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Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Größe. Er hört die schwer dahinfließenden Melodien des ewigen Gleichmaßes,
den schleppenden Rhythmus des täglichen Lebens.

Aber da oben, ans den freieren Höhen des Lebens, ist leichtere Luft und
ein fröhlicheres Gehen. Und die Lieder klingen hier lachender. Wohl, er weiß,
auch das ist Maskenspiel. Aber ist ihm das nicht der Sinn des Lebens: Masken¬
spiel? Vor seiner inneren Welt ist alles, von den Tiefen zu den Höhen, nur
flüchtige Erscheinung, der er erst den Sinn leiht. Was kann ihn halten? Dies
hier bietet ihm flüchtige Schönheit, leichten Genuß und er erinnert sich an seine
inneren Gesichte, an seinen treibenden Willen, die ebenso frei werden "vollen wie
Ernst Schur. diese äußere Welt.


Grundrisz der Ethik mit Beziehung auf das Lebe" der Gegenwart.

So ist der Titel eines Buches des bekannten Professors der Pädagogik W.Rein in Jena,
das soeben in 3. Aufl. (Osterwieck-Harz und Leipzig, A. W. Zickfeldt, 377 S.) erschienen ist.

Rein fußt vor allem auf Jesu Sittenlehre, auf Kant, Herbart nud Goethe,
zieht aber etwa zweihundert Philosophen, Dichter, Schriftsteller, Staatsmänner
und Fürsten von Hamurabi bis Posadowsky und Fr. Naumann herbei, so daß
er auf tief wissenschaftlicher Grundlage einen streng logisch ausgeführten Bau
errichtet, der jedoch durchaus gefällige Form besitzt. Denn jedenfalls zur Freude
unserer Leser hat er den Wunsch einiger Fachgenossen, weniger "temperamentvoll"
zu schreiben, nicht erfüllt. Er redet die von Herzen kommende und zu Herzen
gehende freimütige Sprache eines im echten Sinne des Wortes liberalen Christen
und Deutschen, der seines Volkes Bestes will und wie Pestalozzi von Liebe zu
dessen Jugend und untersten Schichten beseelt ist. Und wenn er zu den Gro߬
kapitalisten und Großgrundbesitzern, der Presse, den Geistlichen und den Professoren
sehr deutlich, zu den Reichsfürsten nur andeutungsweise spricht, so ist das für
Monarchisten selbstverständlich und verstärkt die Hoffnung, daß sein Buch auch
allerhöchsten Orts gelesen wird. Er verdiente es; denn er ist von dem Holze, aus
dem England', dessen Verhältnisse er gründlich zu kennen scheint, und seine
Kolonien Minister schneiden. Österreich hat in Schaeffle einmal einen
Minister gehabt, der ebenso unparteiisch über Kapitalismus und Sozialdemo¬
kratie geschrieben hat, aber viel schwerfälliger*). Rein zeigt jedoch auch, daß die
radikale Sozialdemokratie den Kaisern Wilhelm dem Ersten und dem Zweiten sowie
Bismarck bitter unrecht tut, der schon 1849 im preußischen Landtag den Arbeit¬
gebern ihre Sünden gegen die Arbeiter vorwarf. Unparteiisch erkennt Rein auch
das soziale Wirken der Katholiken an und verlangt wie diese "Behütung der Jugend
vor Verführung durch elende Machwerke, Heilighaltung der Sonntagsruhe usw.".
Ferner sagt er: "Der moralische Zerfall wird aber um so mehr beschleunigt, je
rascher die religiösen Wurzeln, die Grundlagen des Glaubens, absterben. Ein
gottloses Geschlecht ist auch ein sittenloses." -- Da er eifriger Lehrling Goethes,
teilweise auch Lessings, Wielands und Herders ist, so hat er selbstverständlich, wiewohl
er der Freimaurerei nie gedenkt, von diesen großen Freimaurern ethische Gedanken
in sich aufgenommen, und so spiegeln sich aus seinem Werke die drei helleuchtenden
Ideen dieses sittlichen Menschheitsbundes wider: die von Gott, die von dem ewig
nach sittlicher Vollkommenheit strebenden unsterblichen Menschen und die von der
Freiheit des Gewissens, durch welches Gott am deutlichsten zu diesem spricht.
Deshalb ist das, was Rein über das Verhältnis der "Sittlichkeit zur Religion,
über Religionsfreiheit und religiöse Toleranz sagt, demFreimaurer in Fleisch und Blut
gedrungen, leider aber nicht ganz, was er über soziale und politische Toleranz äußert.



