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Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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die Pagoden, die meist als typisch chinesische
Erfindung gelten und doch (man betrachte
diejenigen zu Peiluchen, zu Kindler, zu
Chuangyucnita) das Vorbild des Pharus von
AlcxMdria deutlich erkennen lassen. Der
Schlagdegen der Chinesen mit dem verdickten
Ende (Is, bis 18. Jahrhundert) findet nur in
dem Roiicone der italienischen Frührenaissance
seinesgleichen und Borbild, und die Lust¬
schlösser in Uuanmingyuan bei Peking (1740)
sind chinesische Trinnons und Versailles. Alte
Glaswaren können ihre Abhängigkeit, besonders
in den ältesten Beispielen der kaiserlichen
Schatzkammer zu Japan, nicht verleugnen;
die Gläser erinnern in ihren Formen an den
dorischen ArybaloS (ein Gefäß für Salböl),
an Rheinweingläser (Römer genannt), an
Persische Kannen. Anderseits ist es wiederum
von gleicher Bedeutung, den chinesischen Ein¬
fluß in Europa zu betrachten: wie Böttger
1708 in Dresden zuerst Boccarotonware und
dann Porzellan, das mit Kaolin die Chinesen
selbst erst im fünfzehnten Jahrhundert er¬
funden hatten, nachahmte, oder wie ein
Mann des Volkes, Piching, schon im elften
Jahrhundert bewegliche Drucktypen erfand,
die jedoch die Chinesen oder Koreaner gemein¬
sam mit Europa nicht bor dem fünfzehnten
Jahrhundert zu benutzen wußten.

Mit diesen wenigen Beispielen sei genug
gegeben, um auf die Bedeutung des Buches,
schon als Mnterialsammlung, hinzuweisen und
die Lust zur Lektüre zu wecken.

Dr. Robert (Lorwegh
Wilhelm W"ietzoldt: EinfiihviMj, in die

bildende Kunst.

In zwei Teilen: Tert- und
Tafelbnnü (194 Abbildungen). Leipzig, F.Hirt
und Sohn, 1912.. Geb. 10 M.

Nachdem es beinahe schon Ehrensache jedes
Kunsthistorikers geworden ist, eine allgemeine
Kunstgeschichte entweder von den Chnldäern
bis auf unsere Tage oder wenigstens eine des
neunzehnten Jahrhunderts zu schreiben, ist
man doppelt erfreni, einmal ein gänzlich ab¬
weichendes und anregendes Schema vorzu¬
finden, Kunst aller und neuer Zeit zu be¬
trachten. Waetzoldt, der sich durch seine "Kunst
des Porträts" einen guten Namen gemacht
hat, ist uns die nicht unebene Idee gekommen,
die einzelnen Künste, Architektur, Plastik, Ma¬

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lerei, graphische und angewandte Kunst, nach
einander ästhetisch - Praktisch zu beleuchten. An
der Hand von Beispielen aus der ganze"
Kunstgeschichte stellt er klar und einleuchtend
das Gesetzmäßige der Einzelkünste auf, so daß
wir etwa eine Theorie der Kunst erhalten,
aber ganz vom modernen Standpunkte aus,
von den Werken ausgehend und gnr nicht von
vorgefaßten Ästhetikerineinungen. Es zeugt für
die rein künstlerische Auffassung und hohe didak¬
tische Begabung des Autors, daß er erstaun¬
licherweise in allen Zweigen der Kunst, und
in der alleil ebenso wie in der modernen,
Bescheid weiß und immer den richtigen Stand¬
punkt findet. So wird man zu ununter-
brochener Zustimmung genötigt.

