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Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Viertes Vierteljahr.

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Der Raufmcmnsstcmd in der deutschen Literatur

-- die kann als erfolgt meines Erachtens ohne weiteres angesehen werden --
interessierte kommunale Körperschaften oder Fleischerinnungen mit Erlaubnis der
Regierung diese Schlachthäuser bauen und durch ganz mäßige Abgaben sür
Benutzung der Räume das zur mäßigen Verzinsung des Anlagekapitals not¬
wendige Geld sich verschaffen sollen. Das Projekt der deutschen Gerber, das
seinerzeit die Korporation der Ältesten der Kaufmannschaft zu Berlin warm
unterstützt hat, hat mancherlei für sich. Wenn es auch in der nächsten Zeit
nicht sofort ausgeführt wird, so ist es doch wert, für die Zukunft im Auge
behalten zu werden, da es sicherlich geeignet ist, die Fleischteuerung zu mindern.

Nach allem Anscheine verhallen die Stimmen, die nach einem Einschreiten
des Staates zur Beseitigung der hohen Fleischpreise von allen Seiten erschallen,
im Winde. Aufgabe der werktätigen Bevölkerung in Handel und Industrie
muß es aber bleiben, wieder und wieder die Negierung um Maßregeln zur
Steuerung der Not anzugehen; endlich wird vielleicht doch einmal den Klagen
Gehör geschenkt werden. Fleisch gehört unbedingt zur täglichen Nahrung des
Arbeiters und sein Preis darf nicht ständig in die Höhe geschraubt werden,
wenn man nicht will, daß die Teuerung ein ständiges Wachsen der Löhne ver¬
ursacht, die wiederum auf die Konkurrenzfähigkeit der deutschen Industrie dem
Auslande gegenüber einen unheilvollen Einfluß ausübt.




Der Aaufmannsstand in der deutschen Literatur
bis zum Ausgang des siebzehnten Jahrhunderts
Dr. Max Rudolf Kaufmann von

suum wir auch im Urgermanentum von einem eigentlichen Handels¬
stande nicht sprechen, so wissen wir doch bestimmt, daß eine Art
Tauschverkehr bestanden hat. Römische und gallische Händler
haben den einheimischen Kaufleuten die Wege geöffnet. Dann
aber gehen Jahrhunderte an uns vorüber, ohne uns nähere
Kunde über die Ausdehnung dieses primitivsten Verkehrs zu hinterlassen. Erst
das Jahr 613 erzählt von einem "königlichen Kaufmann", königlich freilich
nicht im Sinne kaufmännischer Machtentfaltung, wie wir sie in Immermanns
"Epigonen" oder bei Gustav Freytag finden, sondern königlich im wörtlichen
Sinne des Wortes. sano hieß der Franke, der in Handelsgeschäften zu den
Wenden kam, der dort im Kriege gegen die Avaren eine solche Tapferkeit und
Tüchtigkeit entfaltete, daß die Wenden ihn zum König erwählten.


Der Raufmcmnsstcmd in der deutschen Literatur

— die kann als erfolgt meines Erachtens ohne weiteres angesehen werden —
interessierte kommunale Körperschaften oder Fleischerinnungen mit Erlaubnis der
Regierung diese Schlachthäuser bauen und durch ganz mäßige Abgaben sür
Benutzung der Räume das zur mäßigen Verzinsung des Anlagekapitals not¬
wendige Geld sich verschaffen sollen. Das Projekt der deutschen Gerber, das
seinerzeit die Korporation der Ältesten der Kaufmannschaft zu Berlin warm
unterstützt hat, hat mancherlei für sich. Wenn es auch in der nächsten Zeit
nicht sofort ausgeführt wird, so ist es doch wert, für die Zukunft im Auge
behalten zu werden, da es sicherlich geeignet ist, die Fleischteuerung zu mindern.

Nach allem Anscheine verhallen die Stimmen, die nach einem Einschreiten
des Staates zur Beseitigung der hohen Fleischpreise von allen Seiten erschallen,
im Winde. Aufgabe der werktätigen Bevölkerung in Handel und Industrie
muß es aber bleiben, wieder und wieder die Negierung um Maßregeln zur
Steuerung der Not anzugehen; endlich wird vielleicht doch einmal den Klagen
Gehör geschenkt werden. Fleisch gehört unbedingt zur täglichen Nahrung des
Arbeiters und sein Preis darf nicht ständig in die Höhe geschraubt werden,
wenn man nicht will, daß die Teuerung ein ständiges Wachsen der Löhne ver¬
ursacht, die wiederum auf die Konkurrenzfähigkeit der deutschen Industrie dem
Auslande gegenüber einen unheilvollen Einfluß ausübt.




