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Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Zweites Vierteljahr.

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Reichsspiegel
Die ausländischen Arbeiter in Deutschland

Die deutsche Feldarbeiterzentralstelle hat unlängst ihren Jahresbericht über
die Tätigkeit im Geschäftsjahr 1910/11 vorgelegt. Der diesjährige Bericht
stellt zum großen Teil einen Abwehrversuch gegenüber Kritiken dar. die seinerzeit
an dem vorjährigen Bericht aus nationalen Kreisen geübt worden sind.

Zunächst wollen wir das Tatsächliche aus dem neuen Bericht hervorheben,
der wiederum eine Steigerung der Tätigkeit der Zentralstelle ergibt, d. h. auf
eine fortgesetzte Vermehrung der Beschäftigung ausländischer Arbeiter in Deutsch¬
land schließen läßt. Die Haupttätigkeit der deutschen Feldarbeiterzentralstelle
besteht -- auf Grund einer ihr von der Regierung erteilten Befugnis -- im
Ausfüllen von Legitimationskarten für die ausländischen Arbeiter, zu welchem
Behuf an den Grenzstationen Kontrollämter eingerichtet sind. Neben der Legi¬
timierung der ausländischen Arbeiter betreibt die Zentralstelle in begrenztem
Umfange auch die Arbeitsvermittlung. Die Zentralstelle unterhält rund ein halbes
Hundert Abfertigungsstellen für die Legitimierung in den verschiedenen Grenz¬
ämtern. Die Kontrolle der ausländischen Arbeiter ist noch keine ganz vollständige.
Ursprünglich hat nur Preußen die Feldarbeiterzentralstelle mit dieser Kontrolle
beauftragt; dann aber haben sich auch andere Staaten, insbesondere Sachsen,
angeschlossen, und in jüngerer Zeit hat das Reichsamt des Innern bei den
einzelnen Bundesregierungen vorgeschlagen, daß sie sich vollzählig dem preußischen
Vorgehen anschließen mögen -- ein Vorschlag, der jedoch noch nicht allseitige
Annahme gefunden hat. So ist denn die wirkliche Zahl der in Deutschland
beschäftigten ausländischen Arbeiter noch beträchtlich größer als die Zahl, die
sich aus den Legitimationskarten der Feldarbeiterzentralstelle ergibt; d. h. sie
wird im letzten Jahre die Höhe von 700000 Köpfen beträchtlich überschritten
haben. Die Zentralstelle ihrerseits berichtet:

An Legitimationskarten wurden ausgegeben an:




Reichsspiegel
Die ausländischen Arbeiter in Deutschland

Die deutsche Feldarbeiterzentralstelle hat unlängst ihren Jahresbericht über
die Tätigkeit im Geschäftsjahr 1910/11 vorgelegt. Der diesjährige Bericht
stellt zum großen Teil einen Abwehrversuch gegenüber Kritiken dar. die seinerzeit
an dem vorjährigen Bericht aus nationalen Kreisen geübt worden sind.

Zunächst wollen wir das Tatsächliche aus dem neuen Bericht hervorheben,
der wiederum eine Steigerung der Tätigkeit der Zentralstelle ergibt, d. h. auf
eine fortgesetzte Vermehrung der Beschäftigung ausländischer Arbeiter in Deutsch¬
land schließen läßt. Die Haupttätigkeit der deutschen Feldarbeiterzentralstelle
besteht — auf Grund einer ihr von der Regierung erteilten Befugnis — im
Ausfüllen von Legitimationskarten für die ausländischen Arbeiter, zu welchem
Behuf an den Grenzstationen Kontrollämter eingerichtet sind. Neben der Legi¬
timierung der ausländischen Arbeiter betreibt die Zentralstelle in begrenztem
Umfange auch die Arbeitsvermittlung. Die Zentralstelle unterhält rund ein halbes
Hundert Abfertigungsstellen für die Legitimierung in den verschiedenen Grenz¬
ämtern. Die Kontrolle der ausländischen Arbeiter ist noch keine ganz vollständige.
Ursprünglich hat nur Preußen die Feldarbeiterzentralstelle mit dieser Kontrolle
beauftragt; dann aber haben sich auch andere Staaten, insbesondere Sachsen,
angeschlossen, und in jüngerer Zeit hat das Reichsamt des Innern bei den
einzelnen Bundesregierungen vorgeschlagen, daß sie sich vollzählig dem preußischen
Vorgehen anschließen mögen — ein Vorschlag, der jedoch noch nicht allseitige
Annahme gefunden hat. So ist denn die wirkliche Zahl der in Deutschland
beschäftigten ausländischen Arbeiter noch beträchtlich größer als die Zahl, die
sich aus den Legitimationskarten der Feldarbeiterzentralstelle ergibt; d. h. sie
wird im letzten Jahre die Höhe von 700000 Köpfen beträchtlich überschritten
haben. Die Zentralstelle ihrerseits berichtet:

An Legitimationskarten wurden ausgegeben an:


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[0602] [Abbildung] Reichsspiegel Die ausländischen Arbeiter in Deutschland Die deutsche Feldarbeiterzentralstelle hat unlängst ihren Jahresbericht über die Tätigkeit im Geschäftsjahr 1910/11 vorgelegt. Der diesjährige Bericht stellt zum großen Teil einen Abwehrversuch gegenüber Kritiken dar. die seinerzeit an dem vorjährigen Bericht aus nationalen Kreisen geübt worden sind. Zunächst wollen wir das Tatsächliche aus dem neuen Bericht hervorheben, der wiederum eine Steigerung der Tätigkeit der Zentralstelle ergibt, d. h. auf eine fortgesetzte Vermehrung der Beschäftigung ausländischer Arbeiter in Deutsch¬ land schließen läßt. Die Haupttätigkeit der deutschen Feldarbeiterzentralstelle besteht — auf Grund einer ihr von der Regierung erteilten Befugnis — im Ausfüllen von Legitimationskarten für die ausländischen Arbeiter, zu welchem Behuf an den Grenzstationen Kontrollämter eingerichtet sind. Neben der Legi¬ timierung der ausländischen Arbeiter betreibt die Zentralstelle in begrenztem Umfange auch die Arbeitsvermittlung. Die Zentralstelle unterhält rund ein halbes Hundert Abfertigungsstellen für die Legitimierung in den verschiedenen Grenz¬ ämtern. Die Kontrolle der ausländischen Arbeiter ist noch keine ganz vollständige. Ursprünglich hat nur Preußen die Feldarbeiterzentralstelle mit dieser Kontrolle beauftragt; dann aber haben sich auch andere Staaten, insbesondere Sachsen, angeschlossen, und in jüngerer Zeit hat das Reichsamt des Innern bei den einzelnen Bundesregierungen vorgeschlagen, daß sie sich vollzählig dem preußischen Vorgehen anschließen mögen — ein Vorschlag, der jedoch noch nicht allseitige Annahme gefunden hat. So ist denn die wirkliche Zahl der in Deutschland beschäftigten ausländischen Arbeiter noch beträchtlich größer als die Zahl, die sich aus den Legitimationskarten der Feldarbeiterzentralstelle ergibt; d. h. sie wird im letzten Jahre die Höhe von 700000 Köpfen beträchtlich überschritten haben. Die Zentralstelle ihrerseits berichtet: An Legitimationskarten wurden ausgegeben an:

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341895_321082/602>, abgerufen am 26.05.2024.