Aber freilich fragt man sich auch, für wen
das Buch geschrieben ist. Es wendet sich näm¬
lich, so lehrreich es auch ist, und so viel De¬
finitionen es gibt, im eigentlichen Sinne we¬
niger an die Laien als an die Eingeweihten.
Es verlangt, um leicht und mit Erfolg ge¬
lesen zu werden, zwar nicht Vorkenntnisse,
Wohl aber (was schwerer iviegt) Bekanntschaft
mit dem Besten aus aller Kunst. Noch eines
hindert vielleicht die reine Poplila risierimgs-
absicht: die Wiederholung der gleichen Unter-
suchungSformen in jedem Abschnitt: "Tech¬
nische Grundlagen und Grundbegriffe" und
"Aufgaben und Mittel (z. B.) plastischer Ge¬
staltung". Hätte der Verfasser statt dessen
zunächst allgemeine Gesetzmäßigkeiten der Kunst
erörtert und etwa die verschiedenen Dar-
stellungsmittel (tektonische, malerische, deko¬
rative, naturalistische, illusionistische usw.) klar
einander gegenübergestellt, so hätte er für die
Einzelkünste nicht nur viele Wiederholungen
gespart, sondern ihre bestimmten Wesensarten
auch viel runder und knapper herausarbeiten
können.

l)r. j)aut Ferd. Schmid
Luftschiffahrt
Luftfahrt und Wissenschaft.

Unter den
Neuerscheinungen auf dein Gebiete der Literatur
über das Lufifahrtwesen gilt die von Joseph
Sticker herausgegebene freie Folge einzelner
Hefte über "Lustfahrt und Wissenschaft" als
eine der vielversprechendsten. Die Schrift-
lcitung setzt sich aus Autoritäten auf den:
Gebiete der Luftfahrt und Wissenschaft zu-

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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die Pagoden, die meist als typisch chinesische
Erfindung gelten und doch (man betrachte
diejenigen zu Peiluchen, zu Kindler, zu
Chuangyucnita) das Vorbild des Pharus von
AlcxMdria deutlich erkennen lassen. Der
Schlagdegen der Chinesen mit dem verdickten
Ende (Is, bis 18. Jahrhundert) findet nur in
dem Roiicone der italienischen Frührenaissance
seinesgleichen und Borbild, und die Lust¬
schlösser in Uuanmingyuan bei Peking (1740)
sind chinesische Trinnons und Versailles. Alte
Glaswaren können ihre Abhängigkeit, besonders
in den ältesten Beispielen der kaiserlichen
Schatzkammer zu Japan, nicht verleugnen;
die Gläser erinnern in ihren Formen an den
dorischen ArybaloS (ein Gefäß für Salböl),
an Rheinweingläser (Römer genannt), an
Persische Kannen. Anderseits ist es wiederum
von gleicher Bedeutung, den chinesischen Ein¬
fluß in Europa zu betrachten: wie Böttger
1708 in Dresden zuerst Boccarotonware und
dann Porzellan, das mit Kaolin die Chinesen
selbst erst im fünfzehnten Jahrhundert er¬
funden hatten, nachahmte, oder wie ein
Mann des Volkes, Piching, schon im elften
Jahrhundert bewegliche Drucktypen erfand,
die jedoch die Chinesen oder Koreaner gemein¬
sam mit Europa nicht bor dem fünfzehnten
Jahrhundert zu benutzen wußten.

Mit diesen wenigen Beispielen sei genug
gegeben, um auf die Bedeutung des Buches,
schon als Mnterialsammlung, hinzuweisen und
die Lust zur Lektüre zu wecken.

Dr. Robert (Lorwegh
Wilhelm W«ietzoldt: EinfiihviMj, in die

bildende Kunst.

In zwei Teilen: Tert- und
Tafelbnnü (194 Abbildungen). Leipzig, F.Hirt
und Sohn, 1912.. Geb. 10 M.

Nachdem es beinahe schon Ehrensache jedes
Kunsthistorikers geworden ist, eine allgemeine
Kunstgeschichte entweder von den Chnldäern
bis auf unsere Tage oder wenigstens eine des
neunzehnten Jahrhunderts zu schreiben, ist
man doppelt erfreni, einmal ein gänzlich ab¬
weichendes und anregendes Schema vorzu¬
finden, Kunst aller und neuer Zeit zu be¬
trachten. Waetzoldt, der sich durch seine „Kunst
des Porträts" einen guten Namen gemacht
hat, ist uns die nicht unebene Idee gekommen,
die einzelnen Künste, Architektur, Plastik, Ma¬

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lerei, graphische und angewandte Kunst, nach
einander ästhetisch - Praktisch zu beleuchten. An
der Hand von Beispielen aus der ganze»
Kunstgeschichte stellt er klar und einleuchtend
das Gesetzmäßige der Einzelkünste auf, so daß
wir etwa eine Theorie der Kunst erhalten,
aber ganz vom modernen Standpunkte aus,
von den Werken ausgehend und gnr nicht von
vorgefaßten Ästhetikerineinungen. Es zeugt für
die rein künstlerische Auffassung und hohe didak¬
tische Begabung des Autors, daß er erstaun¬
licherweise in allen Zweigen der Kunst, und
in der alleil ebenso wie in der modernen,
Bescheid weiß und immer den richtigen Stand¬
punkt findet. So wird man zu ununter-
brochener Zustimmung genötigt.

Aber freilich fragt man sich auch, für wen
das Buch geschrieben ist. Es wendet sich näm¬
lich, so lehrreich es auch ist, und so viel De¬
finitionen es gibt, im eigentlichen Sinne we¬
niger an die Laien als an die Eingeweihten.
Es verlangt, um leicht und mit Erfolg ge¬
lesen zu werden, zwar nicht Vorkenntnisse,
Wohl aber (was schwerer iviegt) Bekanntschaft
mit dem Besten aus aller Kunst. Noch eines
hindert vielleicht die reine Poplila risierimgs-
absicht: die Wiederholung der gleichen Unter-
suchungSformen in jedem Abschnitt: „Tech¬
nische Grundlagen und Grundbegriffe" und
„Aufgaben und Mittel (z. B.) plastischer Ge¬
staltung". Hätte der Verfasser statt dessen
zunächst allgemeine Gesetzmäßigkeiten der Kunst
erörtert und etwa die verschiedenen Dar-
stellungsmittel (tektonische, malerische, deko¬
rative, naturalistische, illusionistische usw.) klar
einander gegenübergestellt, so hätte er für die
Einzelkünste nicht nur viele Wiederholungen
gespart, sondern ihre bestimmten Wesensarten
auch viel runder und knapper herausarbeiten
können.

l)r. j)aut Ferd. Schmid
Luftschiffahrt
Luftfahrt und Wissenschaft.

Unter den
Neuerscheinungen auf dein Gebiete der Literatur
über das Lufifahrtwesen gilt die von Joseph
Sticker herausgegebene freie Folge einzelner
Hefte über „Lustfahrt und Wissenschaft" als
eine der vielversprechendsten. Die Schrift-
lcitung setzt sich aus Autoritäten auf den:
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[0255] Maßgebliches und Unmaßgebliches die Pagoden, die meist als typisch chinesische Erfindung gelten und doch (man betrachte diejenigen zu Peiluchen, zu Kindler, zu Chuangyucnita) das Vorbild des Pharus von AlcxMdria deutlich erkennen lassen. Der Schlagdegen der Chinesen mit dem verdickten Ende (Is, bis 18. Jahrhundert) findet nur in dem Roiicone der italienischen Frührenaissance seinesgleichen und Borbild, und die Lust¬ schlösser in Uuanmingyuan bei Peking (1740) sind chinesische Trinnons und Versailles. Alte Glaswaren können ihre Abhängigkeit, besonders in den ältesten Beispielen der kaiserlichen Schatzkammer zu Japan, nicht verleugnen; die Gläser erinnern in ihren Formen an den dorischen ArybaloS (ein Gefäß für Salböl), an Rheinweingläser (Römer genannt), an Persische Kannen. Anderseits ist es wiederum von gleicher Bedeutung, den chinesischen Ein¬ fluß in Europa zu betrachten: wie Böttger 1708 in Dresden zuerst Boccarotonware und dann Porzellan, das mit Kaolin die Chinesen selbst erst im fünfzehnten Jahrhundert er¬ funden hatten, nachahmte, oder wie ein Mann des Volkes, Piching, schon im elften Jahrhundert bewegliche Drucktypen erfand, die jedoch die Chinesen oder Koreaner gemein¬ sam mit Europa nicht bor dem fünfzehnten Jahrhundert zu benutzen wußten. Mit diesen wenigen Beispielen sei genug gegeben, um auf die Bedeutung des Buches, schon als Mnterialsammlung, hinzuweisen und die Lust zur Lektüre zu wecken. Dr. Robert (Lorwegh Wilhelm W«ietzoldt: EinfiihviMj, in die bildende Kunst. In zwei Teilen: Tert- und Tafelbnnü (194 Abbildungen). Leipzig, F.Hirt und Sohn, 1912.. Geb. 10 M. Nachdem es beinahe schon Ehrensache jedes Kunsthistorikers geworden ist, eine allgemeine Kunstgeschichte entweder von den Chnldäern bis auf unsere Tage oder wenigstens eine des neunzehnten Jahrhunderts zu schreiben, ist man doppelt erfreni, einmal ein gänzlich ab¬ weichendes und anregendes Schema vorzu¬ finden, Kunst aller und neuer Zeit zu be¬ trachten. Waetzoldt, der sich durch seine „Kunst des Porträts" einen guten Namen gemacht hat, ist uns die nicht unebene Idee gekommen, die einzelnen Künste, Architektur, Plastik, Ma¬ lerei, graphische und angewandte Kunst, nach einander ästhetisch - Praktisch zu beleuchten. An der Hand von Beispielen aus der ganze» Kunstgeschichte stellt er klar und einleuchtend das Gesetzmäßige der Einzelkünste auf, so daß wir etwa eine Theorie der Kunst erhalten, aber ganz vom modernen Standpunkte aus, von den Werken ausgehend und gnr nicht von vorgefaßten Ästhetikerineinungen. Es zeugt für die rein künstlerische Auffassung und hohe didak¬ tische Begabung des Autors, daß er erstaun¬ licherweise in allen Zweigen der Kunst, und in der alleil ebenso wie in der modernen, Bescheid weiß und immer den richtigen Stand¬ punkt findet. So wird man zu ununter- brochener Zustimmung genötigt. Aber freilich fragt man sich auch, für wen das Buch geschrieben ist. Es wendet sich näm¬ lich, so lehrreich es auch ist, und so viel De¬ finitionen es gibt, im eigentlichen Sinne we¬ niger an die Laien als an die Eingeweihten. Es verlangt, um leicht und mit Erfolg ge¬ lesen zu werden, zwar nicht Vorkenntnisse, Wohl aber (was schwerer iviegt) Bekanntschaft mit dem Besten aus aller Kunst. Noch eines hindert vielleicht die reine Poplila risierimgs- absicht: die Wiederholung der gleichen Unter- suchungSformen in jedem Abschnitt: „Tech¬ nische Grundlagen und Grundbegriffe" und „Aufgaben und Mittel (z. B.) plastischer Ge¬ staltung". Hätte der Verfasser statt dessen zunächst allgemeine Gesetzmäßigkeiten der Kunst erörtert und etwa die verschiedenen Dar- stellungsmittel (tektonische, malerische, deko¬ rative, naturalistische, illusionistische usw.) klar einander gegenübergestellt, so hätte er für die Einzelkünste nicht nur viele Wiederholungen gespart, sondern ihre bestimmten Wesensarten auch viel runder und knapper herausarbeiten können. l)r. j)aut Ferd. Schmid Luftschiffahrt Luftfahrt und Wissenschaft. Unter den Neuerscheinungen auf dein Gebiete der Literatur über das Lufifahrtwesen gilt die von Joseph Sticker herausgegebene freie Folge einzelner Hefte über „Lustfahrt und Wissenschaft" als eine der vielversprechendsten. Die Schrift- lcitung setzt sich aus Autoritäten auf den: Gebiete der Luftfahrt und Wissenschaft zu-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341895_321082/255>, abgerufen am 26.05.2024.