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Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Erstes Vierteljahr.

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Lin Später Derer van Voorn

sein muß, ob nicht selbst nach der nunmehr erfolgten Neuregelung der Macht¬
verteilung zwischen beiden Häusern des Parlaments, dem Oberhaus mehr Macht
bleibt, als dem Radikalismus lieb ist. Ein ausgiebiges Maß von Bremswirkung
wird ohne Zweifel auch ein in seinen Rechten beschnittenes und in seiner Zusammen¬
setzung reformiertes Oberhaus immer in England ausüben, wenn es von staats¬
männischem Geist erfüllt ist.

Zu den aktiven Hemmungen des Sozialismus gehören dann schließlich noch
zwei Organisationen, die außerhalb der Parteien stehen wollen, wenn sie auch,
da sie sich einmal mit politischen Dingen befassen, nicht unpolitisch bleiben können.
Die ältere Organisation, die im Jahre 1902 gegründet wurde, ist die "property
ana Liberty veksnse l^eÄAue". In ihr haben sich die letzten Neste des
unentwegter Manchestertums zusammengefunden. Es erhellt, daß die Liga unter
diesen Umständen und unter den heutigen Verhältnissen keinen großen Erfolg
haben kann. Einen Teil ihrer Aufgaben erblickt sie, wie es scheint, darin,
die andere Organisation zu bekämpfen. Diese andere Organisation ist erst im
Jahre 1908 entstanden. Sie führt den Namen "^uti-3c>LiaIi8t Union ok
Qreat-Vritain". Auf einer breiteren Grundlage gegründet, will sie außerhalb
jeder Parteiverbindung stehen, zählen unter ihren Mitgliedern hauptsächlich kon¬
servative Politiker, darunter zahlreiche aus dem Ober- und Unterhaus. Sie
bildet arti-sozialistische Wanderredner aus, hält eifrig arti-sozialistische Vorträge
ab. greift selbständig in die Wahlen ein und scheint über bedeutende Mittel zu
verfügen. Sie lehnt den Sozialismus als wirtschaftliche Lehre ab, will aber
Vorschlägen von sozialistischer Seite, die ihr im Interesse des Landes unbedenklich
oder gar förderlich erscheinen, keineswegs entgegentreten. Ihr Ziel bezeichnet
sie dahin, daß sie der Arbeiterschaft den großen Unterschied klarmachen will,
der "zwischen der Sozialpolitik eines Fürsten Bismarck oder eines Lord Cromer
oder jenes der Herren Sidney Webb oder Kair Hardie besteht". In einzelnen
Wahlkreisen hat ihr Auftreten, wie es scheint, den Sieg der Arbeitparteikandidaten
verhindert. Ob sie weiter eine Rolle in der Entwicklung spielen wird, muß sich
erst zeigen.




Gin später Derer van Doorn
vo" Lcirl Hauptmann
Siebentes Kapitel

Wenn jetzt Hieronnmus van Doorn unter seinen Fischersleuten ging, trug
er ein sehr jaches Wesen zur Schau. Was er sagte, klang hart und unversöhnlich.
Die andächtigen Fischersleute sahen sich dabei oft verwundert an. Es schien
ihnen, als ob Einer mit dem Teufel kämpfte, nicht als spräche der Heiland,
wie es früher war.


Lin Später Derer van Voorn

sein muß, ob nicht selbst nach der nunmehr erfolgten Neuregelung der Macht¬
verteilung zwischen beiden Häusern des Parlaments, dem Oberhaus mehr Macht
bleibt, als dem Radikalismus lieb ist. Ein ausgiebiges Maß von Bremswirkung
wird ohne Zweifel auch ein in seinen Rechten beschnittenes und in seiner Zusammen¬
setzung reformiertes Oberhaus immer in England ausüben, wenn es von staats¬
männischem Geist erfüllt ist.

