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Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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Interessen zugunsten der katholischen beein¬
trächtigt.

Schon diese Seite der Sachlage ergibt
deutlich, daß man die Aufgabe, die die
Volisschulgesetzgebung lösen soll, unter dem
Schlagwort "konfessionelle Volksschule" nicht
richtig fassen kann. So empfindliche feine
Dinge lassen sich nur mit unerbittlich
nüchterner Offenheit gegen alle beteiligten
Mächte und gegen sich selbst bearbeiten. Diese
Offenheit aber fordert den Verzicht auf
Schlagworte, die Wahrung der staatlichen
Hoheitsrechte in einer staatlichen Anstalt, und
damit die Preisgabe der konfessionellen Schul-
Dr. G. Zöphel- gemeinde.

Genealogie

Ganz besonders schlecht kommen im
"Semigotha" diejenigen Geschlechter weg, die in
derNeuzeit in den Erbadel gelangt sind und aus
Frankfurt a.M, stammen. Namentlich natür¬
lich, wenn sie Bankgeschäfte haben, gehabt haben
oder an solchen beteiligt sind oder beteiligt
waren. Ein erfolgreicher Bankherr kann ganz
offenbar für die "Gelehrten" des "Semigotha"
nur ein "semit", niemals ein echter "Arioger-
mane" seinl

Der tüchtige Sonderforscher für Frank¬
furter Genealogie Karl Kiefer in Frankfurt
a. M -Süd hat in einem Rundschreiben vom
8. Juni 1912 bereits auf folgende irrtümliche
Zuschreibungen Frankfurter Geschlechter zum
Judentums seitens des "Semigotha" auf¬
merksam gemacht:

1. von Bethmann (

"Semigotha" S. 276 ff.).
Über "die Ahnen des Reichskanzlers von
Bethmann - Hollweg" habe ich in Ur. 49
dieser Zeitschrift vom 6. Dezember 1911 selbst
ausführlich gehandelt und kann hier darauf
verweisen. Ich stelle nur nochmals fest, daß
der Reichskanzler Dr. Theobald von Beth¬
mann-Hollweg den: Stamme nach ein Hollweg
ist und kein Bethmann; daß die Bethmann
ein altes, christliches Goslarer Geschlecht sind,
das im Jahre 1416 zum ersten Male in den
Urkunden vorkommt; daß die Hollweg aus
einem Butzbacher Pfarrerstamm und von dem
Gießener Bürger Johannes Hollweg der
zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts
abstammen; daß endlich auf der ganz genau
und weit zurück untersuchten Ahnentafel des

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fünften Kanzlers des Deutschen Reiches nir¬
gends eine Stelle ist, an der das Eindringen
eines Tröpfleins jüdischen Blutes erkennbar
Wäre. Auf die "de Bethmann" des Stammes
Metzler zu Bordeaux komme ich unten zurück.

2. von Vermis.

Der "Semigotha" (Seite
102 f.) läßt die "Freiherren von Bcrnus",
die ausgestorben sind und nnr in einem
Adoptivstamme weiter blühen, Judenabkömm¬
linge und "aus dein Stamme Jsaschar" sein,
er weiß nicht, daß es zwei, am 27. Januar
1912 in den preußischen Erbadel gelangte,
Mitglieder des alten Stammes der Bernus
gibt und erklärt den Namen als "Ber-nus",
also als "Sohn des Beer". Demgegenüber
stellt Kiefer fest, daß der älteste, bis jetzt
auffindbare Ahnherr, Jakob Bernus/gestorben
ISIS zu Heman, katholisch und ein aus
Piacenza gebürtiger Italiener war. Der Name
"Bernus" finde sich in Piacenza zahlreich in
den Formen: "Bernus", "Berni", "Berna",
"Bernini" und sei italienisch.

3. von Grnnelius.

