Die Grenzboten. Jg. 68, 1909, Viertes Vierteljahr.Zwei politische Romane ficht mit ihren Grundgedanken berührt. In seiner tatsächlich vorliegenden Zwei politische Romane o darf man die beiden vorliegenden Bücher: Auf treuer Zwei politische Romane ficht mit ihren Grundgedanken berührt. In seiner tatsächlich vorliegenden Zwei politische Romane o darf man die beiden vorliegenden Bücher: Auf treuer <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0599" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/314946"/> <fw type="header" place="top"> Zwei politische Romane</fw><lb/> <p xml:id="ID_2624" prev="#ID_2623"> ficht mit ihren Grundgedanken berührt. In seiner tatsächlich vorliegenden<lb/> Ausgestaltung ist aber der „Pragmatismus" doch ein echtes Kind der Gegen¬<lb/> wart, eine notwendige Frucht ihrer Einsichten und Bedürfnisse und darum<lb/> sicherlich berufen, mit dem vollen Gewicht seiner Argumentationen in den Gegen¬<lb/> sätzen und Kämpfen der Gegenwart zu wirken.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Zwei politische Romane</head><lb/> <p xml:id="ID_2625" next="#ID_2626"> o darf man die beiden vorliegenden Bücher: Auf treuer<lb/> deutscher Wacht, aus dem nationalen Leben der Deutsch¬<lb/> böhmen von Wolfgang Schild (Leipzig, Oscar Leiner, geb.<lb/> 4 Mark) und Der Luftkrieg von H. G. Wells (Stuttgart,<lb/> Julius Hoffmann, brosch. 3 Mark) — beide in zweiter Auf¬<lb/> lage — wohl nennen, obwohl bei ihnen der eigentliche Romanstoff nur einen<lb/> nebensächlichen Teil des reichen Inhalts ausmacht, der in der Hauptsache<lb/> historischen und politischen Betrachtungen gewidmet ist. Im Buche W. Schilds<lb/> können diese auf volle Zustimmung deutscher Leser zählen. Es handelt sich um<lb/> den alten Kampf zwischen Deutschen und Tschechen in Böhmen, der seit der<lb/> Umgestaltung des innern Staatslebens der Gegenwart in andern Formen aus-<lb/> gebrochen ist und betrieben wird wie in frühern Jahrhunderten und doch im<lb/> wesentlichen der gleiche geblieben ist. Der Weg der deutschen Kultur nach Osten<lb/> hat im Verlauf eines Jahrtausends große Züge aufgewiesen und Erfolge<lb/> erzielt, die nach menschlicher Voraussicht auch niemals wieder verwischt werden<lb/> können. Aber infolge der zunehmenden Schwäche des alten Kaiserreichs sind<lb/> zahlreiche deutsche Vorposten im fernern Osten wieder vernichtet worden, ihre<lb/> Kulturgaben sind sogar den Gegnern zugute gekommen und werden nicht ohne<lb/> Erfolg zur Bekämpfung des Deutschtums angewandt. Die Entstehung des<lb/> machtvollen neuen Deutschen Reichs liegt noch zu kurze Zeit hinter uns, als<lb/> daß sie ihre belebende Wirkung nachdrücklich und weithin hätte äußern können,<lb/> den Deutschen der Habsburgischen Monarchie hat sie selbst eine Erschwerung<lb/> ihrer Lage gebracht; schwerwiegende Gründe politischer Natur zwingen sogar<lb/> dazu, die Deutschösterreicher ihrer eignen Kraft zu überlassen. Und das ist für<lb/> sie sehr gut gewesen. Von Tag zu Tag wächst die Überzeugung, daß die<lb/> anfänglich sehr aussichtsreich erscheinenden Versuche, auf deutschen Errungen¬<lb/> schaften aufgebaute kleine tschechische und magyarische Kulturgebiete zu schaffen,<lb/> an der Unzulänglichkeit der Gebiete selbst scheitern müssen. Der Gang der<lb/> neuern Weltgeschichte ist aristokratisch, nur Weltreiche haben Geltung, und kleine<lb/> Kulturmittelpunkte, glichen sie selbst denen Altgriechenlands, vermögen wohl<lb/> kleine Kräuselungen und Wirbel hervorzurufen, aber nicht den großen Strom</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0599]
Zwei politische Romane
ficht mit ihren Grundgedanken berührt. In seiner tatsächlich vorliegenden
Ausgestaltung ist aber der „Pragmatismus" doch ein echtes Kind der Gegen¬
wart, eine notwendige Frucht ihrer Einsichten und Bedürfnisse und darum
sicherlich berufen, mit dem vollen Gewicht seiner Argumentationen in den Gegen¬
sätzen und Kämpfen der Gegenwart zu wirken.
Zwei politische Romane
o darf man die beiden vorliegenden Bücher: Auf treuer
deutscher Wacht, aus dem nationalen Leben der Deutsch¬
böhmen von Wolfgang Schild (Leipzig, Oscar Leiner, geb.
4 Mark) und Der Luftkrieg von H. G. Wells (Stuttgart,
Julius Hoffmann, brosch. 3 Mark) — beide in zweiter Auf¬
lage — wohl nennen, obwohl bei ihnen der eigentliche Romanstoff nur einen
nebensächlichen Teil des reichen Inhalts ausmacht, der in der Hauptsache
historischen und politischen Betrachtungen gewidmet ist. Im Buche W. Schilds
können diese auf volle Zustimmung deutscher Leser zählen. Es handelt sich um
den alten Kampf zwischen Deutschen und Tschechen in Böhmen, der seit der
Umgestaltung des innern Staatslebens der Gegenwart in andern Formen aus-
gebrochen ist und betrieben wird wie in frühern Jahrhunderten und doch im
wesentlichen der gleiche geblieben ist. Der Weg der deutschen Kultur nach Osten
hat im Verlauf eines Jahrtausends große Züge aufgewiesen und Erfolge
erzielt, die nach menschlicher Voraussicht auch niemals wieder verwischt werden
können. Aber infolge der zunehmenden Schwäche des alten Kaiserreichs sind
zahlreiche deutsche Vorposten im fernern Osten wieder vernichtet worden, ihre
Kulturgaben sind sogar den Gegnern zugute gekommen und werden nicht ohne
Erfolg zur Bekämpfung des Deutschtums angewandt. Die Entstehung des
machtvollen neuen Deutschen Reichs liegt noch zu kurze Zeit hinter uns, als
daß sie ihre belebende Wirkung nachdrücklich und weithin hätte äußern können,
den Deutschen der Habsburgischen Monarchie hat sie selbst eine Erschwerung
ihrer Lage gebracht; schwerwiegende Gründe politischer Natur zwingen sogar
dazu, die Deutschösterreicher ihrer eignen Kraft zu überlassen. Und das ist für
sie sehr gut gewesen. Von Tag zu Tag wächst die Überzeugung, daß die
anfänglich sehr aussichtsreich erscheinenden Versuche, auf deutschen Errungen¬
schaften aufgebaute kleine tschechische und magyarische Kulturgebiete zu schaffen,
an der Unzulänglichkeit der Gebiete selbst scheitern müssen. Der Gang der
neuern Weltgeschichte ist aristokratisch, nur Weltreiche haben Geltung, und kleine
Kulturmittelpunkte, glichen sie selbst denen Altgriechenlands, vermögen wohl
kleine Kräuselungen und Wirbel hervorzurufen, aber nicht den großen Strom
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |