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Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Drittes Vierteljahr.

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Das neue versicherungsrccht

dem Bau der Bagdadbahn und der damit verbundenen Erschließung Kleinasiens
erhofft die Türkei mehr als von allen anderen Unternehmungen, und abermals
steht in dieser Beziehung der Bau der Bagdadbahn im Mittelpunkt. Man
erkennt, daß hier dein Interesse der Türkei mehr als bei irgendeinem anderen
Unternehmen durch die Fremden gedient wird, daß Deutschland politische Hinter¬
gedanken, die dein Interesse der Türkei entgegenliefen, nicht haben kann. Das
Wesentliche aber ist, man ist sicher, daß hier politische Spekulationen, die einmal
Gefahren werden könnten, nicht im Spiele sind.

Durch die in der letzten Zeit in der Tagespresse häufiger gemachte
Gegenüberstellung der deutschen Interessen in der Türkei mit denen seiner wirt¬
schaftlichen Konkurrenten haben in der Tat die Beziehungen zu Deutschland eine
wesentliche Verbesserung erfahren. Es scheint fast, als ob die jüngst wiederholt
erwähnte freundschaftliche Annäherung der Türkei an Deutschland im Orient
nicht unwillkommen wäre.




Das neue Versicherungsrecht
vortrag im verein zur Verbreitung von Rechtskenntnissen zu Berlin
von llcimmergcrichtsrat Gelo Helgen
I.

I s mag in dieser Zeit, wo die Neugestaltung der Reichsversicherungs¬
ordnung im Vordergrunde des öffentlichen Interesses steht, vielleicht
einigermaßen als Enttäuschung wirken, wenn man es unternimmt,
von privatem Versicherungswesen zu sprechen. Und doch reicht
gerade das private Versicherungswesen in seiner Bedeutung viel
weiter als die öffentliche, die Sozialversicherung. Es erfaßt alle Volkskreise,
nicht bloß die Schicht des werktätigen Arbeiters; man kann sagen, daß es heut¬
zutage kaum einen Menschen gibt, der nicht in der einen oder andern Weise
an irgendeiner Versicherung beteiligt wäre. Zum mindesten gehört das Bestehen
einer Feuerversicherung bereits zu den regelmäßigen Erfordernissen eines ordentlich
verwalteten Haushalts; die Lebensversicherung, zumal in der Form der Volks¬
versicherung, erobert immer weitere Kreise und auch die andern größern Ver¬
sicherungszweige, die Unfallversicherung, die Haftpflichtversicherung, die Einbruch¬
diebstahlversicherung usw. schreiten mit Riesenschritten vorwärts und werden
Gemeingut des sorgsamen Hausvaters auch da, wo noch vor wenigen Jahr¬
zehnten kaum einer an eine Vorsorge dieser Art dachte.


Das neue versicherungsrccht

dem Bau der Bagdadbahn und der damit verbundenen Erschließung Kleinasiens
erhofft die Türkei mehr als von allen anderen Unternehmungen, und abermals
steht in dieser Beziehung der Bau der Bagdadbahn im Mittelpunkt. Man
erkennt, daß hier dein Interesse der Türkei mehr als bei irgendeinem anderen
Unternehmen durch die Fremden gedient wird, daß Deutschland politische Hinter¬
gedanken, die dein Interesse der Türkei entgegenliefen, nicht haben kann. Das
Wesentliche aber ist, man ist sicher, daß hier politische Spekulationen, die einmal
Gefahren werden könnten, nicht im Spiele sind.

Durch die in der letzten Zeit in der Tagespresse häufiger gemachte
Gegenüberstellung der deutschen Interessen in der Türkei mit denen seiner wirt¬
schaftlichen Konkurrenten haben in der Tat die Beziehungen zu Deutschland eine
wesentliche Verbesserung erfahren. Es scheint fast, als ob die jüngst wiederholt
erwähnte freundschaftliche Annäherung der Türkei an Deutschland im Orient
nicht unwillkommen wäre.




Das neue Versicherungsrecht
vortrag im verein zur Verbreitung von Rechtskenntnissen zu Berlin
von llcimmergcrichtsrat Gelo Helgen
I.

