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Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Zweites Vierteljahr.

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Reichssxiegel

Remisierunwesen ein gleiches erreichen. Es würde genügen, die gewerbsmäßige
Vermittlung von Börsengeschäften imAuslande zu einem konzessions-oder wenigstens
anzeigepflichtigen Gewerbe zu machen, den Remisiers eine Buchführung vorzu¬
schreiben und sie der Stempelsteuerrevision zu unterwerfen. Der letztere Punkt
wäre dabei die Hauptsache, denn obwohl nach den Vorschriften des Stempelsteuer¬
gesetzes an sich der Remisier für jeden Börsenauftrag und jede Prolongation
eine Schlußnote auszustellen und zu versteuern hätte, wird diese Verpflichtung
mangels jeglicher Kontrolle regelmäßig umgangen; man verläßt sich auf das
Dunkel, in welchem die Geschäftsbeziehungen des Remisiers zu seinem Auftrag¬
geber bleiben. Wird dieses Dunkel aber gelichtet und der Verkehr mit dem
Remisier derselben Steuer unterworfen wie der mit einer inländischen Bank,
so entfällt der wesentlichste Anreiz, der die Spekulationslüsternen diesen gefähr¬
lichen Vermittlern in die Arme treibt.

Vielleicht entschließt sich der Staat zu einem solchen Vorgehen um so eher,
als er sich gerade jetzt beflissen zeigt, der Spielsucht auf anderem Gebiete einen
Riegel vorzuschieben. Im Abgeordnetenhaus hat der Finanzminister einen
Gesetzentwurf zur Beschränkung des Handels in Serien- und
Prämienlosen eingebracht. Der Versuch, den schwindelhafter Lotteriehandel,
der nammlich vom Auslande her in Deutschland betrieben wird, durch straf¬
gesetzliche Bestimmungen zu fassen, ist an sich natürlich durchaus zu billigen.
Wenn nur das Auftreten der Staatsregierung in diesen: Falle nicht einen so
fatalen fiskalischen Beigeschmack hätte! --- Solange der Staat durch die Klassen¬
lotterie und den Totalisator -- namentlich aber durch den letzteren -- die
Spielsucht des Publikums ausbeutet, fehlt ihm die Berechtigung, sich darüber
zu entrüsten, wenn Private das gleiche tun. Es ist ganz unbegreiflich, daß
allen Einwendungen zum Trotz diese eines Kulturstaates wie Deutschland un¬
würdige Einrichtung der Klafsenlotterie in den einzelnen Bundesstaaten noch
aufrecht erhalten und sogar weiter ausgebaut wird. Fiskalische Gründe




[Beginn Spaltensatz]
Bücherkiste

Oeser, Max: Fr. Klein-Chevalier und seine
in od - rü - K n n se. Frankfurt a.M., H, Keller. W,4,--.

Prof. Oeser gibt in diesem Heft eine slsselnde
Schilderung der künstlerischen Entwick ung desMalerS
Klein-Chevalier, eines der bekanntesten deutschen
Künstler ans dem Gebiete der monumentalen
Malerei. Seine Loslösung von der etwas trockenen
Düsseldorfer Schule, aus der er hervorgegangen
war, und sei" allmählicher Übergang zu modernen
und originalen Ausdrucksformen schildert der Ver¬
sasser in begeisterten Worten. Es ist nur zu
bedauern, das, die farblosen, im übrigen aber vor¬
zügliche" Abbildungen den Leser nnr unvollkommen
instant sePeu, aus eigener Anschauung das Urteil
M. OeserS bestätigen zu rönnen.

Altfränkische Bilder mit Text von Dr, Th. Hemmer.
17. Jahrg. Würzburg. H. Stürtz. M. I.--.e

Diese in Knlenderform ericheincnden Heft
seien allen Freunden fränkischer Kunst empfohlen.
Der vorliegende Jahrgang bringt unter anderem
Bilder aus Volkach, Bildha scu, Tricfcnsteiu und
2 farbige Reproduktionen nach Miniaturen ans
der Königl. Hofbibliothek zu Aschaffenburg.