Der Aaufmannsstand in der deutschen Literatur
bis zum Ausgang des siebzehnten Jahrhunderts
Dr. Max Rudolf Kaufmann von

suum wir auch im Urgermanentum von einem eigentlichen Handels¬
stande nicht sprechen, so wissen wir doch bestimmt, daß eine Art
Tauschverkehr bestanden hat. Römische und gallische Händler
haben den einheimischen Kaufleuten die Wege geöffnet. Dann
aber gehen Jahrhunderte an uns vorüber, ohne uns nähere
Kunde über die Ausdehnung dieses primitivsten Verkehrs zu hinterlassen. Erst
das Jahr 613 erzählt von einem „königlichen Kaufmann", königlich freilich
nicht im Sinne kaufmännischer Machtentfaltung, wie wir sie in Immermanns
„Epigonen" oder bei Gustav Freytag finden, sondern königlich im wörtlichen
Sinne des Wortes. sano hieß der Franke, der in Handelsgeschäften zu den
Wenden kam, der dort im Kriege gegen die Avaren eine solche Tapferkeit und
Tüchtigkeit entfaltete, daß die Wenden ihn zum König erwählten.


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[0122] Der Raufmcmnsstcmd in der deutschen Literatur — die kann als erfolgt meines Erachtens ohne weiteres angesehen werden — interessierte kommunale Körperschaften oder Fleischerinnungen mit Erlaubnis der Regierung diese Schlachthäuser bauen und durch ganz mäßige Abgaben sür Benutzung der Räume das zur mäßigen Verzinsung des Anlagekapitals not¬ wendige Geld sich verschaffen sollen. Das Projekt der deutschen Gerber, das seinerzeit die Korporation der Ältesten der Kaufmannschaft zu Berlin warm unterstützt hat, hat mancherlei für sich. Wenn es auch in der nächsten Zeit nicht sofort ausgeführt wird, so ist es doch wert, für die Zukunft im Auge behalten zu werden, da es sicherlich geeignet ist, die Fleischteuerung zu mindern. Nach allem Anscheine verhallen die Stimmen, die nach einem Einschreiten des Staates zur Beseitigung der hohen Fleischpreise von allen Seiten erschallen, im Winde. Aufgabe der werktätigen Bevölkerung in Handel und Industrie muß es aber bleiben, wieder und wieder die Negierung um Maßregeln zur Steuerung der Not anzugehen; endlich wird vielleicht doch einmal den Klagen Gehör geschenkt werden. Fleisch gehört unbedingt zur täglichen Nahrung des Arbeiters und sein Preis darf nicht ständig in die Höhe geschraubt werden, wenn man nicht will, daß die Teuerung ein ständiges Wachsen der Löhne ver¬ ursacht, die wiederum auf die Konkurrenzfähigkeit der deutschen Industrie dem Auslande gegenüber einen unheilvollen Einfluß ausübt. Der Aaufmannsstand in der deutschen Literatur bis zum Ausgang des siebzehnten Jahrhunderts Dr. Max Rudolf Kaufmann von suum wir auch im Urgermanentum von einem eigentlichen Handels¬ stande nicht sprechen, so wissen wir doch bestimmt, daß eine Art Tauschverkehr bestanden hat. Römische und gallische Händler haben den einheimischen Kaufleuten die Wege geöffnet. Dann aber gehen Jahrhunderte an uns vorüber, ohne uns nähere Kunde über die Ausdehnung dieses primitivsten Verkehrs zu hinterlassen. Erst das Jahr 613 erzählt von einem „königlichen Kaufmann", königlich freilich nicht im Sinne kaufmännischer Machtentfaltung, wie wir sie in Immermanns „Epigonen" oder bei Gustav Freytag finden, sondern königlich im wörtlichen Sinne des Wortes. sano hieß der Franke, der in Handelsgeschäften zu den Wenden kam, der dort im Kriege gegen die Avaren eine solche Tapferkeit und Tüchtigkeit entfaltete, daß die Wenden ihn zum König erwählten.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 69, 1910, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341891_316950/122>, abgerufen am 29.04.2024.