I s mag in dieser Zeit, wo die Neugestaltung der Reichsversicherungs¬
ordnung im Vordergrunde des öffentlichen Interesses steht, vielleicht
einigermaßen als Enttäuschung wirken, wenn man es unternimmt,
von privatem Versicherungswesen zu sprechen. Und doch reicht
gerade das private Versicherungswesen in seiner Bedeutung viel
weiter als die öffentliche, die Sozialversicherung. Es erfaßt alle Volkskreise,
nicht bloß die Schicht des werktätigen Arbeiters; man kann sagen, daß es heut¬
zutage kaum einen Menschen gibt, der nicht in der einen oder andern Weise
an irgendeiner Versicherung beteiligt wäre. Zum mindesten gehört das Bestehen
einer Feuerversicherung bereits zu den regelmäßigen Erfordernissen eines ordentlich
verwalteten Haushalts; die Lebensversicherung, zumal in der Form der Volks¬
versicherung, erobert immer weitere Kreise und auch die andern größern Ver¬
sicherungszweige, die Unfallversicherung, die Haftpflichtversicherung, die Einbruch¬
diebstahlversicherung usw. schreiten mit Riesenschritten vorwärts und werden
Gemeingut des sorgsamen Hausvaters auch da, wo noch vor wenigen Jahr¬
zehnten kaum einer an eine Vorsorge dieser Art dachte.


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[0332] Das neue versicherungsrccht dem Bau der Bagdadbahn und der damit verbundenen Erschließung Kleinasiens erhofft die Türkei mehr als von allen anderen Unternehmungen, und abermals steht in dieser Beziehung der Bau der Bagdadbahn im Mittelpunkt. Man erkennt, daß hier dein Interesse der Türkei mehr als bei irgendeinem anderen Unternehmen durch die Fremden gedient wird, daß Deutschland politische Hinter¬ gedanken, die dein Interesse der Türkei entgegenliefen, nicht haben kann. Das Wesentliche aber ist, man ist sicher, daß hier politische Spekulationen, die einmal Gefahren werden könnten, nicht im Spiele sind. Durch die in der letzten Zeit in der Tagespresse häufiger gemachte Gegenüberstellung der deutschen Interessen in der Türkei mit denen seiner wirt¬ schaftlichen Konkurrenten haben in der Tat die Beziehungen zu Deutschland eine wesentliche Verbesserung erfahren. Es scheint fast, als ob die jüngst wiederholt erwähnte freundschaftliche Annäherung der Türkei an Deutschland im Orient nicht unwillkommen wäre. Das neue Versicherungsrecht vortrag im verein zur Verbreitung von Rechtskenntnissen zu Berlin von llcimmergcrichtsrat Gelo Helgen I. I s mag in dieser Zeit, wo die Neugestaltung der Reichsversicherungs¬ ordnung im Vordergrunde des öffentlichen Interesses steht, vielleicht einigermaßen als Enttäuschung wirken, wenn man es unternimmt, von privatem Versicherungswesen zu sprechen. Und doch reicht gerade das private Versicherungswesen in seiner Bedeutung viel weiter als die öffentliche, die Sozialversicherung. Es erfaßt alle Volkskreise, nicht bloß die Schicht des werktätigen Arbeiters; man kann sagen, daß es heut¬ zutage kaum einen Menschen gibt, der nicht in der einen oder andern Weise an irgendeiner Versicherung beteiligt wäre. Zum mindesten gehört das Bestehen einer Feuerversicherung bereits zu den regelmäßigen Erfordernissen eines ordentlich verwalteten Haushalts; die Lebensversicherung, zumal in der Form der Volks¬ versicherung, erobert immer weitere Kreise und auch die andern größern Ver¬ sicherungszweige, die Unfallversicherung, die Haftpflichtversicherung, die Einbruch¬ diebstahlversicherung usw. schreiten mit Riesenschritten vorwärts und werden Gemeingut des sorgsamen Hausvaters auch da, wo noch vor wenigen Jahr¬ zehnten kaum einer an eine Vorsorge dieser Art dachte.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341891_316288/332>, abgerufen am 06.05.2024.