*) "Neuland des Wissens", H. Loche, Leipzig, I, Sir. 21 S. 71".
Grenzvoten III 1910 7?
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Größe. Er hört die schwer dahinfließenden Melodien des ewigen Gleichmaßes,
den schleppenden Rhythmus des täglichen Lebens.

Aber da oben, ans den freieren Höhen des Lebens, ist leichtere Luft und
ein fröhlicheres Gehen. Und die Lieder klingen hier lachender. Wohl, er weiß,
auch das ist Maskenspiel. Aber ist ihm das nicht der Sinn des Lebens: Masken¬
spiel? Vor seiner inneren Welt ist alles, von den Tiefen zu den Höhen, nur
flüchtige Erscheinung, der er erst den Sinn leiht. Was kann ihn halten? Dies
hier bietet ihm flüchtige Schönheit, leichten Genuß und er erinnert sich an seine
inneren Gesichte, an seinen treibenden Willen, die ebenso frei werden »vollen wie
Ernst Schur. diese äußere Welt.


Grundrisz der Ethik mit Beziehung auf das Lebe» der Gegenwart.

So ist der Titel eines Buches des bekannten Professors der Pädagogik W.Rein in Jena,
das soeben in 3. Aufl. (Osterwieck-Harz und Leipzig, A. W. Zickfeldt, 377 S.) erschienen ist.

Rein fußt vor allem auf Jesu Sittenlehre, auf Kant, Herbart nud Goethe,
zieht aber etwa zweihundert Philosophen, Dichter, Schriftsteller, Staatsmänner
und Fürsten von Hamurabi bis Posadowsky und Fr. Naumann herbei, so daß
er auf tief wissenschaftlicher Grundlage einen streng logisch ausgeführten Bau
errichtet, der jedoch durchaus gefällige Form besitzt. Denn jedenfalls zur Freude
unserer Leser hat er den Wunsch einiger Fachgenossen, weniger „temperamentvoll"
zu schreiben, nicht erfüllt. Er redet die von Herzen kommende und zu Herzen
gehende freimütige Sprache eines im echten Sinne des Wortes liberalen Christen
und Deutschen, der seines Volkes Bestes will und wie Pestalozzi von Liebe zu
dessen Jugend und untersten Schichten beseelt ist. Und wenn er zu den Gro߬
kapitalisten und Großgrundbesitzern, der Presse, den Geistlichen und den Professoren
sehr deutlich, zu den Reichsfürsten nur andeutungsweise spricht, so ist das für
Monarchisten selbstverständlich und verstärkt die Hoffnung, daß sein Buch auch
allerhöchsten Orts gelesen wird. Er verdiente es; denn er ist von dem Holze, aus
dem England', dessen Verhältnisse er gründlich zu kennen scheint, und seine
Kolonien Minister schneiden. Österreich hat in Schaeffle einmal einen
Minister gehabt, der ebenso unparteiisch über Kapitalismus und Sozialdemo¬
kratie geschrieben hat, aber viel schwerfälliger*). Rein zeigt jedoch auch, daß die
radikale Sozialdemokratie den Kaisern Wilhelm dem Ersten und dem Zweiten sowie
Bismarck bitter unrecht tut, der schon 1849 im preußischen Landtag den Arbeit¬
gebern ihre Sünden gegen die Arbeiter vorwarf. Unparteiisch erkennt Rein auch
das soziale Wirken der Katholiken an und verlangt wie diese „Behütung der Jugend
vor Verführung durch elende Machwerke, Heilighaltung der Sonntagsruhe usw.".
Ferner sagt er: „Der moralische Zerfall wird aber um so mehr beschleunigt, je
rascher die religiösen Wurzeln, die Grundlagen des Glaubens, absterben. Ein
gottloses Geschlecht ist auch ein sittenloses." — Da er eifriger Lehrling Goethes,
teilweise auch Lessings, Wielands und Herders ist, so hat er selbstverständlich, wiewohl
er der Freimaurerei nie gedenkt, von diesen großen Freimaurern ethische Gedanken
in sich aufgenommen, und so spiegeln sich aus seinem Werke die drei helleuchtenden
Ideen dieses sittlichen Menschheitsbundes wider: die von Gott, die von dem ewig
nach sittlicher Vollkommenheit strebenden unsterblichen Menschen und die von der
Freiheit des Gewissens, durch welches Gott am deutlichsten zu diesem spricht.
Deshalb ist das, was Rein über das Verhältnis der «Sittlichkeit zur Religion,
über Religionsfreiheit und religiöse Toleranz sagt, demFreimaurer in Fleisch und Blut
gedrungen, leider aber nicht ganz, was er über soziale und politische Toleranz äußert.