[Spaltenumbruch]
Gcrstcilbcrn, Heinrich: An Ilm nud Saale. Berlin,
Hermann Paetel. M. 1.7S.
Vcnsnsoil, S. L,: Rubens. Berlin, S, Schottlaender.
M. L --.
Leidig, Hermann, Stadtrat: Die Arbeitslosen-
nnterstütznng der Stadt Schöneberg, Berlin,
I, Gnttenwg M, I.-.
Spiecker, W,: Mitteilungen des Evang, Presz-
verbnudes für Deutschland. Verlm - Stegliy,
Verlag des Evang. Presjvervandes sür Demschlnnd.
Marar
Susman, gete: Das Wesen der modeiuen
deutschen L y ri t, Stuttgart, Strecker K Schröder.
M. 1,M,
Grisar, S. I. Hartmann: Luther. I.Band. Luthers
Werden. Grundlegung der Spaltung bis lKM.
Freiburg im Br., Herderfcher Verlag.
Ncitwirth, Prof. Dr. Jos.: Illustriert" Knnst-
g-schichte. Lieferung 4. Berlin, Allgem. Ver-
lagsg-sellschaft. M. I.--.
Troschcr, Dr.: Mehr Ausfuhrpolitik. Essen,
G. D. Baedeker. M.
Pfleiderer, or. no-I. Alfred: Bildcratlas zur
Alkohols rage. Reulliugeu, Mimir, Verlag sür
deutsche Kultur.
Ziurcrilagel, Franz: G oeth e und Hev v el. Eins
Antithese. Tübingen, ^. C. B. Mohr. M. 1.--.
[Ende Spaltensatz]
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Remisierunwesen ein gleiches erreichen. Es würde genügen, die gewerbsmäßige
Vermittlung von Börsengeschäften imAuslande zu einem konzessions-oder wenigstens
anzeigepflichtigen Gewerbe zu machen, den Remisiers eine Buchführung vorzu¬
schreiben und sie der Stempelsteuerrevision zu unterwerfen. Der letztere Punkt
wäre dabei die Hauptsache, denn obwohl nach den Vorschriften des Stempelsteuer¬
gesetzes an sich der Remisier für jeden Börsenauftrag und jede Prolongation
eine Schlußnote auszustellen und zu versteuern hätte, wird diese Verpflichtung
mangels jeglicher Kontrolle regelmäßig umgangen; man verläßt sich auf das
Dunkel, in welchem die Geschäftsbeziehungen des Remisiers zu seinem Auftrag¬
geber bleiben. Wird dieses Dunkel aber gelichtet und der Verkehr mit dem
Remisier derselben Steuer unterworfen wie der mit einer inländischen Bank,
so entfällt der wesentlichste Anreiz, der die Spekulationslüsternen diesen gefähr¬
lichen Vermittlern in die Arme treibt.

Vielleicht entschließt sich der Staat zu einem solchen Vorgehen um so eher,
als er sich gerade jetzt beflissen zeigt, der Spielsucht auf anderem Gebiete einen
Riegel vorzuschieben. Im Abgeordnetenhaus hat der Finanzminister einen
Gesetzentwurf zur Beschränkung des Handels in Serien- und
Prämienlosen eingebracht. Der Versuch, den schwindelhafter Lotteriehandel,
der nammlich vom Auslande her in Deutschland betrieben wird, durch straf¬
gesetzliche Bestimmungen zu fassen, ist an sich natürlich durchaus zu billigen.
Wenn nur das Auftreten der Staatsregierung in diesen: Falle nicht einen so
fatalen fiskalischen Beigeschmack hätte! -— Solange der Staat durch die Klassen¬
lotterie und den Totalisator — namentlich aber durch den letzteren — die
Spielsucht des Publikums ausbeutet, fehlt ihm die Berechtigung, sich darüber
zu entrüsten, wenn Private das gleiche tun. Es ist ganz unbegreiflich, daß
allen Einwendungen zum Trotz diese eines Kulturstaates wie Deutschland un¬
würdige Einrichtung der Klafsenlotterie in den einzelnen Bundesstaaten noch
aufrecht erhalten und sogar weiter ausgebaut wird. Fiskalische Gründe




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Oeser, Max: Fr. Klein-Chevalier und seine
in od - rü - K n n se. Frankfurt a.M., H, Keller. W,4,—.