Der "Semigotha"
(S. 369) behauptet, dieses Geschlecht sei "aus
dem Stamme Manasse" und "noch nicht lange
evangelisch". Kiefer stellt demgegenüber fest,
daß die geadelten Grunelius der Neuzeit
zum ältesten bisher bekannten Ahnen einen
Jost Grunelius haben, der Bürger der
Reichsstadt Friedberg in der Wetterau war
und einen Sohn hatte, der Johannes hieß
und von 1678 bis 1611 evangelischer Pfarrer
zu Ossenheim bei Friedberg gewesen ist.
Kiefer hat den Stammbaum ausführlich im
Jahre 1909 in den "Frankfurter Blättern
für Familiengeschichte" veröffentlicht. Ein
Blick in die Stammreihe der Grunelius im
"Gothaischen Genealogischen Taschenbuch der
Vriefadeligen Häuser", Jahrg. 1907, S. 240,
hätte die "Gelehrten" des "Semigotha" er¬
kennen lassen müssen, daß sie sich auch hier
mit ihrer Annahme jüdischer Abstammung
aus dem Holzwege befinden.

4. Freiherren Allcsina genannt von

Schweizer.

Ich gehe auf dieses Geschlecht
nur ganz kurz ein, weil der "Semigotha"
gerade nur den Namen nennt. Er bringt
diesen auf S. 267, verweist hier aber auf
den Buchstaben "S", dort ist dann unter
Schweitzer ein ganz anderes Geschlecht be¬
handelt. Kiefer hat den Stnmmbaum der

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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Interessen zugunsten der katholischen beein¬
trächtigt.

Schon diese Seite der Sachlage ergibt
deutlich, daß man die Aufgabe, die die
Volisschulgesetzgebung lösen soll, unter dem
Schlagwort „konfessionelle Volksschule" nicht
richtig fassen kann. So empfindliche feine
Dinge lassen sich nur mit unerbittlich
nüchterner Offenheit gegen alle beteiligten
Mächte und gegen sich selbst bearbeiten. Diese
Offenheit aber fordert den Verzicht auf
Schlagworte, die Wahrung der staatlichen
Hoheitsrechte in einer staatlichen Anstalt, und
damit die Preisgabe der konfessionellen Schul-
Dr. G. Zöphel- gemeinde.

Genealogie

Ganz besonders schlecht kommen im
„Semigotha" diejenigen Geschlechter weg, die in
derNeuzeit in den Erbadel gelangt sind und aus
Frankfurt a.M, stammen. Namentlich natür¬
lich, wenn sie Bankgeschäfte haben, gehabt haben
oder an solchen beteiligt sind oder beteiligt
waren. Ein erfolgreicher Bankherr kann ganz
offenbar für die „Gelehrten" des „Semigotha"
nur ein „semit", niemals ein echter „Arioger-
mane" seinl

Der tüchtige Sonderforscher für Frank¬
furter Genealogie Karl Kiefer in Frankfurt
a. M -Süd hat in einem Rundschreiben vom
8. Juni 1912 bereits auf folgende irrtümliche
Zuschreibungen Frankfurter Geschlechter zum
Judentums seitens des „Semigotha" auf¬
merksam gemacht:

1. von Bethmann (

„Semigotha" S. 276 ff.).
Über „die Ahnen des Reichskanzlers von
Bethmann - Hollweg" habe ich in Ur. 49
dieser Zeitschrift vom 6. Dezember 1911 selbst
ausführlich gehandelt und kann hier darauf
verweisen. Ich stelle nur nochmals fest, daß
der Reichskanzler Dr. Theobald von Beth¬
mann-Hollweg den: Stamme nach ein Hollweg
ist und kein Bethmann; daß die Bethmann
ein altes, christliches Goslarer Geschlecht sind,
das im Jahre 1416 zum ersten Male in den
Urkunden vorkommt; daß die Hollweg aus
einem Butzbacher Pfarrerstamm und von dem
Gießener Bürger Johannes Hollweg der
zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts
abstammen; daß endlich auf der ganz genau
und weit zurück untersuchten Ahnentafel des

[Spaltenumbruch]

fünften Kanzlers des Deutschen Reiches nir¬
gends eine Stelle ist, an der das Eindringen
eines Tröpfleins jüdischen Blutes erkennbar
Wäre. Auf die „de Bethmann" des Stammes
Metzler zu Bordeaux komme ich unten zurück.

