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Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Zweites Vierteljahr.

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Rcichsspii'gel
1909,1.01910/11mithin 1910/11 gegenüber
1909/10 weniger --, mehr
1. Arbeiter aus Rußland:
23987925314313264
Ruthenen . .136383-4- 262
23337-I- 4226
Polen834477756.7-- 5880
8195682718-I- 762
Deutsche.......4694968390-I- 11441
8, Ungarn.........2320917389-- 6820
4, Italiener........3967247 690->- 3018
6. Niederländer und Belgier , . ,63995637439748
ö, Franzosen und Luxemburger . ,710793-i- 83
7. Dänen, Schweden u, Norweger ,76249849-s- 2226
8. Verschiedene Nationalitäten . .46 2466101814773
64293369602663092
Es wurden legitimiert:1909/101910/11
für die Landwirtschaft. . 374751337902
" " Industrie . . .268182308123

Aus diesen tabellarischen Übersichten ergibt sich, daß in erster Linie wiederum
die Einführung polnischer Arbeiter aus Rußland sich bedeutend vermehrt hat,
also gerade die unter nationalen Gesichtspunkten am wenigsten erwünschte Zu¬
wanderung. Die Zentralstelle klagt über verschiedene Schwierigkeiten, die ihr im
laufenden Berichtsjahr durch besondere Umstände bereitet worden sind. (Und
trotzdem die Zunahme!) Darüber besagt der Geschäftsbericht:

"Unsere Vermittlungstätigkeit hat in diesem Jahre mit erheblichen Schwierig¬
keiten zu kämpfen gehabt. Im frühen Frühjahre waren die Witterungsverhältnisse
in unseren wichtigsten Anwerbungsgeoieten der Abwanderung der Arbeiter sehr
ungünstig. Anfangs starke Kälte und hoher Schnee, dann plötzliches Tauwetter,
das Überschwemmungen herbeiführte und alle Straßen und Wege unpassierbar
machte. Die Folge davon war, daß wir in diesem Jahre bis in den März
hinein so gut wie gar kein Angebot in unseren Grenzämtern hatten, wo sich
sonst schon Tausende von Leuten zu den Verträgen zu drängen pflegten, und
daß es auch den Agenten nicht gelang, eine irgendwie erhebliche Zahl von
Arbeitern heranzuschaffen. Als dann die Abwanderung einsetzte, zeigte es sich,
daß zwar der Andrang in der kurzen, noch bis Ostern zur Verfügung stehenden
Periode ein gewaltiger war, so daß unsere Grenzämter die Arbeit kaum zu
bewältigen vermochten, daß aber der verstärkten deutschen Nachfrage nicht ein
ausreichendes ausländisches Angebot gegenüberstand. Schon in der zweiten
Hälfte des April setzte eine bedenkliche Knappheit an Arbeitskräften ein, die in
immer verstärktem Maße das ganze Vermittlungsjahr über anhielt. Ganz
besonders hatte hierunter die Nachfrage der Landwirtschaft zu leiden, und nur
der Umstand, daß in großen und für die Beschäftigung ausländischer Arbeiter


Rcichsspii'gel
1909,1.01910/11mithin 1910/11 gegenüber
1909/10 weniger —, mehr
1. Arbeiter aus Rußland:
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für die Landwirtschaft. . 374751337902
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Aus diesen tabellarischen Übersichten ergibt sich, daß in erster Linie wiederum
die Einführung polnischer Arbeiter aus Rußland sich bedeutend vermehrt hat,
also gerade die unter nationalen Gesichtspunkten am wenigsten erwünschte Zu¬
wanderung. Die Zentralstelle klagt über verschiedene Schwierigkeiten, die ihr im
laufenden Berichtsjahr durch besondere Umstände bereitet worden sind. (Und
trotzdem die Zunahme!) Darüber besagt der Geschäftsbericht:

„Unsere Vermittlungstätigkeit hat in diesem Jahre mit erheblichen Schwierig¬
keiten zu kämpfen gehabt. Im frühen Frühjahre waren die Witterungsverhältnisse
in unseren wichtigsten Anwerbungsgeoieten der Abwanderung der Arbeiter sehr
ungünstig. Anfangs starke Kälte und hoher Schnee, dann plötzliches Tauwetter,
das Überschwemmungen herbeiführte und alle Straßen und Wege unpassierbar
machte. Die Folge davon war, daß wir in diesem Jahre bis in den März
hinein so gut wie gar kein Angebot in unseren Grenzämtern hatten, wo sich
sonst schon Tausende von Leuten zu den Verträgen zu drängen pflegten, und
daß es auch den Agenten nicht gelang, eine irgendwie erhebliche Zahl von
Arbeitern heranzuschaffen. Als dann die Abwanderung einsetzte, zeigte es sich,
daß zwar der Andrang in der kurzen, noch bis Ostern zur Verfügung stehenden
Periode ein gewaltiger war, so daß unsere Grenzämter die Arbeit kaum zu
bewältigen vermochten, daß aber der verstärkten deutschen Nachfrage nicht ein
ausreichendes ausländisches Angebot gegenüberstand. Schon in der zweiten
Hälfte des April setzte eine bedenkliche Knappheit an Arbeitskräften ein, die in
immer verstärktem Maße das ganze Vermittlungsjahr über anhielt. Ganz
besonders hatte hierunter die Nachfrage der Landwirtschaft zu leiden, und nur
der Umstand, daß in großen und für die Beschäftigung ausländischer Arbeiter


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341895_321082/603>, abgerufen am 17.06.2024.