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Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]
Theater

Unbesorgt! DasBuch ist weit besser als sein
Titel, der einen Maßstab darzureichen scheint,
für den weder Inhalt noch Form langt. Auch
stimmt er nicht: ein Sammelsurium von Auf¬
sätzen des verschiedensten Charakters, gänzlich
unverbunden und durch ganz Persönliche kleine
Dichtungen aufgefrischt, heißt keine "Drama¬
turgie", "Hamburgisch" ist Wohl der größte
Teil, aber gar vieles bezieht sich völlig aufs
Burgtheater, nur "Mein" darf es sich in seiner
völlig subjektiven Färbung Wohl nennen. In
jeder Richtung steht der Verfasser als ein
"^fünf bitrons" da; Hamburg schreibt fiel/s
und Burgtheater wird's ausgesprochen, von der
Gegenwart wird geredet und die Schatten
der Vergangenheit stellen sich immer drohend
vor dieselbe. Ein Mann sagt es, der sich voll
Enthusiasmus, den er oft schön dem Leser
mitzuteilen weiß, der Bühne znschwört und
alle Seligkeit auf ihr schaffend empfindet, der
aber doch wieder im Märchentone von dem
Knaben Plaudert, dessen Sehnsucht das Theater
mehr abgefunden als gestillt hat und das ihm
nur Surrogat für höhere Ziele geworden.
Zwiespältig unentschieden ist auch das Buch
als Ganzes, wenn man es so betrachten darf,
geworden: zum größten Teile ist es gedruckte
Rede, gesprochenes Wort, Das gibt den Reiz
des Unmittelbaren, den impulsiver, mitreißen¬
den Ton, aber es verschuldet auch starkeWieder-
holungen, langatmigen und unkorrekten Pc°
riodenbau, flüchtige Behandlung wichtiger,
ermüdende Ausführung unwesentlicher Details.
Manche Partien wieder geraten pedantisch,
schwerfällig im Ausdruck. Allzu Populäres,
das von der Kunst des Sprechers, alte Wahr¬
heiten in neue Sätze zu kleiden, ausreichendsten
Gebrauch macht, so namentlich in Inhalts¬
angaben und Analysen, wird von streng fach¬

[Spaltenumbruch]

wissenschaftlichen und technischen Betrachtungen,
die sich bei all ihrer Feinheit als nicht ge¬
nügend konzentriert erweisen, abgelöst. Man
wird oft angezogen, oft abgestoßen; glücklicher¬
weise ist die Kraft der Anziehung die stärkere
und am stärksten Wohl da, wo der Wider¬
spruch herausgefordert wird.

Ein dikrons" ist auch der Drama¬
turg selbst. Er ist ein glänzender Belcher der
großen Vergangenheit. Die trefflichen Beitrage
zur Szenierung des "Hamlet", die dadurch
nichts um ihren: Werte verlieren, daß die
Grundlage schon in Immermanns Vorschlagen
ruht, die wirklich Poesievolle Herausholung
der Märchenstimmung des "Lear" leiten
würdig die wertvollste Partie des Buches, die
in wärmsten Tone die Rechte Hebbels auf
unsere Bühne verkünden und ihn geradezu
als "Erzieher" für Schauspieler und Drama¬
turgen feiern, ein. Wo es gilt, mit Geist und
nachschaffender Phantasie große Dramen für
moderne Bühnentechnik klar zu legen, da stellt
Berger seinen Mann wie kaum ein anderer.
Dagegen wird es Wohl schwer, ihm Gefolg¬
schaft zu leisten, wenn er einen geistigen Zu¬
sammenhang zwischen Nnthan und Shylock
fast paradox herausklügelt. Die Toten leben,
wenigstens in seinem Worte, die Lebenden
aber sterben. Berger ist ein Zögling Landes,
aus seinem Burgtheater hervorgegangen, in
seiner Schule zum Hüter der Rede erwachsen,
deren Bedeutung für die Schauspielkunst er
gewiß richtig, aber rin eben so scharfer Ein¬
seitigkeit wie sein Meister verkündet. Aber
Schauspieler ist mehr als Sprecher, und das
kommt bei seinen oft glänzenden Darlegungen
über das Memorieren des Bühnenkünstlers --
leider nur wieder mehrmals fast mit den
nämlichen Worten gebracht -- nicht ganz zur
Geltung, Und spricht er Laub" den Satz nach,
daß ans der Probe für den Regisseur jedes
-Drama ein Meisterwerk sein soll, noch weniger
als für den Schauspieler der Gegenwart, wo

[Ende Spaltensatz]

Alfred Freiherr v. Berger: Meine Hmn-
vurgische Dramaturgie. Wien, Reisser, 1910,




Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]
Theater

Unbesorgt! DasBuch ist weit besser als sein
Titel, der einen Maßstab darzureichen scheint,
für den weder Inhalt noch Form langt. Auch
stimmt er nicht: ein Sammelsurium von Auf¬
sätzen des verschiedensten Charakters, gänzlich
unverbunden und durch ganz Persönliche kleine
Dichtungen aufgefrischt, heißt keine „Drama¬
turgie", „Hamburgisch" ist Wohl der größte
Teil, aber gar vieles bezieht sich völlig aufs
Burgtheater, nur „Mein" darf es sich in seiner
völlig subjektiven Färbung Wohl nennen. In
jeder Richtung steht der Verfasser als ein
„^fünf bitrons" da; Hamburg schreibt fiel/s
und Burgtheater wird's ausgesprochen, von der
Gegenwart wird geredet und die Schatten
der Vergangenheit stellen sich immer drohend
vor dieselbe. Ein Mann sagt es, der sich voll
Enthusiasmus, den er oft schön dem Leser
mitzuteilen weiß, der Bühne znschwört und
alle Seligkeit auf ihr schaffend empfindet, der
aber doch wieder im Märchentone von dem
Knaben Plaudert, dessen Sehnsucht das Theater
mehr abgefunden als gestillt hat und das ihm
nur Surrogat für höhere Ziele geworden.
Zwiespältig unentschieden ist auch das Buch
als Ganzes, wenn man es so betrachten darf,
geworden: zum größten Teile ist es gedruckte
Rede, gesprochenes Wort, Das gibt den Reiz
des Unmittelbaren, den impulsiver, mitreißen¬
den Ton, aber es verschuldet auch starkeWieder-
holungen, langatmigen und unkorrekten Pc°
riodenbau, flüchtige Behandlung wichtiger,
ermüdende Ausführung unwesentlicher Details.
Manche Partien wieder geraten pedantisch,
schwerfällig im Ausdruck. Allzu Populäres,
das von der Kunst des Sprechers, alte Wahr¬
heiten in neue Sätze zu kleiden, ausreichendsten
Gebrauch macht, so namentlich in Inhalts¬
angaben und Analysen, wird von streng fach¬

[Spaltenumbruch]

wissenschaftlichen und technischen Betrachtungen,
die sich bei all ihrer Feinheit als nicht ge¬
nügend konzentriert erweisen, abgelöst. Man
wird oft angezogen, oft abgestoßen; glücklicher¬
weise ist die Kraft der Anziehung die stärkere
und am stärksten Wohl da, wo der Wider¬
spruch herausgefordert wird.

Ein dikrons" ist auch der Drama¬
turg selbst. Er ist ein glänzender Belcher der
großen Vergangenheit. Die trefflichen Beitrage
zur Szenierung des „Hamlet", die dadurch
nichts um ihren: Werte verlieren, daß die
Grundlage schon in Immermanns Vorschlagen
ruht, die wirklich Poesievolle Herausholung
der Märchenstimmung des „Lear" leiten
würdig die wertvollste Partie des Buches, die
in wärmsten Tone die Rechte Hebbels auf
unsere Bühne verkünden und ihn geradezu
als „Erzieher" für Schauspieler und Drama¬
turgen feiern, ein. Wo es gilt, mit Geist und
nachschaffender Phantasie große Dramen für
moderne Bühnentechnik klar zu legen, da stellt
Berger seinen Mann wie kaum ein anderer.
Dagegen wird es Wohl schwer, ihm Gefolg¬
schaft zu leisten, wenn er einen geistigen Zu¬
sammenhang zwischen Nnthan und Shylock
fast paradox herausklügelt. Die Toten leben,
wenigstens in seinem Worte, die Lebenden
aber sterben. Berger ist ein Zögling Landes,
aus seinem Burgtheater hervorgegangen, in
seiner Schule zum Hüter der Rede erwachsen,
deren Bedeutung für die Schauspielkunst er
gewiß richtig, aber rin eben so scharfer Ein¬
seitigkeit wie sein Meister verkündet. Aber
Schauspieler ist mehr als Sprecher, und das
kommt bei seinen oft glänzenden Darlegungen
über das Memorieren des Bühnenkünstlers —
leider nur wieder mehrmals fast mit den
nämlichen Worten gebracht — nicht ganz zur
Geltung, Und spricht er Laub« den Satz nach,
daß ans der Probe für den Regisseur jedes
-Drama ein Meisterwerk sein soll, noch weniger
als für den Schauspieler der Gegenwart, wo

[Ende Spaltensatz]