2. von Vermis.

Der „Semigotha" (Seite
102 f.) läßt die „Freiherren von Bcrnus",
die ausgestorben sind und nnr in einem
Adoptivstamme weiter blühen, Judenabkömm¬
linge und „aus dein Stamme Jsaschar" sein,
er weiß nicht, daß es zwei, am 27. Januar
1912 in den preußischen Erbadel gelangte,
Mitglieder des alten Stammes der Bernus
gibt und erklärt den Namen als „Ber-nus",
also als „Sohn des Beer". Demgegenüber
stellt Kiefer fest, daß der älteste, bis jetzt
auffindbare Ahnherr, Jakob Bernus/gestorben
ISIS zu Heman, katholisch und ein aus
Piacenza gebürtiger Italiener war. Der Name
„Bernus" finde sich in Piacenza zahlreich in
den Formen: „Bernus", „Berni", „Berna",
„Bernini" und sei italienisch.

3. von Grnnelius.

Der „Semigotha"
(S. 369) behauptet, dieses Geschlecht sei „aus
dem Stamme Manasse" und „noch nicht lange
evangelisch". Kiefer stellt demgegenüber fest,
daß die geadelten Grunelius der Neuzeit
zum ältesten bisher bekannten Ahnen einen
Jost Grunelius haben, der Bürger der
Reichsstadt Friedberg in der Wetterau war
und einen Sohn hatte, der Johannes hieß
und von 1678 bis 1611 evangelischer Pfarrer
zu Ossenheim bei Friedberg gewesen ist.
Kiefer hat den Stammbaum ausführlich im
Jahre 1909 in den „Frankfurter Blättern
für Familiengeschichte" veröffentlicht. Ein
Blick in die Stammreihe der Grunelius im
„Gothaischen Genealogischen Taschenbuch der
Vriefadeligen Häuser", Jahrg. 1907, S. 240,
hätte die „Gelehrten" des „Semigotha" er¬
kennen lassen müssen, daß sie sich auch hier
mit ihrer Annahme jüdischer Abstammung
aus dem Holzwege befinden.

4. Freiherren Allcsina genannt von

Schweizer.

Ich gehe auf dieses Geschlecht
nur ganz kurz ein, weil der „Semigotha"
gerade nur den Namen nennt. Er bringt
diesen auf S. 267, verweist hier aber auf
den Buchstaben „S", dort ist dann unter
Schweitzer ein ganz anderes Geschlecht be¬
handelt. Kiefer hat den Stnmmbaum der