*) „Neuland des Wissens", H. Loche, Leipzig, I, Sir. 21 S. 71«.
Grenzvoten III 1910 7?
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[0605] Maßgebliches und Unmaßgebliches Größe. Er hört die schwer dahinfließenden Melodien des ewigen Gleichmaßes, den schleppenden Rhythmus des täglichen Lebens. Aber da oben, ans den freieren Höhen des Lebens, ist leichtere Luft und ein fröhlicheres Gehen. Und die Lieder klingen hier lachender. Wohl, er weiß, auch das ist Maskenspiel. Aber ist ihm das nicht der Sinn des Lebens: Masken¬ spiel? Vor seiner inneren Welt ist alles, von den Tiefen zu den Höhen, nur flüchtige Erscheinung, der er erst den Sinn leiht. Was kann ihn halten? Dies hier bietet ihm flüchtige Schönheit, leichten Genuß und er erinnert sich an seine inneren Gesichte, an seinen treibenden Willen, die ebenso frei werden »vollen wie Ernst Schur. diese äußere Welt. Grundrisz der Ethik mit Beziehung auf das Lebe» der Gegenwart. So ist der Titel eines Buches des bekannten Professors der Pädagogik W.Rein in Jena, das soeben in 3. Aufl. (Osterwieck-Harz und Leipzig, A. W. Zickfeldt, 377 S.) erschienen ist. Rein fußt vor allem auf Jesu Sittenlehre, auf Kant, Herbart nud Goethe, zieht aber etwa zweihundert Philosophen, Dichter, Schriftsteller, Staatsmänner und Fürsten von Hamurabi bis Posadowsky und Fr. Naumann herbei, so daß er auf tief wissenschaftlicher Grundlage einen streng logisch ausgeführten Bau errichtet, der jedoch durchaus gefällige Form besitzt. Denn jedenfalls zur Freude unserer Leser hat er den Wunsch einiger Fachgenossen, weniger „temperamentvoll" zu schreiben, nicht erfüllt. Er redet die von Herzen kommende und zu Herzen gehende freimütige Sprache eines im echten Sinne des Wortes liberalen Christen und Deutschen, der seines Volkes Bestes will und wie Pestalozzi von Liebe zu dessen Jugend und untersten Schichten beseelt ist. Und wenn er zu den Gro߬ kapitalisten und Großgrundbesitzern, der Presse, den Geistlichen und den Professoren sehr deutlich, zu den Reichsfürsten nur andeutungsweise spricht, so ist das für Monarchisten selbstverständlich und verstärkt die Hoffnung, daß sein Buch auch allerhöchsten Orts gelesen wird. Er verdiente es; denn er ist von dem Holze, aus dem England', dessen Verhältnisse er gründlich zu kennen scheint, und seine Kolonien Minister schneiden. Österreich hat in Schaeffle einmal einen Minister gehabt, der ebenso unparteiisch über Kapitalismus und Sozialdemo¬ kratie geschrieben hat, aber viel schwerfälliger*). Rein zeigt jedoch auch, daß die radikale Sozialdemokratie den Kaisern Wilhelm dem Ersten und dem Zweiten sowie Bismarck bitter unrecht tut, der schon 1849 im preußischen Landtag den Arbeit¬ gebern ihre Sünden gegen die Arbeiter vorwarf. Unparteiisch erkennt Rein auch das soziale Wirken der Katholiken an und verlangt wie diese „Behütung der Jugend vor Verführung durch elende Machwerke, Heilighaltung der Sonntagsruhe usw.". Ferner sagt er: „Der moralische Zerfall wird aber um so mehr beschleunigt, je rascher die religiösen Wurzeln, die Grundlagen des Glaubens, absterben. Ein gottloses Geschlecht ist auch ein sittenloses." — Da er eifriger Lehrling Goethes, teilweise auch Lessings, Wielands und Herders ist, so hat er selbstverständlich, wiewohl er der Freimaurerei nie gedenkt, von diesen großen Freimaurern ethische Gedanken in sich aufgenommen, und so spiegeln sich aus seinem Werke die drei helleuchtenden Ideen dieses sittlichen Menschheitsbundes wider: die von Gott, die von dem ewig nach sittlicher Vollkommenheit strebenden unsterblichen Menschen und die von der Freiheit des Gewissens, durch welches Gott am deutlichsten zu diesem spricht. Deshalb ist das, was Rein über das Verhältnis der «Sittlichkeit zur Religion, über Religionsfreiheit und religiöse Toleranz sagt, demFreimaurer in Fleisch und Blut gedrungen, leider aber nicht ganz, was er über soziale und politische Toleranz äußert. *) „Neuland des Wissens", H. Loche, Leipzig, I, Sir. 21 S. 71«. Grenzvoten III 1910 7?

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341891_316288/605>, abgerufen am 07.05.2024.