, die einem Manne
in die Ehe folgt, gewidmet hat, ist nicht sexuell zu deuten. Sapphos Liebe zu
Phaon, dem vielleicht ein Jugenderlebnis zugrunde liegen mag, ist symbolisch zu
deuten, sie ist das unstillbare Verlangen der Menschenseele. die Sehnsucht nach
einer himmlischen Liebe. Mag dies der Sinn des Mythos sein: ist es nicht viel
natürlicher, auch diese Liebe natürlich zu erklären? Ist nicht auch die reife alternde
Frau einer zärtlichen, ja leidenschaftlichen Liebe fähig? Augenscheinlich hat sich die
Dichterin, die kluge und feine Frau, auch später einer entsagenden Seelenstimmung
hingegeben und die tiefe Ruhe des Gemüts wiedergefunden, sodaß Schicksal und Tod
ihrem Frieden nichts anhaben konnten. Wenn wir alles dies bedenken und dieser
Eindruck wird durch Steiners vortreffliche Ausführungen bestätigt --, so sollten wir
diese edle Frau, in der sich vor Jahrtausenden Menschentum und Menschengeist in so
Hans Benzmann unmittelbarer Weise offenbarten, in hohen Ehren halten.


Eduard Mörike.

Sämtliche Werke. Herausgegeben vom "Kunstwart" durch
Karl Fischer. Mit Bildern, Handschriftenproben und Noten. München, Georg
D. W. Callwey. Nachdem von Mörikes Werken in den letzten Jahren mehrere
wohlfeile Ausgaben erschienen waren, ist es ein Wagnis, noch eine neue Ausgabe der
Öffentlichkeit anzubieten. Doch scheint diese neue Ausgabe, die sich allerdings nur
an den Liebhaber wendet, erst die rechte, des Dichters durchaus würdige, geworden
ZU sein. Sie schließt sich den Ausgaben gewisser Klassiker., die angesehene Ver¬
lagsbuchhändler in den letzten Jahren veranstaltet haben, zum Beispiel den Neu¬
ausgaben von Novalis und Hölderlin im Verlage Eugen Diederichs. Jena, in
jeder Beziehung als eine gleich vollkommne, in Ausstattung ähnlich vornehme an.
Der Band der Mörikeausgabe präsentiert sich in seinem weißen Pergamentgewande
und in seinem schönen und klaren Druck, in der feinen Art des verwandten Papiers
ungemein geschmackvoll und künstlerisch originell und harmonisch. Welche Freude
halte der in jeder Beziehung künstlerisch fein gestimmte Mörike an diesen sechs
Bänden, die sein ganzes Lebenswerk enthalten, gehabt! Auch inhaltlich will die
Neuausgabe manches neue bieten, unter anoerm enthält sie bisher noch ganz un¬
bekannte Gedichte, ein bisher ungedrucktes Dramolett, das Bruchstück eines religiösen
Romans. Im einzelnen sei folgendes hervorgehoben: Dem ersten Bande ist eine
Einleitung vorausgeschickt, die in Mörikes Leben und Dichten einführt, seine Lyrik
würdigt und seinen lyrischen und epischen Stil charakterisiert. Der Text der im
ersten Bande enthaltnen Gedichte deckt sich genau -- nur Rechtschreibung und
Patzzeichen sind dem neusten Gebrauch angepaßt -- mit der Ausgabe letzter Hand.
Der zweite Band bietet nach einer kurzen, instruierenden Einleitung eine Nachlese


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Das vorzüglich ausgestattete Werk bietet in Bild und Wort ein klares und
erschöpfendes Bild unsrer Kolonie Deutsch-Ostafrika und möge in keinem deutschen
Hause fehlen, in dem das Interesse für unsre Kolonien geweckt oder wach gehalten
A. Forel, k. Hauptmann a. D. werden soll.


Sappho.