Alfred Freiherr v. Berger: Meine Hmn-
vurgische Dramaturgie. Wien, Reisser, 1910,


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[0051] [Abbildung] Maßgebliches und Unmaßgebliches Theater Unbesorgt! DasBuch ist weit besser als sein Titel, der einen Maßstab darzureichen scheint, für den weder Inhalt noch Form langt. Auch stimmt er nicht: ein Sammelsurium von Auf¬ sätzen des verschiedensten Charakters, gänzlich unverbunden und durch ganz Persönliche kleine Dichtungen aufgefrischt, heißt keine „Drama¬ turgie", „Hamburgisch" ist Wohl der größte Teil, aber gar vieles bezieht sich völlig aufs Burgtheater, nur „Mein" darf es sich in seiner völlig subjektiven Färbung Wohl nennen. In jeder Richtung steht der Verfasser als ein „^fünf bitrons" da; Hamburg schreibt fiel/s und Burgtheater wird's ausgesprochen, von der Gegenwart wird geredet und die Schatten der Vergangenheit stellen sich immer drohend vor dieselbe. Ein Mann sagt es, der sich voll Enthusiasmus, den er oft schön dem Leser mitzuteilen weiß, der Bühne znschwört und alle Seligkeit auf ihr schaffend empfindet, der aber doch wieder im Märchentone von dem Knaben Plaudert, dessen Sehnsucht das Theater mehr abgefunden als gestillt hat und das ihm nur Surrogat für höhere Ziele geworden. Zwiespältig unentschieden ist auch das Buch als Ganzes, wenn man es so betrachten darf, geworden: zum größten Teile ist es gedruckte Rede, gesprochenes Wort, Das gibt den Reiz des Unmittelbaren, den impulsiver, mitreißen¬ den Ton, aber es verschuldet auch starkeWieder- holungen, langatmigen und unkorrekten Pc° riodenbau, flüchtige Behandlung wichtiger, ermüdende Ausführung unwesentlicher Details. Manche Partien wieder geraten pedantisch, schwerfällig im Ausdruck. Allzu Populäres, das von der Kunst des Sprechers, alte Wahr¬ heiten in neue Sätze zu kleiden, ausreichendsten Gebrauch macht, so namentlich in Inhalts¬ angaben und Analysen, wird von streng fach¬ wissenschaftlichen und technischen Betrachtungen, die sich bei all ihrer Feinheit als nicht ge¬ nügend konzentriert erweisen, abgelöst. Man wird oft angezogen, oft abgestoßen; glücklicher¬ weise ist die Kraft der Anziehung die stärkere und am stärksten Wohl da, wo der Wider¬ spruch herausgefordert wird. Ein dikrons" ist auch der Drama¬ turg selbst. Er ist ein glänzender Belcher der großen Vergangenheit. Die trefflichen Beitrage zur Szenierung des „Hamlet", die dadurch nichts um ihren: Werte verlieren, daß die Grundlage schon in Immermanns Vorschlagen ruht, die wirklich Poesievolle Herausholung der Märchenstimmung des „Lear" leiten würdig die wertvollste Partie des Buches, die in wärmsten Tone die Rechte Hebbels auf unsere Bühne verkünden und ihn geradezu als „Erzieher" für Schauspieler und Drama¬ turgen feiern, ein. Wo es gilt, mit Geist und nachschaffender Phantasie große Dramen für moderne Bühnentechnik klar zu legen, da stellt Berger seinen Mann wie kaum ein anderer. Dagegen wird es Wohl schwer, ihm Gefolg¬ schaft zu leisten, wenn er einen geistigen Zu¬ sammenhang zwischen Nnthan und Shylock fast paradox herausklügelt. Die Toten leben, wenigstens in seinem Worte, die Lebenden aber sterben. Berger ist ein Zögling Landes, aus seinem Burgtheater hervorgegangen, in seiner Schule zum Hüter der Rede erwachsen, deren Bedeutung für die Schauspielkunst er gewiß richtig, aber rin eben so scharfer Ein¬ seitigkeit wie sein Meister verkündet. Aber Schauspieler ist mehr als Sprecher, und das kommt bei seinen oft glänzenden Darlegungen über das Memorieren des Bühnenkünstlers — leider nur wieder mehrmals fast mit den nämlichen Worten gebracht — nicht ganz zur Geltung, Und spricht er Laub« den Satz nach, daß ans der Probe für den Regisseur jedes -Drama ein Meisterwerk sein soll, noch weniger als für den Schauspieler der Gegenwart, wo Alfred Freiherr v. Berger: Meine Hmn- vurgische Dramaturgie. Wien, Reisser, 1910,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 70, 1911, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341893_318282/51>, abgerufen am 26.05.2024.