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[0586] Maßgebliches und Unmaßgebliches Interessen zugunsten der katholischen beein¬ trächtigt. Schon diese Seite der Sachlage ergibt deutlich, daß man die Aufgabe, die die Volisschulgesetzgebung lösen soll, unter dem Schlagwort „konfessionelle Volksschule" nicht richtig fassen kann. So empfindliche feine Dinge lassen sich nur mit unerbittlich nüchterner Offenheit gegen alle beteiligten Mächte und gegen sich selbst bearbeiten. Diese Offenheit aber fordert den Verzicht auf Schlagworte, die Wahrung der staatlichen Hoheitsrechte in einer staatlichen Anstalt, und damit die Preisgabe der konfessionellen Schul- Dr. G. Zöphel- gemeinde. Genealogie Ganz besonders schlecht kommen im „Semigotha" diejenigen Geschlechter weg, die in derNeuzeit in den Erbadel gelangt sind und aus Frankfurt a.M, stammen. Namentlich natür¬ lich, wenn sie Bankgeschäfte haben, gehabt haben oder an solchen beteiligt sind oder beteiligt waren. Ein erfolgreicher Bankherr kann ganz offenbar für die „Gelehrten" des „Semigotha" nur ein „semit", niemals ein echter „Arioger- mane" seinl Der tüchtige Sonderforscher für Frank¬ furter Genealogie Karl Kiefer in Frankfurt a. M -Süd hat in einem Rundschreiben vom 8. Juni 1912 bereits auf folgende irrtümliche Zuschreibungen Frankfurter Geschlechter zum Judentums seitens des „Semigotha" auf¬ merksam gemacht: 1. von Bethmann ( „Semigotha" S. 276 ff.). Über „die Ahnen des Reichskanzlers von Bethmann - Hollweg" habe ich in Ur. 49 dieser Zeitschrift vom 6. Dezember 1911 selbst ausführlich gehandelt und kann hier darauf verweisen. Ich stelle nur nochmals fest, daß der Reichskanzler Dr. Theobald von Beth¬ mann-Hollweg den: Stamme nach ein Hollweg ist und kein Bethmann; daß die Bethmann ein altes, christliches Goslarer Geschlecht sind, das im Jahre 1416 zum ersten Male in den Urkunden vorkommt; daß die Hollweg aus einem Butzbacher Pfarrerstamm und von dem Gießener Bürger Johannes Hollweg der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts abstammen; daß endlich auf der ganz genau und weit zurück untersuchten Ahnentafel des fünften Kanzlers des Deutschen Reiches nir¬ gends eine Stelle ist, an der das Eindringen eines Tröpfleins jüdischen Blutes erkennbar Wäre. Auf die „de Bethmann" des Stammes Metzler zu Bordeaux komme ich unten zurück. 2. von Vermis. Der „Semigotha" (Seite 102 f.) läßt die „Freiherren von Bcrnus", die ausgestorben sind und nnr in einem Adoptivstamme weiter blühen, Judenabkömm¬ linge und „aus dein Stamme Jsaschar" sein, er weiß nicht, daß es zwei, am 27. Januar 1912 in den preußischen Erbadel gelangte, Mitglieder des alten Stammes der Bernus gibt und erklärt den Namen als „Ber-nus", also als „Sohn des Beer". Demgegenüber stellt Kiefer fest, daß der älteste, bis jetzt auffindbare Ahnherr, Jakob Bernus/gestorben ISIS zu Heman, katholisch und ein aus Piacenza gebürtiger Italiener war. Der Name „Bernus" finde sich in Piacenza zahlreich in den Formen: „Bernus", „Berni", „Berna", „Bernini" und sei italienisch. 3. von Grnnelius. Der „Semigotha" (S. 369) behauptet, dieses Geschlecht sei „aus dem Stamme Manasse" und „noch nicht lange evangelisch". Kiefer stellt demgegenüber fest, daß die geadelten Grunelius der Neuzeit zum ältesten bisher bekannten Ahnen einen Jost Grunelius haben, der Bürger der Reichsstadt Friedberg in der Wetterau war und einen Sohn hatte, der Johannes hieß und von 1678 bis 1611 evangelischer Pfarrer zu Ossenheim bei Friedberg gewesen ist. Kiefer hat den Stammbaum ausführlich im Jahre 1909 in den „Frankfurter Blättern für Familiengeschichte" veröffentlicht. Ein Blick in die Stammreihe der Grunelius im „Gothaischen Genealogischen Taschenbuch der Vriefadeligen Häuser", Jahrg. 1907, S. 240, hätte die „Gelehrten" des „Semigotha" er¬ kennen lassen müssen, daß sie sich auch hier mit ihrer Annahme jüdischer Abstammung aus dem Holzwege befinden. 4. Freiherren Allcsina genannt von Schweizer. Ich gehe auf dieses Geschlecht nur ganz kurz ein, weil der „Semigotha" gerade nur den Namen nennt. Er bringt diesen auf S. 267, verweist hier aber auf den Buchstaben „S", dort ist dann unter Schweitzer ein ganz anderes Geschlecht be¬ handelt. Kiefer hat den Stnmmbaum der

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 71, 1912, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341895_321746/586>, abgerufen am 05.05.2024.