Von Hermann Steiner. Verlag von Eugen Diederichs in Jena.
Über die Lebensverhältnisse der lesbischen Dichterin Sappho wissen wir nur wenig.
Desto mehr hat man ihre Gedichte mißdeutet, um über ihr Wesen allerlei — ich
möchte sagen — perfide, unwahre Gerüchte zu verbreiten. Schon die griechischen
Komiker trieben ihre derben Späße mit der lesbischen Liebe der Dichterin. Trotzdem
der bedeutende Philologe Welcker schon am Anfange des neunzehnten Jahrhunderts
eine Ehrenrettung der Dichterin unternahm, sind die Verdächtigungen auch heute
nicht verstummt, ist das Vorurteil nicht überwunden. In seiner eingehenden, alles
Quellenmaterial heranziehenden Schrift unternimmt Steiner mit Glück aufs neue
eine Ehrenrettung. Eine natürliche Zeit ließ die Menschen auch natürliche Emp¬
findungen des Wohlgefallens an einem schönen Körper, der Zärtlichkeit für ein
holdes Wesen natürlich aussprechen. Das wundervolle innige und psychologisch
tiefe Gedicht, das Sappho zum Abschied einer jungen Freundin, die einem Manne
in die Ehe folgt, gewidmet hat, ist nicht sexuell zu deuten. Sapphos Liebe zu
Phaon, dem vielleicht ein Jugenderlebnis zugrunde liegen mag, ist symbolisch zu
deuten, sie ist das unstillbare Verlangen der Menschenseele. die Sehnsucht nach
einer himmlischen Liebe. Mag dies der Sinn des Mythos sein: ist es nicht viel
natürlicher, auch diese Liebe natürlich zu erklären? Ist nicht auch die reife alternde
Frau einer zärtlichen, ja leidenschaftlichen Liebe fähig? Augenscheinlich hat sich die
Dichterin, die kluge und feine Frau, auch später einer entsagenden Seelenstimmung
hingegeben und die tiefe Ruhe des Gemüts wiedergefunden, sodaß Schicksal und Tod
ihrem Frieden nichts anhaben konnten. Wenn wir alles dies bedenken und dieser
Eindruck wird durch Steiners vortreffliche Ausführungen bestätigt —, so sollten wir
diese edle Frau, in der sich vor Jahrtausenden Menschentum und Menschengeist in so
Hans Benzmann unmittelbarer Weise offenbarten, in hohen Ehren halten.


Eduard Mörike.

Sämtliche Werke. Herausgegeben vom „Kunstwart" durch
Karl Fischer. Mit Bildern, Handschriftenproben und Noten. München, Georg
D. W. Callwey. Nachdem von Mörikes Werken in den letzten Jahren mehrere
wohlfeile Ausgaben erschienen waren, ist es ein Wagnis, noch eine neue Ausgabe der
Öffentlichkeit anzubieten. Doch scheint diese neue Ausgabe, die sich allerdings nur
an den Liebhaber wendet, erst die rechte, des Dichters durchaus würdige, geworden
ZU sein. Sie schließt sich den Ausgaben gewisser Klassiker., die angesehene Ver¬
lagsbuchhändler in den letzten Jahren veranstaltet haben, zum Beispiel den Neu¬
ausgaben von Novalis und Hölderlin im Verlage Eugen Diederichs. Jena, in
jeder Beziehung als eine gleich vollkommne, in Ausstattung ähnlich vornehme an.
Der Band der Mörikeausgabe präsentiert sich in seinem weißen Pergamentgewande
und in seinem schönen und klaren Druck, in der feinen Art des verwandten Papiers
ungemein geschmackvoll und künstlerisch originell und harmonisch. Welche Freude
halte der in jeder Beziehung künstlerisch fein gestimmte Mörike an diesen sechs
Bänden, die sein ganzes Lebenswerk enthalten, gehabt! Auch inhaltlich will die
Neuausgabe manches neue bieten, unter anoerm enthält sie bisher noch ganz un¬
bekannte Gedichte, ein bisher ungedrucktes Dramolett, das Bruchstück eines religiösen
Romans. Im einzelnen sei folgendes hervorgehoben: Dem ersten Bande ist eine
Einleitung vorausgeschickt, die in Mörikes Leben und Dichten einführt, seine Lyrik
würdigt und seinen lyrischen und epischen Stil charakterisiert. Der Text der im
ersten Bande enthaltnen Gedichte deckt sich genau — nur Rechtschreibung und
Patzzeichen sind dem neusten Gebrauch angepaßt — mit der Ausgabe letzter Hand.
Der zweite Band bietet nach einer kurzen, instruierenden Einleitung eine Nachlese