Zu den aktiven Hemmungen des Sozialismus gehören dann schließlich noch
zwei Organisationen, die außerhalb der Parteien stehen wollen, wenn sie auch,
da sie sich einmal mit politischen Dingen befassen, nicht unpolitisch bleiben können.
Die ältere Organisation, die im Jahre 1902 gegründet wurde, ist die „property
ana Liberty veksnse l^eÄAue". In ihr haben sich die letzten Neste des
unentwegter Manchestertums zusammengefunden. Es erhellt, daß die Liga unter
diesen Umständen und unter den heutigen Verhältnissen keinen großen Erfolg
haben kann. Einen Teil ihrer Aufgaben erblickt sie, wie es scheint, darin,
die andere Organisation zu bekämpfen. Diese andere Organisation ist erst im
Jahre 1908 entstanden. Sie führt den Namen „^uti-3c>LiaIi8t Union ok
Qreat-Vritain". Auf einer breiteren Grundlage gegründet, will sie außerhalb
jeder Parteiverbindung stehen, zählen unter ihren Mitgliedern hauptsächlich kon¬
servative Politiker, darunter zahlreiche aus dem Ober- und Unterhaus. Sie
bildet arti-sozialistische Wanderredner aus, hält eifrig arti-sozialistische Vorträge
ab. greift selbständig in die Wahlen ein und scheint über bedeutende Mittel zu
verfügen. Sie lehnt den Sozialismus als wirtschaftliche Lehre ab, will aber
Vorschlägen von sozialistischer Seite, die ihr im Interesse des Landes unbedenklich
oder gar förderlich erscheinen, keineswegs entgegentreten. Ihr Ziel bezeichnet
sie dahin, daß sie der Arbeiterschaft den großen Unterschied klarmachen will,
der „zwischen der Sozialpolitik eines Fürsten Bismarck oder eines Lord Cromer
oder jenes der Herren Sidney Webb oder Kair Hardie besteht". In einzelnen
Wahlkreisen hat ihr Auftreten, wie es scheint, den Sieg der Arbeitparteikandidaten
verhindert. Ob sie weiter eine Rolle in der Entwicklung spielen wird, muß sich
erst zeigen.




Gin später Derer van Doorn
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Siebentes Kapitel

Wenn jetzt Hieronnmus van Doorn unter seinen Fischersleuten ging, trug
er ein sehr jaches Wesen zur Schau. Was er sagte, klang hart und unversöhnlich.
Die andächtigen Fischersleute sahen sich dabei oft verwundert an. Es schien
ihnen, als ob Einer mit dem Teufel kämpfte, nicht als spräche der Heiland,
wie es früher war.


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[0286] Lin Später Derer van Voorn sein muß, ob nicht selbst nach der nunmehr erfolgten Neuregelung der Macht¬ verteilung zwischen beiden Häusern des Parlaments, dem Oberhaus mehr Macht bleibt, als dem Radikalismus lieb ist. Ein ausgiebiges Maß von Bremswirkung wird ohne Zweifel auch ein in seinen Rechten beschnittenes und in seiner Zusammen¬ setzung reformiertes Oberhaus immer in England ausüben, wenn es von staats¬ männischem Geist erfüllt ist. Zu den aktiven Hemmungen des Sozialismus gehören dann schließlich noch zwei Organisationen, die außerhalb der Parteien stehen wollen, wenn sie auch, da sie sich einmal mit politischen Dingen befassen, nicht unpolitisch bleiben können. Die ältere Organisation, die im Jahre 1902 gegründet wurde, ist die „property ana Liberty veksnse l^eÄAue". In ihr haben sich die letzten Neste des unentwegter Manchestertums zusammengefunden. Es erhellt, daß die Liga unter diesen Umständen und unter den heutigen Verhältnissen keinen großen Erfolg haben kann. Einen Teil ihrer Aufgaben erblickt sie, wie es scheint, darin, die andere Organisation zu bekämpfen. Diese andere Organisation ist erst im Jahre 1908 entstanden. Sie führt den Namen „^uti-3c>LiaIi8t Union ok Qreat-Vritain". Auf einer breiteren Grundlage gegründet, will sie außerhalb jeder Parteiverbindung stehen, zählen unter ihren Mitgliedern hauptsächlich kon¬ servative Politiker, darunter zahlreiche aus dem Ober- und Unterhaus. Sie bildet arti-sozialistische Wanderredner aus, hält eifrig arti-sozialistische Vorträge ab. greift selbständig in die Wahlen ein und scheint über bedeutende Mittel zu verfügen. Sie lehnt den Sozialismus als wirtschaftliche Lehre ab, will aber Vorschlägen von sozialistischer Seite, die ihr im Interesse des Landes unbedenklich oder gar förderlich erscheinen, keineswegs entgegentreten. Ihr Ziel bezeichnet sie dahin, daß sie der Arbeiterschaft den großen Unterschied klarmachen will, der „zwischen der Sozialpolitik eines Fürsten Bismarck oder eines Lord Cromer oder jenes der Herren Sidney Webb oder Kair Hardie besteht". In einzelnen Wahlkreisen hat ihr Auftreten, wie es scheint, den Sieg der Arbeitparteikandidaten verhindert. Ob sie weiter eine Rolle in der Entwicklung spielen wird, muß sich erst zeigen. Gin später Derer van Doorn vo» Lcirl Hauptmann Siebentes Kapitel Wenn jetzt Hieronnmus van Doorn unter seinen Fischersleuten ging, trug er ein sehr jaches Wesen zur Schau. Was er sagte, klang hart und unversöhnlich. Die andächtigen Fischersleute sahen sich dabei oft verwundert an. Es schien ihnen, als ob Einer mit dem Teufel kämpfte, nicht als spräche der Heiland, wie es früher war.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341895_320416/286>, abgerufen am 29.04.2024.