Prof. Oeser gibt in diesem Heft eine slsselnde
Schilderung der künstlerischen Entwick ung desMalerS
Klein-Chevalier, eines der bekanntesten deutschen
Künstler ans dem Gebiete der monumentalen
Malerei. Seine Loslösung von der etwas trockenen
Düsseldorfer Schule, aus der er hervorgegangen
war, und sei» allmählicher Übergang zu modernen
und originalen Ausdrucksformen schildert der Ver¬
sasser in begeisterten Worten. Es ist nur zu
bedauern, das, die farblosen, im übrigen aber vor¬
zügliche» Abbildungen den Leser nnr unvollkommen
instant sePeu, aus eigener Anschauung das Urteil
M. OeserS bestätigen zu rönnen.

Altfränkische Bilder mit Text von Dr, Th. Hemmer.
17. Jahrg. Würzburg. H. Stürtz. M. I.—.e

Diese in Knlenderform ericheincnden Heft
seien allen Freunden fränkischer Kunst empfohlen.
Der vorliegende Jahrgang bringt unter anderem
Bilder aus Volkach, Bildha scu, Tricfcnsteiu und
2 farbige Reproduktionen nach Miniaturen ans
der Königl. Hofbibliothek zu Aschaffenburg.

[Spaltenumbruch]
Gcrstcilbcrn, Heinrich: An Ilm nud Saale. Berlin,
Hermann Paetel. M. 1.7S.
Vcnsnsoil, S. L,: Rubens. Berlin, S, Schottlaender.
M. L —.
Leidig, Hermann, Stadtrat: Die Arbeitslosen-
nnterstütznng der Stadt Schöneberg, Berlin,
I, Gnttenwg M, I.-.
Spiecker, W,: Mitteilungen des Evang, Presz-
verbnudes für Deutschland. Verlm - Stegliy,
Verlag des Evang. Presjvervandes sür Demschlnnd.
Marar
Susman, gete: Das Wesen der modeiuen
deutschen L y ri t, Stuttgart, Strecker K Schröder.
M. 1,M,
Grisar, S. I. Hartmann: Luther. I.Band. Luthers
Werden. Grundlegung der Spaltung bis lKM.
Freiburg im Br., Herderfcher Verlag.
Ncitwirth, Prof. Dr. Jos.: Illustriert« Knnst-
g-schichte. Lieferung 4. Berlin, Allgem. Ver-
lagsg-sellschaft. M. I.—.
Troschcr, Dr.: Mehr Ausfuhrpolitik. Essen,
G. D. Baedeker. M.
Pfleiderer, or. no-I. Alfred: Bildcratlas zur
Alkohols rage. Reulliugeu, Mimir, Verlag sür
deutsche Kultur.
Ziurcrilagel, Franz: G oeth e und Hev v el. Eins
Antithese. Tübingen, ^. C. B. Mohr. M. 1.—.
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[0106] Reichssxiegel Remisierunwesen ein gleiches erreichen. Es würde genügen, die gewerbsmäßige Vermittlung von Börsengeschäften imAuslande zu einem konzessions-oder wenigstens anzeigepflichtigen Gewerbe zu machen, den Remisiers eine Buchführung vorzu¬ schreiben und sie der Stempelsteuerrevision zu unterwerfen. Der letztere Punkt wäre dabei die Hauptsache, denn obwohl nach den Vorschriften des Stempelsteuer¬ gesetzes an sich der Remisier für jeden Börsenauftrag und jede Prolongation eine Schlußnote auszustellen und zu versteuern hätte, wird diese Verpflichtung mangels jeglicher Kontrolle regelmäßig umgangen; man verläßt sich auf das Dunkel, in welchem die Geschäftsbeziehungen des Remisiers zu seinem Auftrag¬ geber bleiben. Wird dieses Dunkel aber gelichtet und der Verkehr mit dem Remisier derselben Steuer unterworfen wie der mit einer inländischen Bank, so entfällt der wesentlichste Anreiz, der die Spekulationslüsternen diesen gefähr¬ lichen Vermittlern in die Arme treibt. Vielleicht entschließt sich der Staat zu einem solchen Vorgehen um so eher, als er sich gerade jetzt beflissen zeigt, der Spielsucht