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[0443] Maßgebliches und Unmaßgebliches Das vorzüglich ausgestattete Werk bietet in Bild und Wort ein klares und erschöpfendes Bild unsrer Kolonie Deutsch-Ostafrika und möge in keinem deutschen Hause fehlen, in dem das Interesse für unsre Kolonien geweckt oder wach gehalten A. Forel, k. Hauptmann a. D. werden soll. Sappho. Von Hermann Steiner. Verlag von Eugen Diederichs in Jena. Über die Lebensverhältnisse der lesbischen Dichterin Sappho wissen wir nur wenig. Desto mehr hat man ihre Gedichte mißdeutet, um über ihr Wesen allerlei — ich möchte sagen — perfide, unwahre Gerüchte zu verbreiten. Schon die griechischen Komiker trieben ihre derben Späße mit der lesbischen Liebe der Dichterin. Trotzdem der bedeutende Philologe Welcker schon am Anfange des neunzehnten Jahrhunderts eine Ehrenrettung der Dichterin unternahm, sind die Verdächtigungen auch heute nicht verstummt, ist das Vorurteil nicht überwunden. In seiner eingehenden, alles Quellenmaterial heranziehenden Schrift unternimmt Steiner mit Glück aufs neue eine Ehrenrettung. Eine natürliche Zeit ließ die Menschen auch natürliche Emp¬ findungen des Wohlgefallens an einem schönen Körper, der Zärtlichkeit für ein holdes Wesen natürlich aussprechen. Das wundervolle innige und psychologisch tiefe Gedicht, das Sappho zum Abschied einer jungen Freundin, die einem Manne in die Ehe folgt, gewidmet hat, ist nicht sexuell zu deuten. Sapphos Liebe zu Phaon, dem vielleicht ein Jugenderlebnis zugrunde liegen mag, ist symbolisch zu deuten, sie ist das unstillbare Verlangen der Menschenseele. die Sehnsucht nach einer himmlischen Liebe. Mag dies der Sinn des Mythos sein: ist es nicht viel natürlicher, auch diese Liebe natürlich zu erklären? Ist nicht auch die reife alternde Frau einer zärtlichen, ja leidenschaftlichen Liebe fähig? Augenscheinlich hat sich die Dichterin, die kluge und feine Frau, auch später einer entsagenden Seelenstimmung hingegeben und die tiefe Ruhe des Gemüts wiedergefunden, sodaß Schicksal und Tod ihrem Frieden nichts anhaben konnten. Wenn wir alles dies bedenken und dieser Eindruck wird durch Steiners vortreffliche Ausführungen bestätigt —, so sollten wir diese edle Frau, in der sich vor Jahrtausenden Menschentum und Menschengeist in so Hans Benzmann unmittelbarer Weise offenbarten, in hohen Ehren halten. Eduard Mörike. Sämtliche Werke. Herausgegeben vom „Kunstwart" durch Karl Fischer. Mit Bildern, Handschriftenproben und Noten. München, Georg D. W. Callwey. Nachdem von Mörikes Werken in den letzten Jahren mehrere wohlfeile Ausgaben erschienen waren, ist es ein Wagnis, noch eine neue Ausgabe der Öffentlichkeit anzubieten. Doch scheint diese neue Ausgabe, die sich allerdings nur an den Liebhaber wendet, erst die rechte, des Dichters durchaus würdige, geworden ZU sein. Sie schließt sich den Ausgaben gewisser Klassiker., die angesehene Ver¬ lagsbuchhändler in den letzten Jahren veranstaltet haben, zum Beispiel den Neu¬ ausgaben von Novalis und Hölderlin im Verlage Eugen Diederichs. Jena, in jeder Beziehung als eine gleich vollkommne, in Ausstattung ähnlich vornehme an. Der Band der Mörikeausgabe präsentiert sich in seinem weißen Pergamentgewande und in seinem schönen und klaren Druck, in der feinen Art des verwandten Papiers ungemein geschmackvoll und künstlerisch originell und harmonisch. Welche Freude halte der in jeder Beziehung künstlerisch fein gestimmte Mörike an diesen sechs Bänden, die sein ganzes Lebenswerk enthalten, gehabt! Auch inhaltlich will die Neuausgabe manches neue bieten, unter anoerm enthält sie bisher noch ganz un¬ bekannte Gedichte, ein bisher ungedrucktes Dramolett, das Bruchstück eines religiösen Romans. Im einzelnen sei folgendes hervorgehoben: Dem ersten Bande ist eine Einleitung vorausgeschickt, die in Mörikes Leben und Dichten einführt, seine Lyrik würdigt und seinen lyrischen und epischen Stil charakterisiert. Der Text der im ersten Bande enthaltnen Gedichte deckt sich genau — nur Rechtschreibung und Patzzeichen sind dem neusten Gebrauch angepaßt — mit der Ausgabe letzter Hand. Der zweite Band bietet nach einer kurzen, instruierenden Einleitung eine Nachlese

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341889_314346/443>, abgerufen am 03.05.2024.