auf anderem Gebiete einen Riegel vorzuschieben. Im Abgeordnetenhaus hat der Finanzminister einen Gesetzentwurf zur Beschränkung des Handels in Serien- und Prämienlosen eingebracht. Der Versuch, den schwindelhafter Lotteriehandel, der nammlich vom Auslande her in Deutschland betrieben wird, durch straf¬ gesetzliche Bestimmungen zu fassen, ist an sich natürlich durchaus zu billigen. Wenn nur das Auftreten der Staatsregierung in diesen: Falle nicht einen so fatalen fiskalischen Beigeschmack hätte! -— Solange der Staat durch die Klassen¬ lotterie und den Totalisator — namentlich aber durch den letzteren — die Spielsucht des Publikums ausbeutet, fehlt ihm die Berechtigung, sich darüber zu entrüsten, wenn Private das gleiche tun. Es ist ganz unbegreiflich, daß allen Einwendungen zum Trotz diese eines Kulturstaates wie Deutschland un¬ würdige Einrichtung der Klafsenlotterie in den einzelnen Bundesstaaten noch aufrecht erhalten und sogar weiter ausgebaut wird. Fiskalische Gründe Bücherkiste Oeser, Max: Fr. Klein-Chevalier und seine in od - rü - K n n se. Frankfurt a.M., H, Keller. W,4,—. Prof. Oeser gibt in diesem Heft eine slsselnde Schilderung der künstlerischen Entwick ung desMalerS Klein-Chevalier, eines der bekanntesten deutschen Künstler ans dem Gebiete der monumentalen Malerei. Seine Loslösung von der etwas trockenen Düsseldorfer Schule, aus der er hervorgegangen war, und sei» allmählicher Übergang zu modernen und originalen Ausdrucksformen schildert der Ver¬ sasser in begeisterten Worten. Es ist nur zu bedauern, das, die farblosen, im übrigen aber vor¬ zügliche» Abbildungen den Leser nnr unvollkommen instant sePeu, aus eigener Anschauung das Urteil M. OeserS bestätigen zu rönnen. Altfränkische Bilder mit Text von Dr, Th. Hemmer. 17. Jahrg. Würzburg. H. Stürtz. M. I.—.e Diese in Knlenderform ericheincnden Heft seien allen Freunden fränkischer Kunst empfohlen. Der vorliegende Jahrgang bringt unter anderem Bilder aus Volkach, Bildha scu, Tricfcnsteiu und 2 farbige Reproduktionen nach Miniaturen ans der Königl. Hofbibliothek zu Aschaffenburg. Gcrstcilbcrn, Heinrich: An Ilm nud Saale. Berlin, Hermann Paetel. M. 1.7S. Vcnsnsoil, S. L,: Rubens. Berlin, S, Schottlaender. M. L —. Leidig, Hermann, Stadtrat: Die Arbeitslosen- nnterstütznng der Stadt Schöneberg, Berlin, I, Gnttenwg M, I.-. Spiecker, W,: Mitteilungen des Evang, Presz- verbnudes für Deutschland. Verlm - Stegliy, Verlag des Evang. Presjvervandes sür Demschlnnd. Marar Susman, gete: Das Wesen der modeiuen deutschen L y ri t, Stuttgart, Strecker K Schröder. M. 1,M, Grisar, S. I. Hartmann: Luther. I.Band. Luthers Werden. Grundlegung der Spaltung bis lKM. Freiburg im Br., Herderfcher Verlag. Ncitwirth, Prof. Dr. Jos.: Illustriert« Knnst- g-schichte. Lieferung 4. Berlin, Allgem. Ver- lagsg-sellschaft. M. I.—. Troschcr, Dr.: Mehr Ausfuhrpolitik. Essen, G. D. Baedeker. M. Pfleiderer, or. no-I. Alfred: Bildcratlas zur Alkohols rage. Reulliugeu, Mimir, Verlag sür deutsche Kultur. Ziurcrilagel, Franz: G oeth e und Hev v el. Eins Antithese. Tübingen, ^. C. B. Mohr. M. 1.—.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_318282/106>, abgerufen am 26.05.2024.